MEINUNGALTERNATIVE ZUM SHUTDOWN
Kontrollierte Infizierung ist die beste Strategie gegen das Virus
Corona schränkt das öffentliche Leben mehr und mehr ein. Busse und Bahnen sollen zwar noch so lange wie möglich fahren, Einschränkungen werden aber nicht ausgeschlossen. Nun schlagen auch die besonders gebeutelten Taxiunternehmen Alarm.
Quelle: WELT/ Thomas Laeber
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In ganz Deutschland wird das öffentliche Leben heruntergefahren. So will die Regierung Zeit gewinnen, um die Pandemie zu bekämpfen. Ein Fehler: Denn wenn sich junge und aktive Menschen gezielt anstecken würden, könnte man die wahren Risikogruppen viel besser schützen.
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Im Kampf gegen das Coronavirus verfolgt Deutschland – genauso wie nahezu alle anderen Staaten – die Strategie des Zeitgewinnens. Priorität hat die Absicht, die Verbreitung so weit wie möglich zu verlangsamen. Sollten zu viele Personen zu schnell und zu schwer erkranken, stehen in den Krankenhäusern nicht genug Kapazitäten zur Verfügung, um alle Schwer- und Schwersterkrankten mit der medizinisch gebotenen Intensität zu behandeln.
Folge ist, dass viele Menschen leiden und sterben, denen an sich geholfen werden könnte. Die schrecklichen Bilder aus Wuhan oder Italien mit
Notfallbetten auf denen Patienten ohne adäquate medizinische Behandlung einem qualvollen Sterben harren, gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Deshalb soll das Tempo der Ansteckung verringert und so ein exponentielles Hochschnellen der Erkrankungsfälle verhindert werden.
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„Dieser Impfstoff darf nicht an Grenzen haltmachen“
Die Strategie des Zeitgewinnens verfolgt die Absicht, den Fallzahlen die Spitze zu brechen und die Anzahl der Fälle über einen weit längeren Zeitablauf zu verteilen. Anstatt zu Beginn mit möglicherweise zu vielen Schwer- und Schwersterkrankten in kurzer Zeit Intensivstationen zu überfordern, will man Ansteckung und Erkrankungen möglichst nach hinten schieben.
Nicht zuletzt ist damit die Hoffnung verbunden, dass in der gewonnenen Zwischenzeit ein Impfstoff entwickelt wird, der gegen das Coronavirus immunisiert. Aus einem Zeitverlauf der Erkrankungsfälle, der dem Matterhorn entspricht, also steil nach oben an- und ebenso steil nach unten absteigt, soll ein Vulkankegel werden – also ein langsamer, flacher und entsprechend zeitlich längerer Auf- und Abstieg.
Sachlichkeit offenbart alternative Strategie
Um die Strategie des Zeitgewinnens umzusetzen, hat man sich dafür entschieden, das öffentliche Leben nahezu lahm zu legen. Wer nicht beruflich unbedingt raus muss, soll zu Hause bleiben. So soll verhindert werden, dass bereits mit dem Virus infizierte Personen andere Menschen anstecken.
An der Stelle zeigt sich der Pferdefuß dieser Strategie. Die beschlossenen Maßnahmen müssen nämlich solange aufrechterhalten werden, bis entweder alle heute bereits Infizierten ihre
Ansteckungsgefahr für andere verloren haben oder bis ein Impfstoff gegen das Coronavirus gefunden worden ist.
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Ist es angesichts dessen tatsächlich zynisch, unmoralisch und damit völlig daneben, die Ökonomik einzusetzen, um Wirkungsweisen verschiedener Strategien im Kampf gegen das Coronavirus nüchtern zu vergleichen und zu bewerten? Oder ist es nicht eher so, dass es gerade in Krisenzeiten erst recht der Ökonomik bedarf, um mit der gebotenen Sachlichkeit aufzudecken, ob und wieweit Politik wirklich dafür sorgt, dass trotz einer Pandemie möglichst viele Menschen möglichst lange, gesund und gut leben?
Völlig unstrittig ist dabei, dass Politik und Gesellschaft die Ziele vorgeben. Davon abgeleitet, dient die Ökonomik lediglich der Überprüfung, inwieweit der eingeschlagene Weg am besten hilft, zu erreichen, was angestrebt wird, oder ob es Alternativen gibt, die das Ziel noch besser erfüllen.
Öffentlicher Kollaps keine Sache von Monaten
Denn nach heutigem Kenntnisstand dürften beide Optionen – Impfstoff oder Verlust der Ansteckungsgefahr – eher in weiter Ferne liegen und nicht innerhalb kurzer Frist realisierbar sein. Aller angeordneten Notschließungen zum Trotz wird sich das Coronavirus, zwar verlangsamt, aber dennoch über Monate weiter ausbreiten. Zu erwarten ist, dass sich im Laufe der Zeit
60 bis 70 Prozent der Menschen in Deutschland infizieren werden.
Wenn die in der Virologie übliche Annahme korrekt ist, dass jeder Infizierte im Durchschnitt drei andere Menschen ansteckt, kann die Weiterverbreitung des Coronavirus erst dann gestoppt werden, wenn zwei Drittel der Bevölkerung bereits immunisiert und damit „nicht mehr ansteckbar“ sind und eben nur noch ein letztes Drittel tatsächlich infiziert werden kann. Bis aber – gerade der Strategie des Zeitgewinnens wegen – 55 Millionen Personen in Deutschland immunisiert sind, wird es dauern. Lediglich ein hoffentlich bald gefundener Impfstoff kann hier zeitnahe Abhilfe schaffen.