Erzählgedichte - Balladen

Porphyrias Buhle

von Robert Browning

Der Regen kam heut abend früh
der schwere Wind war schnell gefrischt
er riß die Wipfel durchs Gesprüh
und schlug den See zu wildem Gischt, -
mein Herz, halbtot, war ihm vermischt,

als zu mir glitt Porphyria; rasch
schloß sie den Frost und Sturm hinaus,
und kniet und schuf den Herd durch Asch
aufglühn, und warm das ganze Haus, -
dann stand sie, - zog den nassen Flaus

und Schleier ganz von der Gestalt, -
die schrumpften Handschuh fort, entband
den Hut und allen Haars Gewalt, -
das fiel; und saß, zu mir gewandt
und rief; tat, da kein Laut entstand,

sich meinen Arm rings um, und schloß
die Schulter auf, das Weiße bar,
und all ihr gelbes Haar weit los,
geneigt, und bettete mir dar,
und goß darauf ihr gelbes Haar,

flüsternd wie sie mich liebt - ah sie.
Zu schwach, ihr Herz, das, mich begehrend,
sich bäumt, vom Hochmut, drin's gedieh,
zu lösen, eitle Pflicht verzehrend,
und mein zu sein für immerwährend.

Doch Sehnsucht auch will ihren Preis,
noch starb heut nacht in Festes Brunst
dies jäh Mein-Denken; der so weiß
aus Sucht nach ihr; und allumsunst. -
So war sie hier, durch Guß und Dunst. -

Wahr, wahr, - ich sah zu ihr hinan
stolz, sehr stolz; endlich wußte ich's - trug's -
»Sie kniet vor mir!« Vom jähen Drang
erschwoll mein Herz, und schwoll und wuchs
als ich schon dachte meines Zugs:

Den Wink lang, was dort saß - mein war's,
mein, gut, zart, reinlich: eines Dings
Fund fiel mir zu, und ihres Haars
lang scheinigen Gelbstrang wand ich rings
um ihren winzigen Hals: so ging's

und würge tot: Qual macht ihr's nicht,
ich bin ganz ruhig, keine Qual.
Wie Knospen drin was summt, was bricht,
so ich ihr Lid: noch einmal Strahl
des blauen Auges sonder Mal.

Und ich entschnürte nächst das Band
um ihren Hals; der Wangen Flor
glomm neu von meines Kusses Brand:
Ich trug ihr Haupt, wie eh zuvor,
nur, meine Schulter stützt' empor

Jetzt ihren Kopf, der noch drauf hängt;
den kleinen rosig lächelnden, -
so froh, daß ihm sein Traum geschenkt
daß, was er haßte, nun dahin,
und ich, sein Wunsch, gewonnen bin!

Porphyrias Wunsch! sie ahnte nie
er war gewährt, und so, von dort;
und nun, dasitzen ich und sie,
und rührten uns die Nacht nicht fort,
und Gott sagt immer noch kein Wort.


Robert Browning
* Geboren am 07.05.1812 in Camberwell bei London.
† Gestorben am 12.12.1889 in Venedig.

Am 07. Mai 1812 wird Robert Browning als Sohn der Pianistin Sara Anne Browning und dem Plantagenbesitzer Robert Browning in Camberwell bei London geboren.

Browning gilt als sehr sprachbegabt. Und so lernt er bis zu seinem 15 Lebensjahr Italienisch, Französisch, Latein und Griechisch. 1828 beginnt er in London zu studieren. Kurz darauf schreibt er bereits Gedichte und kürzere Dramen.

Nachdem er 1845 ein Gedicht von Elizabeth Barret gelesen hat, ist er zutiefst beeindruckt von der unbekannten Frau und nimmt Kontakt zu ihr auf. Ein Jahr später heiraten die beiden und ziehen gemeinsam nach Florenz. Als Elisabeth 1861 in Florenz stirbt, kehrt Browning zurück nach England. In den folgenden Jahren entstehen er viele seiner Werke.

Robert Browning stirbt am 12.12.1889 in Venedig. Begraben wird er in London.
 
Am Vorabend von Rosens Geburtstag (Wilhelm Busch)

Lauschend am Fenster sitzt der Poet. -
Draußen die Blumen und Pflänzchen
Halten ihr Abendkränzchen
Auf dem Gartenbeet.
Der Mond in Silberlivree,
Leise geschäftig,
Kredenzt den Tau, den Blütentee,
Anregend und kräftig.
Und von Kelch zu Kelche
Geht ein Geflüster:
»Also morgen ist er!«

Frau Ehrenpreis (Veronika): Ja, morgen feiert sie
Ihren werten Entsprießungstag -

Taubnessel (mit dem Hörrohr): Hä was? Hä welche?

Frau Ehrenpreis (lauter): - Drüben im Garten die schöne Frau Rose -

Taubnessel: Ah! Mit den zwei Knospen die!

Frau Ehrenpreis: - die tadel- und dornenlose -

Distel (für sich): Wer's glauben mag!

Frau Ehrenpreis: - Von Duft und Glanz umwoben.

Distel: Man weiß, man weiß!
Die gute Frau Ehrenpreis
Muß immer loben.
Und doch hat unser Röschen, das feine,
Allerlei kleine
Grillen und Räupchen
Unter dem zierlichen Häubchen.

Gänseblümchen: O wie reizend!

Distel: Bald steht sie da so mildiglich
Und senkt die Blätter,
Bald rüttelt, schüttelt und spreizt sie sich,
Je nach dem Wetter.

Gänseblümchen: O wie reizend!

Klatschrose: Ja reizend, das wollt' ich meinen!
Drum sieht man auch häufig den Löwenzahn,
Den Rittersporn und den Baldrian
Dort wachsen und erscheinen.

Gänseblümchen: O wie reizend!

Klatschrose: Ja reizend, ganz recht!
Und dann dieser Musenknecht,
Dieser Dichter -

Distel: Der Versetrichter -

Klatschrose: - mit langen Locken -

Distel: - mit dem Loch im Socken.

Gänseblümchen: O wie reizend!

Klatschrose: Alltäglich kläglich mit Gefühl
In ihrer Nähe
Entlockt er seinem Saitenspiel
Lieblich Getön
Und singt so schön -

Distel: - wie n'e Mantelkrähe.

Klatschrose: Zum Beispiel, noch gestern -

Lilie (sanft): Geliebte Schwestern! -

Frau Ehrenpreis: Ihr Muster der Milde!
Ihr Tugendgebilde!

Lilie: Wen sollte der festliche Tag nicht rühren!
Ich denke doch -

Levkoje, Tulpe, Päonie, Phlox: Jaja, wir alle gratulieren!

Frau Ehrenpreis: Ein Schöngeist blüht in unsrer Mitte,
Ein hochgeschickter -
Fräulein Federnelke -

Federnelke: O bitte!

Distel (für sich): Blaustrumpf, verrückter!

Frau Ehrenpreis: - Federnelke, die wundersame,
So lautet ihr holder botanischer Name.
Vielleicht läßt sie sich freundlich erweichen
Und schreibt und dichtet ein Billett,
Duftend, geistvoll und nett.
Das möge dann die dienende Biene,
Unsere süße geflügelte Schleckerkathrine,
Hinschwebend im frühesten Morgenwind,
Dem hohen Geburtstagskind
Ehrfurchtsvoll sumsend überreichen.

Gänseblümchen: O wie reizend!

Federnelke (schreibt und liest): »Veredelte Rose und Nachbarin!
Nehmet dies Brieflein gnädig hin,
Sintemalen dasselbe geschrieben
Von allerlei Pflanzen, welche Euch lieben.
Verleihe der Himmel Euer Gnaden
Beständig ein sanftes Sonnenlicht
Und frischen Tau und meinetwegen
Auch hie und da ein wenig Regen,
Nur Sturmwind nicht,
Denn dieser tut der Schönheit Schaden.
Ergebenst mit Herz und Honigmund
Das Blumenkränzchen: Tugendbund.«

Gänseblümchen: O wie reizend!

Federnelke: Ich denke, es macht sich so!

Alle: Bravo bravissimo!

Mond: Noch 'n Täßchen Tee gefällig?

Levkoje: Ich trank schon drei.

Phlox: Ich fünf.

Tulpe: Ich acht.

Päonie: Mein Mieder kracht!

Alle: Gute Nacht, gute Nacht!

(Die Blumen nicken. Der Mond geht unter. Der Poet,
nachdem er noch einen Blick in die Nacht hinaus gebohrt,
schließt leise das Fenster.)


Busch: Am Vorabend von Rosens Geburtstag
 
SAGEN.at - Der Stier von Salzburg

Hier wird die Geschichte vom "Stier von Salzburg" in Bildern erzählt.
stier_1.jpg


(Einfach weiterklicken)

Gruss,
Uta
 
Kein Gedicht, aber eine ganz kurze Geschichte:

Maxim Biller

Der Vater
(Leseprobe aus: Moralische Geschichten, 2005, Kiepenheuer & Witsch)
Zwei Monate nach dem Tod seines Vaters traf Policker den Alten wieder. Es war mitten in der Nacht, in seinem Schlafzimmer, und Policker wollte sich gerade von einer kräftigen polnischen Prostituierten ein bisschen versohlen lassen.

›Mann, Papa‹, sagte Policker, ›ist das der richtige Moment?‹

Ohne ein Wort zu sagen, verschwand der fast durchsichtige, silberne Geist seines Vaters, und Policker hat ihn seitdem nie wieder gesehen.
Der Vater - Maxim Biller

www.physiologus.de/ghost.jpg
 
Oh....:eek:)
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Der Teufel in der Not
Detlev von Liliencron

Ein Ritter aus dem Stegreifbund,
Der emsig seine Bauern schund,
Der mußte was erleben.
Wie das so kam und wie's geschah,
Erzählte mir die Großmama,
Und die kann Märchen weben.

Der Ritter hatte einen Wald,
Von süßem Vogelgesang durchschallt,
Drin standen viele Eichen.
Die eine, umfangreich wie nie,
Sechs Männer kaum umspannten sie,
Fand nirgends ihresgleichen.

Einst sprach der Junker voller Hohn
Zu einem Kätner: Komm, mein Sohn,
Begleit mich in den Hagen.
Siehst du die alte Eiche hier?
Die fällst du in zwei Stunden mir,
Sonst soll der Block dich plagen.

Der Bauer winselt und beschwört
Vor seinem Herrn, von Angst betört,
Das könn er niemals zwingen.
Doch der sagt weiter ihm kein Wort,
Dreht ihm den Rücken und geht fort:
Es wird ihm schon gelingen.

Da steht der Ärmste nun allein.
Wer steht vermummt im Sonnenschein?
Ist's einer von den Seinen?
Du alter Knecht, was willst du hier?
Den Baum zu schlagen helf ich dir,
Gehöre zu den Deinen.

Ein Glanz wie Blitz, die Eiche schwankt,
Die Krone kracht, die Wurzel wankt,
Nun liegt sie starr im Staube.
Ein Wagen kommt, drei Rappen vor:
Jetzt fahren wir durchs Gartentor
Dem Grafen vor die Laube.

Die Klepper keuchen durch den Kot,
Die Peitsche knallt, die Peitsche droht,
Die Peitschenhiebe sitzen.
Und unbarmherzig trifft im Hag
Wie Hagelwetter Schlag auf Schlag,
Die magern Gäule schwitzen.

Die Zügel hält der alte Knecht
In seiner Linken fahrgerecht,
Die Peitschenhiebe sausen.
Aus seinen Fingern, fort im Trott,
Spritzt Funk auf Funke, straf mich Gott,
Den Kätner packt das Grausen.

Der Graf, als er den Zug gewahrt,
Fährt sich verdutzt durch Haar und Bart:
Das ist ja meine Eiche!
Heda, wer ist der andre Mann?
Woher die Pferde, das Gespann?
Was sind mir das für Streiche?

Da schnarrt der alte Fuhrmann plump:
Du Leuteschinder, Lauselump,
Sieh dir mal an die Kracken:
Dein Vater, Großvater sind zwei,
Dein Urgroßvater, das macht drei,
Die kannten auch das Placken.

Ich bin der Teufel, schäbiger Schuft,
Der gern dich in die Hölle ruft,
Da sollst du nicht verfrieren.
Nimm dich in acht, du Hundesohn,
Und denk an mich und meinen Thron,
Sonst fahr ich bald mit Vieren!
 
DER RING DES POLYKRATES

Er stand auf seines Daches Zinnen,
Er schaute mit vergnügten Sinnen
Auf das beherrschte Samos hin.
"Dies alles ist mir untertänig",
Begann er zu Ägyptens König,
"Gestehe, daß ich glücklich bin."

"Du hast der Götter Gunst erfahren!
Die vormals deinesgleichen waren,
Sie zwingt jetzt deines Zepters Macht.
Doch einer lebt noch, sie zu rächen,
Dich kann mein Mund nicht glücklich sprechen,
So lang des Feindes Auge wacht."

Und eh der König noch geendet,
Da stellt sich, von Milet gesendet,
Ein Bote dem Tyrannen dar:
"Laß, Herr! des Opfers Düfte steigen,
Und mit des Lorbeers muntern Zweigen
Bekränze dir dein festlich Haar.

Getroffen sank dein Feind vom Speere,
Mich sendet mit der frohen Märe
Dein treuer Feldherr Polydor."
Und nimmt aus einem schwarzen Becken
Noch blutig, zu der beiden Schrecken,
Ein wohlbekanntes Haupt hervor.

Der König tritt zurück mit Grauen:
Doch warn ich dich, dem Glück zu trauen",
Versetzt er mit besorgtem Blick.
"Bedenk, auf ungetreuen Wellen,
Wie leicht kann sie der Sturm zerschellen,
Schwimmt deiner Flotte zweifelnd Glück."

Und eh er noch das Wort gesprochen,
Hat ihn der Jubel unterbrochen,
Der von der Reede jauchzend schallt.
Mit fremden Schätzen reich beladen
Kehrt zu den heimischen Gestaden
Der Schiffe mastenreicher Wald.

Der königliche Gast erstaunet:
"Dein Glück ist heute gut gelaunet,
Doch fürchte seinen Unbestand.
Der Kreter waffenkundge Scharen
Bedräuen dich mit Kriegsgefahren,
Schon nahe sind sie diesem Strand."

Und eh ihm noch das Wort entfallen,
Da sieht mans von den Schiffen wallen,
Und tausend Stimmen rufen: "Sieg!
Von Feindesnot sind wir befreiet,
Die Kreter hat der Sturm zerstreuet,
Vorbei, geendet ist der Krieg."

Das hört der Gastfreund mit Entsetzen:
"Fürwahr, ich muß dich glücklich schätzen,
Doch", spricht er, "zittr ich für dein Heil.
Mir grauet vor der Götter Neide,
Des Lebens ungemischte Freude
Ward keinem Irdischen zuteil.

Auch mir ist alles wohlgeraten,
Bei allen meinen Herrschertaten
Begleitet mich des Himmels Huld,
Doch hatt ich einen teuren Erben,
Den nahm mir Gott, ich sah ihn sterben,
Dem Glück bezahlt ich meine Schuld.

Drum, willst du dich vor Leid bewahren,
So flehe zu den Unsichtbaren,
Daß sie zum Glück den Schmerz verleihn.
Noch keinen sah ich fröhlich enden,
Auf den mit immer vollen Händen
Die Götter ihre Gaben streun.

Und wenns die Götter nicht gewähren,
So acht auf eines Freundes Lehren
Und rufe selbst das Unglück her,
Und was von allen deinen Schätzen
Dein Herz am höchsten mag ergetzen,
Das nimm und wirfs in dieses Meer."

Und jener spricht, von Furcht beweget:
"Von allem, was die Insel heget,
Ist dieser Ring mein höchstes Gut.
Ihn will ich den Erinnen weihen,
Ob sie mein Glück mir dann verzeihen."
Und wirft das Kleinod in die Flut.

Und bei des nächsten Morgens Lichte
Da tritt mit fröhlichem Gesichte
Ein Fischer vor den Fürsten hin:
"Herr, diesen Fisch hab ich gefangen,
Wie keiner noch ins Netz gegangen,
Dir zum Geschenke bring ich ihn."

Und als der Koch den Fisch zerteilet,
Kommt er bestürzt herbeigeeilet
Und ruft mit hocherstauntem Blick:
"Sieh, Herr, den Ring, den du getragen,
Ihn fand ich in des Fisches Magen,
O, ohne Grenzen ist dein Glück!"

Hier wendet sich der Gast mit Grausen:
"So kann ich hier nicht ferner hausen,
Mein Freund kannst du nicht weiter sein,
Die Götter wollen dein Verderben,
Fort eil ich, nicht mit dir zu sterben."
Und sprachs und schiffte schnell sich ein.

(Friedrich Schiller)
 
Johann Wolfgang von Goethe

Willkommen und Abschied

Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
Es war getan fast eh gedacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht;
5 Schon stand im Nebelkleid die Eiche,
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.

Der Mond von einem Wolkenhügel
10 Sah kläglich aus dem Duft hervor,
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
15 In meinen Adern welches Feuer!
In meinem Herzen welche Glut!

Dich sah ich, und die milde Freude
Floß von dem süßen Blick auf mich;
Ganz war mein Herz an deiner Seite
20 Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
Umgab das liebliche Gesicht,
Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
ich hofft es, ich verdient es nicht!
25
Doch ach, schon mit der Morgensonne
Verengt der Abschied mir das Herz:
In deinen Küssen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Ich ging, du standst uns sahst zu Erden,
30 Und sahst mir nach mit nassem Blick:
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein Glück!

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Jean Baptiste Camille Corot
 
Pink - Dear Mr. President
Interpret: Pink
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Dear Mr. President

Dear Mr. President, come take a walk with me
Let´s pretend, we´re just two people and
Pink You´re not better than me
I´d like to ask you some questions, if we can speak honestly
Dear What do you feel when you see all the homeless on the street?
Mr Who do you pray for at night before you go to sleep?
President What do you feel when you look in a mirror? – Are you proud of ya self?
Songtexte How do you sleep while the rest of us cry?
How do you dream when a mother has no chance to say goodbye to thier beloved ones?
Songtext How do you walk with your head held high? – Can you even look me in the eye, and tell me why..
Lyrics Dear Mr. President, were you a lonely boy? Are you a lonely boy?
Lyric How can you say, “no child is left behind”
We´re not dumb and we´re not blind

They´re all sitting in your cells –while you pave the road to hell
What kind of father would take his own daughters right´s away?

And what kind of father might hate his own daughter if she were gay?
I can only imagine what the first lady has to say…
Dear You´ve come a long way, - from whiskey and cocaine!.Mr President
How do you sleep while the rest of us cry?
How do you dream when a mother has no chance to say goodbye?
President How do you walk with your head held high? – Can you even look me in the eye?
Songtexte I know u wont,cause your concience wont let you!

Let me tell you ´bout hard work
Minimum wage with a baby on the way
Let me tell you ´bout hard work
Rebuilding a house after the bombs took them away
Let me tell you ´bout hard work
Building a bed out of a cardboard box
Let me tell you ´bout hard work! Hard work! Hard work!

[How do you sleep at night?]
[How do you walk with your head held high?]
Mr. President, you'd never take a walk with me?
Hmmm, would you??

composed by pink...corrected by djfreak

Songtext: Pink - Dear Mr. President
 
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Ballade

(Ernst Moritz Arndt)

Und die Sonne machte den weiten Ritt
Um die Welt,
Und die Sternlein sprachen: "Wir reisen mit
Um die Welt";
Und die Sonne, sie schalt sie: "Ihr bleibt zu Haus!
Den ich brenn euch die goldnen Äuglein aus
Bei dem feurigen Ritt um die Welt."

Und die Sternlein gingen zum lieben Mond
In der Nacht,
Und sie sprachen: "Du, der auf Wolken thront
In der Nacht,
Laß uns wandeln mit dir, denn dein milder Schein,
Er verbrennet uns nimmer die Äugelein."
Und er nahm sie, Gesellen der Nacht.

Nun willkommen, Sternlein und lieber Mond,
In der Nacht!
Ihr versteht, was still in dem Herzen wohnt
In der Nacht.
Kommt und zündet die himmlischen Lichter an,
Daß ich lustig mit schwärmen und spielen kann
In den freundlichen Spielen der Nacht.

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Regenballade

Ich kam von meinem Wege ab, weil es so nebeldunstig war.
Der Wald war feuchtkalt wie ein Grab und Finger griffen in mein Haar.
Ein Vogel rief so hoch und hohl, wie wenn ein Kind im Schlummer klagt
und mir war kalt, ich wußte wohl, was man von diesem Walde sagt!

Dann setzt' ich wieder Bein vor Bein und komme so gemach vom Fleck
und quutsch' im letzen Abendschein schwer vorwärts durch Morast und Dreck.
Es nebelte, es nieselte, es roch nach Schlamm, verfault und naß,
es raschelte und rieselte und kroch und sprang im hohen Gras.

Auf einmal, eh ich's mich versehn, bin ich am Strom, im Wasser schier.
Am Rand bleib ich erschrocken stehn, fast netzt die Flut die Sohle mir.
Das Röhricht zieht sich bis zum Tann und wiegt und wogt soweit man blickt
und flüstert böse ab und an, wenn es im feuchten Windhauch nickt.

Das saß ein Kerl! Weiß Gott, mein Herz stand still, als ich ihn sitzen sah!
Ich sah ihn nur von hinterwärts, und er saß klein und ruhig da.
Saß in der Abenddämmerung, die Angelrute ausgestreckt,
als ob ein toter Weidenstrunk den dürren Ast gespenstisch reckt.

"He, Alter!" ruf ich, "beißt es gut?" Und sieh, der Baumstamm dreht sich um
und wackelt mit dem runden Hut und grinst mit spitzen Zähnen stumm.
Und spricht, doch nicht nach Landesart, wie Entenschnattern, schnell und breit,
kommt's aus dem algengrünen Bart: "Wenn's regnet, hab' ich gute Zeit"!

"So scheint es", sag ich und ich schau in seinen Bottich neben ihn.
Da wimmelts blank und silbergrau und müht sich mit zerfetzem Kiem´,
Aale, die Flossen zart wie Flaum, glotzäugig Karpfen. Mittendrin,
ich traue meinen Augen kaum, wälzt eine Natter sich darin!

"Ein selt'nes Fischlein, Alter, traun!" Da springt er froschbehend empor.
"Die Knorpel sind so gut zu kaun" schnattert listig er hervor.
"Gewiß seid ihr zur Nacht mein Gast! Wo wollt ihr heute auch noch hin?
Nur zu, den Bottich angefaßt! Genug ist für uns beide drin!"

Und richtig watschelt er voraus, patsch, patsch am Uferrand entlang.
Und wie im Traume heb ich auf und schleppe hinterdrein den Fang.
Und krieche durch den Weidenhag, der eng den Rasenhang umschmiegt,
wo, tief verborgen selbst am Tag, die schilfgebaute Hütte liegt.

Da drinnen ist nicht Stuhl, nicht Tisch, der Alte sitzt am Boden platt,
es riecht nach Aas und totem Fisch, mir wird vom bloßem Atmen satt.
Er aber greift frisch in den Topf und frißt die Fische kalt und roh,
packt sie beim Schwanz, beißt ab den Kopf und knirscht und schmatzt im Dunkeln froh.

"Ihr eßt ja nicht! Das ist nicht recht!" Die Schwimmhand klatscht mich fett aufs Knie.
"Ihr seid vom trockenen Geschlecht, ich weiß, die Kerle essen nie!
Ihr seid bekümmert? Sprecht doch aus, womit ich Euch erfreuen kann!"
"Ja", klappre ich: "Ich will nach Haus, aus dem verfluchten Schnatermann."

Da hebt der Kerl ein Lachen an, es klang nicht gut, mir wurde kalt.
"Was wißt denn Ihr vom Schnatermann?" "Ja", sag ich stur," so heißt der Wald."
"So heißt der Wald?" Nun geht es los, er grinst mich grün und phosphorn an:
"Du dürrer Narr, was weißt du bloß vom Schnater-Schnater-Schnatermann?!"

Und schnater-schnater, klitsch und klatsch, der Regen peitscht mir ins Gesicht.
Quatsch´ durch den Sumpf, hoch spritzt der Matsch, ein Stiefel fehlt - ich acht es nicht.
Und schnater-schnater um mich her, und Enten- ,Unken-, Froschgetöhn.
Möwengelächter irr und leer und tief ein hohles Windgestöhn...

Des andern Tags saß ich allein, nicht weit vom prasslenden Kamin
und ließ mein schwer gekränkt´ Gebein wohlig von heißem Grog durchziehn.
Wie golden war der Trank, wie klar, wie edel war sein starker Duft!
Ich blickte nach dem Wald - es war noch sehr viel Regen in der Luft...

Ina Seidel (1885-1974)

 
Die Sommerballade von der armen Lovize
Von Klaus Kinski bearbeitete Fasssung
der Nachdichtung von Paul Zech:

Lovize, sie stand am Herd den langen Tag
und ihr Gesicht war schon ganz schwarz vom Rauch.
Und wenn sie nachts auf ihrem Strohsack lag,
tobte das Blut in ihrem Bauch.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte lieber sein ein Baum im Sommerwind.

Und als der Herr sie stehen sah am Herd,
so schwarz vom Rauch verwandelt das Gesicht,
da war sie ihm wohl die Dukaten wert
für eine Nacht. Sie aber mochte nicht.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte lieber sein ein Baum im Sommerwind.

Da sagte ihr der Herr, daß sie ihm bald
sein Weib möcht sein und ganz in Seide gehn,
er hätte auch ein schönes Schloß im Wald,
da brauchte sie nicht wieder von ihm gehn.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte schöner noch als Bäume sein im Sommerwind.

Und in dem Haus, da färbte ihr Gesicht sich wie der Hauch
auf einem Rosenblatt.
Und da verstand sie auch,
warum der Herr den Mann erschaffen hat.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte lieber sein ein Baum im Sommerwind.

Der Sommerwind ging hin mit Kriegsgeschrei
und färbte in der Nacht den Himmel rot.
Und in der Schlacht war auch ihr Mann dabei,
sie wußte nicht wohin mit ihrer Not.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte wieder sein ein Baum im Sommerwind.

Im Feld lag mancher Reiter schon verweht
wie rote Blätter vom vergangnen Jahr.
In ihrem Herzen drin war kein Gebet,
nur wie der Schnee so weiß war jetzt ihr Haar.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte schöner noch als Bäume sein im Sommerwind.

Der Sommerwind kam Jahr um Jahr zu ihr
und öfter noch die Männer, die sie rief.
In ihrem Blut, da schrie ein wildes Tier,
und in dem Herzen drin die Liebe schlief.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte lieber sein ein Baum im Sommerwind.

Und als ihr Leib so fruchtbar wie ein Baum
gesegnet war, da ging sie in den Fluß
und machte mit dem alten Sommertraum
und ihrer grauen Armut endlich Schluß.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte nie mehr sein ein Baum im Sommerwind.

www.walther-nienburg.de/Kinski/Villon/lovize.html
(Ach ja, Klaus Kinski .... der wäre irgendwie auch einen eigenen Thread wert :D ).
 
Da bleiben wir doch gleich mal bei Klaus Kinski:

Klaus Kinski
"Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund"

Du ... du ...
ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein süßer Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Da will ich sein im tiefen Tal
dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.


François Villon
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund

von Klaus Kinski bearbeitete Fassung
der freien deutschen Nachdichtung von Paul Zech

www.walther-nienburg.de/Kinski/

https://www.geocities.com/Paris/Jardin/7206/villon/lex/biographie.html: zu Francois Villon
 
Zuletzt bearbeitet:
Ballade auf den Dichter François Villon

Mein großer Bruder Franz Villon
wohnt bei mir mit auf Zimmer.
Wenn Leute bei mir schnüffeln gehn,
versteckt Villon sich immer.
Dann drückt er sich im in' Kleiderschrank mit einer Flasche Wein
und wartet, bis die Luft rein ist.
Die Luft ist nie ganz rein.
Er stinkt, der Dichter. Blumensüß
muß er gerochen haben,
bevor sie ihn vor Jahr und Tag
wie'n Hund begraben haben.
Wenn mal ein guter Freund da ist,
vielleicht drei schöne Fraun,
dann steigt er aus dem Kleiderschrank
und trinkt bis Morgengraun.

Und singt vielleicht auch mal ein Lied,
Balladen und Geschichten -
Vergißt er seinen Text, soufflier
ich ihm aus Brechts Gedichten.

Mein großer Bruder Franz Villon
war oftmals in den Fängen
der Kirche und der Polizei.
Die wollten aufhängen.
Und er erzählt, er lacht und weint -
Die Dicke Margot dann
bringt jedesmal zum Fluchen
den alten alten Mann.

Ich wüßte gern, was die ihm tat,
doch will ich nicht frauf drängen.
Ist auch schon lange her.
Er hat mit seinen Bittgesängen,
mit seinen Bittgesängen hat
Villon sich oft verdrückt
aus Schuldturm und aus Kerkerhaft.
Das ist ihm gut geglückt.

Mit seinen Bittgesängen zog
er sich oft aus der Schlinge.
Er wollt nichtm daß sein Hinterteil
ihm schwer am Halse hing.

Die Eitelkeit der höchsten Herrn
konnt meilenweit er riechen.
Verewigt hat er manchen Arsch,
in den er mußte kriechen.
Doch scheißfroh war François Villon,
mein großer Zimmergast,
hat er nur freie Luft und roten
Wein geschluckt, gepraßt.

Dann sang er unverschämt und schön,
wie Vogel frei im Wald,
beim Lieben und beim Klauengehn.
Nun sitzt er da und lallt.
Der Wodkaschnaps aus Adlershof,
der drückt ihm aufs Gehirn.
Mühselig liest er das 'ND'
(das Deutsch tut ihn verwirrn).

Zwar hat man ihn als Kind gelehrt
das hohe Schul-Latein,
als Mann jedoch ließ er sich mehr
mit niederm Volke ein

Besucht mich abends mal Marie,
dann geht Villon solang
spazieren auf der Mauer und
macht dort die Posten bang.
Die Kugeln gehen durch ihn durch,
doch aus den Löchern fließt
bei Franz Villon nicht Blut heraus.
Nur Rotwein sich ergießt.

Dann spielt er auf dem Stacheldraht
aus Jux die große Harfe.
Die Grenzer schießen Rhythmus zu,
verschieden nach Bedarfe.

Erst wenn Marie mich gegen früh
fast ausgetrunken hat,
und steht Marie ganz leise auf
zur Arbeit in der Stadt,
dann kommt Villon und hustet wild
drei Pfund Patronenblei.
Und flucht und spuckt und ist doch voll
Verständnis für uns zwei

Natürlich kam die Sache raus.
Es läßt sich nichts verbergen.
In unserem Land ist Ordnung groß
wie bei den sieben Zwergen.
Er schlug gegen meine Tür
am Morgen früh um drei
drei Herren aus dem großen Heer
der Volkspolizei.
"Herr Biermann", sagten sie zu mir -
"Sie sind uns wohl bekannt
als treuer Sohn der DDR.
Es ruft das Vaterland.
Gestehen sie uns ohne Scheu:
Wohnt nicht seinem Jahr
bei ihnen ein gewisser
Franz Fillonk mit rotem Haar?
Ein hetzer, der uns Nacht für Nacht
in provokanter Weise
die Grenzsoldaten bange macht?"
Ich antworte leise:

"Jawohl, er hat mich fast verhext
mit seinen frechen Liedern.
Doch sage ich Ihnen im Vertraun:
Der Schuft tut mich anwidern!
Hätt ich in diesen tagen nicht
Kurellas Schrift gelesen
von Kafka und der Fledermaus,
ich wär verlorn gewesen.

Er sitzt im Schrank, der Hund.
Ein Glück, daß sie ihn endlich hohn.
Ich lief mir seine Frechheit längst
ab von den Kindersohln.
Ich bin ein frommer Kirchensohn.
Ein Lämmerschwänzchen bin ich.
Ein stiller Bürger, Blumen nur
in Liedern sanft besing ich."

Die Herren von der Polizei
erbrachen dann den Schrank.
Sie fanden nur Erbrochens
das mählich niedersank.

Wolf Biermann

Wolf Biermann
 
Die Body-Building-Ballade

[SIZE=-1]Montag morgen, ich seh‘ im Spiegel mein Gesicht: [/SIZE]
[SIZE=-1]ich seh‘ schnell wieder weg, dies Scheusal kenn‘ ich nicht! [/SIZE]
[SIZE=-1]Doch mein Blick gleitet weiter an mir herab: [/SIZE]
[SIZE=-1]Die Brust ist hühnermäßig, und der Bauch hängt schlapp, [/SIZE]
[SIZE=-1]Der Hintern teigig, ausladend wie ein Klavier, [/SIZE]
[SIZE=-1]Zwei dürre Beine steh‘n total verkümmert unter mir, [/SIZE]
[SIZE=-1]Ich sag‘ mir: „Ey pfui Teufel“, und ich sag mir: „Ey Mann, [/SIZE]
[SIZE=-1]Jetzt meldest du dich aber gleich im Fitneßstudio an!“ [/SIZE]

[SIZE=-1]Da geht es Uh-Ah, und das bringt dich auf Zack, [/SIZE]
[SIZE=-1]Du unförmige Wurst, du müder Knochensack! [/SIZE]
[SIZE=-1]Und nochmal Uh-Ah und noch einmal im Takt! [/SIZE]
[SIZE=-1]Bis das Gummiband reißt, und die Schwarte knackt! [/SIZE]
[SIZE=-1]Gesagt – getan, schon steh‘ ich da, ich schmächtiger Zwerg, [/SIZE]
[SIZE=-1]Vor meinem Trainer, einem Mann wie ein Berg, [/SIZE]
[SIZE=-1]Und der zertrümmert mir vor Herzlichkeit mit sportlichem Gruß [/SIZE]
[SIZE=-1]Die linke Schulter und quetscht mir die rechte Hand zu Mus. [/SIZE]
[SIZE=-1]Er mustert mich ungläubig, ich steh‘ aufgeblasen da: [/SIZE]
[SIZE=-1]„Ey völlig untrainiert ey, total tote Hose wa? [/SIZE]
[SIZE=-1]Echt voll ätzend, Dein Body, aber is egal, [/SIZE]
[SIZE=-1]In vierzehn Tagen gehst du hier raus mit Muskeln aus Stahl!“ [/SIZE]

[SIZE=-1]Da geht es Uh-Ah, und das bringt dich auf Zack, ... [/SIZE]
[SIZE=-1]Ich setzte mich in Hohlkreuzgrätsche auf der Schrägbank hin [/SIZE]
[SIZE=-1]Und drücke mir die Doppelhantel unters Doppelkinn, [/SIZE]
[SIZE=-1]Dann geht es durch die Brustmaschine in die Sprossenwand, [/SIZE]
[SIZE=-1]Dort spann‘ ich Deltamuskel und das Fußwurzelband. [/SIZE]
[SIZE=-1]Ich drück‘ den Schenkelstrecker runter, zieh den Sandsack rauf, [/SIZE]
[SIZE=-1]Bau meine Wampe ab und meinen Bizeps auf. [/SIZE]
[SIZE=-1]Das stärkt den Nackenwirbel und das kräftigt das Ohr [/SIZE]
[SIZE=-1]Und schält dir einen Unterarm wie‘n Ofenrohr! [/SIZE]

[SIZE=-1]Da geht es Uh-Ah, und das bringt dich auf Zack, ... [/SIZE]
[SIZE=-1]Meine Brust ist aus Granit, und mein Gesäß ist knackig-keck. [/SIZE]
[SIZE=-1]Ich hab ‘ne Faust wie‘n Schraubstock, und der Speck ist weg. [/SIZE]
[SIZE=-1]Ich habe Hanteln verbogen und Eisen gestemmt, [/SIZE]
[SIZE=-1]Jetzt spreng‘ ich jede Hose, mir platzt jedes Hemd. [/SIZE]
[SIZE=-1]Ich habe Muskeln aus Stahlbeton, aber seitdem [/SIZE]
[SIZE=-1]Hab‘ ich leider auch ein klitzekleines Problem: [/SIZE]
[SIZE=-1]Und zwar, daß ich vor lauter Kraft jetzt nicht mehr laufen kann. [/SIZE]
[SIZE=-1]Tja, dann meld‘ ich mich gleich zusätzlich zur Krankengymnastik an! [/SIZE]

[SIZE=-1]Da geht es Uh-Ah, und das bringt dich auf Zack, ....[/SIZE]

[SIZE=-1](Reinhard Mey)[/SIZE]
 
Sehr schön, Eure Balladen und Gedichte.

Kennt jemand "Nis Randers" (Otto Ernst), den Held meiner Kindheit? Habe leider keinen Drucker, und in meinen Büchern finde ich ihn gerade nicht.

Danke für den schönen Thread

Kathy
 
Nis Randers
Krachen und Heulen und berstende Nacht,
Dunkel und Flammen in rasender Jagd -
Ein Schrei durch die Brandung!

Und brennt der Himmel, so sieht man's gut:
ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut -
gleich holt sich's der Abgrund.

Nis Randers lugt - und ohne Hast
spricht er: "Da hängt noch ein Mann im Mast!
Wir müssen ihn holen."

Da fasst ihn die Mutter: "Du steigst mir nicht ein!
Dich will ich behalten, du bliebst mir allein,
ich will's, deine Mutter!

Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn;
drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
mein Uwe, mein Uwe!"

Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach!
Er weist nach dem Wrack und spricht gemach:
"Und seine Mutter?"

Nun springt er ins Boot und mit Ihm noch sechs:
hohes, hartes Friesengewächs -
schon sausen die Ruder.

Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!
Nun muss es zerschmettern!... Nein, es blieb ganz!...
Wie lange? Wie lange?

Mit feurigen Geisseln peitscht das Meer
wie menschenfressenden Rosse daher;
sie schnauben und schäumen.

Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt!
Eins auf den Nacken des andern springt
mit stampfenden Hufen!

Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt!
Was da? - Ein Boot, das landwärts hält...
Sie sind es! Sie kommen! -

Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt...
Still - ruft da nicht einer? - Er schreit's durch die Hand!
"Sagt Mutter,'s ist Uwe!"
Otto Ernst

Gedichte-Sammlung { Liebe, Freundschaft, Abschied, Trauer ... }
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Otto Ernst
(eigentlich: Otto Ernst Schmidt)
Geboren am 7.10.1862 in Ottensen/Holstein als Sohn eines Zigarrenarbeiters. Von 1877-1880 besuchte er die Präparandenanstalt, von 1880-1883 das Lehrerseminar in Hamburg. Er arbeitete danach als Volksschullehrer bis zum Jahr 1900 in Hamburg.

Ab 1901 war Ernst freier Schrifsteller und lebte in Eimsbüttel, ab 1903 in Groß-Flottbek.

Ernst starb am 5.3.1926 in Groß-Flottbek bei Hamburg.
Projekt Gutenberg-DE - Kultur - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten
 
Hallo Uta

Danke Dir! Das war aber schnell!!!

Ich bekomme noch heute eine Gänsehaut, als ob ich dabei wäre......

Gruss
Kathy
 

Pidder Lüng

Lewwer duod us slaav


Detlev Freiherr von Liliencron, 1844-1909


»Frii es de Feskfang,
frii es de Jaght,
frii es de Strönthgang,
frii es de Naght,
frii es de See, de wilde See
en de Hörnemmer Rhee.«



Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch,
schlägt mit der Faust auf den Eichentisch:
»Heut fahr' ich selbst hinüber nach Sylt
und hol' mir mit eigner Hand Zins und Gült.
Und kann ich die Abgaben der Fischer nicht fassen,
sollen sie Nasen und Ohren lassen,
und ich höhn' ihrem Wort:
Lewwer duad üs Slaav.«

Im Schiff vorn der Ritter, panzerbewehrt,
stützt finster sich auf sein langes Schwert.
Hinter ihm, von der hohen Geistlichkeit,
steht Jürgen, der Priester, beflissen, bereit.
Er reibt sich die Hände, er bückt den Nacken.
»Die Obrigkeit helf' ich die Frevler zu packen,
in den Pfuhl das Wort:
Lewwer duad üs Slaav.«

Gen Hörnum hat die Prunkbarke den Schnabel gewetzt,
ihr folgen die Ewer, kriegsvolkbesetzt.
Und es knirschen die Kiele auf den Sand,
und der Ritter, der Priester springen ans Land,
und waffenrasselnd hinter den beiden
entreißen die Söldner die Klingen den Scheiden.
Nun gilt es, Friesen:
Lewwer duad üs Slaav!

Die Knechte umzingeln das erste Haus,
Pidder Lüng schaut verwundert zum Fenster heraus.
Der Ritter, der Priester treten allein
über die ärmliche Schwelle hinein.
Des langen Peters starkzählige Sippe
sitzt grad an der kargen Mittagskrippe.
Jetzt zeige dich, Pidder:
Lewwer duad üs Slaav!

Der Ritter verneigt sich mit hämischem Hohn,
der Priester will anheben seinen Sermon.
Der Ritter nimmt spöttisch den Helm vom Haupt
und verbeugt sich noch einmal: »Ihr erlaubt,
daß wir Euch stören bei Euerm Essen,
bringt hurtig den Zehnten, den ihr vergessen,
und Euer Spruch ist ein Dreck:
Lewwer duad üs Slaav!«

Da reckt sich Pidder, steht wie ein Baum:
»Henning Pogwisch, halt deine Reden im Zaum!
Wir waren der Steuern von jeher frei,
und ob du sie wünscht, ist uns einerlei!
Zieh ab mit deinen Hungergesellen!
Hörst du meine Hunde bellen?
Und das Wort bleibt stehn:
Lewwer duad üs Slaav!«

»Bettelpack,« fährt ihn der Amtmann an,
und die Stirnader schwillt dem geschienten Mann,
»du frißt deinen Grünkohl nicht eher auf,
als bis dein Geld hier liegt zu Hauf.«
Der Priester zischelt von Trotzkopf und Bücken
und verkriecht sich hinter des Eisernen Rücken.
O Wort, geh nicht unter:
Lewwer duad üs Slaav!

Pidder Lüng starrt wie wirrsinnig den Amtmann an,
immer heftiger in Wut gerät der Tyrann,
und er speit in den dampfenden Kohl hinein:
»Nun geh an deinen Trog, du Schwein!«
Und er will, um die peinliche Stunde zu enden,
zu seinen Leuten nach draußen sich wenden.
Dumpf dröhnt's von drinnen:
»Lewwer duad üs Slaav!«

Einen einzigen Sprung hat Pidder getan,
er schleppt an den Napf den Amtmann heran
und taucht ihm den Kopf ein und läßt ihn nicht frei,
bis der Ritter erstickt ist im glühheißen Brei.
Die Fäuste dann lassend vom furchtbaren Gittern,
brüllt er, die Türen und Wände zittern,
das stolzeste Wort:
»Lewwer duad üs Slaav!«

Der Priester liegt ohnmächtig ihm am Fuß,
die Häscher stürmen mit höllischem Gruß,
durchbohren den Fischer und zerren ihn fort;
in den Dünen, im Dorf rasen Messer und Mord.
Pidder Lüng doch, ehe sie ganz ihn verderben,
ruft noch einmal im Leben, im Sterben
sein Herrenwort:
»Lewwer duad üs Slaav!«
 
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