Hallo zusammen,
ich bin heute auf den Bericht zu einer Untersuchung gestoßen, die die gängigen Empfehlungen, vor Neurotransmitter-(Metaboliten-)Untersuchungen eine große Zahl von Nahrungsmitteln zu meiden, deutlich infrage stellt:
Der Einfluss yon Nahrungsmitteln und Rauchen auf die klinisch-chemische Diagnostik yon Phäiochromozytom, Neuroblastom und Karzinoid-Syndrom
Autoren: G. Heinemann, H. Schievelbein, D. Eberhagen, und V. Rahlfs
Aus: Klin Wochenschr (1981) 59:1165-1173
Download:
https://www.springerlink.com/content/q8586776p7573464/fulltext.pdf (pdf-Datei)
Ich sage hier vorweg nochmal, dass es bei den hier im Thread besprochenen Stoffwechseltests nicht vorrangig um die Diagnostik neurotransmitterproduzierender Tumoren geht und dass auch nicht - wie dafür üblich - ein 24-Stunden-Urin untersucht wird. Es werden aber - im Morgenurin - einige für diese Tumordiagnostik verwendeten Marker untersucht: 5-Hydroxyindolessigsäure (Serotonin-Abbauprodukt), Vanillinmandelsäure (Abbauprodukt von Adrenalin und Noradrenalin) und Homovanillinsäure (Abbauprodukt von Dopamin) im Urin. Von daher ist das Ergebnis dieser Untersuchung hier auch interessant (für mich ganz konkret, da ich erhöhte Neurotransmitterwerte habe in der der
Untersuchung und mich nach dem Einfluss von Nahrungsmitteln, insbesondere den viel konsumierten Mandeln fragte).
Hier nun die Zusammenfassung als Zitat:
Der Einfluß von verschiedenen Nahrungsmitteln auf Methoden zur Bestimmung von Adrenalin (AD), Noradrenalin (NA), Vanillinmandelsäure (VMS), Metanephrinen (MN), Homovanillinsäure (HVS) und 5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIE) im 24 h-Harn zur Diagnose des Phäochromozytoms bzw. Karzinoid-Syndroms wurde untersucht. Die in die Untersuchung einbezogenen Nahrungsmittel waren: Tee, Kaffee, Mandeln, Ananas, Käse, Walnüsse, Vanillepudding, Bananen, Tomaten und Milchschokolade. Außerdem wurde der Einfluß des Zigarettenrauchens auf die Bestimmung von AD, NA, VMS und MN untersucht.
Walnüsse führten zu einer starken Erhöhung der 5-HIE-Ausscheidung. Bananen erhöhten die Ausscheidung von AD, NA, VMS, MN und 5-HIE. Kaffee und Ananas bewirkten eine geringe Zunahme der MN-Werte. Rauchen von 20-30 Zigaretten/Tag beeinflußte keine der vier Variablen. Wenn die beschriebenen Methoden benutzt werden, sollte lediglich auf den Verzehr von Bananen und Walnüssen vor und während der Harnsammelperioden verzichtet werden, da die oberen Normgrenzen im Harn überschritten werden könnten. Ein Verzicht auf Kaffee und Ananas in normalen Mengen ist nicht erforderlich. Es besteht kein Anlaß, weiterhin die bisherigen umfangreichen Restriktionen der übrigen Nahrungsmittel beizubehalten.
Die Autoren haben den Einfluss der in der Literatur am häufigsten genannten Nahrungsmittel auf die Bestimmung der relevanten Parameter untersucht. Das Untersuchungskollektiv war klein, es konnten aber trotzdem einige signifikante Ergebnisse erreicht werden (p<0,05).
Besonders auffällig waren die Bananen:
Der Effekt von Bananen ist auf ihren Gehalt an Serotonin, NA (Noradrenalin, Anm. Kate) und Dopamin zurückzuführen (...). Nach Bananen ist die Zunahme der Ausscheidung von NA am stfäksten, geringer diejenige von AD (Adrenalin, Anm. Kate), VMS (Vanillinmandelsäure, Anm. Kate) und der MN (Metanephrine, Anm. Kate). Die Bestimmung von 5-HIE (5-Hydroxyindolessigsäure, Anm. Kate) im Harn wird durch Bananen ebenfalls beeinflußt. (...)
Die 5-HIE-Werte einzelner unserer Probanden übertrafen im 1. Versuch nach Verzehr von Bananen und Vanillepudding den Referenzwert bis zum Vierfachen, lagen jedoch im 2. Versuch außer bei zwei Probanden im Referenzbereich. Unterschiede (...) sind, abgesehen von der verzehrten Bananenmenge, auf die Art bzw. Herkunft und besonders den Reifegrad der Bananen zurückzuführen.
Zu den Walnüssen, sonstigen Nüssen und
Mandeln (die mich besonders interessieren):
Den größten Effekt auf die 5-HIE-Werte bewirkte der Verzehr von Walnüssen, deren hoher Serotoningehalt bekannt ist. In anderen Nußarten wie Erd-, Hasel-, Para- oder Kokosnüssen sowie in Mandelkernen wurde von Kirberger und Braun [27] kein Serotonin nachgewiesen.
Andere Studien zeigten, dass die Homovanillinsäure-Ausscheidung wohl keinerlei Nahrungsmitteleinflüssen unterliegt. Dass letztlich nur wenige Nahrungsmittel einen bedeutsamen Einfluß auf die Untersuchungsergebnisse haben, wird von den Autoren auch auf methodische Verbesserungen zurück geführt.
Die praktische Empfehlung der Autoren:
Bananen sollten 3 Tage vor den Bestimmungen von AD, NA, VMS, MN und 5-HIE untersagt sein, desgleichen Walnüsse vor der Bestimmung von 5-HIE.
Für die Beibehaltung der bisher üblichen umfangreichen Nahrungsmittel-Restriktionen vor und während der Harnsammelperioden (...) besteht also kein Anlaß mehr, sofern die von uns verwendeten Methoden benutzt werden. Das gilt besonders für Kaffee und vanillehaltige Speisen.
Der Artikel stammt aus dem Jahr 1981(!), dennoch werden von vielen Laboren immer noch umfangreiche Listen von vor den Untersuchungen zu meidenden Lebensmitteln genannt. Welche Gründe das wohl hat?
Bei den Stoffwechseluntersuchungen, die hier Threadthema sind, ist eine "strengere" Handhabung insoweit nachvollziehbar, als es nicht nur um die Frage "Tumor ja oder nein" geht, sondern darum, sich ein Bild vom Stoffwechselgeschehen zu machen. Da ist dann die genaue Höhe der Parameter (und ggf. auch zu niedrige Werte) relevant und nicht nur, ob ein bestimmter Maximalwert nicht überschritten wurde.
Gruß
Kate
Siehe auch:
https://www.symptome.ch/wiki/verhalten_vor_neurostress-_oder_stoffwechseltests/