LieberTee
Liebe Kayen,Die Suche völlig aufgeben, was würde das letztendlich bedeuten?
Meines Erachtens völliger Stillstand, keine Bewegung mehr.
Also, ich denke suchen ja, aber es kommt auf das Motiv der Suche an.
Steckt jedoch ein Riesenmotiv hinter der Suche; ich möchte jetzt noch was Größeres werden oder ich möchte jetzt unbedingt wundersame Dinge erleben u.s.w., das wäre eine irrationale Suche, die letztendlich nur wieder ein übermäsziges Verlangen beinhaltet, wie die Gier u.s.w.
Zitat:
"Ein Mensch, der ein neues Leben, eine neue Art zu leben, entdecken möchte, muss die außergewöhnliche Qualität der Stille erforschen. Aber Stille kann es nur geben, wenn die Vergangenheit gestorben ist - ohne jedes Argumentieren, ohne jedes Motiv, ohne zu sagen: «Ich werde eine Belohnung dafür bekommen, dass ich die Vergangenheit aufgebe.»
Krishnamurti, Jiddu Krishnamurti - Freiheit und wahres Glück"
Krishnamurti äußert sich auch dahingehend, ständig "Wissen" anzuzweifeln; nicht einfach alles hinnehmen, schlucken, das wäre kindisch.
In diesem Zitat frage ich mich, wie kann ich Qualität erforschen, ohne Argumente und ohne Motiv. Erforschen beinhaltet eine Frage und jede Frage ein Motiv.
Es ist nicht einfach . . .
ich finde Krishnamurti auch durchaus widersprüchlich. Oder ich verstehe nicht richtig, wie es gemeint ist, kann natürlich auch sein.
Meines Erachtens kann man die Vergangenheit aufgeben, wenn die darin liegenden Schatten erkannt, angenommen, verarbeitet, verziehen, wie auch immer - jedenfalls integriert und erledigt sind.
Ich für meinen Teil möchte nicht meine Vergangenheit aufgeben. Sie ist auch eine Quelle, aus der ich schöpfen kann. Es gibt Momente, die sind unvergesslich und es gibt Erkenntnisse, die will ich nicht vergessen, keinesfalls.
Ich kenne das, wie sich Menschen fühlen, wenn ihr Gehirn sich langsam auflöst, erst ist das Kurzzeitgedächnis weg und irgendwann auch das Langzeitgedächnis. Ich hoffe, mir wird das nie passieren. Es scheint ein Tod mit einem noch funktionierenden (Rest-)Körper zu sein. Und die ersten Anzeichen erleben die Menschen bei vollem Bewusstsein ihrer Erkrankung.
Mag sein, dass es auch so gemeint ist, dass man der Vergangenheit nicht hinterhertrauert einerseits, oder auch sie nicht bedauert, immer ob der schlechten Erlebnisse mit sich hadert, sich darin verfängt und deshalb nicht leben kann. Das ist ebenso tot und sehr quälend in meinen Augen. Die Bereitschaft, sie auch loszulassen, ist, denke ich, wichtig.
Die Stille kann auch eine Quelle sein. Sie ist für mich (bis jetzt zumindestens) nicht das Eigentliche, sondern nur ein Weg, wohin auch immer. Eigentlich ohne Ziel, deshalb auch ohne Belohnung
Ja, und ich finde das Leben viel zu spannend, wenn auch nicht immer sorgenfrei oder unbeschwert, um Stillstand und Bewegungslosigkeit zu bevorzugen. Nur dieses hektische "Mitnehmenwollen", dieses Hinterherjagen aus reiner Gier nach Leben, letztlich aus Angst, etwas zu verpassen und auch Angst vor dem Tod - das kann man mit der "Stille" beruhigen, denke ich mal.
In gewisser Weise findet auch dort Bewegung statt, denn unsere Gehirn denkt immer, es ist seine Natur
Lieben Gruß:kiss:
LieberTee
Ich wollte noch etwas zu meinem vorherigen Beitrag ergänzen.
Ich glaube nicht an "Offenbarungen" und meine Ohren sagen mir: ich glaube auch in keinster Weise und bei keinem Volk oder keiner örtlichen Gegebenheit an "Auserwähltsein".
Solche Vorstellungen würden für mich in den Bereich
gehören, es ist mir schlicht zu abgehoben. Nach wie vor.Kayen schrieb:irrationale Suche, die letztendlich nur wieder ein übermässiges Verlangen beinhaltet, wie die Gier u.s.w.
Eher denke ich, wir sind alle auserwählt, vollkommen unabhängig von irgendwelchen äußeren, angeborenen Bedingungen. Nur ent-scheiden müssen wir uns ebenso alle selber. Das ist die Konsequenz des Paradiesverlustes.