Ich bin nicht ganz sicher, ob ich richtig verstehe. Du fühlst Dich also missverstanden und hast das Gefühl, ich würde mich hier wichtigmachen?
Lieber Akim,
ich habe mich wohl nicht so ganz glücklich ausgedrückt und habe da ein wenig ja auch eher ein Selbstgespräch geführt. Ich bin nicht der Meinung, dass Du Dich wichtig machst. Aber diese "Saite" wurde bei mir berührt durch Deinen Beitrag. Und es geht mit oft so. Warum, das weiß ich halt selber nicht so ganz genau.
Ich fühle mich wohl von manchen Menschen nicht verstanden. Das geht mir nicht nur mit Dir so. Aber es ist keineswegs generell so. Es ist ja auch schwer, eine Kommunikation zu finden, in der man die gleiche Sprache spricht. Und ohne die gleiche Sprache ist es schwer, sich zu verstehen. Hinzu kommt ja der jeweilig Hintergrund, der bei jedem verschieden ist. Bei jedem klingt ja immer ein spezielle Saite, die mit den eigenen Erfahrungen zusammenhängt. Es gibt ja überhaupt keine Objektivität.
Für mich macht es schon viel aus, das allein mir klarzumachen, dass eine Verständigung, wie wir sie uns oft vorstellen, gar nicht existiert. Es ist immer nur eine Annäherung über die Sprache möglich. Wirkliches Verstehen braucht mehr als Sprache. Aber wenn das sprachlos möglich ist, und ab und zu scheint es ja möglich zu sein, dann wird auch die Kommunikation einfacher, weil das Ego nicht mehr im Weg steht. Es ist mehr Offenheit da, mehr Bereitschaft, zu hören. Damit meine ich nicht Dich, ich meine es allgemein.
Mit diesem Satz "mach Dich nicht so wichtig", meinte ich nicht Dich, sondern mich selbst. Ich habe ihn als Kind oft gehört, wenn ich in jungen Jahren religiöse oder philosophische Fragen stellte. Es kam wohl altklug rüber und war peinlich. Das hat natürlich bei mir Spuren hinterlassen. Es hat Scham bewirkt und u.a.die Fähigkeit, mich verbal auszudrücken, beschnitten. Noch heute fällt es mir beispielsweise leichter, mich schriftlich auszudrücken. Na, Gott sei Dank, ist das ja hier möglich.
Ich versuche es mal, zu erklären: sprechend poltern die Worte manchmal sehr provokativ aus mir heraus. Ich nehme an, aus der nicht verarbeiteten Wut, nicht gehört zu werden, den Mund verboten zu bekommen, nicht ernst genommen zu werden. Das habe ich ja mal real erlebt und es ist eben meine "Erzählung", die sich da breit macht, ohne dass es mir immer bewußt ist. Ich kränke damit auch Menschen, ohne es zu beabsichtigen.
Das ist wohl bei mir angekommen von Dir, das Gefühl der Kränkung, des Trotzes mit diesem Satz, "wenn ver-rückt sein heißt, aus der dumpfen Masse hervorzutreten, dann bin ich es gerne!"
Das hört sich jetzt wichtigtuerisch von mir an, wenn ich sage, das ist das Ego, das dies sagt, es ist ein gekränktes Ich, dass da spricht. Warum solltest Du aus der "dumpfen Masse" hervortreten wollen? Das macht wenig Sinn. Ich mein ja nur, schau doch mal hin, was dahinter stehen könnte aus Deiner "persönlichen Erzählung"
Ich hoffe nur, dass ich Dich damit nicht kränke, es ist nicht meine Absicht, auch nicht, Dich zu belehren. Ich will Dich nur darauf aufmerksam machen. Warum sollstes Du keine wunden Punkte haben. Du bist auch nur ein Mensch.
Auch wenn ich sehe, dass Euer Leiden und Ringen im Grunde doch unnötig ist. Daraus entsteht Mitgefühl.
Das ist vielleicht das, was wirklich mal überheblich klingt. Es ist eben nicht unnötig. Denn nichts ist unnötig. So wie es ist, ist es genau richtig.
Aber es geht auch nicht darum zu helfen, vielmehr versuche ich einfach widerzuspiegeln, was ich sehe. Je mehr sich mein Ich auflöst, desto unverfälschter und klarer wird auch das Bild.
Wenn sich Dein Ich auflöst (ich meine ja, ganz und gar geht es nicht, es nimmt nur eine andere Position ein), dann kannst Du Deine Gegenübers einfach sein lassen. Keiner ist besser oder schlechter, als der andere Mensch.
Das Ich ist außerordentlich wichtig und die anderen Menschen als Spiegel ebenso. Doch es kommt der Punkt im Leben eines Menschen, an dem er den Spiegel zerbrechen muss, um sich selbst vollends zu erkennen. Dann kommt auch der Punkt, an dem Du Dein wahres Selbst erkennst und Dein Ego allmählich stirbt. (Auch meines meldet sich manchmal noch, es kommt mir dann fast vor, wie ein letztes Aufbäumen. Natürlich kämpft das Ego ums Überleben.)
Das verstehe ich wohl noch nicht so ganz. Aber ich werde darüber "nachdenken". Man könnte auch sagen, ich werde es in mir bewegen, im Grunde passt es besser, ist aber kein allgemeiner Sprachgebrauch und hört sich auch komisch an für mich aber trotzdem eher stimmig.
Wenn der Punkt für Dich noch nicht gekommen ist und Du erst mal voll Dein Ich erfahren und leben möchtest, dann ist das gut und es ist auch sehr wichtig für Dich.
Das ist nicht so. Ich versuche eher, es kennenzulernen, mir anzuschauen. Es interessiert mich wie ein Forschungsobjekt.
Das meine ich ja, nehme alles so an, wie es ist, denn so ist es gut und so soll es sein. Denk nicht, Du müsstest irgendetwas ablegen, das geht dann schon von alleine, wenn Du erst mal akzeptierst und das auch total.
Hier fühle ich mich nicht verstanden, einfach nicht gehört

. Aber es hat mit mir zu tun, dass das so bei mir ankommt. Ich könnte es auch ganz anders verstehen. Oder es sollte mir auch egal sein, ob ich verstanden werde oder nicht. Daran kann man deutlich sehen, dass das bei mir ein gekränktes Ich reagiert. Wäre es nicht so, würde ich einfach darüber hinweggehen.
Ok, das klingt wohl wieder schrecklich lehrhaft, aber irgendwie muss ich es ja sagen, oder ich würde eben einfach schweigen, was mir im Grunde genauso lieb wäre. Ich bin ja bekanntermaßen ein großer Freund der Stille.
Ja, es klingt für mich jetzt etwas lehrerhaft, aber es macht im Grunde nichts. Ich gewöhne mir vielmehr an, zu schauen, welche wunden Punkte da bei mir angesprochen werden, indem ich Deine Aussagen so bewerte (z.B. lehrerhaft

) Ich lerne mich dadurch besser kennen, auch wenn mein Blutdruck steigt.
Aber auch der Austausch ist lebendig und ich lerne hier so unsagbar viel! Dabei kann ich nur versuchen, zu schauen, ob eine eigene Wichtigkeit reinkommt und diese dann möglichst rauszunehmen, fallenzulassen.
Ich habe keine Problem damit, dass Du Dich selbst wichtig nimmst, im Gegenteil. Das ist ehrlich.
Aber nicht ich bin wichtig, im Gegenteil ich bin völlig unwichtig, es geht für mich einfach nur um die Sache. Es ist ein sehr ernstes Thema und ich bin jederzeit bereit, mich, mein Ich, mein Ego, mein Selbst, alles hinzuopfern.
Wofür willst Du es hinopfern, Akim und zu welchem Zweck? Und mich würde interessieren, was Deine ursprüngliche Motivation war.
Ich sage Euch auch ganz ehrlich, dieser Thread ist für mich so unermesslich wertvoll, dass selbst wenn alle Bücher, alle heiligen Schriften, ja alles Wissen dieser Welt verloren ginge – und nur dieser eine Thread erhalten bliebe, ja dann wäre alles gut. Und das sage ich nicht, wegen den Dingen, die ich hier geschrieben habe! Auch geht es nicht darum irgendjemanden auf ein Podest zu heben, sondern auch hier geht es einzig und allein um die Sache. Das nur leider wenige Menschen das so sehen wie ich, ist ein wenig schade, aber es kann akzeptiert werden und ich kann das auch verstehen.
Das hört sich jetzt etwas pathetisch an, sorry. Um welche Sache geht es Dir? Und was sehen leider wenige Menschen so wie Du?
Ich möchte auch weiß Gott niemanden von irgendetwas überzeugen. Aber wer mag, wer einen Zugang hat und interessiert ist, wer dies liest, dem kann ich nur ein Samenkorn geben. Man kann es wegwerfen, zertreten, oder man kann es hegen und pflegen - selbst sehen, was daraus erwächst. Für mich ist alles ok.
Für jemand, der sich hier reinliest und nicht den ganzen Thread liest, wäre es vielleicht schon schön, zu wissen von was Du so überzeugt bist. Und welches Samenkorn Du hier geben willst.
Auch wenn mich dabei Leute als "abgehoben" betrachten, habe ich damit kein Problem. Ein ziemlich geringer Preis, für die Ewigkeit.
Ich gebe Dir recht, es kann Dir egal sein, was andere von Dir denken. Vollkommen ok! Für mich ist da manchmal nur die Frage: ist es Dir nur egal, oder möchtest Du gerne abgehoben sein, denn das würde die Kommunikation natürlich unendlich schwieriger machen, wenn es so wäre. Und klar, das Ego ist raffiniert, es sucht nach jeder Hintertür, die es erwischen kann. Kaum haben wir das Gefühl, wir sind ihm entronnen, das hat es uns schon wieder in der Falle.
Deswegen betrachte ich es wohl jetzt lieber liebevoll, eben mit Mitgefühl. Denn das Ego ist das Gekränkte in uns und es hungert nach Liebe. Wenn es Liebe bekommt, kann es vielleicht in Frieden sterben. Es hat dann wohl seine Mission erfüllt.
Lieber Gruß
LieberTee