Bei Aufnahme einer normalen Mahlzeit werden beim Menschen von den Belegzellen des Magens etwa 1,1 Liter Magensaft gebildet. Der Magensaft enthält etwa 0,5% Salzsäure (HCl). Diese 0,5% von 1,1 Liter Magensaft ergeben 5,5 g Salzsäure (HCl). Nun bilden die Belegzellen des Magens ja die Salzsäure aus Anteilen des Blutes, das, wie wir oben gesehen haben, einen pH - Wert von 7,41, also fast einen neutralen pH - Wert hat. Wenn diesem neutralen pH - Wert nun also alle Säure entzogen wurde, müssen folgerichtig auch freie Basen zurückgeblieben sein und so ist es auch. Die Bildung von 5,5g Salzsäure auf der einen Seite, bewirkt die Bildung von 9,0 g NaCl und die wiederum von 13,1g NaH CO3 (Bikarbonat) auf der anderen Seite.
Eine einzige Mahlzeit setzt also mehr Basen frei (13,1g), wie die gesamte Alkalireserve des Blutes beträgt (11,3g)!
Wo aber bleiben die Basen?
Die Basen gehen
zur Leber für die Gallebildung
zum Pankreas für die Bildung von Trypsin, Chymotrypsin
zu den alkalophilen Drüsen
Brunner’sche Drüsen
Lieberkühn’sche Drüsen
Die in Form von Bikarbonat ins Blut entlassenen Basen reichen dann im Darm auch zwangsläufig wieder zur Neutralisierung der Magensäure aus: in den Belegzellen war ja bei Bildung eben dieser Magensäure auch die entsprechende Menge an Basen gebildet worden. Während die Säure den direkten Weg über Magen und Zwölffingerdarm genommen hat, sind die Basen „außen herum“ in den Pankreas und über die Leber in die Galle gelangt. Sobald jetzt der Speisebrei in den Zwölffingerdarm gelangt, werden die Gallensekrete ausgestoßen, was dann reflektorisch die Sekretion von Pankreasenzymen zur Folge hat. Da diese beide stark basisch sind, wird der sauere Speisebrei nun nach und nach in einen weniger sauren Zustand übergeführt.
Bisherige Betrachtungsweise: die Aufgabe der Belegzellen ist es Salzsäure zu produzieren, um den Speisebrei im Magen anzudauen; die dabei gebildeten Basen suchen sich ihren Weg über die Blutgefäße zum Pankreas und zur Leber, um den pH - Wert für die weitere Verdauung im Darm zu neutralisieren. Der Magen ist also hauptsächlich ein Verdauungsorgan.. Stimmt das?
Der Magen bildet auch und vor allem Basen
Die Aufgabe des Magens besteht nicht nur darin, in seinen Belegzellen Säuren zu bilden. Vielleicht viel wichtiger sind die hierbei entstehenden Basen für den Organismus. Man könnte das auch so sehen, daß es dem Körper um die Bildung von Basen geht, und daß in Wahrheit die Säuren das „Abfallprodukt“ sind. Die Magensäure ist nur sichtbarer und bewältigt chemisch und biologisch leichter nachzuvollziehende Aufgaben und steht so immer im Vordergrund.. Zudem kommen viele Menschen irgendwann einmal mit ihr in Kontakt, sei es durch Erbrechen oder z.B. durch Sodbrennen. Da der Magen auch Teil des Verdauungskanals ist, den die Nahrung auf dem Weg durch den Organismus passiert, drängt sich die Einstufung des Magens als reines Verdauungsorgan ja auch auf.
Tatsächlich wird im Magen durch die Salzsäure nichts verdaut; die Salzsäure hilft, unterstützt von der Motilität des Magens, lediglich den Speisebrei zu zersetzen und so seine Oberfläche zu vergrößern, damit später, im Dünn- und im Dickdarm, die eigentliche Verdauung besser stattfinden kann: eine größere Oberfläche bedeutet hier nämlich, daß die Gallen- und Pankreassekrete eine größere Angriffsfläche haben, um den Fett- und Eiweißstoffwechsel in Gang zu bringen.
Die einzige Verdauung, die diesen Namen verdient und die im Magen stattfindet, ist auf das von den Magenzellen produzierte Pepsin und auf die Amylasen zurückzuführen, die von den Speicheldrüsen im Mund in den Speichel sekretiert werden. Die Pepsine leiten die Eiweißverdauung ein und die Amylasen können Stärke und Glykogen abbauen und helfen so die Zeit nutzen, die der Speisebrei im Magen verbringt. Beide Vorgänge sind für den menschlichen Organismus verzichtbar. Und so können Patienten, denen der Magen herausoperiert wurde, trotzdem weiterleben - und auch verdauen. Nutzlos ist der Magen natürlich trotzdem nicht, wie auch sonst nichts in der Natur. Die Schöpfung hat es eben so eingerichtet, daß die Säuren, die bei der Bildung von Basen entstehen, auch eine Verwendung finden. Und den haben sie durch die Zersetzung und durch die Verweildauer des Speisebreis im Magen.
Der Pylorus schließt ja im Moment der Nahrungsaufnahme für eine gewisse Zeit den Magenausgang. Allgemein geht man davon aus, daß das geschieht, damit der Speisebrei genügend aufbereitet werden kann. Das stimmt zwar auch, hauptsächlich haben die Basen aber jetzt Zeit zum Pankreas und zur Leber zu gelangen und können einer weiteren, äußerst wichtigen Aufgabe nachkommen:
Die Entsäuerung des Gewebes
Oben haben wir gesehen, daß bereits eine Mahlzeit den Organismus hinsichtlich der Aufrechterhaltung der Homöostase im Säure - Basen - Bereich vor große Aufgaben stellt. Der pH Soll - Wert ist in einem sehr engen Bereich zu halten, zwischen 7,36 und 7,44 nämlich, was nur geht, wenn es außer der Alkalireserve des Blutes einen weiteren Puffer gibt.
Und dieser Puffer ist das Bindegewebe, das deswegen zu Recht (übrigens auch in der Schulmedizin) als Vor - Niere bezeichnet wird: die kolloidalen Strukturen des Bindegewebes nehmen die überschüssigen Säuren auf und stabilisieren so maßgeblich den pH-Wert des Blutes.
Der Mechanismus, mit dem dies vor sich geht, ist die Diffusion: steigt der Saüre - Wert im Blut, diffundieren die überzähligen Säuren ins Gewebe. Geht der pH - Wert des Blutes in Richtung basisch, fließen die Säuren aus dem Bindegewebe wieder ins Blut zurück. Die „Basenflut“ nach den Mahlzeiten hat also auch und vor allem die Funktion das Bindegewebe zu entsäuern!
Für die Ausscheidung der Säuren ist dann, neben anderen Organen, hauptsächlich die Niere verantwortlich. Verfügt der Organismus über ausreichend Basen, werden die Säuren von der Niere an diese gebunden und ausgeschieden. Kann der Körper sich einen Basenverlust nicht leisten, werden die Säuren erst an Ammoniak gebunden und dann ausgeschieden.