Aus einem Linkshänder wird nie ein echter Rechtshänder
Das "Umpolen" von Linkshändern zu Rechtshändern ist schon länger nicht mehr in Mode. Es hat und hätte ohnehin nicht viel gebracht: Bei Versuchen beobachteten Forscher zwar, dass sich einzelne Areale im Hirn verlagerten – doch eine komplexe "Umschulung" gelang nie.
Linkshänder lassen sich laut einer neuen Studie niemals vollständig zu Rechtshändern umpolen. Das hätten der Kieler Neurologe Professor
Hartwig Siebner und sein Freiburger Kollege
Stefan Klöppel bei Versuchen mit einem Kernspin-Tomographen nachgewiesen. Bei umgeschulten Menschen verlagerten sich zwar die Areale, die direkt an der Bewegungssteuerung beteiligt sind, mit dem Training zunehmend in die linke Hirnhälfte, die bei Rechtshändern dominant ist. Die übergeordneten Regionen, die an der Planung und Kontrolle von Bewegungen teilnehmen, blieben jedoch zeitlebens am selben Ort.
Bis vor wenigen Jahrzehnten waren Linkshänder in Deutschland dazu gedrängt worden, die rechte Hand bevorzugt einzusetzen. Bei der Versuchsanordnung verglichen die Forscher die Hirnaktivierung von umgelernten Linkshändern mit den Aktivierungsmustern echter Rechts- und solcher Linkshänder, die niemals umgeschult worden waren. Während der Untersuchung im Kernspintomographen sollten die Probanden so schnell wie möglich mit dem rechten, linken oder beiden Zeigefingern eine Taste drücken, sobald ein bestimmtes Symbol präsentiert wurde.
Bei der Untersuchung der Hirnareale für Planung und Kontrolle zeigten die umgelernten Linkshänder trotz der „Umschulung“ eine bevorzugte Aktivierung ihrer dominanten rechten Hirnhälfte. Dabei war es gleichgültig, ob die Taste mit der rechten, der linken oder mit beiden Händen gedrückt wurde. „Diese rechtshemisphärischen Areale waren bei umgeschulten Linkshändern sogar stärker aktiv als bei Linkshändern, die nie umgeschult worden waren“, hieß es.
Die Forscher folgern daraus, dass das Gehirn selbst einfache Handbewegungen zeitlebens mit der dominanten Hirnhälfte vorbereitet. „Versuche des Umlernens können zwar in den Ausführungsarealen die Aktivität teilweise in die andere Hemisphäre verlagern, nicht jedoch in höheren Planungs- und Koordinationsarealen. Hier wird durch das Umlernen die Aktivität in der dominanten Hirnhälfte sogar paradoxerweise noch verstärkt“, schilderte eine Klinikumssprecherin.
Die
Studie ist im "
Journal of Neuroscience" veröffentlicht.