Ja das es zwei verschiedene Stoffe sind, ist klar aber eigentlich ist doch Kryptopyrrol eine Verbindung, die zum HPL gehört, richtig?
Irgendwo stand mal, daß Hämopyrrollaktam ein Isomer des Kryptopyrrols sein soll. Isomere sind chemische Verbindungen mit der gleichen Summenformel, aber einem anderen geometrischen Aufbau. Gleich ist auf alle Fälle, daß in beiden Fällen ein Pyrrolring zu Grunde liegt.
Der malvenfarbige Fleck, den man im Chromatogramm findet, besteht offensichtlich aus mehreren Verbindungen. Man vermutet aber, daß es nur eine Verbindung davon ist, die den typischen Marker für diese Störung darstellt. Was genau diese Verbindung ist, darüber ist man sich uneins.
Wer sich früher mal mit den Literaturstellen und Quellen beschäftigt hatte, erfuhr, daß genau dieses Kryptopyrrol bzw. Hämopyrrollaktam für den Verlust von Zink und P5P verantwortlich sein soll, da es diese Stoffe in Mengen an sich gebunden haben soll. Später hörte man zu seiner Überraschung ganz andere Töne, nachdem es hier im Forum schon Zweifel darüber gab.
Der KPU-Test erfaßt nicht nur eine Verbindung, sondern eine ganze Gruppe von Verbindungen. Deshalb ist eine gewisse Wahrscheinlichkeit gegeben, daß er auch anschlägt, wenn diese typische HPU/KPU-Stoffwechselstörung nicht vorliegt, sondern eine andere. Es ist also in der Lage, auch auf andere Störungen zu reagieren. Dies ist sowohl ein Vorteil, als auch ein Nachteil. Nachteilig ist, daß man mit weniger Genauigkeit sagen kann, ob es nun genau diese spezielle Störung ist, bei der ein Vitamin B6- und Zinkdefizit auftritt, oder eine andere Störung, bei der auch vermehrt (andere) Pyrrole im Urin zu finden sind.
Kamsteeg behauptet nun, einen spezifischeren Test entwickelt zu haben, der nur diese typische Verbindung erfaßt, die er Hämopyrrollaktam nennt. Es ist aber nicht erwiesen, daß dieser Test wirklich nur auf
eine Verbindung anspricht oder auch auf mehrere (dann aber auf weniger als beim KPU-Test). Man sagt diesem Test eine höhere Trefferquote nach, da er auf verschiedene Pyrrole nicht reagiert, die der KPU-Test noch erfaßt. Das ist wiederum ein Vor- und ein Nachteil. Vorteil: der Test soll spezifischer für diese Störung sein, Nachteil: man bekommt andere Störungen nicht mit, die sonst der KPU-Test mit erfaßt (von denen man aber dann noch lange nicht weiß, wie man sie behandeln muß).
Ebenso hat sich gezeigt, daß die Höhe des Zahlenwertes beim HPU- und beim KPU-Test nicht unbedingt ein verläßliches Maß für die Schwere der Störung ist. Es gibt unterschiedliche Ausscheidungsverteilungen über den Tag und auch so kann der Wert von Tag zu Tag ziemlich schwanken.
Theoretisch kann man auch ohne HPU/KPU-Test auskommen und auf Verdacht verschiedene Nahrungsergänzungsmittel probieren und Tests auf mögliche Folgeerkrankungen machen lassen.
Ich persönlich habe den HPU-Test bevorzugt und machen lassen. Ich bin aber der Meinung, daß der KPU-Test ähnlich gut geeignet ist, diese Störung herauszufinden, mit der sich dieses Forum hier beschäftigt. Letzendlich muß man nämlich auch nach einem positiven HPU-Test ausprobieren, was an Nahrungsergänzungsmitteln gut tut und eine Besserung bringt. Und wenn man eine Handvoll Leute mit positivem HPU-Test nimmt, dann ist es erstaunlich, wie unterschiedlich erfolgreiche Behandlungen aussehen.
Ansonsten ist nicht viel über diese Störung bekannt. Es soll eine Hämsynthesestörung sein. Aber ebenso läßt sich eine Häm-Abbaustörung denken, mit ähnlichen Pyrrolen im Urin.
Das gehäufte Auftreten der Pyrrolurie in Familien deutet auf eine erbliche Sache hin. Es kann aber kein "Häm-Synthese-Gen" sein, denn dann wäre die Hämsynthese weit heftiger gestört (Porphyrie).
Interessanter und einleuchtender ist die Theorie, daß Pyrrolurie auschließlich von Vergiftungen verursacht wird. Dann läßt sich das gehäfte Auftreten in bestimmten Familien mit einer gemeinsamen Giftquelle (z.B. Blei-Wasserleitung im Haus) erklären oder durch eine Genstörung im Entgiftungsapparat. Dies würde auch viel besser erklären, warum so stark unterschiedliche Schweregrade auftreten. Auch wäre es dann logischer, warum z.B. Autoimmunkrankheiten wie Hashimoto Thyreoiditis so häufig bei der Pyrrolurie auftreten.
Liebe Grüße
Günter