Corona-Sonderweg
Kritik an Schwedens Altenpflege
Ihre besondere Schutzbedürftigkeit ist von Regierung und Institutionen immer besonders betont worden. Und trotzdem waren knapp 2900 der inzwischen mehr als 3200 Corona-Toten in Schweden über 70 Jahre alt,
die meisten zwischen 80 und 90, viele davon in häuslicher oder stationärer Pflege.
Fehlt die Kompetenz?
Das schwedische System der seit Jahren zunehmend privatisierten Altenpflege steht jetzt in der Kritik. Dazu Johan Carlsson, Chef der Gesundheitsbehörde:
"Dass dieser Sektor schwächer ist als das Gesundheitssystem, haben wohl alle gesehen. Ich bin aber überrascht, wie groß der Unterschied zwischen den verschiedenen Altersheimen ist. Mancherorts fehlt es an der richtigen Leitung und Kompetenz, auch wenn das Personal sein Bestes tut."
Das Personal wird tatsächlich kaum kritisiert. Stattdessen sind es die Betreiber der Heime und mobilen Pflegedienste, die Pflegekräfte oft ohne feste Arbeitsverträge beschäftigen.
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Man habe es nicht geschafft, die Älteren hinreichend zu schützen, räumte Regierungschef Stefan Löfven von den Sozialdemokraten ein. Seine Sozialministerin Lena Hallengren zog jetzt nach:
"Wir als Gesellschaft tragen gemeinsam die Verantwortung dafür, dass dieser Sektor nicht besser gerüstet war. Wir haben zu wenig auf die Mitarbeiter geschaut, auf ihre Arbeitsbedingungen und das Ansehen ihrer Arbeit. Aber man muss schon auch die Verantwortung der Arbeitgeber betonen, was die mangelnde Krisenbereitschaft angeht. Wen stellt man ein, unter welchen Bedingungen und mit welcher Ausbildung?"
Die Altenpflege muss besser werden Damit aber eben auch die staatliche Kontrolle - und für die ist nun einmal die Regierung verantwortlich.