vor kurzem erfahren, daß ich kaum vitamin-bindendes Protein habe und deshalb auch kein Vitamin D vertrage. Das hilft mir einfach dadurch, daß es jetzt klar ist, warum mir Vitamin jedes Mal Probleme macht. Und außerdem bin ich froh, daß ich dieses Blutbildergebnis Ärzten vorlegen kann, damit sie mich mit VD in Ruhe lassen.
Nach etwas Einlesen in dieses Thema sehe ich das m.M.n. auch so, dass bei geringerem VDBP noch viel sensibler auf Vermeidung von zusätzlichem D3 geachtet werden soll.
Das erstmal im Gegensatz zu den blumig verpackten Erklärungen anderswo, "dass bei geringerem VDBP auf die sonst hohen 25-OH-D3-Zielbereiche verzichtet werden könne".
Ganz wichtig ist es zunächst zur Klarheit in diesem Thema,
zwischen niedrigem VDBP (gemessen im Serum) einerseits
und Polymorphismen im VDBP-Gen andererseits
zu unterscheiden.
Die Polymorphismen bestimmen die Bindungsaffinität des vorhandenen VDBP an die diversen Formen des D3 (bei den SNPs meist verringert, somit weniger Bindung und mehr ungebundendes, freies D3 in der Zirkulation).
Die Menge des VDBP selbst ist ein Marker für Erkrankung, denn
bei Krankheit kann nicht nur häufig 25-OH-D3 sondern auch das VDBP verringert sein.
Das betrifft diffuse Entzündungen, Sepsis, schwere Verletzungen und nach Operationen.
Somit sinkt insgesamt die Menge des bioverfügbaren und freien 25-OH-D3.
VDBP bindet aber auch die D3 Vorstufe von 25-OH-D3 sowie das aktive 1,25-OH-D3.
Das aktive 1,25-OH-D3 ist bei Krankheit im Serum dagegen häufig erhöht messbar.
Obendrein besteht ein Zusammenhang zwischen genetischem Haplotyp und den ermittelten VDBP-Serumspiegeln, wobei bei homozygot höchster Bindungsaffinität rs4588 C (1F/1F) die gemessenen VDBP-Serumspiegel über ein Drittel geringer ausfielen als bei heterozygotem rs4588 C/A (1F/1S) (das ist die z.B. vom IMD ermittelte Genetikvariante).
In gewissem Ausmaß gleichen sich bei manchen Haplotypen diese zwei gegenläufigen Mechanismen an.
Darüberhinaus kann ich soweit sagen: Die genetischen Labormessungen um VDBP finde ich gequirlten Mist.
Nicht zuletzt, weil:
- Der vom IMD zur Bestimmung beworbene Polymorphismus Thr420Lys (auch bezeichnet nach der SNP ID rs4588 "A") ist nur einer von mindestens drei bekannten Polymorphismen, worunter der Asp416Glu (in SNP ID rs7041 "T") erheblichere Auswirkungen und noch schlechtere Bindungsaffinität haben könnte.
- Wirklich ins Bilde kommt man m.M.n. von alldem nicht. Man müsste nahezu alles messen lassen und ist dann doch allein zum weiteren persönlichen Vorgehen.
- Darüberhinaus beeinflussen alle erdenklichen Polymorphismen das D3 (Vorstufen, inaktive, aktiv) in seinen Messpiegeln und Verfügbarkeiten - nicht nur des VDBP [103], sondern auch des DHCR7 [103], CYP2R1 [104], CYP24A1 [104], VDR [104], CYP3A4 [105], CYP2R1 [105], CYP27B [105], und LRP2 [105].
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Ich schreibe mal ungeordnet Weiteres:
- Das IMD schreibt in seinem Werbe-Erklärtext, dass weniger als 1% des 25-OH-D3 "frei" sei. Gleichzeitig weisen sie für die Messung des freien 25-OH-D3 einen Referenzbereich von 8,49-28,3 pg/ml aus. Das ist nicht nur weniger als 1% sondern +- 1/1000tel, also +-0,1%
- Das IMD wirft in seinem Werbe-Erklärtext und der zugehörigen Grafik selbst die genetische Bindungsaffinität mit der VDBP-Menge durcheinander.
- Das freie 25-OH-D3 könne durch Messungen von 25-OH-D3, VDBP und Albumin ohne Kenntnis über die vorliegenden SNPs oder Haploytpen scheinbar nicht zuverlässig errechnet werden (erheblich nach oben überschätzt). Das IMD und andere Labore nutzen ein kommerziell verfügbares Assay zur direkten Messung von freiem 25-OH-D3.
- Bei der hier abgebildeten Studie an kritisch kranken Kindern wurde die Summe des "bioverfügbaren 25-OH-D3" (frei und Albumin-gebunden) errechnet und zwar bereits unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Bindungsaffinitäten der Haplotypen. Je nach Haplotyp schwankte das bioverfügbare 25-OH-D3 zwischen 10% und 50% des Gesamt-25-OH-D3. Durch den Albumin-gebundenen Anteil ist das selbstverständlich viel höher als der komplett "freie" Messwert. Aber: Wie passen diese enormen Schwankungen zu dem o.g. und verschwindend geringem 1/1000tel? Am deutlichsten ist bspw. der Unterschied zwischen den gelben 2/2 und den schwarzen 1/1 Punkten erkennbar. Ich vermute, dass hier andere Faktoren und Erkrankungszustände gewaltig in den verschiedenen Patientengruppen zu Buche schlagen.
Figure 4. Calculated bioavailable 25-hydroxyvitamin D (25[OH]D) levels versus measured total 25(OH)D levels for the 207 white non-Hispanic subjects with haplotype data available. Dashed line represents the percentage calculated bioavailable vitamin D of the total measured 25(OH)D.
Critically Ill Children Have Low Vitamin D-Binding Protein, Influencing Bioavailability of Vitamin D
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The median serum VDBP level was 159 μg/ml (interquartile range, 108-221), lower than has been reported in healthy children. Factors predicting lower levels in multivariate analysis included [...] 25(OH)D <20 ng/ml and greater illness severity.
- Hier wird ein unterer Schwellwert zur Erkennung des Risikos für verfrühtes Einsetzen der Wehen mit 0,6ng/ml "freies" 25-OH-D3 angegeben. Das ist 40x höher als die Referenzwerte des IMD. Die Berechnung erfolgte dabei ohne Berücksichtigung der Haplotypen, sondern nur nach VDBP und Albumin und dürfte deswegen überschätzt worden sein.
The optimum cutoff of bioavailable 25(OH)D and VDBP levels for the diagnosis of PTL was calculated as 0.6 ng/mL
- VDBP und das aktive 1,25-OH-D3 scheinen gemeinsame Synergien aufzuweisen gegen Erkrankungen, wie hier z.B. bei Rheumatoider Arthritis:
The results of CCK-8 assay showed that both 1,25(OH)2D3 and VDBP significantly inhibited the viability of rheumatoid arthritis synovial fibroblasts
Conclusion: These results indicated that VDBP greatly repressed proliferation, facilitated apoptosis and changed cell cycle in DCs via altering the expression levels of gene associated with their cellular immunity.
- Niedriges Serum VDBP ist assoziiert mit niedriger Knochenmineraldichte und könnte damit als neuer Marker für Osteopenie und -porose genutzt werden. Im Gegenzug wurde höheres VDBP einhergehend mit höherer Knochenmineraldichte gefunden.
Hier noch ein allgemeiner Artikel über sowohl VDBP-Spiegel als auch dessen Polymorphismen:
Peace out.