Leider hat sich bis jetzt keiner gemeldet, der einen Benzo-Entzug erfolgreich hinter sich hat. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht genügend über mich erzählt habe....?
Ich selbst nehme seit über 10 Jahren Diazepam (ärztlich verordnet nach einer Angststörung). Ich hatte unregelmäßig das Zeug genommen, so ca. alle 3-5 Tage, selten länger ohne, meistens Situationsbezogen, manchmal auch ohne, dass ich wusste warum. Die Mengen lagen zwischen ca. 4 mg und 15 mg. Erst vor ca. 1 1/2 Jahren wurde mir klar, dass ich das Zeug oft nehmen muss, weil ich Entzugssymptome hatte.
Danach habe ich mich über das Benzo weiter informiert und war schockiert. Schockiert darüber, dass man mir das jahrelang verschrieben hatte, ohne mir zu erklären wie es sich mit dieser Abhängigkeit verhält, wie die Entzugssymptome sind und dass ich auch dann Abhängig werde, wenn ich es nur alle 3-5 Tage nehme bzw. gerade deswegen.
Ich habe mich dann um professionelle Hilfe bemüht, damit ich weiss, wie ich das Zeug in den Griff bekomme, das war vor ca. 1 Jahr und 3 Monate, ich war in einer Klinik zur Stabilisierung meiner Psyche und zur Stabilisierung einer täglichen gleichen Diazepammenge, mit Unterstützung eine AD (Mirtazapin 7,5 mg).
Damit ging ich dann wieder arbeiten. Das ging mehr schlecht als recht, immer wieder starke innere Unruhe und so kommische innerliche Schreckgefühle - die hatte ich bereits vor der Benzoeinnahme, hatte ich den Ärzten damals auch erklärt, aber keiner erkannte, dass es sich hier um Herzrhythmusstörungen handelte (Doppelsystolen). Dies hatte ich vor ca. einem 3/4 Jahr selbst herausgefunden - der Herzschlag setzte alle paar Minuten aus / Panik / Krankenhaus.
Dort wurde es per Herzkather untersucht und ich wurde entlassen mit dem Hinweis, dass diese Herzrhythmusstörung, die ich wirklich jedesmal bemerke, harmlos sind. Alle Menschen haben das, nur nicht alle spüren es. Jetzt weiss, dass der Auslöser für meine Angstsymptomatik einen realen Grund hatte. Damit konnte ich schon viel besser leben.
Ach ja, ich hatte vor ca. 1 Jahr mit 5 mg Diazepam täglich das Arbeiten begonnen und langsam reduziert....was mal gut und weniger gut ging. Anfangs versuchte ich stark angstbesetzte Situationen mit 1 Tavor zu überstehen, was aber nicht wirklich hilfreich war. Bis zum erwähnten Krankenhausaufenthalt waren es noch 3,5 mg (7 Tropfen), die hielt ich ca. 7 Monate bei und konnte recht gut arbeiten. Wobei ich viele schwierige angstbesetzte Situationen durchstehen musste.
Ich habe seit September letzten Jahres, nach einem Besuch eines kleinen Tals im Schwarzwald, begonnen zu meditieren und verstärkt Bücher, welche sich mit dem Kopf und unserem Geist beschäftigen gelesen. Dies hatte auch sehr geholfen. Mache ich auch weiterhin.
Vor ca. 7 Wochen wurden meine Blutdrucktabletten umgestellt, was zur Folge hatte, dass ich beim Schlafen gehen einen Puls von ca. 90 hatte, für mich ungewöhnlich (normal ca. 70), dies wiederum verursacht Panik und der Puls stieg bis auf 130 Schläge, Blutdruck bis zu 210. Rettungswagen und wieder ab in die Klinik. Dort wieder Entwarnung, kam nur durch die Tablettenumstellung und meine Reaktion / Panik.
Nun hatte ich beschlossen endlich von dem Benzo ganz runter zukommen. Ich vergaß zu erwähnen, dass ich seit ca. 1 1/2 Jahren eine Gesprächstherapie mache und außerdem seit ca. einem 3/4 Jahr von einem Nervenarzt begleitet werde. Vor ca. 1 1/2 Wochen begann ich die Diazepammenge alle ca. 3-4 Tage um einen Tropfen zu reduzieren, außerdem Mirtazapin auf 30 mg erhöht (15 mg hatte ich bereits vor ca. 9 Wochen genommen). Aktuell bin ich bei 1 mg (2 Tropfen), die körperlichen Symptome gehen soweit (weitestgehen habe ich Schwindel, Druckgefühle Hinterkopf, ziehen am Hinterkopf, Tinnitus, kribbeln in den Extremitäten).
Problematisch ist die psychische Seite, ich habe aktuell ab und an eine starke innere Unruhe, ab und an Einschlafprobleme (aber eher selten).
Das Schlimmste ist, dass ich mir aktuell fast nichts zutraue und somit zu Hause bin und hoffe, dass die Unruhe bald abnimmt und ich wieder belastbar werde, zumindest zu wie mit den 3,5 mg Diazepam. Ich hoffe, dass ich in ca. 5 Tagen den letzten Diazepamtropfen genommen habe. Eine Reha ist beantragt.
Ich schaffe es die letzten Wochen auch nur, weil ich zu Hause bin. Ich hoffe weiterhin, dass die Symptome nach dem letzten Tropfen und weiteren ca. 2-4 Wochen abklingen, da ab diesem Zeitpunkt das Diazepam im Blut nich mehr nachweisbar ist. Also ich habe soweit alles beschrieben, vielleicht hilft es einem anderen..... wäre trotzdem toll, wenn sich jemand melden würde, der so etwas hinter sich hat und noch ein paar Tipps geben kann. LG Ben