Die Autorin Sally Fallon legt uns hier ein Werk mit Forschungen, Beobachtungen und Rezepten über traditionelle Ernährungsweisen aus mehr als einem Jahrhundert und aus unterschiedlichen Kulturen vor. Sie beschreibt primär die vom Zahnarzt Weston A. Price durchgeführten anthropologischen Erforschungen zur Ernährung und Zahngesundheit.
Ein sehr umfassendes Werk, welches nicht mit der Lebensmittelpyramide einher geht, die sowohl in Amerika als auch in Deutschland von offiziellen Seiten empfohlen wird. Das Buch geht auch nicht mit neueren Forschungen zum Veganismus und fettarmer Ernährung, z. B. bei Herzerkrankungen einher und stellt seine eigene Ernährungsweise vor. Viele der vorgestellten traditionellen Rezepte basierten auf roher Milch, gesäuertem Brot, und gelegentlichem Fleisch und Fisch, so, wie es in traditioneller Kulturen gehandhabt wurde. Die Autorin ist Vorsitzende der Weston Price Foundation.
Weston A. Price (1870-1948) war ein amerikanischer Zahnarzt und Ernährungsforscher. Er war zunächst selbst Vegetarier. Bekannt wurde er durch seine Studien über die Ernährungsgewohnheiten abgeschiedener Völker, man nennt ihn den Charles Darwin der Ernährung. Er stellte Anfang letzten Jahrhunderts fest, dass viele seiner amerikanischen Patienten schlechte Zähne und viele Entzündungen hatten. Er erforschte durch seine weltweiten Reisen, dass traditionelle Ernährung viel mehr Mineralien und mehr fettlösliche Vitamine, wie Vitamine A und D und enthielt, die besonders für die kindliche Entwicklung wichtig sind.
Zur traditionellen Ernährung gehör(t)en an vielen Orten der Welt: Butter, tierisches Fett und Tiere und Fische (teilweise fermentiert und auch die Innereien), aber auch frisches Gemüse. Alle diese Nahrungsmittel haben eine hoher Nährstoffdichte und enthalten besonders viele Inhaltsstoffe für die Hirn- und Zahnentwicklung und für die Immungesundheit. In diesem Buch nun stellt die Autorin Rezepte vor, die voll mit diesen Grundzutaten sind. Die Autorin sieht die Rückkehr zu traditionellen Lebensmitteln auch als einen Weg die Internationalen Lebensmittelkonzerne in ihrer Macht zu schmälern. „ Das, was wir essen bestimmt nicht nur, wie gesund wir sind, sondern auch, welche Art von Wirtschaft wir haben...“ (S. 246)
Man findet wunderbare Rezepte und könnte sagen, es handelt sich um wirklich gute Landfrauenrezepte, basierend u. a. auf roher Milch, Butter, Eiern, Fleisch aus Weidetierhaltung, Wild und anderen nährstoffreiche Lebensmittel, wie frisches Gemüse. Wichtig sind ihr die über Heilkraft verfügenden Knochenbrühen und Butter aus roher Milch. (Hier ist allerdings der Hinweis wichtig, dass in Deutschland der Verkauf von roher Milch verboten ist!)
Sie ist auch gegen die milchfreie Paleo-Ernährung, da sie beobachtet hat, dass Menschen sich damit zuerst besser fühlen, dann aber nach einiger Zeit die Fette der Milchprodukte vermissen und sich müde und erschöpft fühlen. Dass die Autorin gerne kocht - sie hat ihre Kinder nach den Prinzipien von Dr. Price ernährt – das merkt man den leckeren Rezepten an.
Wie ist der Buchaufbau?
Sehr genau beschreibt die Autorin (jeweils auf den beiden äußeren Buchspalten) weltweite Beobachtungen und Forschungen zu Gesundheit. Dabei konzentriert sie sich bevorzugt auf die traditionellen Völker, die Price besucht hat, aber auch auf neuere Quellen. In der Seiten-Mitte sind dann ihre Rezepte und genauen Hinweise, die man beachten soll, wenn man sich ihren Empfehlungen entsprechend ernähren mag. Es gibt auch viele kleine Tipps für den gesunden Küchenalltag für jede Hausfrau. Das sind Tipps, die sehr wichtig für das tägliche Kochen sind und es ist ja so, dass wir uns kaum noch Zeit nehmen, zu kochen. Man erfährt also allerhand Interessantes, was diese Urvölker durch jahrhundertelange Beobachtung der Natur wussten. So aßen z. B. die Indianer bei einem erlegten Tier immer zuerst die Innereien, besonders die Nebennieren, denn diese sind wohl am Vitamin-C-reichsten von allen Tierteilen und beinhalten viele andere Vitamine. Außerdem erlegten sie bevorzugt ältere Tiere, welche am Rücken eine Fettreserve hatten, es wurde also viel tierisches Fett gegessen. Das waren natürlich Tiere, die wild lebten und sie sieht das Problem der Fleischernährung darin, dass diese Tiere nicht artgerecht gehalten wurden. Ihre These ist: es ist nicht das Fleisch selbst, was Krebs auslöst, es ist die Aufzucht dieser Tiere, die krank sind. Derartige Wissenschätze findet man in großer Menge im Buch.
Rezepte: bei den Rezepten wird empfohlen, dass das verzehrte Fleisch im Kern roh ist. Fleisch sollte bevorzugt 24- 48 Stunden in Wein, Joghurt oder Buttermilch mariniert werden, weil es dann vorverdaut und viel zarter ist. Fleisch sollte nicht frittiert oder gegrillt werden, sie erklärt im Buch genau, warum das wichtig ist. In jeder Hinsicht empfehlen die Autorinnen Butter und zwar rohe Butter. Mehr als 90 % der Enzyme werden bei der Pasteurisierung zerstört. Chemiker können in Rohmilch 35 wertvolle Enzyme identifizieren.Und hier kommt die zweite Autorin ins Spiel, Mary G. Enig. Die Zweitautorin ist Fettforscherin und trägt viel dazu bei, dass dieses Buch gelingen konnte. Denn das Fett, so die Autoren, ist auch wichtig, damit der Mensch das Fleisch voll und ganz verdauen, also aufschlüsseln kann.
Wem empfiehlt die Autorin ihre Ernährung? Sie sieht ihre - politisch inkorrekte - Ernährung als die beste Ernährung überhaupt an und bringt viele wissenschaftliche Belege dafür in diesem Buch. Insofern ist es für jeden Menschen gut, so zu essen, so die Autorinnen. Die milchreiche und butterreiche Ernährung kann aber besonders sinnvoll sein, wenn man schwanger werden will oder seinen kleinen Kinder einen guten Baustein zur Gesundheit legen mag, weil hier die Fette und das Kalzium sehr wichtig für die Zahn- und Knochenentwicklung ist.
Sally Fallon geht im Buch auch auf die heutigen Sojaprodukte ein. So hemmen Sojaprodukte die Zinkaufnahme, es sei denn, sie durchliefen einen langen Fermentationsprozeß. Das ist z. B. bei Soja-Soße, die wir in Deutschland im Laden kaufen eher nicht der Fall, und bei Soja-Ersatz-Fleisch, das wird in wenigen Tagen hergestellt, auch nicht. Wohingegen es in China oder Japan 1-2 Jahre dauern kann, bis Soja-Sauce fertig fermentiert ist. Sie beschreibt auch die richtige Zubereitung von Vollkornprodukten. Interessant sind auch Informationen, dass Zwiebelgewächse bei Menschen mit schwacher Nebenniere zu Erschöpfung führen können, das finde ich als Heilpraktikerin sehr interessant. Es finden sich auch wertvolles Wissen über Gemüse, das ich nicht wusste, wobei ich schon recht belesen bin, was Ernährung angeht.
Ochsenschwanzsuppe mit Gerste und Leberknödelsuppe habe ich nach den Rezepten zubereitet und meine Jungs mochten das sehr. Die Rezepte sehen gut aus und es wird beschrieben, wie man jedes, aber auch jeder essbare Tier lecker zubereiten kann und die Eingeweide auch, die sehr wichtig sind, wegen ihres hohen Nährwertes. Es gibt aber keine Fotos zu den Rezepten, wer das mag, ist bei diesem Buch ganz falsch.
FAZIT:
Ein Meisterwerk, ein Rezepte-, und Wissens-Schatz, ein sehr lehrreiches Buch, was man für jede Schul- und Hausbibliothek, aber auch für jeden Studenten der Ernährungswissenschaft und jeden Arzt empfehlen kann. Für jede Hausfrau ist es ein Ratgeber, der sie ein Leben lang begleiten kann und das Telefonat mit der Oma ersetzen kann, wenn man keine hat, die man beim Kochen fragen kann.
Ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Beschreibung helfen!