human schrieb:
"borrelia burgdorferi antikörper
borrelia extract: igg negativ
igm negativ
hmw (high molecular weight prot.) igg negativ
igm negativ
flagellin: igg sowie igm negativ
p39 (39 kd protein): igg sowie igm negativ
OspC (outer surface protein): igg sowie igm negativ
bewertung: dzt. kein hinweis auf eine infektion mit borrelia burgdorferi (antikörper sind erst bis zu 8 wochen nach nicht behandelter infektion nachweisbar)
bei verdacht auf akute infektion entsprechende verlaufskontrolle empfohlen!
borr.-igg.ak.: negativ
borr.-igm.ak.: pos. +-
schwache hinweise auf das frühstadium einer borrelien - infektion. zur bestätigung bzw zum ausschluß einer unspezifischen reaktion wurde ein immunoblot angeschlossen."
Hallo Human,
dieser Befund sagt nicht viel über einen Kontakt mit Borrelien aus. Der positive IgM-Titer könnte auf eine frühe Infektion hinweisen, kann aber auch - wie beschrieben - falsch positiv sein. Bei entsprechendem Beschwerdebild sollte eine weitere Serologie mit ELISA, Westernblot und LTT in einem Borrelien-Referenzlabor durchgeführt werden.
Hier noch einige Erläuterungen zum diagnostischen Dilemma der Borreliose:
Die Diagnose der Borreliose gestaltet sich oftmals schwierig. Besonders wenn der Zeckenstich nicht sichtbar oder erinnerlich ist und die typischen Krankheitsmerkmale, wie die Wanderröte, im Frühstadium ausbleiben und das bunte Symptombild nicht an eine Borreliose denken lässt. Laboruntersuchungen des Blutes (Serologie) helfen in schwierigen Fällen die Diagnose zu sichern, sind jedoch aus verschiedenen Gründen unzuverlässig.
Zu den Methoden der Borrelien-Labordiagnostik gehören u.a. der Borrelien-Suchtest (ELISA oder IFT), der Borrelien-Westernblot-Test und der Borrelien-LTT-Test.
Schulmedizinisch wird lediglich der ELISA oder IFT, bei dem Antikörper im Blut gesucht werden, verlangt. Ist dieser negativ, soll keine Borrelieninfektion vorliegen. Dies ist grundsätzlich in Frage zu stellen, da die Borrelien in der Lage sind, sich an Körperzellen anzuheften oder sich sogar in der Zelle zu verstecken und deshalb nicht von den Immunzellen erkennbar sind und somit auch keine Antikörper gebildet werden können. Auch eine frühe Gabe von Antibiotika nach einem Zeckenstich kann die Antikörperbildung unterdrücken. Desweiteren kann dieser Test durch Kreuzreaktion mit anderen Erregern auch falsch positive Ergebnisse liefern.
Aus diesem Grund sollte als Bestätigungstest gleichzeitig ein Westernblot, bei dem die einzelnen Proteinhüllen der Borrelien nachgewiesen werden, durchgeführt werden. Dieser Test kann zusätzlich eine Auskunft über das Stadium der Borreliose geben. Auch hier kann die Borrelien-Tarnkappe zu einem falsch negativen Ergebnis führen.
Als weitere Möglichkeit bietet sich ein LTT (Lymphozytentransformationstest) an, mit dem gegen Borrelien sensibilisierte T-Zellen (bestimmte Immunzellen) nachgewiesen werden. Diese Zellen können nur sensibilisiert werden, wenn sie auch wirklich Kontakt zu Borrelien hatten. Dieser Test ist hochspezifisch, aber wissenschaftlich noch nicht in jedem Bundesland anerkannt. Auch bei diesem Test können vereinzelt falsch negative Ergebnisse auftreten. Am aussagekräftigsten ist der LTT ca. 14 Tage nach Auftreten starker Symptome. Zu beachten ist, dass die Versanddauer des ungekühlten Blutes 12-24 Stunden nicht überschreiten darf und dieser Test nur von einigen Labors durchgeführt wird.
Alle drei Testverfahren werden nach der KV Nordrhein von der gesetzlichen Kasse übernommen.
Neben der Antikörpersuche im Blut (Serum) können diese auch in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor) - die mittels einer Spritze (Punktion) aus dem Rückenmarkskanal entnommen wird - bestimmt werden. Bei einem positiven Nachweis spricht man von einer Neuroborreliose (Borreliose mit Befall des Nervensystems). Bei nur 20 % der Patienten mit Spätborreliose werden Antikörper im Liquor gefunden.
Bei den genannten Tests wird der Erreger selbst nicht nachgewiesen (indirekter Erregernachweis), sondern nur die Immunantwort gegen diesen. Verfahren für den direkten Erregernachweis sind die PCR (Polymerase-Chain-Reaction) und die direkte Anzucht (Kultur) des Erregers. Mit diesen Methoden lassen sich Erreger in Urin, Gelenkspunktat, Liquor, Gewebe und Haut finden. Eine Anzucht gelingt fast nie und das Ergebnis liegt erst nach Wochen vor. Die PCR ist eine vielversprechende Methode, die jedoch noch in den Kinderschuhen steckt. Das Ergebnis liegt nach 12 bist 24 Stunden vor.
Grundsätzlich sollte die Labordiagnostik frühestens 4-8 Wochen nach dem Zeckenstich durchgeführt werden. Dieser Zeitraum wird für eine Immunantwort und somit zur Bildung von Antikörper benötigt. Des Weiteren sollte die Labordiagnostik in einem mit der Borreliendiagnostik vertrautem Labor durchgeführt werden.
Bei allen genannten Diagnoseverfahren schließt ein negatives Ergebnis eine Borreliose nicht aus (seronegative Borreliose). Letzte Zweifel darüber, ob eine Borreliose vorliegt oder nicht, können nicht ausgeräumt werden. Das gilt grundsätzlich für alle Stadien der Borreliose. Eine Borreliose, die keine typischen Krankheitsmerkmale zeigt, alleine am klinischen Symptombild zu diagnostizieren erfordert einen Arzt mit viel Erfahrung und weiterführende Ausschlussdiagnostik.