Kennengelernt hat der schwedische Filmemacher Greta 2018 in Stockholm.
"Ein Freund von mir hat die Familie Thunberg getroffen, und sie hatten ihm erzählt, dass Greta einen Sitzstreik planen würde,
um für das Klima zu protestieren, weil sie das Gefühl hat, dass niemand etwas unternimmt. In Schweden standen die nationalen Wahlen vor der Tür und sie wollte zeigen, wie wichtig dieses Thema ist. Wir hielten uns im Hintergrund und dachten, wir könnten ein oder zwei Tage drehen und sehen, was passiert."
Es kam ganz anders: Eine nachhaltige Freundschaft entstand und am Ende ein anrührender und aufschlussreicher Dokumentarfilm: "I am Greta" (Deutscher Titel: "Ich bin Greta"). Am Freitag (04.09.2020) hatte er Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Venedig. Greta konnte nicht persönlich nach Venedig kommen. Doch für die Pressekonferenz war sie per Videoschalte aus Stockholm zugeschaltet.
Aus der Kurzfilmidee wurde ein Dokumentarfilm
Den Anfang nahm die vage Filmidee von Nathan Grossmann bei ihrem ersten Schulstreik 2018. Die 15-jährige Greta - damals noch völlig unbekannt - sitzt mitten im Winter mit Mütze und Handschuhen und ihrem Pappschild vor der Schule: "Skolstrejk" für den Klimaschutz kündigt sie an.
Anfangs ist sie allein. Aber Immer mehr Menschen kommen dazu, fragen, bleiben aus Interesse stehen. Nathan Grossmann filmt alles. Schnell wird ihm klar, dass er die Kamera vom Stativ nehmen und sich zu Greta auf den Boden setzen muss. Dieser subjektive Blickwinkel wird den Film weiter prägen.
"Nach drei Wochen beschloss sie, über die Wahl hinaus weiterzumachen und jeden Freitag zu streiken", erzählt er. "Plötzlich begann sich die Bewegung auch in anderen Teilen Schwedens auszubreiten, dann auch in Finnland und Dänemark. Wir haben einen Monat lang gefilmt. Ich beschloss, in Vollzeit dafür zu arbeiten um zu sehen, ob das ein Film über die Klimaschutz-Bewegung und über Greta werden könnte. Ich war einfach sehr interessiert an ihrer persönlichen Geschichte."
Fast alles hat Grossmann allein gedreht. Wie schon bei seinen anderen Filmprojekten verzichtet er gern auf ein größeres Team, um die Abläufe vor der Kamera nicht zu stören. "Aber es ist schwer, Regisseur, Tontechniker und Kameramann in einem zu sein. Das Tempo der Ereignisse um Greta wurde immer schneller", räumt er ein. Er filmt Greta bei öffentlichen Auftritten, ist beim Familienleben mit der Kamera dabei, begleitet sie auf Streikaktionen, erlebt ihre eindrucksvollen Reden mit - und freundet sich allmählich mir ihr an.