Histaminintoleranz?
Woher hast Du 200mg? Die alte DGE-Empfehlung lautet 75mg - die neue (D-A-CH) 100. Von 200 ist da nirgends die Rede und von "maximal" auch nicht(!)
Ja, die Empfehlungen gehen von 60-100 mg/d aus. 200 mg war von mir schon mit einem "Aufschlag" versehen: Alle Empfehlungen werden immer so ausgesprochen, dass eine Überdosierung von 100% unproblematisch ist. Bei Vitamin D3 (Cholecalciferol) werden z.B. täglich 10µg empfohlen, aber 20µg sind auch bei Langzeitzufuhr völlig unproblematisch. Die Hersteller von Vitamin C legen z.B. Messlöffel für 120 mg bei und geben an, dass dies 200% der empfohlenen Tagesdsis seien. Wenn man davon ausgeht, dass durch Nahrung noch etwa 80-100 mg hinzukommen, kommt man auf die von mir genannten 200 mg.
Was wäre daran wissenschaftlich, ein "Ist" zu nehmen und daraus ein "Soll" herzuleiten?
Genau
das nennt man Wissenschaft! Wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen durch Experimente und Beobachtungen in der Natur. Wenn diese reproduzierbar sind, leitet man daraus allgemeine, wissenschaftliche Grundregeln ab. Genau so (und nur so) sind alle Regeln und Gesetze der Physik und Chemie zustande gekommen. Alles andere sind Hypothesen, aber keine Gesetzmäßigkeiten.
Bei der Medizin bedient man sich der gleichen Methoden, wobei hier allerdings zu berücksichtigen ist, dass jedes Individuum etwas anders reagiert. So klare und eindeutige Erkenntnisse wie in Physik und Chemie kann man daher in der Medizin nicht immer ableiten. Viele Mediziner ignorieren dies leider häufig. Es ist ja auch nicht so schön, wenn man etwas undifferenzierte oder unklare Handlungsanweisungen hat. Das bedeutet, dass man mehr Verantwortung übernehmen muss und das möchte keiner so gerne.
Übrigens erreichen 32% der Männer und 29% der Frauen noch nicht einmal die DGE-Empfehlungen.
Was aber nicht zwangsläufig heißt, dass die Empfehlungen alle falsch sind!
Interessanterweise errechnen alle, die wirklich wissenschaftlich an das Thema rangehen, empfohlenen Werte zwischen 500mg und 3 Gramm.
Und was heißt in diesem Kontext "wirklich wissenschaftlich"? Die Regeln für wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn können nicht beliebig aufgestellt werden, sondern sind in weltweitem Konsens seit Jahrhunderten mühevoll enstanden.
Ich mag jetzt nicht streiten ob nun 500mg oder 3 Gramm "richtig" wären, gebe nur zu bedenken, dass diese Empfehlungen für die dauerhafte tägliche Aufnahme gesunder Menschen gedacht ist - die trifft man in diesem Forum aber eher selten.
Solange nicht klar ist,
wer diese Empfehlungen unter welchen Hypothesen wie erarbeitet hat, bleibe ich bei den Empfehlungen, die unter klar definierten und allgemein bekannten, öffentlichen Regeln ermittelt wurden und weltweit gültig sind.
Wissenschaftlich wäre z.B., zu untersuchen, was unsere Vorgänger vor ein paar Millionen Jahren so verzehrt haben, als sie die Fähigkeit zur Vitamin C-Synthese verloren haben.
Ähm, was unsere Vorfahren vor ein paar Millionen Jahren zu sich genommen haben, ist weitgehend bedeutungslos. Es gibt schließlich eine Evolution und der Mensch hat sich in dieser Zeit genetisch und auch vom Stoffwechsel her gewaltig verändert. Vor ein paar Millionen Jahren gab es z.B. auch noch keine Blutgruppen. Erst mit der Sesshaftigkeit fand eine weitere Ausdifferenzierung statt, gingen bestimmte Fähigkeiten verloren und kamen andere hinzu. So ging z.B. bei vielen Asiaten nach dem Säuglingsalter die Fähigkeit verloren, Lactose in Zucker umzuwandeln. Bei uns hingegen blieb die Fähigkeit erhalten, weil wir uns immer viel von Kuhmilchprodukten ernährt haben und dies für uns ein Überlebensvorteil war.
Sicher ein bisserl schwierig heutzutage, aber schaun wir doch einfach mal auf unseren genetisch engsten Verwandten im Tierreich, den Schimpansen: Der frisst den ganzen Tag frisches Grünzeug und eine VC-Aufnahme im Grammbereich darüber ist durchaus wahrscheinlich!
Aus oben genannten Gründen halte ich solche Untersuchungen für nicht übertragbar. Wenn wir solche Empfehlungen z.B. für Vitamin D3 annhemen würden und statt der empfohlenen Tagesdosis von 10µg das 50-fache zu uns nehmen würden (0,5 Milligramm), wäre dies mit Vergiftungserscheinungen und erheblichen Schäden verbunden. Bei Vitamin C haben wir das Glück, dass es wasserlöslich ist und vom Körper einfach ausgeschieden wird, wenn wir zuviel davon zu uns nehmen. Das heißt aber nicht, dass wir davon einfach ungestraft Riesenmengen zu uns nehmen können!
Schaut man sich mal im Tierreich um, so synthetisieren fast alle Tiere auf Menschengewicht umgerechnet VC im Grammbereich direkt ins Blut.
Das stimmt nicht. Der größte Teil der Tierwelt ist nicht in der Lage, das Vitamin selbst zu bilden, wie Insekten oder Fische. Daneben haben auch allerlei Fledermäuse, Vögel und Affen ihre Vitaminsynthese an den Nagel bzw. den nächstbesten Ast gehängt. Bei manchen Tierarten (z.B. Meerschweinchen) ist diese Fähigkeit nur bei bestimmten Rassen verloren gegangen, andere besitzen sie noch. Warum verzichtet also ein Teil der Tiere auf die Eigensynthese eines doch so wichtigen Stoffes? Wenn er lebenswichtig ist, kann das nur heißen, dass der Verzicht darauf unter gewissen Umständen genauso lebenswichtig ist. Die mit Abstand größte Gefahr für Leib und Leben sind in freier Wildbahn Parasiten. Parasiten fordern mehr Opfer als Bakterien oder Viren. Und für viele Parasiten ist Vitamin C ein echtes Lebenselixier!
Im Falle eines Befalls mit gewissen Parasiten ist es von Vorteil, wenn der Körper die winzigen Biester nicht noch extra mit Vitaminen bei Laune hält. Auch beim Menschen gibt es solche vermeintlichen Fehler im Programm, sogenannte Erbdefekte. Dazu gehört die Sichelzellanämie. Sie schützt vor der Malaria. Übrigens: Bei einer Malaria-Erkrankung senkt der Körper die Verfügbarkeit von Vitamin C - denn auch die Malariaparasiten lieben das Vitamin, können es aber nicht selbst bilden.
Sehr kurios ist das Ergebnis einer bereits älteren, breit angelegten internationalen Studie mit deutscher Beteiligung: Vitamin C wird auch von der menschlichen Darmflora erzeugt. Nur leider bei den meisten Menschen nicht in ausreichender Menge, das hängt ganz vom Darmfloratyp ab (
Cummings M: Can some people synthesize ascorbic acid? American Journal of Clinical Nutrition 1981; 34: 297-298 - Chatterjee IB: Evolution and the biosynthesis of ascorbic acid. Science 1973; 182: 1271-1272). Wenn man also sagen will, das die allgemeinen Empfehlungen falsch sind, dann allenfalls deshalb! Dann muss man aber auch sagen, dass nicht nur zu wenig Vitamin C schädlich sein kann, sondern unter bestimmten Bedingungen auch zuviel! Siehe oben.
Dagegen ist die orale Aufnahme mit sehr schlechtem Wirkungsgrad behaftet - während von 1000mg Einzeldosis noch 75% resorbiert werden, sinds bei 5000 nur 20%, d.h. mit steigender Dosis sinkt die Absorption und um auf das Niveau unserer tierischen Freunde zu kommen, muss man das Zeug schon mit dem Löffel futtern.
Was für mich ein Beweis dafür ist, dass der Körper mit so viel Ascorbinsäure eben überhaupt nichts anfangen kann und die Resorption daher ablehnt!
Zum Märchen mit dem Brennen beim Wasserlassen bzw. "sauern Urin" nur soviel - das Gegenteil ist der Fall: schon möglich, dass das VC die Entgiftung ankurbelt und der Körper so eine Masse sauren Stoffwechseldreck rausschwemmt, das ist aber irgendwann zu Ende und das war ja auch gewollt.....
Sorry, aber das ist nun wirklich Blödsinn! Ein gesunder Körper (Nieren und Leber intakt) akkumuliert keine Giftstoffe, deren Aussscheiden dann durch irgendwelche dubiosen Mittelchen angestoßen werden muss. Ein halbwegs funktionierender Organismus entgiftet den Körper täglich in ausreichendem Maße selbst. Ausgenommen davon sind allenfalls Stoffe, die nicht abgebaut oder ausgeschieden werden können und daher eingelagert werden (z.B. Schwermetalle). Aber diese werden nicht durch esotherisch angehauchte Hausmittelchen entgiftet, sondern duch Komplexbildner, die die Schwermetalle auflösen und so durch die Nieren ausscheidbar machen.
Und dass bei einem Verzehr von mehr als 200 mg Vitamin C über den Urin kein "saurer Stoffwechseldreck" ausgeschieden wird (wie du sagst), sondern reine Ascorbinsäure, lässt sich mit entsprechenden Tests (Fehling-, Tillmanns-, Merckoquant Ascorbinsäure und zahlreiche andere) nachweisen.
Viele Grüße, Volker