Osteoporose-Diagnostik - verschiedene Möglichkeiten und Verfahren

Kate

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Hallo zusammen,

drauf gekommen bin ich durch das hier thematisierte Video:
Dass die übliche DXA-Untersuchung so fehleranfällig (...) ist, wusste ich nicht. Z.B. bei Osteopenie, d.h. der "Vorstufe" von Osteoporose, aber auch bei degenerativen Lendenwirbelveränderungen, die ja viele (die meisten?) Menschen irgendwann haben. Denn sie misst zweidimensional also die "Flächendichte" (ein mathematisches Konstrukt, denn eine Fläche hat keine Dichte) und nicht dreidimensional und die Messung reagiert zudem auf Oberflächenveränderungen des Knochens. Siehe:

Die Sprechstunde Osteoporose-Fehldiagnostik! | YouTube

Interessant auch, dass bei der als besser, weil dreidimensional und hochauflösend, empfohlenen CT die Untersuchung von Gliedmaßen (Unterarm, Unterschenkel) als repräsentativ angesehen wird auch für die Lendenwirbelsäule, so dass man auf die Strahlenbelastung im Rumpfbereich verzichten kann.

Die CT wird noch durch eine andere Untersuchung ergänzt, die Vorhersagen über mögliche Bruchstellen der Wirbelsäule machen kann

Offenbar gibt es durchaus Kritik am Goldstandard Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA / DEXA) und auch andere bildgebende Verfahren wie z.B. das im Video vorgestellte spezielle CT zur Knochendichte-Messung, das als genauer und weniger fehleranfällig dargestellt wird.

Die Knochendichte-Messung war hier schon mal Thema:

Zudem gibt es auch Bluttests, die für sich in Anspruch nehmen, noch früher kritische Entwicklungen zu erkennen, aber weder allgemein anerkannt sind noch von der Kasse gezahlt werden:
... werden Kalziumisotope als Knochenbiomarker eingesetzt, die Störungen des Kalziumhaushalts (durch Quantifizierung der Calciumisotopen-Zusammensetzung in Körperflüssigkeiten wie Blut und Urin) anzeigen. (...)
Das Kalzium im Blut stammt aus drei Quellen: der Nahrung, den Nieren und dem Skelettsystem. Durch eine Bestimmung der Kalzium-Beiträge aus diesen drei Quellen kann man pathologische Veränderungen des Kalzium-Haushalts bestimmen und auch Aussagen über die Funktionalität der Nieren und des Skeletts machen.
Neuer Test ermöglicht frühere und strahlungsfreie Erkennung von Osteoporose

Von dort ist diese Studie verlinkt (https://doi.org/10.1016/j.bonr.2019.10020):
Calcium isotope ratios in blood and urine: A new biomarker for the diagnosis of osteoporosis | ScienceDirect

Mit unserem innovativen Analyseverfahren lassen sich erste Anzeichen eines Knochen-Calciumverlustes feststellen, deutlich vor dem bildgebend Standard-Verfahren mit Röntgenstrahlen (DXA). Das DXA-Verfahren hat prinzipbedingt den Nachteil, dass eine Diagnose erst gestellt werden kann, wenn schon merklich Knochensubstanz abgebaut ist. Was auf dem Röntgenbild möglicherweise noch jahrelang unentdeckt bleiben kann, zeigt der OsteoTest früher. Er gibt Gewissheit und die Chance, früh eine Therapie zu beginnen, bevor der Knochen durch übermäßigen Calciumverlust Schaden nimmt und porös wird.
Der OsteoTest zur frühzeitigen Risikobestimmung und Kontrolle von Knochencaliumverlust | OsteoLabs

osteolabs nutzt den Calcium-Biomarker im Urin und Blut, um eine Veränderung der Calciumbilanz bzw. Knochendichte feststellen zu können. Dazu werden in einem aufwendigen Messverfahren mittels Massenspektrometer die natürlich vorkommenden Calcium-Isotope im Urin und Blut gemessen. Calcium kommt in der Nahrung in verschiedenen schweren Isotopen vor. Diese reagieren in chemischen Prozessen unterschiedlich schnell und erlauben aus dem gemessen Verhältnis eine Aussage darüber, ob vermehrt Knochensubstanz auf- oder abgebaut wird. (...)
Mit einer Sensitivität von 100 % wurden mittels Calcium Isotope Marker (CIM) erwartungsgemäß alle zuvor erkannten Osteoporose-Fälle identifiziert.
OsteoTest-Verfahren | OsteoLabs

Es gibt die Varianten:

OsteoTest | homeOsteoTest | medOsteoTest | med plus
UntersuchungsmaterialMorgen-Urin (nüchtern)Serum (nüchtern)Serum, Morgenurin (nüchtern)
AnmerkungenNicht empfohlen bei bekannter NierenfunktionsstörungAbweichende Messergebnisse von Serum und Urin erlauben Aussage, ob ein primär hormonelles oder ein sekundäres, durch eine Grunderkrankung verursachtes oder medikamentös induziertes, osteoporotisches Geschehen vorliegt
bestimmte MarkerDelta 44/42 Ca Urin [o/oo]
Calcium i.U. [mmol/l]
Delta 44/42 Ca
Kreatinin
Calcium
Serum:
Delta 44/42 Ca
Kreatinin
eGFR DMP (CKD-EPI)
Calcium
25-OH-Vitamin D
Urin:
Delta 44/42 Ca
Calcium i.U.
RN-Wert
Interpretation
(jeweils altersbezogen)
derzeitige Knochengesundheit / Osteoporose-Risiko,
Calcium-aufnahmefähigkeit / -verlust (mögl. Hinweis auf Nierenfunktion, Osteoporose-Risiko)
derzeitige Knochengesundheit / Osteoporose-Risiko, Nierenfunktion (zentrale Rolle im
Calciumstoffwechsel, sekundäre Osteoporose), Calcium-Spiegel
Siehe andere Tests; zusätzlich:
Nierenfunktion
Vitamin D-Spiegel
renale Calcium Reabsorption (RN)
Musterbefund

("Disclaimer": Tabelle wurde von mir erstellt als Versuch, die Aussagen auf der Website zusammenzufassen und gegenüberzustellen; insbesondere die genaue Interpretation der einzelnen Marker und des Gesamtergebnisses erfordert aber Kompetenzen, die ich nicht habe)

Zur Forschung steht hier etwas: Forschung | OsteoLabs

Der Urin-Test ist auch über Medivere möglich:

Hier geht es um die prädisponierende Genetik:

Weitere Labormarker können interessant sein, dazu gibt es teils schon Threads oder Beiträge in Threads:

Vielleicht können wir hier diese Tests und insbesondere auch eventuell schon dazu vorliegende Erfahrungen diskutieren.
 
Auch über Medivere möglich:
Das ist nur die Urinprobe - ich dachte, es braucht auch zusätzlich einen Bluttest? Wie hier in diesem Labor beschrieben:
Der Calciumaufbau und damit das δ44/42Ca schwanken tageszeitabhängig bei stärkerer körperlicher Aktivität (z.B. Marathonlauf) und Nahrungszufuhr. Die Blut- und Urinabnahme muss nach mehreren Stunden Ruhe bzw. nach der Nachtruhe erfolgen.

  • 2ml Nüchternserum, morgens abgenommen und
  • 10ml angesäuerter erster Morgenurin (z.B. grüne Sarstedt Urin-Monovette 10ml oder BD Vacutainer® Plus C&S preservative tube; beide enthalten Borsäure) und
  • Ausgefüllter Anamnesebogen mit Einverständniserklärung des Patienten zur wissenschaftlichen Verwendung der Patientendaten zwecks Weiterentwicklung.
 
In diesem Video spricht sich Professor Daichendt auch für die Ct - Methode aus und gegen das DXA - Verfahren. Es käme auch auf die Knochenmasse an, die einen Verlust der Knochendichte kompensieren kann und in dem Fall auch nicht mit Medikamenten weiter behandelt werden müßte. Es geht also um Knochendichte - und masseverlust. Die Knochendichte bedeutet eigentlich Masse x Volumen und nicht die Messung einer Flächendichte wie beim DXA - Verfahren. Es könnte also vermieden werden, dass unnötig Osteoporose - Medikamente verschrieben werden.

Er erwähnt auch dann die üblichen Medikamente, die verabreicht werden - und erklärt, dass nach 5 Jahren Menopause die Östrogenrezeptoren am Verkümmern sind und eine Therapie schwierig, nach 10 Jahren unmöglich. Durch Östrogenmodulation wird der Aufbau der Knochen gefördert, aber die Aktivitäten der abbauenden Zellen bleiben gleich.

Bisphosphonate stoppen den Abbau indem sie die Osteoklasten auf chemischer Ebene ummanteln, aber nicht so selektiv genug, denn auch Osteoblasten werden dadurch zu einem geringen Prozentsatz gestoppt. Also eine Umbauhemmung, die für eine Knochenheilung (siehe auch Zahnimplantate, Hüft-op etc) ein großes Problem darstellen kann.

Osteoanabolika, u.a. ein nebenschilddrüsenähnliches Fragment, das im Körper zum eigentlichen Wirkstoff umgebaut wird, hemmen den Abbau und fördern den Aufbau. Diese dürfen nur kurzfristig eingenommen werden, da sie langfristig Knochenkrebs fördern können.

Neuere Medikamente sind Antikörper, die injiziert werden. Eines davon ist seit 15 Jahren auf dem Markt und wird alle 6 Monate verabreicht, andere sind in Testung. Die Antikörper hemmen die Reifung der Osteoklasten, eine hochselektive Hemmung, bei der die Osteoblasten unangetastet bleiben. Es scheint gute Erfahrungen damit zu geben, aber auch Risiken, wie vor allem Infektanfälligkeit der oberen Luftwege und der unteren Harnwege (vor allem bei Frauen), Muskel- und Gelenkschmerzen.

 
Zuletzt bearbeitet:
Zu der Calcium - Isotopenmessung gibt's vielleicht noch zu sagen, dass man vor Abnahme Nachtruhe gehabt haben sollte - was vielleicht dann doch störanfälliger sein kann. Zum einen, wer schläft schon jede Nacht gleich gut, zum anderen könnte allein die Nervosität davor, den Schlaf beeinträchtigen. Scheint mir nur für die guten Schläfer etwas zu sein ☺.
 
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