hm, ich könnte mir jetzt noch stundenlang an einer Anrede herumstudieren, aber irgendwie will mir einfach keine passende einfallen... Darum einfach mal:

Lieber Leser, Liebe Leserin
Mir ist aufgefallen, dass wir für jede Jahreszeit einen wunderschönen Gedichtethread haben, aber für sonstige Gedichte hat es leider nirgendwo ein Thema. Darum habe ich mich entschlossen, solch einen Thread aufzutun, um Sprüche/Gedichte über den Alltag mit euch zu teilen, und vor allem um die eigenen Schreibkünste eines Jeden von euch anzuregen!
Es wäre toll, wenn auch eigene, selbstgeschriebene Gedichte hier Platz finden, egal von welchem Thema sie handeln. Habt Mut und steht zu euren Gefühlen!

Ich mache mal den Anfang und setze ein Gedicht von mir rein:




Menschen
sagen Sachen
ohne zu überlegen
welcher Schaden
damit
angerichtet werden kann

Worte
können verletzen -
verursachen Schmerzen
vielleicht unabsichtlich -
doch unabwendbar

Menschen
sollten wissen
was sie sagen -
sollten wissen
was sie anrichten
mit ihren Worten

Doch sie leben unbewusst
denken nicht weiter nach
kümmern sich nur um ihr eigenes Leben
Die Folgen für Andere interessieren nicht

Der Schaden
mit Worten angerichtet
unheilbar

Die Seele
verletzt
für immer

Das Leben
beeinträchtigt
nur wegen
einem
unüberdachtem
Wort



Hallo,

Deine Gedanken stehen in guter Tradition:

Hildegard von Bingen sagte schon vor über 800 Jahren

"Was kränkt, macht krank".

Danke für Deine gute Idee, hier auch ein Gedichteforum einzustellen.

Wahrnehmer
 
Irgenwer im Netz hatte mal das hier geschrieben. Der ganz normale Wahnsinn?

In Bosnien wird ein Kind erschossen
In New York wird eins entführt
In Bombay liegt eins in der Gosse
In Bangkok wird um eins gespielt

Niemand will die Bilder sehen
Wir wechseln lieber das Programm
Lassen ohne Scham geschehen
Was man doch nicht ändern kann

Der Vater die Familie mahnt
Seid froh, daß wir was Bess´res sind
Setzt nocheinmal die Flasche an
Steht wieder auf und schlägt sein Kind​


Ist wie gesagt nicht von mir, aber es ging mir damals ziehmlich unter die Haut. Und auch heute noch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, und das hier habe ich mir auch behalten.

Sollt' es mal geschehen dir,
ein Kind sich an dich wendet,
egal, ob `s sechs, fünf oder vier,
ist in der Blüte schon geschändet,
wird dir die bitter' Frage stellen,
warum nur hat er das getan?
Und seine Augen, die einst hellen,
getrübt sie sind, du faßt den Plan
hineinzuschreiben dort ein Lachen,
doch bleibst du stumm, die Antwort sie bleibt aus,
du möchtest ungeschehen machen,
doch wankt dein festes Seelenhaus,
indem die Tat dich niederreißt,
sie nicht gesehen,
du nur weißt,
genannt sie ist - Vergehen.
Was sollst du da zu sagen wagen,
erklären oder meinen?
Nichts wird aus dem Dunkel ragen,
im Zorn dann, du wirst mit ihm weinen
 
Hallo Rosenheimer,

Deine beiden eingestellten Gedichte haben mich ziemlich lange beschäftigt.

Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, daß meine Gedichte nur um mich selber kreisen.
Aber auch wieder nicht, denn auch diese sollen Menschen in Ihrer Not weiterhelfen.

Manch ein Übergewichtiger fühlt sich in unserer Gesellschaft als Minderheit und ausgegrenzt.

Dick sein ist nicht immereine Folge von Luxus. Schau Dir mal Fotos an, die heutige afrikanische Dorfgemeinschaften in größer Armut vor ihren Hütten abbilden.
Da haben manche Mütter wie es scheint keine Hungerzeichen, sie schauen ziemlich propper aus. Aber das täuscht. Das sind z.T. Wasserreservoirs die sich in Beinen, Armen und den Bäuchen verstecken. Das sind Hungerzeichen und da kommt wieder das Urfrauphänomen zum tragen.

Also, ich werde, sowie meine Geschichte vom "Abnehmen" durch ist, mich auch einmal des von Dir gemeinten Themas annehmen.

Danke für Deine Einstellung

Wahrnehmerin
 
Einen schönen guten Tag :D

Ich wollte mit den Gedichten gar nicht auf dich reagieren, sondern einfach nur allgemein ein wenig zum Nachdenke anregen. Tut mir leid, wenn du dich betroffen fühlst, das war und ist nicht meine Absicht.
Diese Gedichte prangere eigentlich das an, das in unseren ach so guten und ehrenhaften Familien leider viel zu oft abläuft. Saufen, Prügeln, bis hin zu Missbrauch. Das erste haben ich selbst lange erlebt, das zweite Gott sei Dank nicht, aber ich kenne Menschen die es erleben mussten. Und es lässt gewaltigen Zorn in mir entstehen, den schon so mancher Frauen- / Kinderschläger abbekommen hat.

Mein Vater war auch so ein feiger Type, der im Leben Duckmäuser war, und heile Familie nach außen vorspielte, wehrend er seinen aufgestauten Frust dadurch los wurde, dass er in an seinen Kindern ausgelassen hat. Ich mußte als kleiner Bursche zu oft zusehen, wie er meine Schwester durch die ganze Wohnung prügelte, und ich war auch oft drann. Er nannte es wohl „Erziehung“. Seine Kinder prügeln gab ihm offenbar den Kick, den er im Leben, in der Arbeit nicht bekam. Ein trauriger Wicht, der immer lieber weggeschaut hat, wenn irgendwo jemand Hilfe gebraucht hätte, und der aber in der Familie, gegenüber den Schwächsten, immer den Starken mimte. Jedenfalls solange, bis er merkte, dass er es besser lässt, weil er das Echo vielleicht nicht mehr vertragen hätte. Von solchen Nieten gibt es leider viel zu viele.

LG
Franz
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht von mir, da ich leider keine dichterische Ader habe. Aber ich finde es wie anderen beiden sehr real.


Nach einer Weile.

Nach einer Weile lernst du den feinen Unterschied
Zwischen eine Hand zu halten und eine Seele anzuketten,
Und du lernst, dass Liebe nicht Neigung bedeutet
Und Gesellschaft nicht Sicherheit verheißt.

Und du beginnst zu lernen, daß Küsse keine Verträge sind.
Und Geschenke keine Versprechen,
Und du beginnst deine Niederlagen zu akzeptieren
Mit der Gnade Gottes, nicht mit dem Gram eines Kindes,

Und du lernst deine Straßen im Heute zu bauen
Weil der Boden von Morgen zu unsicher ist
Und die Zukunft die Art hat herunterzufallen mitten im Flug
Und nach einer Weile lernst du das

Dass sogar Sonnenschein brennt, wenn du zu viel abbekommen hast.
So pflanzt du dir deinen eigenen Garten an und dekorierst deine eigene Seele,
Anstatt auf jemanden zu warten, der dir Blumen bringt.

Und du lernst, dass du wirklich ertragen kannst.....
Dass du wirklich stark bist
Und dass du wirklich Wert hast
Und du lernst und lernst...
Und mit jedem Abschied - lernst du.
 
Hallo Franz,

vielen Dank dafür. Das spricht direkt zu meiner Seele. :)

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Morgen,

ich bin mir nicht sicher ob das hier reinpasst, aber ich hab es so net gefunden und wollte nicht das es verloren geht.

Ein Kleinod aus einer alten Kunst entstand,
man ihn so heute nicht mehr fand.
Flach und doch spitz, stützt oder schadet es je nach Gebrauch.
Umrankt von Sagen und Legenden findet man es in Sprichwörtern auch.
Aus Erzen gemacht oder doch aus Holz,
ward einer Zunft ihr ganzer Stolz.
Denn wer ihn einst kunstvoll erschaffen, der ward Meister genannt,
und wo er ihn dann lies ward im meinem Land bekannt.
Aber alle hier haben das Ding wohl zu Haus,
denn ohne es kommen wir Heut nicht mehr aus.


Liebe Grüsse,
ursu
 
Hallo Ursu,

wenn es von Dir ist, passt es natürlich hier hinein. Und was für ein Dings ;) ist das denn nun?:)

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo an alle,

in unserer Plauderecke habe ich mit einigen kreativen userinnen ein Gedicht geschrieben. Immer abwechselnd jeder eine Zeile. Was dabei herauskam war eine Menge Spaß und diese Zeilen:

Im Garten kriecht eine Schnecke,
sie versteckt sich hinter der Hecke.
Ganz langsam bewegt sie sich voran,
damit man sie nicht sehen kann.

Sie mag Salat, den isst sie gern,
Der Gärtner naht, es sinkt ihr Stern !
Schnell verkriecht sie sich im Haus,
und kommt so schnell nicht mehr heraus.

Kaum ist der Gärtner verschwunden,
hat die Schnecke was Schönes gefunden.
Einen saftigen und großgewachsenen Kopfsalat,
so herrlich grün und lecker zart.

Voller Freude kriecht sie schnell voran,
in der Hoffnung sie kommt an.
Doch was sie dann sieht läßt sie bangen,
eine Mauer an der schon andere hangen.

"Das ist so gemein", jammert die Schnecke,
"vielleicht hilfts, wenn ich sie necke?"
Nun kriecht sie die große Mauer empor,
und lugt vorsichtig aus ihrem Haus hervor.

Was sieht sie da, sie kanns kaum glauben,
eine riesige Schar fressender Raupen.
Sie ist entsetzt und kriecht ganz schnell
auf die Schar zu und verscheucht sie sehr originell.

Nun gehört der Salat ihr ganz allein,
wie glücklich kann eine kleine Schnecke sein?
Sie hüpft und tanzt vor lauter Freude
und lässt sich schmecken ihre leckere Beute.

Liebe Grüße Manuela und ihre kreativen Schreiberinnen :)
 
Jaaaa, kann ich voll und ganz zustimmen :)
Unglaublich was aus gemeinsamer Fantasie entstehn kann :)
 
Der Baum

Geschenkt ward mir ein Baum.
Die Kinder täten pflanzen.
Wächst nun in meinem Raum!
Werd ich bald um ihn tanzen?

Wohl vorerst um ihn schleichen
mit Blicken, ob er blüht;
werd einem Gärtner gleichen,
um guten Wuchs bemüht.

Wird er mir gar zum Sorgen,
wenn er kaum Blüten trägt,
und Warten auf das Morgen
mir jede Lust zerschlägt?

Wird er auch Früchte tragen
und Speise für mich sein?
Bald in den Himmel ragen
und Schatten spenden fein?

Wird je ein Apfel reifen,
der ohne Schaden ist?
Kannst du die Müh begreifen,
die Sorg , die an mir frißt?

Möcht ihn beschirmen, schützen
vor kaltem Windgebraus.
Manch Sträucher dürfen nützen
im Garten um mein Haus.

So kommen, gehen Sommer
und Herbst mit seinem Wein.
Was soll nur all der Kummer?
Laß Baum ihn sein!



Gruß sidisch
 
Der Baum

Geschenkt ward mir ein Baum.
Die Kinder täten pflanzen.
Wächst nun in meinem Raum!
Werd ich bald um ihn tanzen?

Wohl vorerst um ihn schleichen
mit Blicken, ob er blüht;
werd einem Gärtner gleichen,
um guten Wuchs bemüht.

Wird er mir gar zum Sorgen,
wenn er kaum Blüten trägt,
und Warten auf das Morgen
mir jede Lust zerschlägt?

Wird er auch Früchte tragen
und Speise für mich sein?
Bald in den Himmel ragen
und Schatten spenden fein?

Wird je ein Apfel reifen,
der ohne Schaden ist?
Kannst du die Müh begreifen,
die Sorg , die an mir frißt?

Möcht ihn beschirmen, schützen
vor kaltem Windgebraus.
Manch Sträucher dürfen nützen
im Garten um mein Haus.

So kommen, gehen Sommer
und Herbst mit seinem Wein.
Was soll nur all der Kummer?
Laß Baum ihn sein!



Gruß sidisch



Hallo Sidisch,

Dein Gedicht ist erlebt, das spüre ich in jeder Zeile.
Nicht wahr? Bäume können Menschen richtig gefangen nehmen. ;)

Ich bin ein ausgesprochener Apfelbaumfan und ich bin begeistert von Deinem Gedicht.

Liebe Grüße

Wahrnehmerin
 

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Ich habe da mal was ausgegraben... Ist schon länger her, als ich das geschrieben habe. Ich war jung ;)

Sitzend im Dunkeln der Nacht.
Weinend diese durchzecht.
Bitterlich in Träume versunken.
Schreiend und kreischend erwacht.

Gefühlt als wäre es das letzte Mal.
Gedacht und schwitzend erwähnt
Dass nur du mich kannst erwecken
Aus diesem grausam dunklen Tal.

Lauschend erfroren.
In Gedanken immer wieder gefallen
Hin und wieder gehofft und gehofft
Dass du kommst und mich erlöst.
Jedoch schmerzlich erkannt
dass ich nicht bin auserkoren.

Sabine Fischer, 22.12.2005
 
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