Rund um die Anthroposophie

Hallo Mats,

vor etlichen Jahren lernte ich jemand kennen, der hatte Philosophie studiert, wir sprachen über alles mögliche (ich war noch gar nicht auf dem "Steiner-Trip"), ich sagte, daß ich einiges gelesen habe, und es kam natürlich die Frage "Ja, was denn, erzähl doch mal ..." Nun, ich kam etwas in's Schleudern, und mir fiel im ersten Moment eigentlich gar nichts ein. Zu Hause hatte ich zwei kleine Regale voll mit Büchern stehen.
Mir wurde dann klar, daß ich zwar wirklich einiges gelesen hatte, aber nicht ständig zitierend durch die Gegend lief: "Der hat das gesagt, der und der andere hat das so gesagt, usw."
Ich habe versucht aus dem Gelesenen ein Puzzle-Bild für mich zusammenzusetzen. Ich habe versucht zu verstehen, wollte auch nicht glauben, schon gar nicht nachbeten. Und dazu mußte ich auch nicht so unbedingt wissen, was jetzt wo gestanden, oder wo ich es vielleicht gehört hatte. Klar, um irgendetwas nachzusehen, oder wie hier im Forum zu zitieren, ist es natürlich nicht schlecht, zu wissen, wo man was gehört, gelesen hat. Nur, ich wollte verstehen, egal bei wem oder woher, ich wollte ein Weltbild "haben", eine Welt-Anschauung.
Natürlich kannte ich verschiedene Namen, Buchtitel etc., aber in dem Moment, den ich beschrieben habe, merkte ich, daß ich all das auf jeden Fall nicht ständig "vor mir her trage". Ich habe versucht, mir meine eigene Meinung zu bilden, und dann auch davon gesprochen.

Jetzt habe ich nach einem Buch von Krishnamurti gesucht, da ich hier noch Sachen in Umzugskartons stehen habe. "Einbruch in die Freiheit", Auflage von '86. Es ist nur zu Anfang etwas angestrichen, an den Rand geschrieben. Ich weiß nicht mehr, wann ich es gelesen habe.
Krishnamurti schreibt: "Wir Menschen sind geblieben, wie wir seit Millionen von Jahren waren - im höchsten Maße gierig, neidisch, aggressiv, eifersüchtig, ängstlich und verzweifelt, mit gelegentlichen Ausbrüchen der Freude und der Zuneigung. Wir sind eine seltsame Mischung von Haß, Furcht und Freundlichkeit. Wir sind gewalttätig und auch friedfertig. Der äußere Fortschritt hat uns vom Ochsenkarren bis zum Düsenflugzeug geführt; aber innerlich hat sich das Individuum überhaupt nicht geändert, und dieses Individuum hat die Struktur der Gesellschaft in der ganzen Welt geschaffen."
Dieses "seit Millionen Jahren überhaupt nicht geändert" sehe ich nicht so, habe es für mich bei Steiner auch anders verstanden (hatte es in dem Buch damals mit Schlangenlinien unterstrichen), könnte es aber jetzt nicht in ein paar Sätzen anders sagen.

Ansonsten lese ich seit langer Zeit lieber Krishnamurti - der ja auch einen starken biographischen Bezug zu Steiner hat. Seine Lehre erscheint mir, wenn ich das jetzt mal bildlich ausdrücken darf, wie kristallklares Wasser. Bei Steiner entsprich dieses Bild eher einem warmen Tümpel voller Schlamm, Pflanzen und Getier. Sehr vielgestaltig, sehr lebendig aber ebend auch ein wenig Luft abschnürend.

Ich bevorzuge die Klarheit ! aber das ist keine Wertung sondern Geschmackssache ...

Mats, ich habe überhaupt kein Problem, das zu verstehen, und auch so anzunehmen! Weil Du zum Beispiel sagst "seine Lehre erscheint mir", und nicht "seine Lehre IST so". Du sagst, wie es für Dich ist, und nicht, wie andere es bitteschön zu sehen hätten.
Das ist ja das, was Du zuletzt sagst: "eigene Erfahrungen, Gedanken".
Genau das ist auch meine Meinung!

Grüße!
Gerd
 
. . . nochmal zu Jiddu Krishnamurti und Rudolf Steiner: Ich habe in Erinnerung, daß Steiner sich von der Theosophischen Gesellschaft abwendete und löste, weil Krishnamurti als Kind von den Theosophen als "Neuer Heiland" gesehen wurde. Stimmt das in etwa so? In dem Buch, das ich hier habe, lese ich: " ... wurde nach der Lehre der Theosophie erzogen und leitete 18 Jahre lang einen theosophischen Orden."
Ich nehme mal an, Mats, Du kennst die Geschichte genauer!?

Gerd
 
. . . nochmal zu Jiddu Krishnamurti und Rudolf Steiner: Ich habe in Erinnerung, daß Steiner sich von der Theosophischen Gesellschaft abwendete und löste, weil Krishnamurti als Kind von den Theosophen als "Neuer Heiland" gesehen wurde. Stimmt das in etwa so? In dem Buch, das ich hier habe, lese ich: " ... wurde nach der Lehre der Theosophie erzogen und leitete 18 Jahre lang einen theosophischen Orden."
Ich nehme mal an, Mats, Du kennst die Geschichte genauer!?

Guten Morgen Gerd ...

es war so wie Du es hier beschreibst - und genau das ist eines der Dinge, die mich an Krishnamurti so faszinieren. Diese totale Integrität, die ihm zugeschriebene Rolle als "Weltenlehrer" einfach abzulehnen und seiner zentralen Erkenntnis "die Wahrheit kennt keinen Weg" ohne Wenn und Aber Folge zu leisten.
Das zeigt für mich, daß dieser Mensch sein Ego wirklich weitestgehend überwunden hatte ... denn die Rolle als spiritueller Führer der Menschheit muß für`s Ego doch eine gigantische Versuchung sein. Er ließ das einfach hinter sich - und damit zunächst auch die Sicherheit auf ein angenehmes, sorgenfreies und privilegiertes Leben. Ich finde das sehr beeindruckend.

Was seine Erkenntnis angeht, daß der Mensch sich seit seinem Erscheinen nicht geändert hat: manchmal denke ich, daß das leider genau so ist.
Denn es geht doch seit Anbeginn immer um die selben Dinge ... ganz darwinistisch eigentlich, ums eigene Wohlergehen, die eigene Sicherheit, das eigene Überleben und eventuell noch das der Nachkommen. Nur etwas komplizierter verpackt. Was einst breite Schultern und ein starkes Gebiss waren, sind heute Kenntnis von Gesetzeslücken und geschickte Börsenspekulation. Was ändert sich da denn wirklich ? wo ist echtes Lernen zu erkennen ? nichtmal eine wirkliche Krise wie die jetzige nutzen wir zur Erkenntnis. Das was uns und unsere Kinder Billionen kosten wird, wird heute in der Zeitung schon wieder gefeiert (die Explosion von irgendwelchen Börsenkursen, an denen doch nur wieder die Insider wirklich verdienen).

Auch spirituell sehe ich kein Weiterkommen. Keine Bereitschaft, kein Mut, von alten Glaubensbekenntnissen bzw. Konditionierungen abzulassen. Im Gegenteil ... man darf sich heute wieder verstärkt mit Kreationisten und anderem Irrsinn auseinandersetzen, weil der Mensch sich nun mal eher an eine vermeintliche Glaubenssicherheit klammert, als offen nach der Wahrheit zu suchen.

Umso mehr freue ich mich dann eben über Dinge wie Waldorfschulen, anthroposophische Krankenhäuser und Banken, denen es nicht um aberwitzige Gewinne sondern Förderung sozialer und ökologischer Projekte geht. Wo Menschen sich in den Dienst der Gemeinschaft stellen und erkennen, daß dort das wahre Lebensglück liegt.
Ich würde mir wirklich wünschen, daß sich irgendwann einmal ein echter Trend in diese Richtung abzeichnet und es nicht immer nur Randgruppen sind, die diese Dinge Leben. Das wäre wirklich Licht am Ende des Tunnels ...
 
Guten Morgen, Mats!

Ja, das ist alles gut zu lesen! Auf so einer Grundlage, mit so einem "Ton" kann man doch gut eigene Meinungen und Ansichten austauschen, und wirklich auch dem anderen zuhören, mal drüber nachdenken, ja, und vielleicht für sich selbst ganz andere Gesichtspunkte finden . . .

Jetzt will ich mal hier ein paar Sachen erledigen. Vielleicht melden sich ja auch noch andere mit "positiver Energie"!
Ich meld mich später wieder.

Gerd
 
. . . von Zeitgeist wurde schon mehrmals gesprochen. Vermutlich ahnt kaum einer hier, daß Rudolf Steiner "Zeitgeist(er)" tatsächlich als wirksame, wirkende Geist-Wesen beschrieben hat.
DAS ist auch ein Stückchen Anthroposophie.
Nicht unbedingt leicht und sofort zu "verstehen", aber nachzulesen bei Rudolf Steiner.

Grüße!
von Gerd
 
Nicht unbedingt leicht und sofort zu "verstehen",
Oh doch und wie!

Man versuche unseren heutigen Alltag in einer fürs Geschichtsbuch konzentrierten Form zu formulieren und schon wird man erkennen, in was für einer tollen (im besten Sinne des Wortes) Zeit wir leben.

Zeitgeist beschreibt das Phänomen eingentlich recht stimmig. Man erinnere sich... "Wo zwei und mehr in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen." DIES IST EIN ENERGETISCHES PRINZIP und gilt somit auch für Stammtischbrüder, im Geiste des Alkohols verbunden, als auch für den Zeitgeist. Zu was alles liessen wir uns doch zeitgeistlich treiben und verführen, im Kleinen wie im Grossen?

Gruss Phil
 
Hallo Phil!

Ich habe sehr gerne einige Beiträge von Dir gelesen, hier und auch zu anderen Themen, nur was Du mit der Melange aus Christus-Zeitgeist-Energetisches Prinzip-alkoholisierten Stammtischbrüdern sagen möchtest, erschließt sich mir auch nach mehrmaligem Lesen nicht wirklich.

Liebe Grüße!
von Gerd
 
... Der Mensch erlebt zunächst, indem er über sich selber in der geschilderten Weise hinausgeht, das Hereinwirken eines Engelwesens in seine eigene Wesenheit. ...

... So wie nun der einzelne auf diese Weise seinen Führer hat ... (so haben) ... zusammengehörige Menschengruppen ebenso eine Führerschaft, wie der einzelne Mensch sie in der geschilderten Weise hat. Nur sind diejenigen Wesen, welche ganze Völker oder ganze Stämme führen, eben mächtiger als die Führer des einzelnen Menschen. In der abendländischen Esoterik nennt man solche Völker- oder Stammesführer ... Erzengel oder Archangeloi. ...

Und dann, wenn unsere okkulte Entwickelung noch weiter geht, dann finden wir Wesenheiten als Führer der Menschen, welche nichts mehr zu tun haben mit einzelnen Stämmen, mit einzelnen Völkern, sondern welche Führer sind in den aufeinanderfolgenden Zeiten. ... So wie wir also im Raum verteilt finden die einzelnen Gebiete der Archangeloi, der Erzengel, die gleichzeitig Menschengruppen leiten, aber einzelne Menschengruppen, so finden wir, wenn wir den okkulten Blick hinschweifen lassen über die laufende Zeit, daß die einzelnen Zeitalter von ihren realen Zeitgeistern, die mächtiger sind als die Erzengel, geleitet werden und daß unter ihnen die verschiedensten Völker zugleich stehen. Diese dritte Kategorie der dritten Hierarchie nennen wir Zeitgeister oder Archai mit einem Ausdruck der abendländischen Esoterik.


(zitiert aus: Rudolf Steiner, Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen, 1912)
 
Ich denke, es ist sehr schwer, über Steiner und seine Schriften zu diskutieren - u.a. deshalb,weil auch er seinem Zeitgeist verhaftet war, - eben der Zeit um die Jahrhundertwende vom 19.- ins 20. Jahrhundert.

Wenn man z.B. dieses Zitat hernimmt, dann spricht er hier vom Zeitgeist in einem Sinne, wie er geschichtlich zu sehen ist ("Geist der Epoche") und zu dem u.a. auch die Mode, die Interpretation medizinischer Erscheinungen, Politik, Rassismus gehören.
Aber: er spricht auch von den Zeitgeistern, wie Du sie oben angegeben hast.

Woher kommt es, daß in diesem Saale so viele Menschen zusammensitzen können, die aus den verschiedensten Volksgebieten herkommen und sich verstehen und sich zu verstehen versuchen in bezug auf das Allerwichtigste, was sie hier zusammengeführt hat? Die verschiedenen Menschen kommen aus dem Bereich der verschiedensten Volksgeister heraus, und dennoch gibt es etwas, worin sie sich verstehen. In ähnlicher Weise verstanden sich und konnten sich verstehen in damaliger Zeit die verschiedenen Völker untereinander, weil es in jeder Zeit etwas gibt, was die Volksseele übergreift, die verschiedenen Volksseelen zusammenführen kann, etwas, was man überall mehr oder weniger versteht. Das ist dasjenige, was man mit dem recht schlechten, aber gebräuchlichen deutschen Wort «Zeitgeist» benennt oder auch «Geist der Epoche». Der Geist der Epoche, der Zeitgeist, ist ein anderer in der griechischen Zeit, ein anderer in der unsrigen. Diejenigen, welche den Geist in unserer Zeit erfassen, werden zur Theosophie hingetrieben. Das ist das aus dem Geiste der Epoche über die einzelnen Volksgeister Übergreifende. In derjenigen Zeit, in der Christus Jesus auf der Erde erschien, bezeichnete sein Vorläufer, Johannes der Täufer, den Geist, den man als Zeitgeist bezeichnen könnte, mit den Worten: «Ändert die Verfassung der Seele, denn die Reiche der Himmel sind nahe herbeigekommen.»

So kann man für jede Epoche den Zeitgeist finden, und das ist etwas, was sich hineinwebt in das Weben der Volksgeister, das wir damit zu gleicher Zeit als das Weben der Archangeloi charakterisiert haben. Für den heutigen materialistischen Menschen ist der Zeitgeist etwas ganz Abstraktes ohne Realität, und noch weniger darf man ihm damit kommen, in dem Zeitgeist ein wahres Wesen zu sehen....
Lexikon Anthroposophie - Zeitgeister (anthroposophen.org/lexikon/db.php?id=146)

Die Anthroposophie Steiners ist (für mich) ein Glaubens- und Denksystem aus seiner Zeit, über das Diskussionen möglich sind und sein sollten. Glauben ist bekanntlich jedes einzelnen Menschen Sache, und oft ist es nicht möglich, aber auch gar nicht nötig, von diesem Glauben zu überzeugen. Wichtiger ist, ihn zu leben.

Gruss,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der Anfang des zitierten Lexikon-Artikels über Zeitgeister:


Zeitgeister

Die Zeitgeister entstammen der Hierarchie der Archai (Urengel). Sie stehen als erhabene geistige Wesenheiten weit über dem Menschen und haben ihre Menschheitsstufe, d.h. die Entwicklung ihres Ich-Bewusstseins, bereits auf dem alten Saturn abgeschlossen.

Von Beginn der planetarischen Weltentwicklungsstufen an sind sie eng mit allem zeitlichen Geschehen verbunden. Sie sind in gewissem Sinn die wesenhafte Zeit selbst.

Als Zeitgeister leiten sie die menschheitliche Entwicklung indem sie die geistige Führung der einzelnen Kulturepochen (siehe -> Weltentwicklungsstufen) übernehmen und dabei das Verhältnis der verschiedenen kulturtragenden Völker und ihrer Volksgeister zueinander regeln.

Die Dauer der einzelnen Kulturepochen wird durch kosmische Verhältnisse bestimmt und entspricht jeweils 1/12 des -> platonischen Weltenjahres (~ 2160 Jahre). Unser gegenwärtiges nachatlantisches Zeitalter gliedert sich in sieben solcher Kulturepochen. Gegenwärtig stehen wir in der 5. nachatlantischen Kulturepoche:

1. Urindische Kultur (7227 - 5067 v. Chr.)
2. Urpersische Kultur (5067 - 2907 v. Chr.)
3. Ägyptisch-Chaldäische Kultur (2907 - 747 v. Chr.)
4. Griechisch-Lateinische Kultur (747 v.Chr. - 1413 n. Chr.)
5. Germanisch-Angelsächsische Kulturepoche (1413 - 3573 n. Chr., unsere gegenwärtige Epoche)
6. Slawische Kulturepoche (3573 - 5733 n. Chr.)
7. Amerikanische Kulturepoche (5733 - 7893 n. Chr.)
 
Hallo Uta
hallo Gerd

Eure Ausführungen finde ich sehr interessant, auch, wenn ich mich nur wenig mit dieser Lehre befasst habe - und auch jetzt nicht mehr die Zeit dafür finde.

Ich wollte immer gerne die WAHRHEIT wissen. Wenn es die ABSOLUTE WAHRHEIT gibt, dann ist sie IMMER gültig, unveränderbar, und völlig unabhängig vom Zeitgeist. Oder gibt es sie gar nicht? Oder sind wir nicht in der Lage, sie zu erkennen? Oder dürfen wir sie am Ende erkennen - nach sehr sehr langer Zeit? Ich würde das gerne glauben. :)

Gruss
Kathy
 
Lexikon Anthroposophie - Was ist Anthroposophie (anthroposophen.org/lexikon/db.php?id=1)

Rudolf Steiner in einem Vortrag 1914, Norrköping:

"Geisteswissenschaft, wie sie hier gemeint ist, strebt nicht an die Begründung irgend einer neuen Religion oder irgend einer neuen religiösen Sekte oder dergleichen. Geisteswissenschaft will sein oder glaubt sein zu dürfen dasjenige, was unserer gegenwärtigen Kultur auferlegt ist in geistiger Beziehung ...

...

Die erste Stufe der Geistesforschung ist das Abtrennen des Seelisch-Geistigen vom Physisch-Leiblichen.
Die zweite Stufe ist das Eingehen von Verbindungen mit Wesen, die hinter der Sinneswelt sind.
Das letztere ist etwas, was einem in der Gegenwart nicht verziehen wird, weit weniger verziehen wird als das Reden von einem «Geiste im allgemeinen».
Es gibt ja heute schon viele Menschen, die wissen, daß es sie drängt, ein Geistiges anzunehmen. Sie sprechen aber von einem Geiste, der hinter der Welt ist und sind froh beseelt, wenn sie Pantheisten sein können.

Aber für den Geistesforscher ist der Pantheismus gerade dasselbe, wie wenn man jemand in die Natur führt und sagt zu ihm: Schau nur, das alles, was dich hier umgibt, es ist Natur! wenn man ihm nicht sagt: Das sind Bäume, das sind Wolken, das ist eine Lilie, das ist eine Rose, sondern: das ist alles Natur! Wenn man den Menschen also von einem Vorgang zum anderen Vorgang, von einem Wesen zum anderen Wesen führt und ihm sagt: Es ist das alles Natur! — damit ist ja nichts gesagt. Im einzelnen, im Konkreten muß auf die Tatsachen eingegangen werden.

Es wird einem heute verziehen, wenn man von einem Geiste spricht, der in allem darinnen ist.
Der Geistesforscher kann sich aber damit nicht zufrieden geben. Er tritt ja ein in eine Welt, die besteht aus einer Welt von geistigen Wesenheiten, geistigen Tatsachen, die differenziert sind so, wie die äußere Welt konkret differenziert ist, indem sie besteht aus Wolken, Bergen, Tälern, aus Bäumen, Blumen und so weiter.
Daß man aber davon spricht, daß nicht nur die natürlichen Vorgänge differenziert sind in Pflanzen-, Tier- und Menschenreich, sondern daß man, wenn der Mensch in eine geistige Welt eintritt, auch dort von konkreten Einzelheiten und Tatsachen spricht, das wird einem heute nicht verziehen.

Aber der Geistesforscher kann nicht anders als darauf aufmerksam machen, daß, wenn er so in die geistige Welt eintritt, er eintritt in eine Welt wirklicher, konkreter geistiger Wesenheiten und geistiger Vorgänge.

...

(zitiert aus: Rudolf Steiner, Christus und die menschliche Seele. Über den Sinn des Lebens. Theosophische Moral. Anthroposophie und Christentum)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
. . . die hellseherische Forschung, also das, was wir als die Quelle der anthroposophischen Weltanschauung bezeichnen, . . .

(zitiert aus Rudolf Steiner, "Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte", 5. Vortrag, 1910)
 
Hallo Kathy,

ob es die absolute Wahrheit gibt? Ich weiß es nicht.
Meiner Meinung nach gibt es sie für den Menschen nicht, weil sein Hirn dafür nicht geschaffen ist und er nicht alle Ebenen "abchecken" kann, die evtl. zu dieser Wahrheit dazu gehören.
Allerdings empfinde ich das nicht weiter als schlimm, solange ein Mensch sich nicht anderen Menschen unterwirft, weil die behaupten, DIE Wahrheit gefunden zu haben.

Gruss,
Uta
 
Lexikon Anthroposophie (anthroposophen.org/lexikon/db.php?id=93)


Platonisches Weltenjahr

Das Platonische Weltenjahr mit seiner Dauer von etwa 25 920 Jahren - das ist die Zeit, die die Sonne als Folge der Präzessionsbewegung der Erdachse braucht, um rückläufig durch alle 12 Zeichen des Tierkreises wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückzugelangen - ist von grundlegender Bedeutung für die menschheitliche Entwicklung.

So dauert eine Kulturepoche (-> Weltentwicklungsstufen) durchschnittliche solange, als die Sonne braucht, um ein Tierkreiszeichen zu durchlaufen, also 2160 Jahre, entsprechend einem 1/12 des platonischen Jahres.

Wäre das menschliche Dasein völlig harmonisch in diesen kosmischen Rhythmus eingebunden, würde der Mensch alle 2160 Jahre zu einer neuen irdischen Inkarnation herabsteigen. Da wir aber in einer männlichen und einer weiblichen Inkarnation sehr unterschiedliche Erfahrungen sammeln können, ist es aber notwendig, dass sich der Mensch in der Regel zweimal in jeder Kulturperiode inkarniert.

Tatsächlich findet man gegenwärtig starke Abweichungen von dieser kosmisch bedingten Regel und die Inkarnationen folgen meist in viel kürzeren Abständen aufeinander. Gerade darin liegt die Basis für die menschliche Freiheit, dass der Mensch heute nicht mehr zwanghaft an diese kosmischen Gesetze gebunden ist, sondern in hohem Maße unabhängig davon wurde, um sich später aus freiem Antrieb wieder harmonisch in das kosmische Gefüge einzuordnen.

...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
... - Vielleicht könnte der Mensch die Sinnesorgane der Engel wahrnehmen? Wo sind diese? - Sie sind vorhanden und sind für den Menschen wahrnehmbar. Die Menschen wissen es nur nicht. ... Die Sinnesorgane der Engel sind unsere Edelsteine. Diese sind ein geheimnisvolles Werkzeug für die Wahrnehmung der Engelwesen. Die Organe liegen also innerhalb der mineralischen Welt. Wie der Mensch seinen Gefühlssinn, seinen Tastsinn hat, so haben auch diese Wesenheiten ihren Gefühlssinn, und der drückt sich aus im Karneol, ihr Gesichtssinn im Chrysolith. ... Selbst davon finden wir bei den alten Völkern ein dunkles Bewußtsein; sie schreiben den Edelsteinen eine bestimmte Wirkung zu. Diese Wirkung kommt daher, weil die Engel in ihnen anwesend sind.

(zitiert aus: Rudolf Steiner, Natur- und Geistwesen - ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt, 1908)
 
Rudolf Steiner: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt (GA 110)


ERSTER VORTRAG
Düsseldorf, 12. April 1909


Dieser Vortragszyklus wird uns in hohe Gebiete des geistigen Lebens führen, wird uns sozusagen von unserem Wohnplatze der Erde nicht nur hinausführen in die physischen Raumeswelten, sondern er wird uns auch hinaufführen in die geistigen Welten, aus denen ja die physische Raumeswelt ihren Ursprung genommen hat.

Aber gerade ein solcher Vortragszyklus wird Ihnen zeigen, daß alles Wissen und alle Weisheit im Grunde genommen darauf abzielt, uns das große, das größte der Rätsel zu lösen, das Menschenrätsel. Denn um den Menschen verständlich zu machen, müssen die Dinge weit, weit hergeholt werden.

Wenn wir zu sprechen haben von dem, was man geistige Hierarchien nennt, so bedeutet das ja, daß unsere Seelenaugen hinaufsteigen sollen zu denjenigen Wesenheiten, welche ihr Dasein über dem Menschen haben hier auf unserer Erde.

Wir können sozusagen für sichtbare Augen nur durch Wesenheiten aufsteigen, welche vier Stufen einer Hierarchie darstellen: die mineralische Welt, die pflanzliche Welt, die tierische Welt, die menschliche Welt.

Und über dem Menschen beginnt eine Welt von unsichtbaren Wesenheiten, und es ist dem Menschen durch die Erkenntnisse des Übersinnlichen, soweit sie ihm möglich sind, gegeben, eine Strecke hinaufzusteigen zu denjenigen Mächten und Wesenheiten, die in der übersinnlichen, in der unsichtbaren Welt die Fortsetzung dieser innerhalb der Erde befindlichen viergliedrigen Stufenfolge sind.

Dasjenige Wissen und die Forschung, die uns in diese Gebiete führen, sie sind ja, wie Sie alle wissen, nicht etwas, was etwa erst in unserer Zeit hereintritt in die menschliche Entwickelung; es gibt eine — wir können sie so nennen — Urweltweisheit.

Denn dasjenige, was der Mensch ergründen kann, was der Mensch wissen und erkennen kann, was er sich erringt an Begriffen und Ideen, was er sich erringt an Imaginationen und Inspirationen und Intuitionen des Hellsehens, alles das wird ja sozusagen vom Menschen nur nacherlebt, und vorgelebt und vorgewußt haben es eben die über dem Menschen stehenden Wesenheiten.

Wenn wir einen trivialen Vergleich gebrauchen dürfen, so könnten wir sagen: Erst hat der Uhrmacher die Idee, den Gedanken der Uhr, dann verfertigt er danach die Uhr. Die Uhr ist gebildet nach den Gedanken des Uhrmachers, die vorangegangen sind, und hinterher kann jemand die Uhr zergliedern, analysieren und nachstudieren, welchen Gedanken des Uhrmachers diese Uhr entsprungen ist. Ein solcher denkt dann die Gedanken des Uhrmachers nach.

So nur kann sich der Mensch im Grunde genommen in seinem heutigen Entwickelungsstadium verhalten gegenüber der Urweltweisheit — der über ihm stehenden geistigen Wesenheiten.

Sie haben sie zuerst gehabt: die Imaginationen, die Inspirationen, die Intuitionen, die Ideen und Gedanken, nach denen unsere Welt, wie sie um uns herum uns vorliegt, gebildet ist.

Und der Mensch wiederum findet in dieser Welt diese Gedanken, Ideen; und wenn er sich emporhebt zum hellseherischen Schauen, so findet er auch die Imaginationen, Inspirationen, Intuitionen, durch die er eindringt wiederum in die Welt der geistigen Wesenheiten.

Daher können wir sagen: Ehe denn unsere Welt war, war diejenige Weisheit, von der wir eigentlich zu sprechen haben. Sie ist der Plan der Welt.


Also bis wohin müssen wir, wenn wir innerhalb der Wirklichkeit bleiben, zurückgehen, wenn wir diese Urweltweisheit antreffen wollen? Müssen wir zurückgehen bis in irgendeine geschichtliche Zeitperiode, wo dieser oder jener große Lehrer gelehrt hat? Gewiß, wir können viel lernen, wenn wir da- oder dorthin zurückgehen in die geschichtlichen Zeitepochen und bei den großen Lehrern Schüler werden.

Aber um in ihrer wahren, höchsten Gestalt die Urweltweisheit anzutreffen, müssen wir zurückgehen bis zu jener Zeit, da noch keine äußere sichtbare Erde, keine für die Sinne um uns herum existierende Welt war; denn aus der Weisheit selber heraus ist die Welt entsprungen.

Aber diese Weisheit, nach der die göttlich-geistigen Wesenheiten unsere Welt gebildet haben, sie wurde auch dem Menschen nachher zuteil. Der Mensch konnte in seinem Denken hinterher die Gedanken schauen, die Gedanken wahrnehmen, nach denen die Götter die Welt gebildet haben.

Und nachdem diese Urweltweisheit, diese Weisheit der Weltenschöpfer mancherlei Gestalten durchgemacht hat, kam sie in einer Art, wie es ja vielen von Ihnen bekannt ist, nach der großen atlantischen Epoche zu den alten heiligen Rishis unserer ersten nachatlantischen Kultur, zu den großen Lehrern Indiens.

...
 
Hallo Gleerndil,

Du hast jetzt schon viele Ausschnitte aus Rudolf Steiners Werken zitiert. Schade, daß daraus keine Diskussion entstanden ist. Denn reine Zitate sind hier nicht im Sinne der
Nutzungsbedingungen:

5. Wörtliches Zitieren fremder Texte

Urheberrechtlich geschützte Texte dürfen ohne Zustimmung des Rechteinhabers nur im Rahmen des anwendbaren Zitatrechts wörtlich in Beiträge aufgenommen werden.

Zitieren Sie nur soviel, wie für das Verständnis des Zusammenhanges nötig ist; das Zitat darf den eigenen Beitrag nicht ersetzen. Als Faustregel gilt: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Zitate sind durch Hervorheben mittels Zitatfunktion und Quellenangabe zu kennzeichnen.

Sind solche Texte frei und mit Zustimmung des Rechteinhabers auf anderen Internetseiten zugänglich, setzen Sie einen Link, ausser die direkte Einbindung ist ausdrücklich erlaubt.

Fremdsprachige Zitate sind zusätzlich soweit auf deutsch zu übersetzen, dass der Inhalt grob ersichtlich ist.

Nicht korrekt zitierte Beiträge können von den Moderatoren entfernt oder berichtigt werden. Ungeachtet dessen ist der Verfasser des Beitrages für die Einhaltung des Urheberrechtes verantwortlich.
Da ist erst einmal der Punkt mit dem Copyright, der mir in diesem Fall nicht klar ist.
Und da ist eben der Satz, daß das Zitat den eigenen Beitrag nicht ersetzen soll und nur soviel zitiert werden soll, wie es zum Verständnis nötig ist.

Siehst Du da eine Lösung?

Grüsse,
Uta
 
Oben