Verschiedene Gedichte

  • Themenstarter Bodo
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Hallo Anne.

Nach mehrfachem Lesen sage ich zu diesem Fontane:
Pfiffig, weise . . . ja . . . beinahe leicht subversiv. ;)

Großartig sind übrigens seine Wanderungen durch die Mark Brandenburg.
In den 90ern las ich Diese fast in Einem durch, so schön und bildhaft ist die Sprache.

Die Wanderungen gibt es übrigens im Projekt Gutenberg nachzulesen. :)





LGB
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Bodo,

subversiv ist der richtige Ausdruck. Aus dieser Sicht habe ich es noch gar nicht gesehen.
Fontanes Wanderungen habe ich noch nicht gelesen, obwohl sie seit Jahren in meinem Bücherregal stehen. Vielleicht werde ich sie mir bald mal zu Gemüte führen, nachdem du sie so schmackhaft beschrieben hast :).

Hier noch etwas von Fontane, der viele wunderbare Gedichte schrieb und die leider relativ unbekannt geblieben sind.



Verzeiht

Verzeiht den Anekdotenkram
Und daß niemals ich einen "Anlauf" nahm,
Auch niemals mit den Göttern grollte,
Nicht mal den Staat verbessern wollte,
Nicht mal mit "sexuellen Problemen"
Gelegenheit nahm mich zu benehmen.

Der faßt es so, der anders an,
Man muß nur wollen, was man kann;
Mir würde der Weitsprung nicht gelingen,
So blieb ich denn bei den näheren Dingen,
Drei Schritte bloß -- ich weiß, es ist nicht viel,
Aber Freude gibt jedes erreichte Ziel.

Theodor Fontane
 
Hallo Anne,

das Gedicht finde ich klasse, ich kannte es noch nicht. :) Danke!

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Friedrich Schiller

Hoffnung

Es reden und träumen die Menschen viel
Von besseren künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen,
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung!

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling begeistert ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben,
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe planzt er-die Hoffnung auf.

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren.
Im Herzen kündet es laut sich an,
Zu was Besserm sind wir geboren,
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.
 
In manchen Threads ist der Konjunktiv ganz besonders angebracht, und das ist auch gut so. Manchmal wird allerdings übersehen, daß es diese Form gibt, die Möglichkeiten einräumt, aber nicht als einzige Möglichkeit darstellt.

Erich Kästner hat dazu gedichtet:

Trostlied im Konjunktiv
Wär ich ein Baum, stünd ich droben am Wald.
Trüg Wolken und Stern in den grünen Haaren.
Wäre mit meinen dreihundert Jahren
noch gar nicht sehr alt.

Wildtauben grüben den Kopf unterm Flügel.
Kriege ritten und klirrten im Trab
querfeldein und über die Hügel
ins offene Grab.

Humpelten Hunger vorüber und Seuche.
Kämen und schmölzen wie Ostern und Schnee.
Läg ein Pärchen versteckt im Gesträuche
und tät sich süß weh.

Klängen vom Dorf her die Kirmesgeigen.
Ameisen brächten die Ernte ein.
Hinge ein Toter in meinen Zweigen
und schwänge das Bein.

Spränge die Flut und ersäufte die Täler.
Wüchse Vergißmeinnicht zärtlich am Bach.
Alles verginge wie Täuschung und Fehler
und Rauch überm Dach.

Wär ich ein Baum, stünd ich droben am Wald.
Trüg Sonne und Mond in den grünen Haaren.
Wäre mit meinen dreihundert Jahren
nicht jung und nicht alt..
.


Gruss,
Uta
 
Welch Magie aus der Natur .......
Umhüllt von den letzen Tautropfen der Nacht
Suchend am Moor mich findend
Vom Nebel umhüllt wie ein Schleier
Wärmt es mich aus der Tiefe des Seins
Wo bist Du mein Gefährte der Nacht ........

Warte bleib stehn schau mich an ..........
Ja aus dem Hieseits ins Jenseits bist Du gekommen

Um mich mitzunehmen ..... dahin wo alles begann ..........


Mit Licht und Liebe .............. Elbin derRaben :wave:
 
Friede der Kreatur

Spinnen waren mir auch zuwider
All meine jungen Jahre,
Ließen sich von der Decke nieder
In die Scheitelhaare.
Saßen verdächtig in den Ecken
Oder rannten, mich zu erschrecken
Über Tischgefild und Hände,
Und das Töten nahm kein Ende.

Erst als schon die Haare grauten,
Begann ich sie zu schonen.
Mit den ruhig Angeschauten
Brüderlich zu wohnen;
Jetzt mit ihren kleinen Sorgen,
Halten sie sich still geborgen,
Läßt sich einmal eine sehen,
Lassen wir uns weislich gehen.

Hätt' ich nun ein Kind, ein kleines,
In väterlichen Ehren,
Recht ein liebliches und feines,
Würd' ichs mutig lehren
Spinnen mit den Händchen fassen
Und sie freundlich zu entlassen;
Früher lernt' es Friede halten,
Als es mir gelang, dem Alten!

Gottfried Keller
 
Die Esel und die Nachtigallen

Es gibt der Esel welche wollen,
Daß Nachtigallen hin und her
Des Müllers Säcke tragen sollen.
Ob recht? fällt mir zu sagen schwer.
Das weiß ich: Nachtigallen wollen
Nicht, daß die Esel singen sollen.

Gottfried August Bürger
 
über Goethe

Goethe war im Gegensatz zu Schiller nicht sehr beliebt. Er war Freimaurer und der Zensor (Abaris) der Illuminaten. In seinem Verhalten zu Menschen existierte eine hohe Distanz, die durch seine Kälte und ignorantes Verhalten hervorgerufen wurde. Der Zensor hat die Aufgabe, den Obersten der "Bruderschaft" Meldung zu geben, ob jemand ihre Ziele gefährden könnte. Hier noch einmal Bürger.


Epigramm gegen Goethe

Mich drängt' es in ein Haus zu gehn.
Drin wohnt' ein Künstler und Minister
Den edlen Künstler wollt' ich sehn
Und nicht das Altagsstück Minister
Doch kalt und steif blieb der Minister
Vor meinem trauten Künstler stehn,
Und vor dem hölzernen Minister
Kriegt ich den Künstler nicht zu sehn.
Hol ihn der Kuckuck und sein Küster!
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch einmal Theodor Fontane - heute in einer Zeitschrift gefunden. :)

Theodor Fontane

Überlaß es der Zeit
Erscheint Dir etwas unerhört,
bist Du tiefsten Herzens empört,
bäume nicht auf,
versuch's nicht mit Streit,
berühr' es nicht,
überlaß es der Zeit.

Am ersten Tag wirst Du feige Dich schelten,
am zweiten läßt Du Dein Schweigen schon gelten,
am dritten hast Du's überwunden;
alles ist wichtig nur auf Stunden.

Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter.
 
Wilhelm Busch (1832-1908)



Der Knoten

Als ich in Jugendtagen
Noch ohne Grübelei,
Da meint ich mit Behagen,
Mein Denken wäre frei.

Seitdem hab ich die Stirne
Oft auf die Hand gestützt
Und fand, dass im Gehirne
Ein harter Knoten sitzt.

Mein Stolz, der wurde kleiner.
Ich merkte mit Verdruss:
Es kann doch unsereiner
Nur denken, wie er muss.
 
Paul Scheerbart (1863-1915)
Die Welt ist laut ...


Die Welt ist laut,
Und ich bin still!
Erloschen sind die Flammen.

Ich kann nicht mehr,
So wie ich will!
Den Rausch muss ich verdammen.

Die Welt ist laut,
Ich möcht so viel!
Doch bring ich's nicht zusammen.
 
[
Ein Geschenk des Himmels

Manche Menschen wissen nicht,
daß sie einfach da sind.

Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut, sie einfach zu sehen.

Manche Menschen wissen nicht,
wie tröstlich ihr gütiges Lächeln ist.

Manche Menschen wissen nicht,
wie wohltuend ihre Nähe ist.

Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer wir ohne sie wären.

Manche Menschen wissen nicht,
daß sie ein Geschenk des Himmels sind.

Sie wüßten es,
würden wir es ihnen sagen!

Deshalb sage ich es Ihnen!
 
H...............eiliger Abend


mir scheint,
daß es immer noch eiliger habend
die Menschen vergessen, das

Heilige

am Abend -

so ist es verständlich,
daß alle Welt schreit,

"Oh Himmel hilf, s'ist Weihnachtszeit


Einen wunderschönen Weihnachtsabend für alle, die mich jetzt noch lesen.

Euere
Wahrnehmerin

:)
 

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Mein Neujahrswunsch



Was ich erwünsche vom neuen Jahre?
Dass ich die Wurzel der Kraft mir wahre,
Festzustehen im Grund der Erden,
Nicht zu lockern und morsch zu werden,
Mit den frisch ergrünenden Blättern
Wieder zu trotzen Wind und Wettern,
Mag es ächzen und mag es krachen,
Stark zu rauschen, ruhig zu lachen,
So in Regen wie Sonnenschein
Freunden ein Baum des Lebens zu sein.



Karl Henckell (1864-1929)

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Ich ... war ... einmal

Oft weiß ich ganz genau: Ich ... war ... einmal;
Ich habe schon einmal all dies gesehn;
Der Baum vor meinem Fenster rauschte mir
Ganz so wie jetzt vor tausend Jahren schon;
All dieser Schmerz, all diese Lust ist nur
Ein Nochmals, Immerwieder, Spiegelung
Durch Raum und Zeit. – Wie sonderbar das ist:
Ein Fließen, Sinken, Untertauchen und
Ein neu Empor im gleichen Strome: Ich
Und immer wieder ich: Ich ... war ... einmal.



Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Schon ein bißchen spät:


Weihnachtsgedicht

Nun ist das Fest der Weihnacht,
das Fest, das alle glücklich macht,
wo sich mit reichen Festgeschenken
Mann, Weib und Greis und Kind bedenken,
wo aller Hader wird vergessen
beim Christbaum und beim Kaprfenessen; -
und Gross und Klein und Arm und Reich, -
an diesem Tag ist alles gleich.
So steht's in vielerlei Varianten
in deutschen Blättern. Alten Tanten
und Wickelkindern rollt die Zähre
ins Taschentuch ob dieser Märe.
Papa liest's der Familie vor,
und alle lauschen und sind Ohr ...
Ich sah, wie so ein Zeitungsblatt
ein armer Kerl gelesen hat.
Er hob es auf aus einer Pfütze,
dass es ihm hinterm Zaune nütze.

Erich Mühsam 1878-1934


Grüsse,
Uta
 
Friedrich Nietzsche (1844-1900)

O Mensch! Gib acht...

O Mensch! Gib acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
"Ich schlief, ich schlief -,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: -
Die Welt ist tief,
Und tiefer als der Tag gedacht,
Tief ist ihr Weh -,
Lust - tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit -,
- will tiefe, tiefe Ewigkeit!"


liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
sind Schlüssel aller Kreaturen,
wenn die, so singen oder küssen
mehr als die Tiefgelehrten wissen,
wenn sich die Welt ins freie Leben
und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wieder Licht und Schatten
zu echter Klarheit werden gatten
und man in Märchen und Gedichten
erkennt die wahren Weltgeschichten,
dann fliegt vor einem geheimen Wort
das ganze verkehrte Wesen fort.


Novalis
liebe Grüße von hexe :hexe:

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte Schmerzen
Konnte sie ausmerzen
Leider nicht komplett
Das wäre nett
Darum bleibe ich im Bett
Draußen ist es kalt
Der Winter ist schon alt
Nun brauchen wir Licht
Das treibt sie weg die Gicht
Die Liebe sie heilt
Wenn man sich damit beeilt
Und nicht im Kämmerlein verweilt
Dann wird man gesund
Und alle tun es kund

Alles Gute und LG
:wave:
 
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