Hallo Gretel,
danke für dein konkret werden. Jetzt verstehe ich dich sehr viel besser!
In meinem Umfeld kenne ich viele "starke" Frauen, die über Quoten und Gleichstellungsbeauftragte nur lächeln können. Einige dieser Frauen formulieren sogar so, dass sie gegenüber Männern in gleicher Position einen klaren Vorteil sehen, indem sie zusätzlich als Frau noch besondere Wertschätzung genießen. Wahrscheinlich sind Schreibende im Forum zumindestens teilweise diesem Milieu zuzurechnen.
Nun weiss ich natürlich, dass es auch ganz andere Milieus gibt, mit ziemlich anderen Szenarien. Ich bin ein Bewunderer von Alice Schwarzer; ihr Engagement und ihre langanhaltende Energie zu ihrem Thema ist bemerkenswert. Ich finde aber auch, dass sie sehr gut differezieren kann. Eine dieser Differenzierungen ist die, zwischen "Gesellschaft" (ein Begriff, der mir viel zu amorph ist) und Individuen deutlich zu unterscheiden.
Es ist nämlich sehr wohl auch ein individuelles Problem, mit welcher Bildung welcher Mensch dem Leben begegnen kann; sie ist oft Voraussetzung für ein bestimmtes Milieu. Natürlich ist es sehr ungerecht, wenn Menschen mangels Bildung keinen adäquaten Start zum Leben haben, aber die Ursachen dafür sind zu vielfältig, um jemanden dafür die Schuld zu geben.
Es fällt mir schwer, Frauen insgesamt als unterdrückte Bevölkerungsschicht zu sehen, obwohl es für eine gewisse, wahrscheinlich gar nicht so kleine Zahl, zutreffend sein mag. Dass manche "schwächeren" Schichten ihre eigene "Psychologie" entwickeln, weil sie gezwungen werden, sich mit einem "Feind" näher auseinanderzusetzen, ist eine bekannte Tatsache. Es gibt Studien in den USA, dass Schwarze die Weißen viel besser verstehen, als umgekehrt, weil sie sich mit den Weißen stärker beschäftigen müssen, um überleben zu können.
Nur das Weibliche insgesamt als so eine Schicht anzusehen, das kann ich nicht teilen.
Liebe Grüsse, Horaz