Borreliose und Blut-Hirn-Schranke: Pseudotumor Cerebri
... Die meisten Symptome treffen auf mich zu und sind seit meinem "Schlaganfallerlebnis" unter Doxy vorhanden. Also, dauernder Kopfschmerz in der Stirn (zum Glück nicht so stark), Druckgefühl im Kopf, Sehstörungen (Probleme räumlich zu sehen, habe immer einen Tunnelblick), Tinnitus
Hallo Sam77,
was Du hier beschreibst entspricht genau meinen Erlebnissen mit Doxy.
Damit ist die Patientengruppe schon n=2, wir sind fast schon ein Studie! ;-)
Bei mir schwächten sich die einmal unter Doxy entwickelten Symptome zeitweise ab sind jedoch bisher nicht reversibel.
Übrigens habe ich sichtbare Auffälligkeiten im Auge (beidseitige Sehnerv-Excavation und vergrößerter Blinder Fleck, jedoch keine Stauungspapille).
Ich habe die "Lyme - Pseudotumor" - Studien grob gesichtet, dort wird eine 'schwere akute Form' eines durch Borrelien verursachten Hirnsyndroms beschrieben:
- mittelstarker frontaler Kopfschmerz, evtl. pulsierend
- evtl. akute Sehstörungen, Übelkeit, verzerrtes Sehen
- im Auge wird meist beidseitig eine Stauungspapille und ein vergrößerter Blinder Fleck gesehen.
In den Studien erfolgte Akut-Behandlung mit Acetazolamid und AB-Infusion z.B. Ceftriaxon, damit Rückgang der Symptome.
Die Studien vermuten, daß der Auslöser des Syndroms eine Entzündungsreaktion im Gehirn ist, die den Liquordruck erhöht und im Extremfall auch die Liquor-Abflüsse behindern kann.
Dies bedeutet, daß das Syndrom per Beta-Laktam-AB Ceftriaxon wirksam behandelt kann.
In einer Dissertation von Christian Neumann ["Die Wirkung des Beta-Laktam-Antibiotikums Ceftriaxon ...", Berlin, Sep. 2009 wird über Ceftriaxon folgendes beschrieben:
"Bei Patienten mit einer neurologischen Manifestation der Lyme-Borreliose, bei denen die Funktion der Blut-Hirn-Schranke nur unwesentlich eingeschränkt war, wurden nach Gabe von 2 g Ceftriaxon i.v maximale Ceftriaxon-Konzentrationen von 2,25 mg/l im Liquor gemessen, welche 24 Stunden nach Applikation auf Werte von 1,36 mg/l abgesunken waren (Pfister 1991).
Der Transport von Ceftriaxon von der Blutbahn über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn erfolgt aufgrund der geringen Lipophilie und der ausgeprägten Ionisation nur langsam, wobei das Antibiotikum über passive Diffusion entlang eines Konzentrationsgradienten parazellulär durch die Blut-Hirn-Schranke gelangt (Lutsar 2000)... Durch die hohe Konzentration von nichtproteingebundenen Ceftriaxon wird dabei ein hoher Konzentrationsgradient für die passive Diffusion sichergestellt."
Ceftriaxon habe eine "gut untersuchte ZNS-Gängigkeit auch entlang einer intakten Blut-Hirn-Schranke".
Mein Fazit zum Thema "Entstehung einer Vorform des 'Pseudotumor Cerebri' durch Behandlung der Borreliose mit Doxycyclin":
(A) Die Behandlung der Borreliose mit Doxycyclin kann einen 'Pseudotumor Cerebri' auslösen
(B) Auch eine Vorform einer Liquorstauung durch Neuroborreliose kann - eventuell leichtere - Symptome hervorrufen und unbehandelt zur langfristigen Schädigung des Sehsinns führen
(C) Die Behandlung der Borreliose mit Doxycyclin kann in manchen Fällen zu einer bleibenden Verstärkung von Symptomen einer Neuroborreliose führen.
Laut Studien (Suchbegriffe Lyme AND Pseudotumor) kann ein durch eine Neuroborreliose ausgelöster akuter 'Pseudotumor Cerebri' mit Acetazolamid und AB-Infusion (Ceftriaxon) erfolgreich behandelt werden.
Gruß,
Borabora