Gedichte
D Saanegeiss im Berliner zoologische Garte
Von Fritz Ebersold
I armi wiissi Saanemutte,
Was bin iech für ne Unglückshutte!
Was bin iech für ne arma Tropf!
Es wollt mer naua nit i Chopf,
Dass anstatt ussna chöne z grase,
Iech hie z`Berlin söll Trüebsal blase;
Der ganz Tag muess i ids Leera ggaffe
Bin Elephanten u Giraffe.
Wie schön ischt z Saane obna gsii;
Bald si wer obsig, bald embrii
De guete, linde Chrütere naa,
Muh et nus fascht nit möge bhaa!
U we wer oppa gnueg gha hei,
Su si wer ufen e warma Stei
U hei dur ds Tälti usi gugget;
Derwile het am Tili gsugget
Der Geisshirt, bis er iignuckt isch
U gschnarchlet het was hesch was gisch.
U mengisch speet am Aabe no
Isch ds Chrischti Romangs Böcki cho
Das han i gäre gha zum Frässe
Mit sine zarte Wink u Gspässe.
U hetti mu miech obna gla
Su hette wer lengschte Hochzyt gha.
Jetz ischs mit allmu usu n ame,
Es Läbe han i zum erbarme.
Ds Höuw isch grobs u ruchs wie Scheiti
U wen i alz grad usa seiti
Un ali Umständ wurdi rüge,
Su meinti mu, i teeti lüge.
U d Lüt, di mache mi am meiste toubi,
Da blib e Saanegeiss no loubi,
We ds Volch mit eim dr Narr macht schier
Als weri mu es Wundertier:
„ Siehste Juste, siehste Leene,
eene Jemse weiss wie Schnee,
Aber Hörner hat se keene
Eene Missgeburt persee!
Keene Hörner auf dem Koppe!
Oder ist`s ne Antilope?
Oder ist`s vielleicht ne Zieje?
Juste, sag, was meenst denn du?“
„ Schwatz doch nicht ne solche Brühe!
S`ist ne Samojedenkuh!“
E so geits witer vo früe bis speet,
Bis jede Laff a Maa bracht het
Si Meinig über ds Saanegeissi
U wie n es oppa z grächtem heissi.
De würds mer mengischt doch de z tumm,
I chere mi glähig es bitzi um
U laa däm Herregschmeus zum gfalle
Es Dotze Böhneleni falle.
Das Gedicht kann man hier nochmals nachlesen mit dazugehöriger Übersetzungshilfe:
www.earlybeck.ch/Offer0008SaaneGibeniGedicht.htm