Hallo Annie,

ich finde deine Gedichte sehr schön!
Und falls ich dein letztes Gedicht richtig interpretiert hab, wünsche ich dir viel Glück beim Loslassen und frei werden;).

Liebe Grüße,
Kerstin
 
Hallo Kerstin,

danke für's Glück-wünschen. Wie bestimmt jeder hier bin eigentlich auf dieses Forum gekommen um mich körperlich wieder hinzukriegen. Aber die ganze Kreativitätsecke gibt noch den Kick, sich auch mental wieder auf die Beine zu stellen. Dit is untut voll juut.
Und auch diesen Tag habe ich ohne Kippe geschafft, ich versuche das Leiden zu geniessen, bin grad echt mies zu mir.
Aber weil's ja hier um Gedichte geht, hab' ich noch ein leicht saniertes (BJ89) für Euch.

Liebe Grüße
Annie


Regen

Noch vor einer Stunde war's drückend und heiß,
um mich herum ersichtlicher Schweiß,
an Menschen, die vorübereilen,
in den Feierabend treiben.

Dann endlich die Wolken, dunkel und schwer,
die Luft wird kühler, die Straße fast leer.
Ein erstes Grollen und dann der Regen,
gespannte Schirme auf den Wegen.

Ich laufe dazwischen und fühle mich frei,
ein Tanz mit den Tropfen, ich bin dabei.
Mit meiner Kleidung spielt der Wind,
ich fühl mich lebendig, bin wieder Kind.

Wäre ich klein würde niemand dumm schauen,
die alle, die sich den Spaß verbauen.
Ich guck sie nicht an, die vergrämten Leute,
der Moment gehört mir, hier und heute.

Triefend und fröhlich komme ich heim,
könnte doch jeder Abend verregnet sein.
 
Heute kann ich endlich wieder sein bei dir,
ist so lange her, dass ich zu dir kam.
Ich stehe an meiner Böschung, es ist sonst niemand hier,
die Zeit ohne dich schreitet so schnell voran.
Hier ist mein Platz, hier kann ich atmen.

Warum war ich schon wieder so lange fort?
Du gibst so viel Kraft und stärkst meinen Mut,
Ich bin doch so gerne an diesem Ort.
jede Sekunde hier fühl' ich mich gut.
Und du verlangst überhaupt nichts dafür.

Mir reicht es schon einfach nur hier zu stehen,
ich brauche nichts anderes an solchen Tagen.
In der Ferne, so weit, kann ich den Horizont sehen,
und dann höre ich mich leise sagen:
Danke für die befreienden Stunden.

Am liebsten sehe und spüre ich dich,
wenn ich mich mit dir allein fühlen kann.
Wenn du wild und tosend und mit schäumender Gischt
alles übertönst mit deiner Wellen Gesang.
Dann spielst du deine Melodien für mich.

Ich liebe deinen Rhythmus, wenn du sanft und mild
und liebevoll über den Küstensand streichst.
Ich liebe dich auch, wenn du kraftvoll und wild
den Felsen seit Jahren Strukturen reichst.
Und dein Freund der Wind fegt in meiner Seele.

Ich komme bald wieder und sehe nach dir,
komm' so schnell ich kann wieder her,
ich brauch' dich nicht suchen, du bist immer hier,
mein treues, mein reines, mein geliebtes Meer.
Ein Teil von mir verlässt dich nie.​

Annie -2010-​
 
Im Garten

Hier bin ich geboren, als Samen verloren,
kurz vor dem Gartenzaun.
Ich spüre die Wärme und strecke mich,
ein Blatt links, ein Blatt rechts, den Kopf mal drehen.
Eine Nacht schlafe ich noch, dann können alle mich sehen.

Ich schaue mich um, um mich herum
Blumen, bin nicht allein.
Insekten krabbeln über mich, das kitzelt.
Ein schönes Gefühl, mit dem Wind zum Tanz,
der Staub weggeweht für noch mehr Glanz.

Menschen dort drüben, spielende Buben,
sind noch klitzeklein.
Schubsen sich ohne zu zanken.
Sie lachen und toben und rollen durchs Gras,
ich strecke mich weiter und lausche dem Spaß.

Der Kleine kommt nah, bückt sich, ruft Ja,
mir wird nun etwas bange.
Die kleine Hand greift mich, reißt mich.
Mein Kopf hängt nach unten, Blüten fallen aus,
es schüttelt mich kräftig beim Laufen ins Haus.

Er hält mich hoch, was denn noch,
die Mutter kommt auf uns zu.
Küsst den Kleinen ganz liebevoll.
Mit triefender Nase und Schmutz im Gesicht,
steht er stolz vor ihr, der kleine Wicht.

Man steckt mich ins Glas, gegen Durst hilft das,
doch mir fehlt die wärmende Sonne.
Ich werde nur bleiben noch einige Stunden.
So soll es sein, dafür war ich bestimmt,
eine kleine Freude für Mutter und Kind.​

Annie -2010-​
 
Danke für die beiden letzten Gedichte. :fans:
Habe mich richtig hineinfühlen können. :):)

Viele Grüße
Sidisch
 
Da freu ich mich, dass Euch die gefallen.
Vor einigen Wochen habe ich hier stundenlang viele Gedichte und Geschichten gelesen.
So viel Kreativität und so viel Talent. Das ganze Thema ist großartig, um fremde Gedanken aufzunehmen und den eigenen freien Lauf zu lassen.

Liebe Grüße
Annie
 


Wann wird es endlich Frühling

Bedeckt das Himmelszelt
kein Sonnenstrahl küsst unsre Welt.
In warmen Ländern liegt der Schnee
der Frühling ist passee.

Der Wind peitscht durch das Tal
wir warten voller Sehnsucht
auf einen Sonnenstrahl.

Was ist mit der Natur geschehen,
soll das jetzt grad so weitergehen.
Das Licht, was unsre Erde wärmt
ist unsre liebe Sonne, am Firmament.


© Dora


 
Kein Gedicht, eher Gedanken:

Ich hab das gefühl es tun zu müssen,
es ist so schwer dagegen zu halten
kommt mir vor als würd es mich innerlich bekämpfen
schlag für schlag
meine gedanken laufen amok
meine gefühle fahren achterbahn
schwer sie auszuhalten
sind so viele
kann sie nicht zuordnen
machen mich verrückt
rauben mir die vernunft
doch ich werde dagegen ankämpfen
bis es nicht mehr geht
 
Dieses Gedicht/der Text stammt nicht von mir, es ist aus einem Buch Namens: Schiebe deinen nächsten wie dich selbst!

Drehmoment

Was soll das?
Du kannst es drehen und wenden,
wie du willst,
rätselhaft bleibt es doch, das Leben.
Eben!
Die Leute kommen uns komisch vor,
gehen uns nach und nach
immer mehr auf die Nerven
oder aus dem Weg.
Augen und Blicke töten tatsächlich.
Nachrede und Vorwürfe
betreffen nicht nur Betroffene.
Das eine
fällt uns schwer,
das andere nicht mehr ein.
Was soll das?
Wenn Beziehungen nicht mehr ziehen?
Wenn man gemeinsam so einsam wird?
Was soll das?
Wenn ich meine Ziele nicht erziele?
Und hinter jeder Kurve ein Geisterfahrer?
Was soll das?
Zeit, dass sich was dreht!
Für einen Moment wenigstens.
Wir unterstellen dem Weg,
dass es ein Ziel gibt.
Wir erwarten von der Richtung,
dass sie richtig ist.
Wir rechnen vor allem mit
Zeichen und Wundern,
planen die Wende vor dem Ende ein,
glauben nur noch das Unglaubliche.
Wir unterstellen unserem Gott eine gute Idee,
dass er uns einen Sinn
in den Unsinn einträgt,
und es ein Drehbuch gibt
mit dem Titel:
Das soll was!
 
fallenangel,
wunderschön, tiefsinnig, wehmutsvoll und reich sind deine Worte. Was da aus dir klingt, die Worte die aus dir fliessen und voller Leben strömen, berühren sehr, greifen auf, fangen ein, was in der Welt (auch) geschieht, wie es läuft, wenn's nicht läuft. Sie lassen ahnen, dass wir es in der Hand haben, Neues und Stimmigeres zu schaffen und auf andere Art, auf einer anderen Basis es erstehen zu lassen. Ich staune und bin gerührt mit welch kostbarer Gabe du ausgestattet bist. Ach, würde diese Gabe (und die Gabe jedes einzelnen Menschen) doch gesehen, geschätzt und zu Herzen genommen. Hast du noch mehr von dieser Art? Danke für diesen lehrreichen Beitrag.

Mit lieben Grüssen
Frieda
 
Der Geist

In den Menschen wurd Er auf diese Welt geborn,
die Freiheit in den ersten Jahren bereits früh verlorn,
kurz noch flackerte es auf, -sein feuriges Licht,
aber diesen Kampf gewann er nicht!

Gebeugt im Weltenlauf, tickend gleich einer Uhr,
des Menschen Herz schlägt langsam hin Ihm bis zur Ruh.

Wenn Er nun nach langem Kampf, im Alter aufs neue mag erblühn.
Ist oft nichts mehr von der Kraft, welche Ihm wurd für diese Welt verliehn.

Bitte keine solch traurige Gedanken!

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
fallenangel,
wunderschön, tiefsinnig, wehmutsvoll und reich sind deine Worte. Was da aus dir klingt, die Worte die aus dir fliessen und voller Leben strömen, berühren sehr, greifen auf, fangen ein, was in der Welt (auch) geschieht, wie es läuft, wenn's nicht läuft. Sie lassen ahnen, dass wir es in der Hand haben, Neues und Stimmigeres zu schaffen und auf andere Art, auf einer anderen Basis es erstehen zu lassen. Ich staune und bin gerührt mit welch kostbarer Gabe du ausgestattet bist. Ach, würde diese Gabe (und die Gabe jedes einzelnen Menschen) doch gesehen, geschätzt und zu Herzen genommen. Hast du noch mehr von dieser Art? Danke für diesen lehrreichen Beitrag.

Mit lieben Grüssen
Frieda

Liebe Frieda,

ich hatte geschrieben das dieser Text nicht von mir kommt, leider. Er stammt aus einem Buch Namens: Schiebe deinen nächsten wie dich selbst! Ich werde mal schauen ob ich noch mehr Texte finden kann die für das Forum geeignet wären.

Lieben Gruß

Fallen
 
an fallenangel: Sorry, das Gedicht hat mich so reingezogen, dass ich die Einleitung verpasste.

Ein Engel fiel vom Himmel
inmitten von Gewimmel
er war's der dafür sorgte
dass wahrheitstiefe Worte
ich fand zur rechten Zeit
da ward das Herz mir weit

Auch das ist eine Gabe
dass jemand Zugang habe
zu dem was so geschieht
fühlt Resonanz im Innern
kann sich dabei erinnern
dass 'wo geschrieben stand
wofür ich keine Worte fand...

Wo Wahrheit wird gesehen
in dem was ist geschehen
da fällt ein Funken Licht
heilsam auf jede Schicht
Das Licht lässt Eitles weichen
und setzet neue Zeichen...

Ein Engel fiel vom Himmel
inmitten von Gewimmel
er war's der dafür sorgte
dass wahrheitstiefe Worte
ich fand zur rechten Zeit
da ward das Herz mir wieder weit


an Resonator:
Alter Mann geh bloss nicht schlafen
würdest wohl die falschen strafen
deine einsichtsvollen Züge
füllten Geist in leere Krüge

Lassen wir die Starken pflügen
Soll's den Weisen nicht genügen
zuzuseh'n, wie andere mähen?
Kommt dann aber Zeit zu säen
lass uns guten Samen streuen
uns am leisen Werden erfreuen

Ja, ich sah dich Samen säen
wo sonst rauhe Winde wehen
deine weisheitsvollen Züge
füllten Geist in leere Krüge

Liebe Grüsse Frieda
 
Danke Frieda,

spricht mich sehr an...

Ich habe es leider noch nicht geschafft nach anderen Texten zu sehen. Bin eben erst aus dem Dienst gekommen, werde aber daran denken.

Lieben Gruß

Fallen
 
TAK … TAK … TAK
Sie fließen stetig, meine Lebenssekunden.
Ich warte hier und hetze dort.
Vergeude damit viele Stunden.

TAK … TAK … TAK
Ich suche nach Ruhe, nach wirklicher Stille.
Finde ich diese nur in mir selbst,
verborgen unter angepasster Hülle?

TAK … TAK … TAK
Denke ich wirklich meine Gedanken?
Oder denke ich nur, was ich lernte?
Ich fordere Verbote für geistige Schranken.

TAK … TAK … TAK
Wie viele Male habe ich heute gelacht?
War meine Zeit gut eingesetzt?
Habe ich heute jemanden glücklich gemacht?

TAK … TAK … TAK
Will mich nicht sorgen und will keinen Steit.
Will morgen mehr lieben als heute.
Arge Gefühle sind vergeudete Zeit.

TAK … TAK … TAK
Klein eingereiht in großen Systemen,
doch nie eingeengt war mein Selbst.
Die Freiheit zu Lieben lass ich mir nicht nehmen.

TAK … TAK … TAK
Nicht zu vermeiden: die letzten Stunden.
Wie schaut sie dann aus meine Bilanz?
Was ich suchte, hab ich's dann gefunden?

TAK … TAK …


Annie -2010-
 
Hai Wolkengucker,
das finde ich ganz toll. Von der Aussage, wie auch (das beeindruckt mich) von der Form her, die Du gewählt hast! :)
Und der Rhytmus! Wow!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hai Wolkengucker,
das finde ich ganz toll. Von der Aussage, wie auch (das beeindruckt mich) von der Form her, die Du gewählt hast! :)
Und der Rhytmus! Wow!

Herzliche Grüße von
Leòn

Auch ich bin be"geist"ert!
Wobei mir der Takt eher störend, da den natürlichen Fluss unterbrechend.
Aber so entstehts in jedem Geiste anders.
:bang::bang:Mehr davon?

Gruß Andreas
 
Oben