Diagnosemöglichkeiten zur Vermeidung der Psychiatrisierung

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20.07.14
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Guten Tag zusammen,

ich leide seit 4 Jahren sehr wahrscheinlich an CFS. Den ersten Schub hab ich noch halbwegs verkraftet insofern, dass ich von bettlägerig wieder auf ca 70% Funktionalität kam, aber der zweite Schub dieses Jahr hält an, bei Quasi-Bettlägerigkeit und max. 10% Funktionalität seit 7 Monaten. Ich bin ans Haus, 95 % ans Bett gebunden mit ner ganzen Latte an Symptomen, wovon die eindrücklichsten die Erschöpfung, Muskelschmerzen, POTS, manchmal Licht- und Lärmempfindlichkeit, Darmbeschwerden und Zustandsverschlechterung nach Belastung sind. Restless Legs und Angstzustände hab ich episodisch auch, ebenso Atemprobleme und Tinnitus.

Leider wurde ich im Zuge des ersten Schubs von der Inneren Medizin im Krankenhaus nach wenigen Tagen, zahlreichen Tests und null Befund in die Psychiatrie verbracht, wo ich 8 Monate war. Dort hat es sich gebessert, allerdings dank des möglichen Pacings, nicht etwa weil es psychisch gewesen wäre, im Gegenteil. Das sahen die Psychiater natürlich anders ;-)

Beim zweiten Schub das Gleiche, ich verließ die psychiatrische Klinik gegen den Willen der Ärzte, bin aber weiterhin auf Versorgung angewiesen. Nun läuft bald das Krankengeld aus, und ich fürchte mich vor Psychiatrisierung (erneut), daher wüsste ich gerne, in welche Richtung ich diagnostisch mit geringem Aufwand (da geringste Kraftressourcen) vorher noch gehen könnte, um wenigstens was auf der Hand zu haben oder ausgeschlossen oder herausgefunden... Irgendwas... Organisch...Ich will nicht wieder in die Psychiatrie gesteckt werden oder zu ner Reha gezwungen usw usf.

Bin für jeden Tip dankbar!

PS: Bisheriges normales Blutbild okay, Schilddrüse okay, Leber okay, ANAs okay, CRP superniedrig, ich hab nur bisschen zu viel Folsäure, B12 und B6 sowie zu hohes Cholesterin. Folsäure etc. substituiere ich, und da es mir damit besser geht, werde ich sie trotz hoher Blutwerte erst mal nicht weglassen, weil ich meine Verbesserung beibehalten will.

Das Einzige im Blut von wegen Infektion: Abgelaufene Borrelien-Infektion, aber es sei nix Akutes. HA meinte noch, ggf Endokrinologe oder Neurologe... Was sagt Ihr? Ich tät gern (auch) in Richtung Immunologie testen lassen, weiß aber nicht, was. Charité ist viel zu weit weg, das pack ich nicht. Ich habe unabhängig von dieser Blutbild-Diagnostik eine leichte Entzündung im Dünndarm, die nachgewiesen ist, ansonsten ist alles organische meines Wissens supernormal.

DANKE DANKE DANKE!
 
Guten Morgen,
Du könntest im IMD (Labor) Berlin LTT's auf Infektionskrankheiten machen lassen, besonders Borreliose. Würde da die Vorgeschichte passen (Arbeit in der Natur, Zeckenstiche, Freizeitverhalten).

Hast Du die genauen Blutwerte zur Borreliose zur Hand? Diese sind nicht leicht zu interpretieren, werden auch oft mit Absicht vom Tisch gewischt, weil der Hausarzt keine Lust hat.

Entzündung im Dünndarm? Festgestellt per magenspiegelung? Ist im Zuge dessen eine Lambliendiagnostik gemacht worden? Haustiere?

Datura
 
Hallo

Ich hab das hier eh schon gepostet: Lass deine Blutgase testen.

Wenn deine Zellen nicht in der Lage sind den Sauerstoff adäquat aufzunehmen, und warum das wohl so ist, darum drehen sich einige andere Threads hier, dann bleibt im venösen Blut viel Sauerstoff "übrig". Eine schlichte und sehr billige Blutgasbestimmung wird daher zeigen, dass die Sauerstoffwerte zu hoch sind.

Einen Psychiater wird das nicht interessieren, ein Internist wird behaupten, das hätte nichts zu bedeuten (weil er es nicht versteht). Mit einem handfesten Befund kann man aber leicht dagegen argumentieren, und letztlich recht behalten.
 
Bei Erschöpfung und Muskelschmerzen muss ich sofort immer an den intrazellulären ATP-Test denken, der als Hinweis/Beweis für eine Mitochondriopathie (Dr. Kuklinski, Dr. Kersten, Dr. Myhill,...) gilt und nach den Studien aus England (Acumen-Labor) auch anerkannt ist.

Im Forum sollte darüber (Suchfunktion nutzen! rechts oben) genügend stehen...

LG
Libero
 
Ich hab noch ein PS:
Ich würde drauf bestehen, dass die Ursache für die "leichte" Entzündung im Dünndarm abgeklärt wird.

Datura
 
Bei Erschöpfung und Muskelschmerzen muss ich sofort immer an den intrazellulären ATP-Test denken, der als Hinweis/Beweis für eine Mitochondriopathie (Dr. Kuklinski, Dr. Kersten, Dr. Myhill,...) gilt und nach den Studien aus England (Acumen-Labor) auch anerkannt ist.

Im Forum sollte darüber (Suchfunktion nutzen! rechts oben) genügend stehen...

Ich fand und finde es manchmal noch sehr sehr kräftezehrend, wenn man über die Suchfunktion etwas suchen sollte das einem helfen könnte. Zb zu ATP gibt es ja auch vieles, ich fand als erstes dass hier da steht ganz viel
https://www.symptome.ch/threads/labortests-von-acumen.119203/
was dann aber auch wirklich von Nutzen ist, ist dann manchmal mit Umwegen und Nachfragen verbunden.
Es wäre schön, wenn jeweils etwas passendes eingestellt würde (od.d.Link), das würde meines Erachtens sehr viel helfen gleich konkretes zu veranlassen.
Béatrice
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Karde,

Es wäre schön, wenn jeweils etwas passendes eingestellt würde (od.d.Link), das würde meines Erachtens sehr viel helfen gleich konkretes zu veranlassen.
Das ist ein sehr verständlicher Wunsch. Nur ist dabei zu bedenken, daß auch die,die diesen Link suchen, mit den Tücken der Suchfunktion zurechtkommen müssen.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano
ich bezog mich darauf, was LIBERO schrieb. Evtl. kennt er ja die Threads worauf er sich bezieht.
Ich jedenfalls komme da noch lange nicht draus und kann da auch nicht überall suchen, geschweige wenn man total im Crash ist - da ist jegliches Lesen zu viel, da braucht man Konkretes
LG Béatrice

War nur ein Hinweis, andere sehen das evtl. nicht so.
 
Ich finde Deinen Einwand durchaus berechtigt, Béatrice, einmal weil hier speziell das CFS-Forum ist, und dann allgemein, weil es ja um Informations-AUSTAUSCH geht. Dass es über interne oder externe Suchen im ganzen Internet sehr viele Informationen zu finden gibt, ist dabei nur wenig hilfreich. Empfinde ich auch so.

Herzliche Grüße - Gerd

.​
 
Huhu, zunächst mal: Danke.
Ich hatte Zeckenstiche, schon immer, aer Berlin ist zu weit weg, ich bräuchte es in KA und Umgebung, da ich nicht transportfähig bin...
Nee, zu Borreliose hat er nur gesagt, abgelaufener Infekt, keine Werte genannt...

Die Darmentzündung ist per Spiegelung und Kernspin abgesichet, aber die Biopsie hätte nix ergeben sagte man mir, wobei ich ehrlich gesagt nicht mal wusste, dass ne Biopsie entnommen wurde, bin da also nicht zu 100 % sicher. Haustiere habe ich nicht.

LG!

kasmo
 
PS: Hm, man sagte mir nur das sei nix dramatisches und wollte es auf Morbus Crohn therapieren mit Mesalazin, wurde aber nicht gemacht bislang.
 
Also, 1. Kannst Du Dir alle Werte, auch die Borreliosewerte aushändigen lassen.

2. Für die Labortests brauchst Du nicht nach Berlin zu fahren, Du rufst da an, sagst, Du hättest gerne Infektionsdiagnostik mit LTT, hauptsächlich gehts um Borreliose, fragst nach dem Preis (musst Du wahrscheinlich selbst bezahlen, wenn Du nicht privat versichert bist), dann schicken die Dir ein Abnahmeset und einen Anforderungsbogen zu. Das Blut sollte nachmittags abgenommen werden, dann sofort zur Post.

Hast Du keinen schriftlichen Bericht zu der Dünndarmentzündung? Wenn jemand so krank ist und eine nachgewiesene Dünndarmentzündung hat, ist er kein Fall für den Psychiater, sag einfach nein

Psychiatrische Symptome gibts übrigens bei Borreliose häufiger.

Und Zeckenstiche und ein verdächtiger Befund ("abgelaufen") sprechen für Borreliose.

Bist du fit genug, Dir die Einsteigerinfos zur Borreliose durchzulesen?

https://www.symptome.ch/threads/borreliose-infos-fuer-einsteiger.15526/

Grüße von Datura

Hier eine Borrelioseärzteliste, diese Ärzte sind Mitglieder in der deutschen Borreliosegesellschaft.

https://www.dr-hopf-seidel.de/borreliose-aerzte.html
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Liebe Datura,
vielen lieben Dank für die Mühe, das werd ich auf alle Fälle machen!! Ich bin so la la fit und werde es nach und nach lesen, aber danke für all die Infos und Hilfe! Ich halt Euch auf dem Laufenden :)
Schönen Tag Dir noch
LG

kasmo
 
Hier übrigens ein Vortrag von Dr. Meer- Scherrer, eine Borreliosespezialistin aus der Schweiz:

https://www.borreliose-berlin.de/druckversionen/drmeerneuropsych.pdf

Häufigste Symptome bei Zeckenkrankheit:
Stadium 1-2 (die Symptome sind nicht in jedem Stadium gleich)
· Angstzustände
· Psychosen
· Schlafstörungen
· Depressionen
· Einschießende Suizid- und Gewaltgedanken
· Zwangsdenken
· Einschießende Halluzinationen (nicht auf Reize hin!!)
Stadium 2
· Depressionen
· Zwänge
· Angstzustände
· Reizbarkeit
· Automatisches Sprechen (man möchte aufhören, aber es geht nicht)
· Imperatives Weinen und Lachen
· Halluzinationen
· Gedächtnisstörungen
· Wortfindungsstörungen
Dr. Meer fordert zum genauen Beobachten der Patienten auf . Schon nach 10 Minuten Exploration
sind Ermüdung und Wortfindungsstörungen zu beobachten.
Stadium 3
· Organische Depression
· Psychoorganisches Syndrom (organische Symptome)
· Demenz

Differenzialdiagnostische Unterscheidung zu den rein psychiatrischen Krankheiten:
Bei Borreliose gibt es Allgemeinsymptome:
· Neurologische Symptome
· Muskuloskeletale Symptome
· Augen- und Hautsymptome
Dr. Meer fordert die Psychiater explizit auf, nach diesen Symptomen zu fragen.
Neuropathische Beschwerden (Sensibilitätsstörungen wie Brennen oder andere Sensationen
auf der Haut) sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ! ! „Aber man muss danach fragen,
weil die Patienten sich daran gewöhnt haben und es nicht einmal erwähnen“.
· Bei der Borreliose ausgeprägt findet man die Wortfindungsstörung
· Psychiatrische Symptome bei der Borreliose sprechen schlecht auf die übliche
antidepressive Therapie an.
· Es gibt manchmal absurde Reaktionen auf die Medikamente

Grüße und alles Gute
 
Mir fallen noch Allergietests und Schilddrüsenwerte ein. Ausserdem könntest du die Neurotransmitter messen lassen, Serotonin, usw., Schwermetallbelastungen und die verschiedenen Herpesvieren, EBV, HHV6 HVS1/2.
Wo wohnst du denn?
 
Hallo kasmodiah,

wenn Du einen "guten" Neurologen finden würdest, wäre das sicher auch nicht schlecht. Der könnte zumindest Laboruntersuchungen auf bestimmte Erreger veranlassen. Neben den Borrelien sind dann u.a. auch Chlamydien, Yersienien, Babesien, wie schon gesagt auch EBV und andere interessant. Egal, wie der Arzt die (schulmedizinischen) Ergebnisse dann interpretiert, Du hast das Recht, Dir die Ergebnisse aushändigen zu lassen, wie Datura auch schon geschrieben hat.

Ich selbst nehme dann die Ergebnisse und gehe zum Therapeuten meines Vertrauens und gebe mich entsprechend dort in eine ganzheitliche Behandlung - ist aber alles privat. Um psychiatrische Diagnosen wirst Du als Kassenpatient bzw. beim öffentlichen Rententräger ggf. nicht drum herum kommen, zumal nicht, wenn Du irgendwann Leistungen beantragen musst.

Meine Neurologin sagt, dass sie nur noch Renten für ihre Patienten durch bekommt, wenn sie psychiatrische Diagnosen abliefert. Falls Du in eine Reha sollst, dann kann Dich Dein Arzt auch als reha-untauglich einstufen, das akzeptieren die Rententräger dann meist. Da eine Reha immer nur das Ziel hat, Dich wieder arbeitsfähig zu machen bzw. Dich als solches einzustufen, musst Du genau einschätzen, ob die Arbeitsfähigkeit Dein aktuelles Ziel ist. Ein freundlicher Klinikarzt sagte mal zu mir, dass ich ja erst mal wieder alltagstauglich werden müsste und erst, wenn das stabil sei, könnte man später mal an eine Reha denken. Aber leider bringen auch die Rehas nach erfolgter Stabilisierung oft dann wieder extreme Verschlimmerungen, da eben die Psyche und das (vermeintlich fehlende) Ausdauertraining nicht das A und O der Heilung bei einer CFS/ME sind.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft und Durchhaltevermögen. Hier im Forum wirst Du sicher Unterstützung auf Deinem Weg erhalten!

Viele Grüße

hitti
 
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