Admins persönlicher Religionsentscheid

Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass ich den Brief von meiner Kirchgemeinde, den ich nun erhalten habe, für sehr gelungen halte. Gelungen heisst, dass er mir sehr positiv aufgefallen ist. Soviel muss man schon dazu sagen, wenn man das Ganze möglichst objektiv begutachten möchte ;)

Es wird zwar ein Rückantwortcouvert beigelegt, in welchem ich den Grund meines Ausscheidens beschreiben oder ein Treffen mit einem Kirchenvertreter arrangieren KANN, aber im Grossen und Ganzen wird ausgesagt, dass man meinen Entscheid respektiert, dass man natürlich gerne aus Fehlern lernen möchte, wenn es welche gäbe und dass die Türen jederzeit offen sind, falls ich mich wieder anders entscheiden sollte .. weil Religion nie so wirklich ein geradliniger Prozess sei.

Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere hier seinen Entscheid nochmals überdenkt. Bei mir trifft das jedoch nicht zu.
Wenigstens in meiner letzten kirchlichen Erfahrung konnte ich Respekt, Freiheit und direkte, verständliche Kommunikation erfahren.

Gruss, Marcel
 
Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass ich den Brief von meiner Kirchgemeinde, den ich nun erhalten habe, für sehr gelungen halte. Gelungen heisst, dass er mir sehr positiv aufgefallen ist. Soviel muss man schon dazu sagen, wenn man das Ganze möglichst objektiv begutachten möchte ;)

Es wird zwar ein Rückantwortcouvert beigelegt, in welchem ich den Grund meines Ausscheidens beschreiben oder ein Treffen mit einem Kirchenvertreter arrangieren KANN, aber im Grossen und Ganzen wird ausgesagt, dass man meinen Entscheid respektiert, dass man natürlich gerne aus Fehlern lernen möchte, wenn es welche gäbe und dass die Türen jederzeit offen sind, falls ich mich wieder anders entscheiden sollte .. weil Religion nie so wirklich ein geradliniger Prozess sei.
Hey, das freut mich, Marcel!

Es ist tatsächlich so, dass ich seit meinem Wiedereintritt bereits schon wieder Situationen erlebte, wo ich den Wiedereintritt (kurzfristig) bereute, weil ich erlebte, wie all meine Gründe des Austritts damals, als 18-Jährige, mich nur neu bestätigten.

Andererseits kenne ich Menschen, die bewundernswert engagiert in der Kirche sind, in beiden, katholisch und reformiert, und vor denen und dem, was sie be- und wie sie -wirken, echt den Hut ziehe.
Ich hatte mir auch überlegt damals, nachdem ich hier geschrieben hatte, dass sich vielleicht noch jemand aus der Kirche bei dir meldet, ob ich da irgendwie vermitteln soll.

Aber der Gedanke kam sogleich, dass diese Menschen, die ich "gut" finde und die in der Kirche sind, ganz bestimmt nicht missionieren möchten und so liess ich es sein.

admin schrieb:
Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere hier seinen Entscheid nochmals überdenkt.
Ja, sehr schön. Wie gesagt, auch wenn ich selbst trotz Wiedereintritt keine Kirchenbesucherin geworden bin, so finde ich doch manches durchaus unterstützenswert. Für mich ists einfach "die Message dahinter". Und ja, finde ich auch ganz gut, wenn der Graben, ob jemand in oder ausserhalb der Kirche ist, gar nicht mehr so gross ist. :)

Liebe Grüsse, danke fürs Teilen, find ich überhaupt nicht selbstverständlich, ist doch was sehr Persönliches, eigentlich. (Also eben, "die Message dahinter", zumindest, dünkts mich. Institution ist Institution, klar.)

Lady Ymoja
 
Jahre später ...

Hallo!

Muss gleich anmerken: Ich stalke dich nicht, Marcel, zumindest nicht absichtlich.
Es fällt mir nur selber inzwischen auf, dass ich derzeit hauptsächlich zu Themen, die du erstellt hast, schreibe.
Ist Zufall! Bald schreibe ich bestimmt auch woanders.

*****

Den Gedanken endlich aus der Kirche auszutreten, habe ich seit 1995, möglich wäre es mir wohl seit Frühling 1998 gewesen.
Anfangs war ich zu faul dazu, danach wurde mir abgeraten (wegen eines Hilfsangebots, das ich annehmen wollte und das reichlich katholisch geprägten Hintergrund hatte) und zu guter Letzt war es wieder Faulheit gekoppelt mit Geldmangel.
In meiner Stadt muss ich 35 € dafür hinblättern, glaube ich.
Vielleicht schenke ich mir den Kirchenaustritt nächstes Jahr zum Geburtstag.

*****

Eine konkretere Vorstellung von "Gott" als Person hatte ich nie.
Als Kind war ich tatsächlich sehr gläubig.
Das wundert mich schon, denn der Religionsunterricht hat mich angewidert, da steht ein Lehrer/eine Lehrerin vorne und erzählt uns was von einem Gott, den wir anbeten müssen, sonst kommen wir in die Hölle. Unsinnige Droherei.
Zuhause wurde mir von stock-katholischen Alt-Testamentlern auch nicht gerade
"Friede und Liebe allen Menschen" vorgelebt
und an Gottesdiensten teilzunehmen (zweimal pro Woche) war eine Qual.
Wieder ein Lehrer vorne, der seinen Text runterrattert,
nur nannte man ihn nicht "Herr Müller" oder "Herr Kuntze", sondern "Herr Pfarrer".
Gottesdienst? Wenn man jemandem dient, sollte ihm das schon was nützen, nicht nur das Ego streicheln.
Habe ich nicht verstanden.
Was dieser Gott ansonsten von den Diensten gehabt haben könnte, weiß ich bis heute nicht.

*****

Ernste Zweifel an alledem begannen erst aufzukeimen, als ich bereits 14 Jahre alt war.

Trotzdem war "Gott" für mich nie ein alter Mann, der die Welt geschaffen hat und der oben im Himmel sitzt.
Oben? Wo ist "oben"? Das Universum hat kein "oben" oder "unten".
Und selbst wenn: Was machen dann die Menschen auf der gegenüberliegenden Seite des Globus?
Einen Platz im Himmel habe ich mir immer stinklangweilig vorgestellt.
Kann ich im Himmel den ganzen Tag und die ganze Nacht nichts anderes tun als zwischen Wolken umherzuspazieren?
Hinsetzen geht ja nicht, da falle ich doch runter, die sind ja aus Wasserdampf.
Nicht dass ich gewusst hätte, wie man auf Luft gehen könnte ...
Mit solchen Überlegungen fing es an. Auf sehr naive Art begann ich zu zweifeln.

So ein Gott, der eine ganze Weile ziemlich rachsüchtig war,
hatte sich m.E. viel zu lange selber nicht im Griff
um von mir noch als "allmächtig" akzeptiert werden zu können.
Oder war er vielleicht nur bocklos? Nicht sonderlich weise.

Einige Jahre später habe ich mich eine längere Weile mit Buddhismus/Hinduismus befasst.
Ich hatte wohl verinnerlicht, dass es ohne Religion nicht gehen darf.
Aber die Idee eines Karmas, das mir eine Wiedergeburt evtl. als ein völlig anderes Lebewesen verpasst, erschien und erscheint mir doch reichlich absurd.
Müsste man da zwingend wieder auf der Erde landen oder könnte ich auch als Mikrobe auf dem Mars oder sogar als halbwegs intelligentes Wesen auf einem superhabitablen Exoplaneten respawnen?
Letztgenanntes würde ich gerne erleben, aber ich bin davon überzeugt,
dass für mich als ein Wesen, das zu Lebzeiten von seinem Bewusstsein weiß,
in ebendieser Funktion als bewusstes Wesen nach dem Tod nichts mehr kommt.
Wenn tot, dann tot.
Die Energie, die ich nach meinem Ableben noch eine ganze Weile abgeben werde oder die sich andere Lebewesen von mir holen, haben nichts mehr mit mir als Person zu tun.
Energie, die ich abgegeben habe, ist dann nicht mehr meine Energie.
Die wirkt woanders weiter und gehört dann diesem/diesen Wesen
oder schubst kurz ein Fitzelchen Luft an, keine Ahnung.
Daher bin ich überzeugt davon, dass ich nicht noch "irgendwie" weiterleben werde, denn ich definiere mich wahrscheinlich hauptsächlich über mein Bewusstsein und dafür ist mein Gehirn wichtig.
Dieses funktioniert dann nicht mehr, es ist unwiderruflich vorbei für mich, wenn mein Gehirn (mit dem Rest meines Körpers) final offline gegangen ist.

Die Gewalt, die im Namen von Religionen und von Religiösen ausgeübt wurde und wird, erschreckt mich ebenfalls.
Ein Austrittsgrund wäre sie wohl nicht, wenn ich an Gott glauben würde.
Mir ist eine Religion so aber auch ohne die ganze Gewalt zu inkonsistent.
Auch die Flat-Earthler haben "members all over the globe", wie sie mal auf ihrer Facebook-Seite kundtaten.

*****

Irgendwo gibt es ein großes "Warum?" oder ein "Wie?", das von Menschen noch nicht gelöst wurde.
Und dahinter wahrscheinlich noch eins und noch eins und ...
Die Weltformel wäre für mich eine Beschreibung von dem, was in der Religion "Gott" hätte sein können.
Nur hat das mit Religiosität nichts mehr zu tun.

Macht euch alle ein schönes Wochenende, wenn möglich!
Gruß von Rabli
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wenn so viele Probleme in den Ländern dieser Erde aus religiöser Motivation heraus geschaffen wurden bzw. weiterhin werden, dann müsste die Abwesenheit von Religion diese Probleme zum Versiegen bringen, wie eine Flamme, welcher der Sauerstoff ausgeht. Genau dazu werde ich nun beitragen.

was für ein toller Vortrag, mich würde interessieren wie dein Sohn heute zum Glauben steht und ob sich inzwischen etwas verändert hat.

Die Abwesenheit von Religionen würde, meiner Meinung nach, wahrscheinlich einfach durch anderes Macht Gehabe ersetzt, sonst wären Atheisten die besseren Menschen, aber das sieht nicht so aus.

Es ist Osterzeit, behälst du diese Tage als Ritual, oder sind die christlichen Feiertage nicht mehr präsent?

Ich habe mein Christsein auch abgelegt und das hat den Druck erstmal rausgenommen, tat echt gut. Aber was ich nicht kann ist Jesus weglegen, ich fühle mich verbunden, darauf möchte ich nicht verzichten, wie ist das bei dir heute?
 
Meine Meinung ist, Kirche und Christsein haben nichts / kaum was miteinander zu tun. Die Kirche ist ein totalitärer Götzenkult.

Ich bin schon vor Jahren aus der Kirche ausgetreten, doch ich bin überzeugt von unserem Herrn Jesus Christus. Ich bin sehr dankbar, dass ich Glauben kann, das macht dieses Leben wesentlich heller, reicher, unbeschwerter und fröhlicher.

Wenn alle Menschen nach Gottes Werten lebten (Demütigkeit, Dankbarkeit, Ehrlichkeit, jeden Menschen respektieren, Großzügigkeit, Bescheidenheit, Achtsamkeit gegenüber allem...), wäre die Welt viel schöner.

Gesegnete, besinnliche Ostertage
wünscht Mara
 
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