Widrigkeiten

13.11.2011

Zwielicht

Es gibt in der Tat Dimensionen,
Die Ebenen gibt es zugleich
In Räumen, die wir hier bewohnen,
Es braucht gar kein weiteres Reich.
Zu zweifacher Sprache gezwungen,
Ist fraglich, was wirklich, was wahr.
Die Fäden verwirrt und verschlungen,
So stellt sich das Leben dann dar.

Der Zwang, der die Wahrheit behindert,
Die Angst, die sie auch nicht erlaubt,
Moral, die Lebendigkeit mindert,
An die hab ich niemals geglaubt!
Vielleicht werd ich, wenn auch vergebens,
Nach Klarheit verlangen. Wozu?
Werd ich, ob schon froh nicht des Lebens,
Gesunden durch innere Ruh?
 
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Selbstgespräch (Vom Januar und vom November)

14.11.2011

Dein Lied

Es gibt die Tage, die nie enden wollen
Und manche Täler sind so endlos lang.
Tauch ein, ertrinke nur in diesem vollen,
Nie ausgeschöpften, tiefen Ozean.

Atme es ein, kein Wasser füllt die Lungen
Noch löscht es Feuer oder lindert Qual
Versteckten Lieds, beschämt und unbesungen.
Dieselbe Scheibe dreht sich noch einmal

In der Spirale immer gleichen Windung,
Dreh einfach mit, frag nicht wohin es führt.
Es gibt die Zeiten ohne Band und Bindung,
Wo sich behauptet und sich ausprobiert,

Sich treiben lassen in der grauen Sphäre,
Des schönen nebelhaften weichen Lichts.
Ganz ohne Halt, ganz ohne Erdenschwere
Schwingt alles sich in Allem und im Nichts.

Sink auf den Grund, dort findet es sich wieder,
Die Leidenschaft, die Stärke und der Mut.
Und singe sie, sing alle deine Lieder,
Sie sind, genau so wie du bist, doch gut.


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Selbstliebe

16.11.2011

Dafür

Noch einmal so
So sehr
So unvergleichlich
Lieben dürfen

Ist Dankes wert!

Da ich dem Schmerz
Sogar dem Hass
Ins Auge schaute
Versöhnt
Bedingungslos vermag
Trotzdem zu lieben

Sollt’ ich nicht
Zärtlich
Mich dann selbst so
Lieben müssen

Für diese Liebe?

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Sein

17.11.2011

Koexistenz

Ich bin.
Ich bin in zweierlei
Der Wirklichkeiten.
In grausamer,
Geordnet bleicher
Verschlungen, unbewegt,
Verfangen,
Bin ich
In andere,
Im Traum verloren,
Die mich umhüllend,
Wärmend, dennoch trägt,
Gegangen.
In keiner wirklich
Sicher
Mein, werd ich
In keiner wirklich
Sein.
 
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17.11.2011

Herzens-Teile

Für mich das einzige,
Das zu vergeben - die Gedanken,
Die mich bewegen,
In dem Raum, der keine Schranken
Besitzt, wozu sie halten, selber
Sie besitzen?
Ich teile leichten Herzens sie und
Weiß zu schätzen,
Dass sie gelesen nebenbei und
Hin und wieder,
Sich jemand findet in der Sammlung
Meiner Lieder.
 
Wortspiele

19.11.2011

Un-Möglichkeiten

Unmöglich mit dir!
Das ist gut möglich,
Denn ich bin unmöglich.
Wäre ich möglich,
Dann wäre es möglich,
Dass alles Mögliche
Noch möglich wäre.
Am Ende wäre möglich,
Alles Unmögliche
Wäre möglich mit mir.
 
Fremdheit

19.11.2011

Kinderklamotten

Auf einer Seite blitzen weiße Schatten
Bei jedem Gang entlang der dunklen Wand,
Davor die Tische, Stühle, abseits Latten,
Der Schutz vor harten Kanten dort am Rand.

Die Langeweile kriecht durch diese Säle;
Beschäftigt jedes Kind, versorgt, verplant,
Zwei Frauen schauen, ob auch keines fehle,
wenn eines stört wird es bestraft, gemahnt.

Es steht am Rande, weil es selbst so wollte,
Weil einzig dort Bewegung möglich ist,
Es tat und wusste, was es nicht tun sollte,
Ersann jedoch vergebens diese List.

Die Langeweile kriecht auch aus den Wänden,
Wie zäher Nebel schleicht sie sich hinein
In jenes Kind, das schabt mit seinen Händen
und spürt das Holz und selber schrumpft es ein.

Es ist das neue mit der andern Sprache
und der Klamotte, die nach Fremdheit stinkt.
Bald träumt es festgefroren in der Lache,
Weil’s fern allein im Nebel in sich sinkt.
 
pieces

21.11.2011

Landfahrten

Glücklich übers Glücklichsein,
Freude über Wiesenschleier,
Über meine Fahrten,
Übers weite Land.
Jäh, das Schwarz, es bricht herein;
Eben noch das Abenteuer,
Angstbefallenes Starten
Jetzt im Niemandsland.

Holper, stolper, Herzapplaus,
Wohin geht die weite Reise?
Bis zu meinem Garten
In das Blumenland?
Diese hält, die treibt hinaus,
Jede auf die eigne Weise
Nach den Eigenarten,
Nach dem Herkunftsland.

Wenn ich erst zerrissen bin
Und die Fetzen nicht mehr spüre,
Die zerbrechlich zarten
Aus dem Wunderland:
Weißes Blatt, kein Wort, kein Sinn.
Lösen sich die wirren Schnüre,
Die mich fesselnd narrten
Liederlich im Land?
 
Erster Frost

21.11.2011

Zeiten

Der Verstand versagte,
Ließ in die Flucht sich schlagen.
Das Herz warf in die Brust sich
Und nicht mehr bei Verstand,
Wollt es das Fliegen wagen.

Den Vogel zeigte es
Und flog voran so eilend.
So war's darum geschehen,
So hab ich es gespürt,
So flatternd in mir weilend.

Die Richtung fehlt, darum
Verläuft der Flug im Kreise
Und kann im Fall nur enden
Bevor der Winter kommt.
Kalt grüßt der, frostig, leise.
 
Patentverdächtig

22.11.2011

Wirbelblockaden
für’tedeli

Wer wagt es? Wer traut sich in diesen Wahn?
Wer traut sich auf diese Achterbahn?
Memmen ist hier jetzt nicht angesagt!
Wagemut ist gefordert, gefragt.

Hinauf erst und später dann wieder hinab,
Gerüttelt, geschüttelt und nicht zu knapp,
Ab in die Tiefe und laut geschrien,
Verschätzen, Entsetzen - alles verziehn.

Dann hält sie, es zittern die Knie noch leicht,
Während der Thrill langsam von dir weicht,
Bemerkst du, du bist nicht mehr so blockiert,
Bemerkst, selbst die Wirbel haben’s kapiert.

Schlimmeres gibt’s nicht, als diesen Moment,
Wo beinah nichts von Vernichtung dich trennt.
Abfahrt zum Tiefpunkt, so wird er genannt,
Dahin unterwegs, setzt er aus, der Verstand.

Erleichterung! Hoppla, du hast überlebt,
Derweil dein Gehirn neue Muster gewebt.
Du hast es geschafft! Du schaffst es, zum Glück,
Du schaffst es sogar immer wieder zurück.

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Bodennähe

23.11.2011

Ich

Erfühlen, was niemals für mich bestimmt,
Zu sprechen, wenn ich nicht gemeint,
Zu atmen, auch wenn’s meinen Atem nimmt,
Erlauschen, wenn fern jemand weint.

Was bin, ein Spanner oder Voyeur?
Ein wandelndes Raumteleskop?
Belüg ich mich selber? Ist, was ich hör,
nur Echo, das in mich sich schob?

Als säh’ ich den überlagerten Teil,
Des Films, der mir nicht mal gehört.
Als ob ich das Drama, in dem ich verweil,
Als Gast ungebeten gestört?

Zu irren und wieder im Labyrinth
Stets vor einer Mauer zu stehn,
Als sei ich ein ewig fragendes Kind,
Zu blind, um den Ausgang zu sehn.

Zu sehen, was ich nicht zu sehen wag,
Zu hören, was unhörbar klingt,
Erkennen, was ich nicht erkennen vermag,
Zu spüren, was fremd in mir singt.

Ich renne und renne nur endlos im Kreis;
Ich bin’s nicht, ich kann es nicht sein!
Ich bin noch nicht ich, flüstert es leis,
Ich wachse doch erst noch hinein.
 
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Fluchtkreise

25.11.2011

Verlass(en)

Wolltest du flüchten
Vor Deinem Schmerz
Des Verlassenseins?
Auf was soll ich mich
Verlassen,
Wenn ich zu dir
Nicht flüchten kann
Mit meinem Schmerz,
Von dir
Verlässlich verlassen
Zu sein?
Ist Verlass auf dich,
Dass du dich
Nicht verlässt,
Von mir verlassen
Zu werden?
Ich verlasse mich,
Dass du nicht flüchtest
Vor meinem Schmerz
Des Verlassenseins!
Ich flüchte nicht
Vor der Verlassenheit.
Ich werde mich nicht
Verlassen.
Lieber flüchte ich
Zu dir
Und bin verlassen,
Als dich zu verlassen.
 
Kreislauf

27.11.2011

Auseinanderzuhalten
...
Ohne Antwort
Von mir
Selbst
Meine Fragen sind an dich
Vorsichtig
Gehe ich rückwärts
Gewandt
Bin ich zu dir
Wieder
Fühle ich und verstehe
Nicht
Ich bin verlassen und
Verloren
Hier zwischen allem
Reden
Abwesend
Lauschen
Nach dem beständigen
Hin und Her
Schreitend
Im Raum
Tastend
Ohne Antwort von dir
Weinend
Fragen
Wer mich meint
Dich meinend
Weinen
...
 
Liebe (r) aurinko,

Du schreibst so berührend schöne Gedichte.

Wäre es nicht an der Zeit Deinen Thread zu eröffnen, damit diese Worte nicht irgendwann ins Nirwana abtauchen.
Hm?

Liebe Grüße
Kayen
 
Sichtweise

28.11.2011

Sprung

Wirbel dich im Kreis herum
Um dich selber dreh!
Tanz dich singend oder stumm
Schließ die Augen, seh!

Schaust du in das Fenster rein,
Siehst du dich nochmal,
Auch ein Kind und auch noch klein,
Aber nicht egal.

Heller, weicher als ich war,
Sah es anders aus.
Dort so fern schien trotzdem klar
War auch mein Zuhaus.

Sicher war, es war kein Traum,
Was ich staunend sah;
War ich, werd bin, in dem Raum,
War zugleich ich da?

Es war wirklich, es war da,
Wie ein and’rer Part,
Selbstverständlich. Wie’s geschah,
Hab ich stets gewahrt:

Das Geheimnis, diesen Dreh
Und den Sprung dahin;
Kurzes Staunen, dass ich seh,
Wo ich auch noch bin.

So ganz anders doch vertraut,
Fremd und trotzdem gleich,
Habe ich dich angeschaut
Dort in meinem Reich.

Und ich wusste nichts davon,
Sprang nur manchmal hin.
Später nicht mehr, älter schon,
Glitt es aus dem Sinn.
 
Auri'n Cass, ihr seid sooo superklasse! Danke! Die Inspiration seid ihr doch selbst :kiss:



Ihr seid der Shooting Star der Reimerei,
Poeten des Spiegels, davor und dahinter.
schenkt ALLEN Gefühlen ein wärmendes Kleid,
in Text nun gewickelt erwart' ich den Winter!

Doch ich weine und lache gleichzeitig. Die Teile sind wieder verbunden.
Es ist nicht mehr aufzuhalten!!! Ich freue mich so sehr auf meine Schwestern und Brüder und auch auf die ganz banalen Dinge des Lebens :D

Deep Space 9 :bier:
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Dankeschön an Euch ein wenig unvergleichliche Poesie:

youtube.com/watch?v=T-NCQHiNILs - The Prophet by Kahlil Gibran - Joy and Sorrow narration

Liebe Grüße
 
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