Verschiedene Gedichte

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Gedichte

(1) Mein Kopf ist gefällt mit Leere
Mein Denken wie weggedrängt
Vom Nebel bleierne Schwere
Ich fühle mich beengt

(2) Ich liege flach auf der Erde
Mein Körper lauscht ihrem Lied
Ob ich war Ob ich bin Ob ich werde
Kein Mensch je weiß wie ihm geschieht

(3) Ich liege mit dem Rücken
Fest an die Erde gepreßt
Ich schaue mit großem Entzücken
Den Sternen zu bei ihrem Fest

(4) Ich möchte daß die Gedanken
Kehren zu mir zurück
Herniederreißen alle Schranken
Die mich noch trennen vom Glück

Max Stirner 1806-1856

* * *
Max-Stirner-Archiv Leipzig
www.max-stirner-archiv-leipzig.de/images/bild01a.jpg
Max Stirner - Wikipedia
 
Gedichte

Hallo Uta,

Max Stirner kannte ich bislang nur als Philosophen!
Danke!

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Gedichte

Faßbinder war ja sehr kreativ. Daß er auch Gedichte veröffentlicht hat, war mir ganz neu:

Zwei lieben ...


Ein Sternenmeer in Zärtlichkeit gehüllt
Zwei lieben, Erfüllung eines Traums
Ein Traum, von Schönheit nur erfüllt
Im dunklen Schatten eines Baums.


Die Liebe wie sie trägt und schwingt
In Herzen eingegraben, fest verkettet
Nur das, was Freude bringt
Erlöst, verschönt und rettet.


Man liebt nur einmal so
In Wind und Meer und allen Elementen
Einmal beginnt es irgendwo
Und einmal wird es enden.



© Rainer W. Fassbinder

Aus: Im Land des Apfelbaums (www.hugendubel.de/default.aspx?indocument=c1803dab-dce8-46f7-88d3-9562201cdfba&infolder=f045e766-8638-4574-9390-8123910d1425
 
Gedichte

Vatertag

Nun ist Ostern kaum vorbei
da ist schon wieder Himmelfahrt
und alle haben heute frei
und planen eine Kutschenfahrt.

Denn dieser Tag ist Vatertag
ein Tag der Kneipenwirte
die Väter ziehn mit Paukenschlag
betrunken bald jeder vierte.

Meist Nichtväter feiern gleichgesinnt
verachten das Bier tut keiner
an Himmelfahrt von Gottes Kind
denkt wieder mal nicht einer.

(Heinz Bornemann)
 
Gedichte

Wilhelm Busch (1832-1908)
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Vater werden ist nicht schwer…

Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.
Ersteres wird gern geübt,
weil es allgemein beliebt.
Selbst der Lasterhafte zeigt,
dass er gar nicht abgeneigt;
nur er will mit seinen Sünden
keinen guten Zweck verbinden,
sondern, wenn die Kosten kommen,
fühlet er sich angstbeklommen.
Dieserhalb besonders scheut
er die fromme Geistlichkeit,
denn ihm sagt ein stilles Grauen:
das sind Leute, welche trauen.

 
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Gedichte

Vaters Kater-Tag

von Henning Brunke

Im Reigen aller Jahresfeste
ist Himmelfahrt noch mit das beste -
nicht nur, weil Christus aufwärts fährt,
was schon die frühe Kirche lehrt,
und neben Gott, dem Vater, thront,
der über allen Wolken wohnt,
sondern weil jeder Vater dann
sich richtig “Kante geben“ kann.

Am Vatertag im schönen Mai -
der Mütter Tag ist grad vorbei -
kommt Männe nun zu seinem Recht:
Er zieht, egal ob Herr, ob Knecht,
samt seinesgleichen über Land
und ist schier außer Rand und Band.
Es wird gelacht, gelärmt, gegrölt,
weil “Bölkstoff“ alle Kehlen ölt.

Ein Handwagen mit grüner Zier
enthält meist kistenweise Bier:
So, wie dies Reservoir sich leert,
ist mit der Zeit, nur umgekehrt,
der Vater voll und abgefüllt -
sein Durst wird vielfältig gestillt,
denn mancher zaubert aus der Tasche
ruckzuck noch eine Flachmann-Flasche!

Bei Maibock, Pils und Weizenkorn
liegt Männe gern um Längen vorn;
Mann läßt sich da partout nicht lumpen,
leert leistungssportlich jeden Humpen,
kennt kein Pardon und trinkt und trinkt,
bis Mann echt “dun“ um Haltung ringt -
so ist es alle Jahre wieder:
Christus steigt auf, Vater sinkt nieder!

Die “Sprit-Flut“ tut ihr Werk und wirkt,
bis sich die Nüchternheit verbirgt
im Dunst der Alkoholpromille:
Mit schwer getrübter Schnapspupille
hält Mann sich mühsam auf den Beinen
und wäre selig über Leinen,
die einen, wie ´ne Marionette,
stracks heimwärts zieh´n in Mutters Bette!

Wenn Weingeist so in Strömen fließt
und über Vater sich ergießt,
der, stolz auf seine Manneskraft,
natürlich alle Pullen schafft,
bleibt auch die Konsequenz nicht aus:
Der “Geistvolle“ schwankt spät nach Haus
und fürchtet jetzt nur eins - den KATER,
denn der ist stärker noch als Vater!

Er schleicht ins Hirn auf leisen Pfoten,
sobald Mann schläft gleich einem Toten,
wo er herumstreunt und rumort -
nur Saures treibt ihn morgens fort:
Hering mit Gurke würgt Mann runter
und wird allmählich wieder munter.
Doch spätestens an Himmelfahrt
wird es erneut für Vater hart!


Gedichte, Verse und Sprüche zum Vatertag

 
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Gedichte


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Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.

Strömt von der hohen,
Steilen Felswand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen,
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.

Ragen Klippen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund.

Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.

Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus
Schäumende Wogen.

Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!

Johann Wolfgang von Goethe

 
Gedichte

Rosenglaube


Dich zieret dein Glauben, mein rosiges Kind,
Und glänzt dir so schön im Gesichte!
Es preiset dein Hoffen, so selig und lind,
Den Schöpfer im ewigen Lichte!
So loben die tauigen Blumen im Hag
Die Wahrheit, die ernst sie erworben:
Solange die Rose zu denken vermag,
Ist niemals ein Gärtner gestorben!

Die Rose, die Rose, sie duftet so hold,
Ihr dünkt so unendlich der Morgen!
Sie blüht dem ergrauenden Gärtner zum Sold,
Der schaut sie mit ahnenden Sorgen.
Der gestern des eigenen Lenzes noch pflag,
Sieht heut schon die Blüte verdorben -
Doch seit eine Rose zu denken vermag,
Ist niemals ein Gärtner gestorben!

Drum schimmert so stolz der vergängliche Tau
Der Nacht auf den bebenden Blättern;
Es schwanket und flüstert die Lilienfrau,
Die Vögelein jubeln und schmettern!
Drum feiert der Garten den festlichen Tag
Mit Flöten und feinen Theorben:
Solange die Rose zu denken vermag,
Ist niemals ein Gärtner gestorben!

(Gottfried Keller)

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Gedichte

Melindas Lied

Chloe saß an einem Bach
Aus dem Schlehdorn trat Achill
Fragte sie der Held, ob sie ihn, ach
Lieben will?
Sah das Mädchen fürchtesam ihn an
Und verbarg im Klee das Angesicht.
Sprach der Held und staunte: Mädchen, dann
Gefällt dir wohl mein güldner Küraß nicht?


Wandte sich zum Gehn Achill
Und es rauschte hell der Bach
Und im Dorn die Vöglein wurden still -
Sprach sie: Ach.
Sprach das Mädchen: Ach, wie leicht doch ficht
Es sich gegen Löwe, Hirsch und Pfau
Ach, dein güldner Küraß ist es nicht
Gefallen könnt mir deiner Augen Blau.


Berthold Brecht
 
Gedichte

Zum morgigen Donnerstag (in manchen Bundesländern Feiertag):

Fronleichnamsprozession

O weites Land des Sommers und der Winde,
Der reinen Wolken, die dem Wind sich bieten.
Wo goldener Weizen reift und die Gebinde
Des gelben Roggens trocknen in den Mieten.

Die Erde dämmert von den Düften allen,
Von grünen Winden und des Mohnes Farben,
Des schwere Köpfe auf den Stielen fallen
Und weithin brennen aus den hohen Garben.

Des Feldwegs Brücke steigt im halben Bogen,
Wo helle Wellen weiße Kiesel feuchten.
Die Wassergräser werden fortgezogen,
Die in der Sonne aus dem Bache leuchten.

Die Brücke schwankt herauf die erste Fahne.
Sie flammt von Gold und Rot. Die Seidenquasten
Zu beiden Seiten halten Kastellane
Im alten Chorrock, dem von Staub verblaßten.

Man hört Gesang. Die jungen Priester kommen.
Barhäuptig gehen sie vor den Prälaten.
Zu Flöten schallt der Meßgesang. Die frommen
Und alten Lieder wandern durch die Saaten.

In weißen Kleidchen kommen Kinder singend.
Sie tragen kleine Kränze in den Haaren.
Und Knaben, runde Weihrauchkessel schwingend,
Im Spitzenrock und roten Festtalaren.

Die Kirchenbilder kommen auf Altären.
Mariens Wunden brennen hell im Licht.
Und Christus naht, von Blumen bunt, die wehren
Die Sonne von dem gelben Holzgesicht.

Im Baldachine glänzt des Bischofs Krone.
Er schreitet singend mit dem heiligen Schrein.
Der hohe Stimmenschall der Diakone
Fliegt weit hinaus durch Land und Felderreih'n.

Der Truhen Glanz weht um die alte Tracht.
Die Kessel dampfen, drin die Kräuter kohlen.
Sie ziehen durch der weiten Felder Pracht,
Und matter glänzen die vergilbten Stolen.

Der Zug wird kleiner. Der Gesang verhallt.
Sie ziehn dahin, dem grünen Wald entgegen.
Er tut sich auf. Der Glanz verzieht im Wald,
Wo goldne Stille träumt auf dunklen Wegen.

Der Mittag kommt. Es schläft das weite Land,
Die tiefen Wege, wo die Schwalbe schweift,
Und eine Mühle steht am Himmelsrand,
Die ewig nach den weißen Wolken greift.

(Georg Heym, 1887-1912)

Alles über Fronleichnam - Brauchtum von A - Z verständlich erklärt - Ein Service von www.brauchtumsseiten.de

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Gedichte

DER WALDSEE.

O unergründlich tiefer Waldsee du,
Wie künd ich deinen Zauber nur?
Du schaust zum Himmel auf in stiller Ruh,
Ein schwarzes Auge der Natur.

Es spiegeln sich in deinem feuchten Grund
Die Wolken fern am Himmelszelt,
Als würden dir in tiefster Seele kund
Die Träume einer bessren Welt.

So schaut, wen Gott zum höchsten Dienst berief,
Und also stumm beredsam schweigt
Des Sehers Auge, das gedankentief
Den Abglanz hoher Träume zeigt!

(Heinrich Seidel)

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Gedichte

Tucholsky war ein Zeitgenosse von Hermann Hesse
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Kurt Tucholsky - Ideal und Wirklichkeit

In stiller Nacht und monogamen Betten
denkst du dir aus, was dir am Leben fehlt.
Die Nerven knistern. Wenn wir das doch hätten,
was uns, weil es nicht da ist, leise quält.
5 Du präparierst dir im Gedankengange
das, was du willst - und nachher kriegst das nie ...
Man möchte immer eine große Lange,
und dann bekommt man eine kleine Dicke -
C'est la vie -!
10
Sie muß sich wie in einem Kugellager
in ihren Hüften biegen, groß und blond.
Ein Pfund zu wenig - und sie wäre mager,
wer je in diesen Haaren sich gesonnt ...
Nachher erliegst du dem verfluchten Hange,
15 der Eile und der Phantasie.
Man möchte immer eine große Lange,
und dann bekommt man eine kleine Dicke -
Ssälawih -!

Man möchte eine helle Pfeife kaufen
20 Und kauft die dunkle - andere sind nicht da.
Man möchte jeden Morgen dauerlaufen
und tut es nicht. Beinah ... beinah ...
Wir dachten unter kaiserlichem Zwange
an eine Republik ... und nun ists die!
25 Man möchte immer eine große Lange,
und dann bekommt man eine kleine Dicke -
Ssälawih -!
Weimarer Republik
 
Gedichte

Erich Fried

Entmystifizierung des Sex
Du sagst
ich soll nicht
Liebe
und Lieben sagen
Das bringt nichts mehr
meinst du
und ist zu mystisch
und zu verschwommen
Nun ja
...........

Das Ende dieses Gedichtes und vieler anderer von Fried steht hier:
Das Elsterpferd - Erich Fried Gedichte
 
Gedichte

Noch mehr von Klaus Groth:

1. De Welt is rein so sachen,
As leeg se deep in Drom,
Man hört ni weenn noch lachen,
Se’s lisen as en Bom.

2.
Se snackt man mank de Blœder,
As snack en Kind in Slap,
Dat sünd de Wegenleder
Vœr Köh un stille Schap. 2.
3.
Nu liggt dat Dörp in Dunkeln
Un Newel hangt dervœr,
Man hört man eben munkeln,
As keem’t vun Minschen her. 3.
4.
Man hört dat Veh int Grasen,
Un Allens is in Fred,
Sogar en schüchtern Hasen
Sleep mi vœr de Föt. 5.
Das wul de Himmelsfreden
Ahn Larm un Strit un Spott,
Dat is en Tid tum Beden –
Hör mi, du frame Gott



1. The world is calm, like sleeping
In peaceful reverie.
You hear no laughs, no weeping.
It’s silent like a tree.

2.
Just in the leaves it’s ringing,
Like a child’s talk in its sleep,
Like lullabies for singing
To sleep the cows and sheep.

3.
Night’s darkness is surrounding
The village beyond the fog.
Like human talk are sounding
The voices from the bog.
4.
You hear the cattle grazing
At pasture without care.
Before my feet—amazing!—
Sleeps even a timid hare.

5.
Heavenly peace is allaying
All discord. There’s just sacred love.
This is a time for praying.
Hear me, o God above!

avend.jpg


("Mondaufgang" von Caspar-David Friedrich)
 
Gedichte

Erste schulische Ode
von Lamyo


O ihr dem Vergessen geweihte Unterrichtsstunden
knapp vor Beginn der Sommerferien,
ihr großen Schwestern des Nachmittagsunterrichtes
und der letzten Minuten vor dem frischen Wochenende,
vorgetragen von urlaubsreifen Lehrkräften,
inmitten desinteressierter Jugendlicher.

O ihr der Amnesie anheimfallenden Unterrichtsstunden
knapp vor Beginn der Sommerferien,
Paragraph-5-Festival, Filmfestival, Festival der Langeweilen.
Festival von Cannes, Festival von Venedig, Festival von Pisa,
Festspielzeit.
O du brütende Hitze ab Mitte Juni.
O du nie verrinnende Zeit.
O ihr Uhren und Menschen mit verbrauchten Batterien:
Bringt sie zur Sammelstelle und entsorgt sie umweltgerecht!

Ode [Gedicht] - Elendil
 
Gedichte

Erlkönigs Tochter

Herr Oluf reitet spät und weit,
Zu bieten auf seine Hochzeitsleut;

Da tanzen die Elfen auf grünem Land,
Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand.

»Willkommen, Herr Oluf! Was eilst von hier?
Tritt her in den Reihen und tanz mit mir.«

»Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeittag.«

»Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,
Zwei güldne Sporne schenk ich dir.

Ein Hemd von Seide so weiß und fein,
Meine Mutter bleicht's mit Mondenschein.«

»Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.«

»Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,
Einen Haufen Goldes schenk ich dir.«

»Einen Haufen Goldes nähm ich wohl;
Doch tanzen ich nicht darf noch soll.«

»Und willt, Herr Oluf, nicht tanzen mit mir,
Soll Seuch und Krankheit folgen dir.«

Sie tät einen Schalg ihm auf sein Herz,
Noch nimmer fühlt er solchen Schmerz.

Sie hob ihn bleichend auf sein Pferd.
»Reit heim nun zu deine'm Fräulein wert.«

Und als er kam vor Hauses Tür,
Seine Mutter zitternd stand dafür.

»Hör an, mein Sohn, sag an mir gleich,
Wie ist dein' Farbe blaß und bleich?«

»Und sollt sie nicht sein blaß und bleich,
Ich traf in Erlenkönigs Reich.«

»Hör an, mein Sohn, so lieb und traut,
Was soll ich nun sagen deiner Braut?«

»Sagt ihr, ich sei im Wald zur Stund,
Zu proben da mein Pferd und Hund.«

Frühmorgen und als es Tag kaum war,
Da kam die Braut mit der Hochzeitschar.

»Sie schenkten Met, sie schenkten Wein;
Wo ist Herr Oluf, der Bräutigam mein?«

»Herr Oluf, er ritt in Wald zur Stund,
Er probt allda sein Pferd und Hund.«

Die Braut hob auf den Scharlach rot,
Da lag Herr Oluf, und er war tot.

(Johann Gottfried Herder)
 
Gedichte

Um Mitternacht

Gelassen stieg die Nacht an Land,
lehnt träumend an der Berge Wand;
ihr Auge sieht die goldne Waage nun
der Zeit in gleichen Schalen stille ruhen.
Und kecker rauschen die Quellen hervor,
sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
vom Tage,
vom heute gewesenen Tage.

E. Mörike
 
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Immer enger, leise, leise
Ziehen sich die Lebenskreise,
Schwindet hin, was prahlt und prunkt,
Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben,
Und ist nichts in Sicht geblieben
Als der letzte dunkle Punkt.

Theodor Fontane
 
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Das Glück, das glatt und schlüpfrig rollt,
tauscht in Sekunden seine Pfade,
ist heute mir, dir morgen hold
und treibt die Narren rund im Rade.
Lass` fliehn, was sich nicht halten lässt,
den leichten Schmetterling lass` schweben,
und halte nur dich selber fest;
du hältst das Schicksal und das Leben.

E. M. Arndt
 
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