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Was sind die Ursachen?
Im gesamten Körper gibt es sogenannte Epithelzellen. Sie befinden sich in unseren Schleimhäuten, in der Lunge oder kleiden die Gefäßwände aus. Die Epithelzellen besitzen den ACE-2-Rezeptor, also das Einfallstor für das Coronavirus. Das erklärt, warum das Virus sich nicht nur in Hals, Nase und Rachen ausbreitet, sondern auch in die Lunge wandert und von dort oftmals auch durch den gesamten Körper – und dort letztlich Schäden anrichtet.
Plötzlich bekämpft der Körper sich selbst
Noch ist nicht ganz klar, was genau zu Long Covid führt. Drei ursächliche Mechanismen werden jedoch besonders intensiv diskutiert. So ruft das Virus im Körper eine sehr starke Immunreaktion hervor. So stark, dass das Immunsystem auch gestört werden kann und sich die Antikörper nicht mehr gegen das Virus, sondern gegen die eigenen, gesunden Körperzellen richten – dann nennt man sie Autoantikörper. Sie spielen etwa bei Autoimmunkrankheiten eine Rolle. Das würde die lang anhaltenden Symptome erklären.
Bei solchen dauerhaften Immunreaktionen herrscht unnatürlicherweise ständig Alarm im Körper. Das kann Signalwege des Nervensystems beeinträchtigen, etwa solche, die Atmung oder Herzschlag steuern.
Der Körper wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt
Ein anderer Erklärungsansatz zielt auf die Schäden in den Adern, genauer gesagt in der innersten Schicht der Adern. Während der Infektion führt das Coronavirus dort zu Schäden und die Entzündung bleibt womöglich auch nach der Infektion noch aktiv. Die Durchblutung in den kleinen Gefäßen ist gestört, es gibt Berichte über kleine Blutgerinnsel, also Minithrombosen in den Kapillaren.
Das beeinträchtigt die Sauerstoffversorgung, zum Beispiel der Muskeln und Organe. Das würde erklären, weshalb viele Betroffene nach körperlicher Anstrengung (und dazu zählen schon das Treppensteigen oder Anziehen) sich völlig erschöpft fühlen. Eine mangelhafte Sauerstoffversorgung des Gehirns könnte zusammen mit Störungen des Nervensystems auch so etwas wie Kopfschmerzen oder Verwirrung (häufig: „brain fog“) oder Konzentrationsstörungen erklären.
Versteckt sich das Virus im Körper?
Eine andere These sieht die Ursache darin, dass Viruspartikel oder Virusreste noch weiterhin im Körper verbleiben und so das Immunsystem immer wieder oder langfristig reizen. Dafür spricht, dass Patient:innen auch Monate nach der Infektion noch positiv auf bestimmte Virusproteine getestet wurden, jedoch nicht mehr auf das Spike-Protein, das ansonsten als Infektionsnachweis gilt.
Verbleiben diese Proteine in Zellen oder Geweben, kann das zu einer andauernden oderimmer wieder aufflammenden Entzündungsreaktion führen und könnte Nervenschäden oder Einschränkungen des Geruchs- oder Geschmackssinns erklären. Für andere Viren hat man diese Überbleibsel bereits nachgewiesen.
Letztlich wird vermutlich nicht einer der obigen Ansätze alle Fälle von Long Covid erklären. Dafür sind die Symptome und Krankheitsverläufe zu verschiedenen. Denkbar ist, dass alle drei Ursachen zutreffen könnten – allein oder in Kombination.
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