Nein, Wildaster, du bist keine Ausnahme.
Eigentlich wäre es schön gewesen, einen (virtuellen) Ort zu haben, an dem man den Fokus auf Kleinigkeiten und Wahrnehmungen richten kann, die stärken und in dieser Zeit helfen nicht noch mehr Verunsicherung zu erleben.
Eigentlich dachte ich, man könne einen konstruktiven Thread haben, in welchem z.B. immer wieder mal berichtet wird von uns, für was wir "heute" Dankbar waren, was uns gefreut hat, was uns gut getan hat.
Das kann nämlich Resilienz fördern.
Im Guptaprogramm z.B. ist das ein fester Bestandteil um zurück in die Mitte zu kommen und sich zu stärken.
Man kann das trainieren.
Da aber hier im Forum das Gefühl des Misstrauens so stark gefördert wurde, fand ich, hat das eigene Unsicherheiten, die da sind, die jeder hat in dieser Situation - noch sehr viel mehr verstärkt. Misstrauen schüren in die Regierung, Misstrauen schüren in alle Maßnahmen, Misstrauen schüren in die gesamte Wahrnehmung der Welt und des eigenen Selbst damit.
Für mich wurde das Forum dadurch zu einem toxischen Ort. Ich weiß nicht, wie das auf dich wirkt, wenn du hier liest im Forum.
Mir geht es mittlerweile so, dass wenig lesen im Forum ausreicht, um mich im Alltag sogar, zumindest zuhause, für gewisse Zeit runter zu ziehen.
Dieses grundlegende Misstrauen in die Richtigkeit und den guten Willen "der anderen", das an diesem Ort flächendeckend geschürt wurde.
Dieses gleichgesetzt werden mit Schlafschafen, mit Vernebelung und Dümmlichkeit. Verletzend auch!
Ich weiss nicht, wie es dir geht, aber eventuell hat dich das ja nun doch auch am Ende zusätzlich herunter gezogen.
Für mich ist es im Alltag nicht schlimm, solange ich den Kasten aushabe. Ich habe meine Meditationstechniken, die greifen immer und überall.
Aber ich merke, dass ich nicht unantastbar bin. Dinge belasten.
Mir hilft derzeit ganz bewusst den Blick auf das zu richten, was noch Gut ist.
Was Gut war. Und das Gefühl des Vertrauens zu zelebrieren. Erinnerungen an Vertrauen und Freude, Worte meiner Lehrer, die Vertrauen und Freude wach rufen. Situationen erinnern und bewusst eintauchen, in denen ich tief vertraut habe und es wieder spüre.
Oder Freude.
Wildaster, Erinnerungen, wie du dich fühlst beim Fotografieren.
Dankbarkeitsempfindungen für deinen Garten, deine Bäumchen. Deine Mädels.
All das ist nicht verloren.
Und du bist für deine Mädels auch in der jetzigen Zeit eine wichtige Person. Schau dir doch die Basteleien deiner zwei Süßen an.
Ein indischer Meister, dem ich sehr vertraue und auch ein anderer Lehrer sagen derzeit oft: Dies wird vorübergehen.
Lasst uns innerlich diese Zeit nutzen, damit wir uns zentrieren und entwickeln und danach mehr vom Guten in die Welt bringen können. (Ja, ganz banal, auch im Alltag und in Kleinigkeiten).
Ich hab mir nun überlegt, ob ich das hier im Forum überhaupt so an dich schreiben kann.
Weil ich mich ja dümmlich fühlen müsste, denn wenn man sich nicht ins allgemeine Misstrauen "gegen" einklinken will, ist man ganz nah dran, als schlafendes Schaf, das nichts erkennt, angesehen zu werden. Mich hat diese Haltung mehr und mehr zornig gemacht.
Da ist kein Platz mehr für Sanftmut, für Dankbarkeit, für Kleinigkeiten, für Wärme.
Nein.
Liebe Grüße von Felis