Hallo zusammen,
ich gebe Euch hier eine Zusammenfassung von Palls Aussagen zum Vitamin B12 in der Behandlung von Multisystemerkrankungen, die er in Kapitel 6
Wirkstoffe, die die Stickoxid-Spiegel verringern sind nützlich in der Behandlung von Multisystemerkrankungen: Hydroxocobalamin (Vitamin B12) und Paroxetin
seines Buches
Pall, Dr. (PhD) Martin L.: Explaining 'Unexplained Illnesses': Disease Paradigm for Chronic Fatigue Syndrome, Multiple Chemical Sensitivity, Fibromyalgia, Posttraumatic Stress Disorder, Gulf War Syndrome and Others, ISBN 078902389X (bisher nur in englischer Sprache).
trifft. Ich formuliere in meinen Worten - nur die Überschriften sind wörtlich übersetzt.
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LEKTIONEN ZUM MITNEHMEN
Klinische Beobachtungen und ein plazebo-kontrollierter Versuch lassen darauf schließen, dass die Gabe von Hydroxocobalamin eine effektive CFS-Behandlung und bei FM und MCS ebenfalls sinnvoll ist. Die Wirkung scheint nicht in erster Linie auf der Milderung eines B12-Mangels zu basieren, sondern auf der Eigenschaft als potenter NO-Scavenger. Der Wirkstoff des Medikamentes Paroxetin, das als wirksam in der Behandlung von MCS und PTSD gilt, scheint die Stickoxid-Synthese auf zwei Wegen zu senken. Beides unterstützt die These, dass erhöhtes NO eine zentrale Rolle in der Entstehung dieser Erkrankungen spielt.
Ich beziehe mich im Weiteren nur auf B12:
DIE ARGUMENTE FÜR DIE WIRKUNG VON HYDROXOCOBALAMIN ALS STICKOXID-SCAVENGER IN DER BEHANDLUNG VON MULTISYSTEM-ERKRANKUNGEN
Durch einen älteren Kollegen erfuhr Pall, dass schon vor fast 60 Jahren intramuskuläre (i.m.) B12-Injektionen in Dosen von 1-20 mg zur Behandlung unerklärter chronischer Müdigkeit eingesetzt wurden, obwohl derzeit keine plazebokontrollierten Versuche dazu bekannt waren. Die Patienten berichteten eine Besserung ihres gesamten Symptomspektrums. Derzeit sind derartige Behandlungen in den USA, Kanada, Australien und mindestens sechs europäischen Ländern verbreitet. Pall möchte dem physiologischen Mechanismus dieser weit verbreiteten klinische Meinung auf den Grund gehen...
Damals gab es wenig Veröffentlichungen zu diesem Thema, die meisten davon über CFS und einige über FM. In einer MCS-Studie stellte sich eine Kombination aus hoch dosierten B12-Injektionen und Magnesium-Spritzen als beste Behandlung heraus (12). Die laut Pall beste Studie zum Thema stammt von Ellis und Nasser (1) und ist über 30 Jahre alt. In der plazebokontrollierten Studie wurde Hydroxocobalamin, in Form von 5 mg-Injektionen zweimal pro Woche, bei unerklärter chronischer Erschöpfung eingesetzt. Die Diagnose CFS gab es derzeit noch nicht, daher ist nicht klar, wie weit diese Diagnose auf die Versuchsteilnehmer passte. Die Studie ergab zwei wichtige Resultate:
- Objektive Belege für die Wirksamkeit dieser Behandlung: Die behandelten Patienten zeigten im Vergleich zur Kontrollgruppe statistisch signifikante Besserungen ihrer Symptome.
- Hinweise darauf, dass die Wirkung nicht auf Linderung eines B12-Mangels basiert: Es zeigte sich keine Korrelation zwischen den B12-Blut-Spiegeln vor der Behandlung und der Reaktion auf B12-Injektionen.
Es gibt weitere Hinweise darauf, dass diese Therapie nicht in erster Linie durch Linderung eines B12-Mangels funktioniert:
- Die klassischen B12-Mangel-Symptome, megaloblastische Anämie und Demenz, unterscheiden sich erheblich von denen der hier betrachteten Multisystemerkrankungen (es gab Studien zur Morphologie der roten Blutzellen, die eine Häufung der Megaloblastischen Anämie bei diesen Krankheiten wohl aufgedeckt hätten).
- Die bei allen Multisystemerkrankungen auftretenden neurologischen Symptome unterscheiden sich von denen bei B12-Mangel-induzierter Demenz.
Zwei hoch angesehene CFS- Ärzte, Dr. Paul Cheney und Dr. Charles Lapp, fanden Hinweise
- dass hochdosierte Hydroxocobalamin-Injektionen, oftmals 10 mg, wirksamer in der CFS-Behandlung sind als die für die Behandlung von B12-Mängeln üblichen und ausreichenden niedrigeren Dosierungen von 1 mg
- und dass Hydroxocobalamin-Injektionen wirksamer sind als Cyanocobalamin-Injektionen.
Eine Studie zu Cyanocobalamin-Injektionen in der Dosierung 0,2 mg (1/25 der von Ellis und Nasser verwendeten Dosis) an CFS-Patienten brachte gar keine signifikante klinische Reaktion hervor – ein erneuter Hinweis auf einen anderen Wirkmechanismus.
Pall geht davon aus, dass die Wirkung von Hydroxocobalamin im Wesentlichen auf seiner Eigenschaft als Stickoxid-Scavenger beruht, das heißt auf einer Reduktion überhöhten Stickoxids. Für diese Eigenschaft gebe es gute Belege, sowohl im Reagenzglas als auch innerhalb lebender Organismen. Hydroxocobalamin wurde sogar schon genutzt, um spezifisch zu testen, ob Stickoxid an einer bestimmten Reaktion beteiligt ist: Hemmt Hydroxocobalamin diese, gilt dies als starker Beleg dafür. Auch die in der Behandlung von AIDS und Migränekopfschmerzen berichtete Wirkung von Hydroxocobalamin wurde in Verbindung gebracht mit dieser Eigenschaft.
Dr. Les Simpson berichtete von speziellen Abnormalitäten der roten Blutzellen bei CFS-Patienten, anders als die bei Vitamin B12-Mangel gefundenen, die durch eine Hydroxocobalamin-Behandlung über Nacht rückgängig gemacht werden können. Hier stellt sich Pall die Frage, ob diese Abnormalitäten durch Stickoxid verursacht sein können, z.B. indem es an Hämoglobin bindet oder indem aus Stickoxid gebildetes Peroxinitrit mit Erythrozyten-Membranen reagiert.
Pall selbst schrieb eine Abhandlung über Hydroxocobalamin bei CFS und verwandten Erkrankungen mit dem Ziel, Nachweise für die bedeutende Rolle übermäßig hohen Stickoxids bei diesen Erkrankungen und damit eine rationale Erklärung für Ärzte zu liefern, die Hydroxocobalamin bei Patienten ohne nachgewiesenen B12-Mangel verordnen. Beides konnte er nach seiner Aussage erreichen. Er hebt hervor, dass seine Schlussfolgerungen nicht implizieren, dass bei den untersuchten Erkrankungen nicht auch eine Tendenz zur Verringerung der B12-Spiegel im Körper besteht. Es seien Mechanismen bekannt, durch die andere reaktive Stickstoff-Spezies B12 erschöpfen können, daher sei dies auch bei Stickoxid und Peroxinitrit denkbar. Zudem wurden verringerte B12-Spiegel sowohl bei CFS als auch bei MCS berichtet.
Berichtet wurden auch objektiv messbare Besserungen durch Hydroxocobalamin-Injektionen bei einer Reihe von Patienten mit psychischen Symptomen und normalen Vitamin B12-Spiegeln - möglicherweise ein Hinweis, dass derartige mentale Dysfunktionen mit überhöhten Stickoxidspiegeln zusammenhängen. In Kapitel 3 erwähnte Pall bereits Hinweise auf überhöhte Stickoxidspiegel als wichtiges ursächliches Element bei Depressionen und deren Vorhandensein bei mehreren psychiatrischen Störungen.
Ausgehend vom NO/ONOO-Zyklus sollten sich alle direkt oder indirekt durch überhöhte Stickoxidspiegel ausgelösten Symptome durch eine Hydroxocobalamin-Behandlung bessern. Cyanocobalamin wird durch ein Enzym zu Hydroxocobalamin umgewandelt (14), und Methylcobalamin kann durch seine Nutzung in der Methylation von Homozystein als Vorläufer von Hydroxocobalamin fungieren. Es ist daher zu erwarten, dass Cyano- und Methylcobalamin zwar weniger wirksam sind als Hydroxocobalamin, aber nicht völlig unwirksam.
Palls Literaturangaben:
1. Ellis FR, Nasser S. A pilot study of vitamin B12 in the treatment of the tiredness. Br J Nutr 1973;30:277-283.
12. Leroy J, Haney Davis I, Jason LA. Data derived from "Treatment Efficacy: A survey of 305 MCS patients" The CFIDS Chronicle 1996; Winter:52-53.
14. Mellmann I, Willard HF, Youngdahl-Turner P, Rosenberg LE. Cobalamin coenzyme synthesis in normal and mutant human fibroblasts. Evidence for a processing enzyme activity deficient in cblC cells. J Biol Chem. 1979;254;11847-11853.
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Es grüßt
Kate