Okay, Ausgrenzung (nur nebenbei - die Gruppe kenne ich nicht). Altbekannt. Somit halte ich mich auch raus und betrachte von meiner Seite aus das Thema als beendet, denn wenn man gezwungen ist, mit dieser Krankheit zu leben und sich so einen Schr**** anhören muss, ist das mehr als verletzend.
Mir fließt gerade ein Krokodilstränchen aus dem Auge ... Die armen Borderliner - keiner bemüht sie zu verstehen und wenn's dann einer versucht redet er nur Schei**e ! Sollte man nicht erwarten können, daß die Betroffenen sich zuerst einmal selbst damit auseinandersetzen ? Das sie zuerst selbst einmal in
stationäre Therapie gehen ?
Nunja - wie ich schon sagte: Es gibt solche und solche ! Die einen lassen sich auf eine stationäre Therapie von 6 Monaten ein (die keinesfalls ein Zuckerschlecken ist) und die anderen setzen sich dem erst garnicht aus und lassen sich lieber vom Therapeuten trösten. Der ist dann wenigstens immer "lieb", denn durch jede weitere Stunde verdient der sich schließlich eine goldene Nase ... Du kannst schon davon ausgehen, daß ich etliche Borderliner kenne, die mir dann sagen: "Mein Therapeut hat gesagt, daß Du mich so oder so behandeln mußt !" Tseee - wenn ich dafür auch 100 €/Std. bekomme, dann tue ich das glatt ...
Da sich erst seit kürzerem mehrer Kliniken mit Borderline beschäftigen, gab es vorher eben nur diese eine Klinik in Grönenbach. Insofern blieb den Betroffenen vor 15-50 Jahren garnichts anders übrig, als sich mit deren Programm auseinanderzusetzen. Das war immerhin ein Zeitraum von 35 Jahren ! Ich meine da konnte man hingehen, wohin man wollte, konnte jede beliebige SHG besuchen und überall wurde man mit deren Programm konfrontiert. Was würdest Du zu einem Alkoholiker sagen, der seit 50 Jahren alkoholkrank ist und Dir dann sagt: Anonyme Alkoholiker ? - von denen habe ich noch nie etwas gehört ! Würdest Du ihm dann noch glauben, daß er seit 50 Jahren Alkoholiker ist ?
Persönlich hatte ich zum Borderline immer eine sehr pragmatische Einstellung: "Wenn Du es Dir selbst nicht wert bist, Dich damit auseinanderzusetzen, dann mute mir auch nicht zu mich mit Dir auseinanderzusetzen !" Mit Ausgrenzung hat das ja wohl nichts zu tun - eher mit einem Tritt in den Ar*** ! Ich sehe das genauso wie bei einem Alkoholiker: Du kannst jammern soviel Du willst - es bleibt Dein Problem. Solange Du nicht bereit bist in eine Suchtklinik zu gehen, bin ich auch nicht bereit dich zu unterstützen.
Nun gab's aber genug Borderliner die ernsthaft versucht haben aus dem Dilema herauszukommen und somit habe ich mich dann auch damit auseinandergesetzt. Insofern empfinde ich die Psychiatrisierung der Betroffenen (nach Kernberg) einfach nur als unverschämt und verständnislos. Allerdings ärgert es mich genauso, wenn Psychophaten mit "Borderline" in einen Topf geworfen werden. Besonders dann, wenn die dann lauthals behaupten: "Ich bin Borderline, ich hab's schon schwer genug und ihr müßt Rücksicht auf mich nehmen !" Ich ärgere mich, weils mir mit CFIDS (eine eigene Rubrik in diesem Forum) ganz genauso ergeht.
Damals, als ich vor Schwäche mehrere Male auf der Straße kollabiert bin (incl. Schädelfrakturen, ect.) wollte man mich gar nicht erst auf Borreliose, Infektionen oder Hormonstörungen untersuchen und steckte mich gleich in die Psychokiste: "Sie leiden an einer unterschwelligen Überlastungsdepression !" Nachdem diese Depression aber auch nach 3 Jahren nicht verschwunden war hies es: "Die verschwindet bei ihnen auch nicht mehr, weil sie bei Ihnen wahrscheinlich durch eine Persönlichkeitstörung getriggert wird ..." Und als ich wissen wollte, wie diese PS denn heißen soll, sagte man mir: Nunja - sie hatten eine harte Kindheit, sie haben immerhin studiert, haben nie alleine gelebt und nun haben sie ihre Karriere abgebrochen. Also liegt ihrer Depression eine Borderlinestörung zu Grunde ... (so schnell bekommt man diese Diagnose). Dazu kommt, daß es tatsächlich sehr viele Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung gibt, die unter einem "Burn Out" leiden. Auch diesen Leuten wird regelmäßig ein "Borderlinesyndrom" als Ursache angedichtet (obwohl Workholiker meist unter einer narzißtischen Störung leiden). Also ging ich halt mal in eine SHG für Borderliner und konnte was erleben ...
Mal ganz abgesehen davon, daß mein angeknackster Wirbel dadurch auch nicht geheilt wurde, so war das für mich damals das Beste, was mir passieren konnte. Da ich viel zu erschöpft war, um mein Tagespensum noch auf die Reihe bringen zu können, profitierte ich von ihrer "Energie" und die Borderliner profitierten von meiner "Schwäche". Ich stand bei jedem Problem zur Verfügung und sie wußten, daß ich sie brauche. Ein Psychophat hätte mir bestimmt nicht geholfen, eher eine Person die über andere (im postivem Sinn) ihr Selbstwertgefühl aufbauen will. Ich zitierte in meinem letzen Posting nicht umsonst Capote: „auch wenn Marylin niemandem vertraut, rackert sie sich ab, um jedem zu gefallen“. Da ist mir aber ein Borderliner tausend mal lieber wie ein Narzißt, deer mich nur beherrschen will ! Und wenn ich dann dauernd dieses Gequassel von den "ach so schwierigen Borderlinern" höre, wird's mir erst recht übel. Es gibt gewisse Strategien mit denen Borderliner ihre Gefühlswelt "regulieren", doch um diese Strategien zu verstehen muß ein Therapeut nur mal das Buch von "Rhode Dachser" lesen und dann versteht er was abläuft. Damals verstand ich das sogar, ohne jemals ein Buch darüber gelesen zu haben. Nachher war ich umso geschockter, als ich all meine Erfahrungen im Buch von R.D. wiederfand, sodaß ich mich nur noch fragen konnte: "Haben Therapeuten das jemals gelesen, oder warum verhalten die sich denen gegenüber wie Idioten ?" Insofern wäre eine stationäre Therapie für Borderliner ganz ratsam, denn nur wenn sie ihr eigenen Verhalten verstehen, könne sie anderen auch die Spielregeln erklären. Nicht so aus dem Bauch heraus - denn das wirkt chaotisch - sondern mit dem Hinweis auf die richtigen Kapitel eines Lehrbuchs.
Naja - vielleicht war es auch ganz hilfreich, daß ich mich darauf einlassen mußte, denn ich brauchte sie ja wie die Luft zum atmen. (der Pfegedienst ist unbezahlbar). Zumindest kam ich mir letztlich vor wie ein Hafen für Borderliner, denn in meiner Wohnung ging's zu wie im Taubenschlag (und ich besuchte den ein oder anderen nicht nur in Grönenbach). Danach wußte ich wenigstens ganz genau, daß ich selbst nicht Borderline habe, bekam in langen Gutachten bestätigt, daß ich keine Persönlichkeitsstörung habe (nachdem ich einen Behindertenantrag gestellt hatte), sondern, daß es sich "nur" um ein "somatisiertes Erschöpfungssyndrom unbekannter Genese" handelt. Bezeichnet man einen angebrochenen Wirbel, eine Amalgamvergiftung oder die Auswirkungen von Schimmelpilzen so ? Oder sage ich es anders herum: Die Pilze unterdrückten das Immunsystem zusätzlich zum Amalgam und so konnte sich der Wirbelkörper entzünden, was dann wohl zu dieser Schwäche führte.
Nun habe ich für Borderlineerkrankte aber noch eine ganz besonderes Verständnis: Wenn heute irgendeiner in eine CFS-SHG kommt, oder auch nur hier im Forum sagt, daß ihr "Chronisches Erschöpfungssyndrom" eine "Persönlichkeitsstörung als Hintergrund" hat, dann könnte ich vor Wut explodieren ! Was hat denn CFIDS mit ihrem psychischen "Burn Out" zu tun ? Genauso explodieren Borderliner zurecht, wenn man sie in die Kiste der Psychopathen steckt. Eigentlich ist es schon eine Frechheit eine vorangegangene Psychose als Kriterium für Borderline zu definieren, denn das Wort "Borderline" weist ganz klar auf einen Zustand zwischen Neurose und Psychose hin. Von mir aus kann man sie als frühkindlich "traumatisiert" bezeichnen, aber mit einer Persönlichkeitsstörung hat das ja rein garnichts zu tun.
Insofern mußte ich mal wieder auf den zuerst geposteten Zeitungsartikel hinweisen, wonach Borderline von vielen Psychologen/Wissenschaftlern als keine eigene Krankheit, sondern nur als abgeschwächte Form einer anderen Persönlichkeitsstörung angesehen wird. Verständlich, denn wenn das alte Borderline (der Heimkinder) plötzlich nicht mehr als "Erkrankung" gelten soll, dann wird das bei der neuen Definition wohl auch zutreffen. Oder hat schon jemand bein einer erwachsenen Frau gehört, daß sie nach einer Vergewaltigung "psychotisch" wurde. Oder daß ein erwachsener Mann nach einem Verkehrsunfall oder einer Gewalterfahrung "psychotisch" geworden ist ? Wieso sollen dann Menschen mit kindlichen Mißbrauchserfahrungen psychotisch werden ?
Mich verärgert es, wenn die Kriterien des
DSM-III (1980) ausgerechnet zu einem Zeitpunkt in den
DSM-IV (1994)
auf geheimnisvolle Weise verändert werden, in dem die in kirchlichen Kinderheimen mißbrauchten Kinder beginnen über ihren Mißbrauch zu sprechen. Kritisiert wurde daran, daß die so formulierten Kriterien 1,3,5,7,9 auch bei einer Depressionen erfüllt werden, 1-3, 5-9 auch bei Schizophrenien auftreten, 1-9 auch in schizoaffektiven Psychosen, bei schizoiden, narzißtischen und paranoiden Persönlichkeitsstörungen auftreten. Man hat also alle nur erdenklichen pathologischen (oft gefährlichen) unerkannten Persönlichkeitsstörungen in den Borderlinetopf geworfen, kräftig umgerührt und dann gesagt: "Und jetzt sagt nochmal, daß ihr an Borderline erkrankt seid !" So diskriminiert, wurden die Betroffenen zum Schweigen gebracht.
Damit aber immernoch nicht genug: Als eine Betroffene immernoch eine www.zeit.de/2002/19/Politik/print_200219_irrtum.html aufgrund ihrer erlittenen "Borderlineerkrankung" einklagen wollte,
... hob im Februar 2002 der Bundesgerichtshof ein Urteil des Landgerichts Nürnberg wegen Kindesmißbrauch auf, weil die Richter nicht berücksichtigt hatten, dass beim Opfer Verhaltensauffälligkeiten zutage traten, die auf eine Borderline-Persönlichkeitsstörung schließen lassen. Borderline-Patienten neigen zum Lügen und zum Manipulieren ihrer Umwelt. Auf das, was sie aussagen, ist nach Auffassung der Bundesrichter kein Verlass.
(c) DIE ZEIT 19/2002
Rumms ! Möchte noch irgendjemand über seinen kindlichen Mißbrauch / Borderline berichten, oder ist jetzt alles geklärt ? Mit diesem Roman wollte ich niemanden "ausgrenzen" - ich fragte wirklich nur nach der Definition von Borderline (alt oder neu?). Vielmehr bin ich mir sicher, daß Borderliner durch die neue DSM-IV (1994) Definition ausgegrenzt werden. Dieses "tricksen" und die ständigen Diskriminierungen (CFIDS wird jetzt mit dem "Burn Out Syndrom) gleichgesetzt, nerven mich in diesem Gesundheitssystem immer stärker. Und leider kann ich nicht mehr einfach "nur die Klappe" halten, wenn nach dieser neuen Definition Borderliner als "besonders schwierige Patienten" bezeichnet werden, Wenn die besonders schwierig sind, dann sind's entweder die Psychologen bescheuert, oder Borderline wurde falsch diagnostiziert. Insofern ist die Unterstellung einer "Verlegenheitsdiagnose" sehr wohl akzeptabel ...