Meinen Mann inspiriert ein großer Dichter auch wieder zu eigenen Versuchen.
Die griechische Götterwelt hat es ihm da besonders angetan.
Mal sehen, wohin ich seine Gedichte stellen kann.
Ach was, warum denn nicht gleich hier?
Frei nach Ovid hat er gedichtet.
Philemon und Baucis
Es lebte einst, ich weiß nicht wann,
freundlich zu sich ein jedermann,
ein kinderloses Ehepaar,
sie grau, er schon mit weißem Haar.
Philemon hieß der brave Mann.
Er hatte immer Holzschuh an.
Und Baucis trug die ganze Zeit
das gleiche, abgenutzte Kleid.
Er rauchte grad, sie wusch Salat
in ihrem Häuschen vor der Stadt,
da kamen Schritte vor das Haus.
Die Baucis schaut' zum Fenster raus.
Zwei Männer baten, laßt uns ein.
Wir sind ganz fremd hier und allein.
Wir haben überall gefragt,
doch keiner hat herein gesagt.
Kommt nur, zieht eure Schuhe aus.
Zwar ist es niedrig unser Haus,
doch wenn ihr einen Bückling macht,
dann geht es schon, das wär' gelacht.
Auf die zwei Hocker setzt euch hin!
Schaut, Wasser ist im Kübel drin!
Da taucht nur eure Füße ein,
dann wird es euch gleich wohler sein.
Von dem, was unsre Küche hat,
da werdet ihr vielleicht nicht satt,
doch haben wir im Garten Kohl.
Wir holen einen Eimer voll.
Und Baucis fing geschäftig an,
zu zeigen, daß sie kochen kann.
Philemon wußte, im Kamin
hängt noch ein Stück vom Schweinern drin.
Das holte er mit langem Stab
und schnitt schnell dicke Streifen ab.
Ganz emsig mühten sich die zwei
und hatten auch noch Freud dabei.
Und weil sich noch so manches fand
kam doch ein gutes Mahl zustand.
Philemon brachte auch noch Wein
und schenkte seinen Gästen ein.
Die Becher wurden vielmals leer,
doch war der Krug stets voll und schwer.
Bei Menschen kann das nicht gescheh'n,
es mußte sich um Götter dreh'n.
Sie sahen es mit großem Schreck
und zitterten in ihrem Eck.
Sie hoben ihre Hände hoch,
Entschuldigung, verzeiht uns doch!
Wir hatten halt nichts anderes da,
nicht Nektar, nicht Ambrosia.
Ihr seid was Besseres gewohnt.
Wir flehen, daß ihr uns verschont.
Wir leben arm und ohne Glanz
und haben nur noch eine Gans.
Doch schlachten wir das Tier sofort.
Drauf geben wir euch unser Wort.
Da sprachen beide Männer: Nein,
das braucht es nicht, das soll nicht sein.
Es braucht auch nicht, daß ihr erschreckt,
es hat uns beiden gut geschmeckt.
Wir wollen weder Gans noch Huhn
noch euch irgendwas Böses tun.
Doch wehe dieser bösen Stadt,
wo keiner uns geholfen hat.
Kommt mit uns mit, dann geht's euch gut.
Dreht euch nicht um, schon steigt die Flut!
Schnell schritten alle vier bergan
und das war wirklich gut getan.
Kaum war'n sie nämlich auf der Höh',
war, wo die Stadt war, nur ein See.
Ein einzges nur, ihr kleines Haus,
das ragte aus dem Wasser raus.
Und wuchs und wurde groß und schön
war wie ein Tempel anzuseh'n.
Verwundert staunten alle zwei,
da kam der eine Gott herbei:
Ihr habt geholfen euch sei Lohn!
Sagt, was ihr wünscht, ich geb's euch schon.
Da blickten sich die beiden an,
nickten sich zu und sagten dann:
Im Tal, wo unsre Hütte war
steht jetzt ein Tempel wunderbar,
Dort möchten wir am Opferstein
als Priester dir die Gaben weih'n.
Und wenn uns noch ein Wunsch freisteht,
wenn es mit uns zu Ende geht,
sei es gemeinsam, nicht allein,
denn keiner will gern übrig sein.
Was sie sich wünschten, wurde wahr.
Sie hatten noch manch schönes Jahr.
Erlebten wohl noch vielerlei.
Dann war auch diese Zeit vorbei.
Erst war es nur ein kleines Blatt,
das auf dem Kopf wuchs, grün und glatt.
Dann kamen mehr und dichtbelaubt
waren sie bald von Fuß bis Haupt.
Voll Zweige auch und voll Geäst
und ihre Füße steckten fest.
Sie sagten sich zuletzt ade.
Dann ragten Bäume in die Höh'.
Es halten noch immer zusammen im Wind
Philemon als Eiche und Baucis als Lind'.
Mit einem schönen Gruß ans Forum
TiHu
und von mir
Margot