Verschiedene Gedichte

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(Nieder)Schlesischer Jahreszeiten-Zyklus
(gefunden bei Dieter Hildebrandt)


Friehling

Wenn die Hoasen heher springen
und die Veegel lauter singen
und du host so das gewisse Feeling
dann is Friehling.


Summer

Wenn die Fälder und sie werden gälber
und es riecht so abgeärntet
und du merkst, dos bist du sälber
deine Zeit ist um - wird immer ummer
dos mein Lieber, woar der Summer.


Härbst

Wenn de und das Laub wird älter
und du merkst, die Luft wird kälter
und du fiehlst, doss du bald stärbst
dann is Härbst.


Winter

Wenns nich worm is und es schneit
und du weesst nie ganz genau
was steckt dahinter?
Dann is meistens Winter.






:)
 
Ich möchte, wenn ich sterbe, wie die lichten

Gestirne schnell und unbewußt erbleichen,

Erliegen möcht ich einst des Todes Streichen,

Wie Sagen uns vom Pindaros berichten.

Ich will ja nicht im Leben oder Dichten

Den großen Unerreichlichen erreichen,

Ich möcht, o Freund, ihm nur im Tode Gleichen;

Doch höre nun die schönste der Geschichten!


Er saß im Schauspiel, vom Gesang beweget,

Und hatte, der ermüdet war, die Wangen

Auf seines Lieblings schönes Knie geleget:

Als nun der Chöre Melodien verklangen,

Will wecken ihn, der ihn so sanft geheget,

Doch zu den Göttern war er heimgegangen.



August Graf von Platen
 
Ich träumte
das Leben sei ein Traum
und wachte auf davon
und da war das Leben
gar kein Traum
und da schlief ich
nie wieder ein.




Günter Wallraff
 
Whatever

"Carol Ann Duffy

Whatever

I’ll take your hand, the left,
and ask that it still have life
so hold my hand, the right,
as I walk alone where we walked,
or to lie all night on my breast,
at rest, or to stop all talk with a finger
pressed to my lips.

I’ll take your lips,
ask, when I close my eyes, as though
in prayer, that tey ripen out of the air
to be there again on mine,
or to say my name, or to smile, or to kiss
the sleep from my eyes. I’ll take

your eyes,
nothing like, lovelier under, the sun,
an ask that they wake to see, to look
at me, even to cry, so lang als I feel their tears
on your face, war rain on a rose.

Your face I’ll take, asleep, ask that I learn,
by heart, the tilt of your nose; or awake, and ask
that I touch with my tongue the soft buds of the lobes
of your ears

an I’ll take them, too
ask that they feel my breath shape
into living words, that they hear.

I’ll take your breath
an ask that it comes and goes, comes and goes, forever,
like the blush under your cheek, an I’ll even settle for that. Whatever"



Thanks
pi
 
Goethe West-östlicher Divan Suleika Nameh. Buch Suleika

In tausend Formen...

In tausend Formen magst du dich verstecken,

Doch, Allerliebste, gleich erkenn' ich dich;

Du magst mit Zauberschleiern dich bedecken,

Allgegenwärt'ge, gleich erkenn' ich dich.



An der Zypresse reinstem, jungem Streben,

Allschöngewachsne, gleich erkenn' ich dich;

In des Kanales reinem Wellenleben,

Allschmeichelhafte, wohl erkenn' ich dich.



Wenn steigend sich der Wasserstrahl entfaltet,

Allspielende, wie froh erkenn' ich dich;

Wenn Wolke sich gestaltend umgestaltet,

Allmannigfalt'ge, dort erkenn' ich dich.



An des geblümten Schleiers Wiesenteppich,

Allbuntbesternte, schön erkenn' ich dich;

Und greift umher ein tausendarm'ger Eppich,

O Allumklammernde, da kenn' ich dich.



Wenn am Gebirg der Morgen sich entzündet,

Gleich, Allerheiternde, begrüß' ich dich;

Dann über mir der Himmel rein sich ründet,

Allherzerweiternde, dann atm' ich dich.



Was ich mit äußerm Sinn, mit innerm kenne,

Du Allbelehrende, kenn' ich durch dich;

Und wenn ich Allahs Namenhundert nenne,

Mit jedem klingt ein Name nach für dich.
 
Mondnacht



Es war, als hätt der Himmel

Die Erde still geküßt,

Daß sie im Blütenschimmer

Von ihm nun träumen müßt.



Die Luft ging durch die Felder,

Die Ähren wogten sacht,

Es rauschten leis die Wälder,

So sternklar war die Nacht.



Und meine Seele spannte

Weit ihre Flügel aus,

Flog durch die stillen Lande,

Als flöge sie nach Haus . . .:)




.
 
Selige Sehnsucht


Sag es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet:
Das Lebendge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung,
Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt.

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und Werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

J.W. Goethe​
 
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.


Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris
 
Sind sie nicht pfuiteuflisch anzuschauen?
Plötzlich färben sich die Klassefrauen,
weil es Mode ist, die Nägel rot!
Wenn es Mode wird, sie abzukauen,
oder mit dem Hammer blau zu hauen,
tuns sie's auch und freuen sich halbtot.

Wenn es Mode wird, die Brust zu färben
oder - falls man die nicht hat - den Bauch...
wenn es Mode wird, als Kind zu sterben
oder sich die Hände gelb zu gerben
bis sie Handschuh'n ähneln, tun sie's auch.

Wenn es Mode wird, sich schwarz zu schmieren,
wenn verrückte Gänse in Paris
sich die Haut wie Chinakrepp plissieren,
wenn es Mode wird, auf allen Vieren
durch die Stadt zu kriechen, machen sie's.

Wenn es gälte, Volapük zu lernen,
und die Nasenlöcher zuzunähn
und die Schädeldecke zu entfernen
und das Bein zu heben an Laternen
morgen könnten wir's bei ihnen seh'n.

Denn sie fliegen wie mit Engelsflügeln
immer auf den ersten besten Mist.
Selbst das Schienbein würden sie sich bügeln!
Und sie sind auf keine Art zu zügeln,
wenn sie hören, daß was Mode ist.

Wenn's doch Mode würde, zu verblöden!
Denn in dieser Hinsicht sind sie groß.
Wenn's doch Mode würde, diesen Kröten
jede Öffnung einzeln zuzulöten,
denn dann wären wir sie endlich los.


Erich Kästner
 
Herr: Es ist Zeit.

Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten reif zu sein
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage
dräng sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr
wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird lesen, wachen, lange Briefe schreiben
und wird auf den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.​


.
 
Johann Gottfried Herder
aus Amor und Psyche

Ein Traum, ein Traum ist unser Leben
Auf Erden hier.
Wie Schatten auf den Wogen schweben
Und schwinden wir.
Und messen unsre trägen Tritte
Nach Raum und Zeit;
Und sind (und wissens nicht) in Mitte
Der Ewigkeit.
 

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Was dann?
J. Ringelnatz

Wo wird es bleiben,
Was mit dem letzten Hauch entweicht?
Wie Winde werden wir treiben -
Vielleicht!?

Werden wir reinigend wehen?
Und kennen jedes Menschen Gesicht.
Und jeder darf durch uns gehen,
Erkennt aber uns nicht.

Wir werden drohen und mahnen
Als Sturm,
Und lenken die Wetterfahnen
Auf jedem Turm.

Ach, sehen wir die dann wieder,
Die vor uns gestorben sind?
Wir, dann ungreifbarer Wind?
Richten wir auf und nieder
Die andern, die nach uns leben?

Wie weit wohl Gottes Gnade reicht.
Uns alles zu vergeben?
Vielleicht? Vielleicht!
 
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