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... und offenbar ein heißes Thema.

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Da gibt es wohl unterschiedliche Studien, wobei der Ansatz an sich gut ist, wie auch das Video deutlich macht. :) Das ist natürlich auch etwas extrem, aber es ist eine persönliche Erfahrung, die nachvollziehbar ist.


Nicht eindeutig indes ist die aktuelle Studienlage in der Frage, durch welches Maß an Bewegung sich die schädliche Sitzdauer kompensieren lasse. Forscher der Norwegian School of Sport Sciences, die Daten von mehr als einer Million Menschen weltweit untersucht hatten, behaupten, eine Stunde Bewegung (Radfahren, forsches Gehen) am Tag könne acht Stunden Sitzen aufwiegen. Eine Metastudie der University of Toronto hingegen geht davon aus, dass zu viel Sitzen selbst den Sportlichen schade und man Sitzen im Büro nicht durch den Gang ins Fitnessstudio am Abend ausgleichen könne. Vielsitzer, soviel steht fest, riskieren, an Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Leiden zu erkranken. Von Rückenbeschwerden ganz zu schweigen.


Aber warum sitzen wir dann überhaupt? So viel an der Kritik extremer Sitzerei auch dran sein mag, sie verstellt den Blick auf die andere Seite. Sitzen an sich ist nämlich eine höchst wichtige Fähigkeit. Tatsächlich wären wir wohl kaum dieselben Menschen, wenn wir nicht sitzen könnten.

Bemerkbar macht sich das gleich nach der Geburt: Neugeborene genießen es, wenn sie in einer aufrechten, vertikalen Position gehalten werden. "Man kann das schon bei ganz kleinen Kindern an der Reaktion der Augen sehen", sagt Mijna Hadders-Algra, Professorin für Entwicklungsneurologie an der niederländischen Universität Groningen. "In dieser Position passiert etwas im Gehirn der Kinder, das sie aufmerksamer macht. Sie können sich dann besser im Raum orientieren und mit der Umwelt in Interaktion treten. Das fördert die gesamte motorische, kognitive und soziale Entwicklung."


Warum schon Babys das Sitzen genießen​

Mit dem eigenständigen Sitzen versucht das Baby, Kontakt zu seiner Umwelt aufzunehmen. Und es ist deutlich einfacher als Stehen oder Laufen: Von Anfang an versuchen Säuglinge, ihren Kopf hoch zu halten, sie trainieren ihre Muskeln, lernen Schwerkraft, Drehmoment und Spannung kennen. Zwischen dem vierten und achten Lebensmonat gewinnen die Kinder Schritt für Schritt mehr Kontrolle über ihre Haltung.

"Für ein Baby verändert sich alles, sobald es sitzen kann", sagt Nick Stergiou, Direktor des Instituts für Biomechanik an der Universität von Nebraska. "Es kann anstatt der Zimmerdecke die Welt sehen, es kann beobachten, wie Menschen sich bewegen." Die Kinder schauen dabei keineswegs wahllos herum. Sobald sie jemanden laufen oder krabbeln sehen, lenken sie ihren Blick auf die daran beteiligten Gelenke. Womöglich hilft ihnen dieses Beobachten, die nächsten Schritte in ihrer eigenen motorischen Entwicklung leichter zu meistern.

Solche Studien haben für mich einen bitteren Beigeschmack. Ich selbst muss viel am Computer arbeiten. Ich bewege mich aber jeden Tag, mache Sport. Für mich würde die norwegische Studie gut passen. Wenn ich kann, mache ich aber jede Stunde fünf Minuten andere Tätigkeiten.

Mir fehlt in der Studie aus Toronto die Gegenstudie. In meinem näheren Bekanntenkreis sind einige, die sich so gut wie gar nicht bewegen und die haben kein Diabetes. Sogar mein Vater, der Bauchspeicheldrüsenkrebs hatte, der sehr kräftig gewesen ist, hat danach kein Diabetes entwickelt.

Und so berichtet eine Frau, die extrem fit ist, dass sie und ihre Schwester das gleiche Fitnessprogramm absolviert hätten. Sie ist jetzt über 80, sieht aber aus wie 60. Ihre Schwester ist aber trotzdem frühzeitig gestorben.

Mich stören solche effekthascherischen Aufhänger immer etwas. Denn es gibt auch eine andere Beweglichkeit im Körper und das ist die geistige. Es kann nicht jeder, jeden Tag alles minutiös durchtackten und wenn jemand zwei Stunden am Tag am Stück sitzt, dann soll er doch nicht denken müssen, dass er jetzt viel früher stirbt oder schwer krank wird. Das, was man denkt, hat einen genauso starken Einfluss auf den Körper wie die körperliche Bewegung. Und wenn etwas in ein so enges Korsett gesteckt wird, wie in dieser Studie, dann hat so manch einer ein Problem. Ich danke da auch an chronisch kranke Menschen oder an Rollstuhlfahrer oder an bestimmte Berufsgruppen oder auch an ältere Menschen. Auch hier ist Sport möglich, aber vielleicht nicht alle Stunde oder alle zwanzig Minuten. Es sollten doch immer noch ein Mittelweg und mehrere Möglichkeiten vorhanden sein, so dass man individuell sein Leben gestalten kann. Das sehe ich hier nicht so ganz gegeben, alleine schon wegen der Überschrift.

Deshalb zitiere ich aus einer anderen Studie, die in eine ausgewogenere Richtung geht, die vorsichtig darstellt, dass eine anspruchsvolle geistige Tätigkeit auch Bewegung in den Körper bringt, anstelle von dauerhaftem Berieseln lassen. Ich habe dafür den Google-Übersetzer bemüht.


„Im Gesundheits- und Wellnessbereich herrscht die große Tendenz, dass Sitzen immer schlecht für den Körper ist und dass es nicht gut ist, auf der Couch zu sitzen“, sagte Burzynska, „und obwohl unsere früheren Studien darauf hindeuteten, dass das Gehirn derjenigen, die mehr Zeit im Sitzen verbringen, schneller altern kann, scheint es, dass auf der kognitiven Ebene auch Sitzzeit sinnvoll sein kann.“
Laut Burzynska untermauert die Studie die Empfehlung, dass regelmäßige Bewegung gut für die allgemeine Gesundheit ist, aber für ältere Erwachsene, die möglicherweise nicht in der Lage sind, körperlich aktiv zu sein, könnte die Teilnahme an kognitiv anspruchsvolleren Aktivitäten auch eine Option sein.

Genauso diese Aussage hier:


Ich frage mich wirklich, warum immer mal wieder solche Extreme bedient werden müssen, wie in der amerikanischen Studie aus Toronto, obwohl die Kernaussage sicher richtig ist.
 
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Soweit liegen die moderatere norwegische Studie und die Studie aus Toronto nicht auseinander, nur das letztere weniger Spielraum für unterschiedliche Lebensentwürfe lässt.


Hier steht auch, dass man die Sporteinheiten über den Tag verteilen soll. Also gibt es auch hier mehrere Unterbrechungen vom Sitzen

Die negativen gesundheitlichen Effekte von Sitzen lassen sich kompensieren – das war das Ergebnis eines Forscherteams um den norwegischen Sportmediziner Ulf Ekelund, das 2016 16 Studien aus Westeuropa, Australien und den USA mit insgesamt mehr als einer Million Teilnehmern auswertete.

Laut den Forschern reicht bei acht Stunden sitzen eine Stunde Aktivität pro Tag als Kompensation aus. Die Bewegung, z.B. Joggen oder Radfahren, sollte man dabei über den Tag verteilen.


Um das zu verhindern, sollte man sich täglich mindestens 30 bis 40 Minuten „mäßig bis intensiv“ bewegen, schreiben die Forscher. 40 Minuten Training balancierten ihnen zufolge ungefähr zehn Stunden Stillsitzen aus – eine Zeitspanne, auf die wohl vor allem viele Denkarbeiter regelmäßig kommen.

Es ist dabei nicht zwangsweise notwendig, ins Fitnessstudio oder joggen zu gehen. Als mäßige Bewegung zählt auch, die Treppen statt den Aufzug nehmen, Gartenarbeit zu verrichten, schnell zu gehen oder Fahrrad zu fahren.


Doch lieber nicht zu lange… eine Studie aus dem Jahr 2017 mit knapp 8000 Amerikanern kam zu einem schockierenden Ergebnis: Selbst tägliche Sporteinheiten können nicht die negativen Folgen von acht Stunden sitzen kompensieren. Regelmäßiger Sport verringert zwar das Gesundheitsrisiko, kann die Nachteile des täglichen Sitzens jedoch nicht voll aufheben.

Zu dem Ergebnis, dass langes Sitzen sich nicht durch eine kurze Sporteinheit am Abend kompensieren lässt, kommt auch Professor Marc Hamilton – der Durchschnittsmensch könne niemals genug trainieren, um die negativen Effekte von zu langem Sitzen entgegenzuwirken. Gleiches sagt die Wissenschaftlerin und Autorin Katy Bowman: Zehn Stunden Inaktivität können nicht mit einer Stunde Training ausgeglichen werden.

Man kann ja einiges tun, ohne, dass Aussagen der Studie zu dogmatisch ankommen.

Was da jetzt besser oder schlechter sein soll, ist doch sicher recht individuell und es muss ja auch praktikabel sein für die unterschiedlichen Lebensentwürfe. Gar nichts tun, ist doch wohl eher das Problem oder nach acht Stunden erst wieder etwas tun.


Ich möchte zum Schluss noch ein Beispiel benennen. Eine ältere Dame über 88 Jahre alt, ist täglich mit dem Bus in die Stadt gefahren, manchmal ist sie auch zu Fuß gegangen. Als sie zwei Mal gestürzt ist, konnte sie das Haus nur noch mit Hilfe und Rollator verlassen. Ansonsten saß sie viel, bis auf die Mahlzeitzubereitungen. Ihre Beine sahen immer gut aus. Als sie aber auch mit Hilfe das Haus eine zeitlang nicht mehr verlassen konnte, entwickelte sie Wasser in den Beinen, bis hin zu einer kleinen offenen Stelle am Bein. Einige Wochen später funktionierte die eingeschränkte Beweglichkeit bei ihr wieder so gut, so dass sie mit Hilfe drei Mal in der Woche das Haus verlassen konnte. Die Beine wurden wieder schlank.
Als sie ein Jahr später überhaupt nicht mehr raus gehen konnte, blieben die Beine dauerhaft geschwollen.

Trotz der wenigen Bewegung, drei Mal wöchentlich, reichte dies aus, um ihre Beine gesund zu halten. Auch seelisch war das für die ältere Dame enorm wichtig gewesen. Auch in diesem Falle frage ich mich, was hier ausreichend sein soll und was nicht und was doch eher individuell betrachtet werden sollte vor dem Hintergrund der Studien. Hätte die alte Dame sich jetzt auch noch seelisch quälen sollen, weil es mit ihr ja bald bergab geht. Sie hat aber noch ein paar Jahre gelebt. Und es war gut, dass sie davon nichts gewusst hat. Hätte sie sowieso nicht akzeptiert. Sie hatte so einige Phänomene, wo die Schulmedizin ins Straucheln gekommen wäre.

Diese Zusammenfassung über Bewegung bei sitzender Tätigkeit finde ich ganz passend:

 
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