Was sind Viren - und woher kommen sie?

Wuhu,
Ao, du hast recht präzise Vergleichsmodelle aus der menschlichen Kultur (Dateisysteme und Bibliotheken), die kapier ich ja. Aber ich kapiere nicht, welche biologischen Mechanismen zwischen Virus, Zelle und Zellgenom du damit vergleichen willst.
ja blöd, gibt dazu wohl noch gar kein "Paper" ;)

Gehst du davon aus, daß immer, wenn ein Virus daherkommt, Teile seines Genoms in die Chromosomen eingebettet werden?
Nicht immer, wie ich zuvor meinte...

Hast du dafür irgendein noch so kleines Indiz?

Und was wäre der biologische Nutzen?
Das Leben selbst - Info-Austausch aber auch "Erinnerung" daran ist dabei überlebenswichtig.

Schleimhautzellen, die von Atemwegsviren meist befallen werden, leben ja nicht lange. Wenn sie stark befallen sind, werden sie sogar vom Immunsystem als gekapert erkannt und vernichtet. Sie sind auch keine Keimbahnzellen, die ihre Gene an Nachkommen weitergeben könnten. Wozu wäre die "abgespeicherte" Virus-DNA da überhaupt gut?
Gelangen Atemwegsviren nur in Schleimhautzellen?
 
"Erinnerung" daran ist dabei überlebenswichtig
Dafür hätten wir ja die Gedächtniszellen im Immunsystem.

Ok, also versteh ich dich richtig: Du meinst einen bislang völlig unbekannten Prozeß. Du findest aber, es würde Sinn machen, wenn es ihn gäbe. Und was genau wäre der Sinn? Also: welche biologischen Vorgänge würden sich so besser erklären lassen als bisher?
 
Ich habe hier nur quer gelesen und weis nicht genau, ob das schon in der Diskussion war. Auch menschliche DNA hat neben recht konstanten Bausteinen auch Abschnitte, die aus artfremder DNA bestehen. Wichtig ist dabei, ob dies krankheitserregend ist oder nicht. Hat es keinen oder sogar biologisch einen günstigen Einfluss kann die fremde DNA in das Genom eingebaut und sogar weiter vererbt werden. Dabei ist die Quelle nicht wichtig. Das können im positivem Fall nach meiner Kenntnis nicht nur der Neandertaler, sondern auch Bakterien und Viren gewesen sein.
 
Nur wenn Spermien oder Eizellen fremdes Erbgut einbauen, kann das überhaupt einen positiven Effekt haben. Und auch dann nur mit einer ganz geringen Wahrscheinlichkeit in der nächsten Generation. Die meisten auf diese Weise im Erbgut veränderten Nachkommen sind nicht lebensfähig oder schwer behindert.
 
Wuhu,
Dafür hätten wir ja die Gedächtniszellen im Immunsystem.
es gibt ja etliche Prozesse im Leben / in Körpern mehr als nur die Aufgaben des Immunsystems... ;)


Auch menschliche DNA hat neben recht konstanten Bausteinen auch Abschnitte, die aus artfremder DNA bestehen. Wichtig ist dabei, ob dies krankheitserregend ist oder nicht. Hat es keinen oder sogar biologisch einen günstigen Einfluss kann die fremde DNA in das Genom eingebaut und sogar weiter vererbt werden. Dabei ist die Quelle nicht wichtig. Das können im positivem Fall nach meiner Kenntnis nicht nur der Neandertaler, sondern auch Bakterien und Viren gewesen sein.
Nur wenn Spermien oder Eizellen fremdes Erbgut einbauen, kann das überhaupt einen positiven Effekt haben. Und auch dann nur mit einer ganz geringen Wahrscheinlichkeit in der nächsten Generation. Die meisten auf diese Weise im Erbgut veränderten Nachkommen sind nicht lebensfähig oder schwer behindert.
Ja hoffentlich hat das Leben immer nur positive Effekte ;)


Was in der Natur über angeblich äußerst lange Zeiträume und/oder durch plötzliche Mutationen passieren soll bzw kann, ahmt der Mensch ja auch nach... drze.de/im-blickpunkt/forschungsklonen/module/chimaerenbildung
Von der Vermischung der Zellen über Artgrenzen hinweg in Embryonen erhofft man sich langfristig die Möglichkeit zur Herstellung von ...
Auf dass die Übung gelingen möge! :alien:


Wünsche allen noch einen schönen Sonntag! 💞
 
bis 45% kann es auch bei Dir sein

Dann könnte ich mich auch freiwillig radioaktiver Strahlung aussetzen, die treibt auf ähnliche Weise die Evolution voran. Immerhin besteht eine winzige Wahrscheinlichkeit, dass meine Nachkommen einen Vorteil davon haben und nicht der natürlichen Selektion zum Opfer fallen.
 
Ihr müßtet unterscheiden, was in einem Leben neu eingebaut wird und was in Tausenden von Generationen angehäuft und selektioniert wurde. @MaxJoy spricht vom ersten, @James vom zweiten.
 
Ich finde diesen kleineren Beitrag dazu: "Woher kommen Viren und wie verändern sie unser Erbgut" (9 min) interessant und spannend:

 
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Ihr müßtet unterscheiden, was in einem Leben neu eingebaut wird und was in Tausenden von Generationen angehäuft und selektioniert wurde. @MaxJoy spricht vom ersten, @James vom zweiten.

Mir ist schon klar, dass 45% fremde Erbinformationen sich nicht in einer Generation ansammeln, sondern im Laufe von Milliarden Jahren. Ich sehe jetzt nicht, wo da der Widerspruch sein sollte. Das meiste davon dürfte Schrott sein, der in inaktiven DNA-Abschnitten liegt und keinen Einfluss auf den Organismus hat.

(y)Hätte man den Link benutzt, wüsste man das.:)

Magst du uns nicht eine kurze Zusammenfassung dieser doch sehr nerdigen Dissertation geben?
 
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Ich finde diesen kleineren Beitrag dazu: "Woher kommen Viren und wie verändern sie unser Erbgut" (9 min) interessant und spannend

Die Idee, Virenhüllen zu verwenden, um nützliche künstliche DNA in menschliche Zellen zu schmuggeln, finde ich schon faszinierend. Auf diese Weise werden dann natürlich keine Virenkopien hergestellt wie bei einer natürlichen Infektion. Bei Ratten sollen Wissenschaftler damit Hodenkrebs geheilt haben. Man darf also gespannt sein, was die Zukunft bringen wird. :cool:

Mittlerweile gibt es sogar Kits, mit denen man sich daheim einen DNA-Strang zusammenbasteln kann. Ungefährlich ist das sicher nicht, deswegen ist es in Deutschland nicht erlaubt:


Den Film Biohackers in DNA zu codieren ist ein Marketing-Gag von Netflix, denn daheim decodieren kann das wohl keiner. Es sei denn, er besitzt einen sauteuren Sequencer und bringt 3 Tage Zeit mit. Aber auch da darf man gespannt sein, ob diese Methode zur Marktreife gebracht wird.

 
Eine Dokumentation, was mit der neuesten Methode zur Genmanipulation (CRISPR) alles möglich ist:

 
Viren sind nicht grundsätzlich schädlich. Es gibt Hinweise darauf, dass sie in der Evolution eine wichtige Rolle spielten.


Manche Viren sind unauffällige Gäste des Organismus, andere bringen als Symbionten dem Wirt Nutzen, können evtl. schädliche Viren bekämpfen. Wie bei Bakterien und Algen könnten sie als Endosymbionten wirken, als im Körper des Wirtes lebende Helfer, die andererseits vom Wirt profitieren. Beispiel: Flechten sind Pilzgeflechte, die Kugelalgen beherbergen. Algen finden Schutz und Zusammenhalt, Pilze profitieren von der Photosynthese der Algen. Ein Erfolgsrezept über Jahrmillionen.
 
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Solche Beispiele von Symbiosen gibt es viele. Ob das mit Viren auch funktioniert, weiss ich nicht. Wahrscheinlich hat man einen Vorteil, wenn das Immunsystem erst an einem relativ harmlosen Virus trainiert wurde und man anschließend mit einem bösen Verwandten infiziert wird, bei dem die Immunantwort auch passt. Einige Impfungen nutzen diesen Effekt, indem abgeschwächte Viren injiziert werden, die keine schwere Erkrankung auslösen können (z.B. die Pockenimpfung mit dem Kuhpockenvirus).
 
Der Text bringt Beispiele, die für mich absolut aufregend sind. Es deutet darauf hin, dass ein hoher Prozentsatz des menschlichen Genoms viralen Ursprungs ist.
 
Wichtigstes Indiz dafür ist der „Feind“ in uns: Virale Gensequenzen, die in unserem Erbgut mehr Raum einnehmen als unsere eigenen, protein-kodierenden Gene…

Virale Gensequenzen, die nicht für unsere Proteinsynthese verwendet werden, sind inaktiver Schrott, der sich im Laufe der Evolution angesammelt hat. Für mich ist das kein Indiz für eine symbiotische Koexistenz von Menschen und Viren.
 
95% der menschlichen DNA besteht aus solchen inaktiven Genabschnitten. Manche Abschnitte werden zwar in RNA transkribiert, die scheint aber funktionslos zu sein (Rohrkrepierer). Die Studien widersprechen sich teilweise und es gibt auch Wissenschaftler, die den inaktiven Abschnitten eine Bedeutung zuschreiben. Das lässt natürlich Raum für alle möglichen Spekulationen, bewiesen ist da aber bisher nichts.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nichtcodierende_Desoxyribonukleinsäure
 
Wuhu,
95% der menschlichen DNA besteht aus solchen inaktiven Genabschnitten. ... Die Studien widersprechen sich teilweise und es gibt auch Wissenschaftler, die den inaktiven Abschnitten eine Bedeutung zuschreiben. Das lässt natürlich Raum für alle möglichen Spekulationen, bewiesen ist da aber bisher nichts.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nichtcodierende_Desoxyribonukleinsäure
ganz genau, wie wirs ja ab da schon hatten ;)

Manche Abschnitte werden zwar in RNA transkribiert, die scheint aber funktionslos zu sein (Rohrkrepierer).
Vielleicht, weil sie einfach nur eine "Bibliothek" darstellt, die aber immens wichtig ist, also alles andere als ein "Rohrkrepierer" - und die Wissenschaft einfach deshalb noch nichts Genaues weiß, weil die Abspeicherung der Daten fragmentiert geschieht, wie ich auch zuvor schon einbrachte, vermutlich sind diese Fragmente dann auch noch "verschlüsselt" (Kryptierung), wenn wir erneut kurz bei der Analogie zur anthropogenen Informatik vergleichsweise bleiben... ;)
 
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Das Problem bei den inaktiven Abschnitten ist, dass sie nicht mehr in der Praxis getestet werden, also der Selektion unterworfen sind. Über die Zeit sammeln sich immer mehr Mutationen und Fehler an, bis der Abschnitt jede Bedeutung verloren hat. Das spricht gegen eine Bibliotheksfunktion.
 
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