Sind "psychische Krankheiten" objektivierbar? Thomas Insel NIMH

Sind "psychische Krankheiten" objektivierbar? Thomas Insel NIMH

Offtopic und womöglich saudumm gefragt: ;)

_Bumblebee und castor, seid ihr vielleicht schon mal auf den Gedanken gekommen, dass CFS & Co auch so eine Fake-Diagnose sein könnte, genau wie viele psychiatrische Diagnosen? Die Zellkraftwerke sollen also kaputt sein? Ihr seid beide zumindest geistig topfit und könnt euch sehr gut ausdrücken, das Gehirn scheint also nicht betroffen zu sein. Für einen andauernden Erschöpfungszustand kann es doch noch 1000 andere Gründe geben, Stoffwechselstörungen, Parasiten usw.

Vor 15 Jahren habe ich mir einen Internetanschluss ans Bett gelegt und es dann für halbes Jahr nur noch zum Rauchen, Pipimachen und Essen verlassen. Da war ich noch naiv und hatte keine Ahnung von Gesundheit. Danach konnte ich nicht mehr gerade stehen und war körperlich um Jahrzehnte vorgealtert. Allein eine solche Phase der Bettlägrigkeit kann also so etwas wie CFS auslösen ...
 
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MaxJoy, ich bin geheilt. Und sowohl mein Ordner an Laborbefunden als auch mein früherer Zustand sprechen ganz sicher nicht für eine "Fake-Diagnose".
 
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Zunächst ist festzuhalten, dass es offenbar nicht ganz so sicher ist, dass Serotoninmangel die Ursache von Depression ist. Hat ja exMarkus auch gesagt.

Hierzu ein Paper (2013):
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3638389/
The serotonin (5-HT, 5-hydroxytryptamine) system has been implicated in the pathogenesis of major depressive disorder (MDD).
...
Catecholamines, norepinephrine (NE) and dopamine (DA) can also play a pivotal role in the mechanism of action of certain antidepressant strategies. The enhancement of 5-HT transmission by selective serotonin reuptake inhibitors, which leads to a dampening of the activity of NE and DA neurons, may account in part for the low remission rate achieved with these medications...
...
There are numerous causal hypotheses for MDD, and they are not necessarily exclusive.
...
One possibility is that there may not be any anomaly in the 5-HT system in MDD, while a therapeutic approach may still work by enhancing 5-HT transmission above normal. ...
Another possibility is that a deficient 5-HT system may indeed contribute to the manifestation of MDD,...
...
The latter hypothesis for a causal role of 5-HT in MDD has often been dismissed over the years, because of a lack of consistency of observations on a decrease of 5-HT concentrations in post-mortem brain samples, and the fact that acute tryptophan depletion does not produce depression in healthy controls, tryptophan being the essential amino acid precursor of 5-HT.
...
Although there is no single anomaly in the 5-HT system that is common to the majority of patients with MDD,...
(Das Paper scheint ein Übersichtsartikel zu sein, das vorhandene Literatur zum Thema sichtet.)
 
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Hi Oregano,

Ich hab jetzt das Paper mal genauer angeschaut.

Nun zum Paper, um dem es bei dem Artikel geht: Platelet Serotonin Transporter Function Predicts Default-Mode Network Activity

Etwas sehr unüblich ist, dass eine Bank (Austrian National Bank) zu den Geldgebern gehört.

48 Teilnehmer, davon 31 weiblich; Alter zwischen 21 und 30. Das ist eine schlechte Verteilung (relevant für die Statistik). Ich würde jetzt schon sagen, dass aufgrund dessen weitere Untersuchungen nötig wären (egal, was rauskommt; kann ne gute Richtung geben).

The clinical efficacy of selective 5-HT reuptake inhibitors (SSRIs), the first-line treatment of MDD, constitutes the leading argument for the crucial role of 5-HT neurotransmission in depression
Hm, so einheitlich sind die Ergenisse dazu nicht...

Ich schätze Vmax ist die Geschwindigkeit der Aufnahme von Serotonin entweder der Serotonin-Transport-Proteine oder -Rezeptoren. Das kriege ich nicht raus.

Es wird weiterhin die Annahme gemacht:

Hence, there is no technique available today that is capable to measure neuronal Vmax in vivo in humans. Alternatively, well-established and easily assessable peripheral models of neuronal Vmax such as platelet Vmax can be utilized in humans
Ich habe nicht überprüft, ob diese Annahme stimmt. Das ist aber zentral. Die Autoren untersuchen nämlich, ob Vmax von Blutplättchen (die enthalten wohl auch Serotonin) mit Hirnarealen verknüpft ist, insb. dem "default mode network" (. Ich halte diese Annahmen für wichtig im Zusammenhang zu Aussagen über Korrelationen. Hier ein anschauliches Beispiel dazu:
Korrelation und Kausalität | Crashkurs Statistik
Kurz: Mir fehlen die Kenntnisse, um sagen zu können, ob und inwiefern Hirnareale und plättchen-Vmax beeinflusst werden. Es ist mein Gefühl, dass da einige Einflüsse sind.

Ein Korrelationskoeff. um -+ 0.5 erscheint mir nicht sooo stark.

Notably, there was no impact of platelet Vmax on these functional connectivity measures. Additionally, we tested for the potential impact of platelet Vmax on pairwise intrinsic connectivity of the DMN, which was not supported by our data (Figure S7). Summarizing, our results highlight that increases in platelet Vmax predict global DMN suppression in healthy humans.
Woraus sie das letzte folgern, verstehe ich nicht.

Auch ihre Folgerungen gehen vielleicht etwas weit. Ist aber nur ein Gefühl. Es ist mitunter schwierig, eine Korrelation korrekt zu interpretieren. Kausalität ist damit nicht geklärt. Da drückennsie sich auch vorsichtig aus:

Our finding of a negative correlation between platelet Vmax and DMN activity provides further evidence for a possible impact of 5-HT transport processes in the regulation of the DMN.

Hence, we are tempted to speculate that 5-HT reuptake is not affecting intrinsic DMN connectivity in vivo under physiologic conditions.

Some precautions should be considered within the context of this study. Firstly, we assessed platelet Vmax, which was used as surrogate marker of synaptosomal Vmax in this study

However, replication studies are needed before final conclusions with respect to the reported association between platelet Vmax and DMN activation can be drawn.

Another interesting question is why the subgenual cingulate cortex (sACC), which shows the highest cortical 5-HTT binding in post mortem studies and in own PET data, has not been found to be the main peak of correlation with platelet Vmax within this study given its repeated implication in depression neurobiology and therapy.

Sie können also nicht bestätigen, dass ein Hirnbereich sACC, der bei Depression betroffen sein soll, bei ihnen auffällig war. Sie merken auch an, dass dieser Bereich recht anfällig für Messfehler ist. Sie sagen selber, dass weitereUntersuchungen notwendig sind.

Es fällt mir schwer, hieraus die Aussagen im genannten Artikel zu folgern.
 
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Hi MaxJoy,

wie gut bist du über die wissenschaftliche Literatur zu ME informiert? Ich meine echte Wissenschaft, nicht Psycho-Paper.

seid ihr vielleicht schon mal auf den Gedanken gekommen, dass CFS & Co auch so eine Fake-Diagnose sein könnte, genau wie viele psychiatrische Diagnosen?

ME ist eine G-Diagnose. Also nicht psychiatrisch (F).

Abgesehen davon habe ich mein Erleben und meine Erlebnisse. So wie viele andere Mio. Menschen auch.

Neben der extensiven wiss. Literatur zu ME weiß ich, dass die Immunologie der Charité keine Fake-Science macht.

Die Ursache von ME ist noch nicht geklärt. Man hat mitunter Pathologien im Metabolismus, auch im ATP-Stoffwechsel gefunden.

Vor 15 Jahren habe ich mir einen Internetanschluss ans Bett gelegt und es dann für halbes Jahr nur noch zum Rauchen, Pipimachen und Essen verlassen. Da war ich noch naiv und hatte keine Ahnung von Gesundheit. Danach konnte ich nicht mehr gerade stehen und war körperlich um Jahrzehnte vorgealtert. Allein eine solche Phase der Bettlägrigkeit kann also so etwas wie CFS auslösen ...

Leider voll daneben.
Du kannst aber auch mal jemanden mit schwerem MS fragen, ob er sich dessen bewusst ist, was Muskelatrophie so anstellt...

Warum man als Gesunder sich nicht bewegt, verstehe ich nicht.

Ihr seid beide zumindest geistig topfit und könnt euch sehr gut ausdrücken, das Gehirn scheint also nicht betroffen zu sein.

Das Gehirn ist bei ME betroffen.

Ich erhalte seit einem halben Jahr Immunglobuline. Letztes Jahr war mein Zustand sehr schlecht; besonders auch das Gehirn. (Maßgeblich schlechter nach psychiatrischer Herangehensweise.)

Schau doch mal "Unrest" an. Gibt's z.b. über iTunes und soll wohl im Dez. als DVD erhältlich sein.
 
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(Damit meine ich ganz offensichtlich nicht dich, denn zumindest hier erfährt niemand durch dich Leid).

Hallo Bumblebee!
Zuhause auch nicht.;) Im Gegenteil. Zuhause profitieren meine Opfer eher davon. Ich bezeichne mich nur als "Anhänger" (wenn man das so nennen will, es trifft es nicht ganz) der Richtung Psycho-Neuro-Endokrinologie/Immunologie. Aus eigenen Erfahrungen, weil ich manches an mir überprüfen konnte, weil mir deren Ansatz Sinn macht.


Dafür, dass es Betonköpfe in verschiedenen Richtungen gibt, die das zum Selbstzweck - oder was immer - missbrauchen, kann ich nichts.
Lehne das aber ab.

Ist der Arzt zu blöd, wird der Patient irgendwann "schwierig". (Wer mal in geschlossenen Arztforen stöbern konnte, bekommt wegen der dort nicht selten fallenden Menschenverachtung das kalte K****.)
Das glaube ich unbesehen.

Liebe Grüße von Felis
 
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Super! :) Und wie hast du deine Mitochondrien wieder in Gang gebracht?
Es ging bei der Therapie nicht gezielt darum, die Mitos zu stärken. Das geschah quasi nebenbei durch
- Senkung diverser Erregerlasten (regelmässig Immunglobulin* G i.m., Interferone*, Virostatika, Antibiosen, regelmässige Ozon-Sauerstofftherapie)
- intravenöse Therapie mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen
- orale Therapie mit Ubiquinol, Carnitin, Taurin, R-Liponsäure etc.
- Immunmodulation (Somatropin, Interferone*, Immunglobulin* G i.m.)
(* doppelte Wirkung)
- dazu noch diverse weitere off-Label-Anwendungen, die ich öffentlich nicht nenne.
 
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Warum man als Gesunder sich nicht bewegt, verstehe ich nicht.

Ich bin Programmierer, da denkt man in Kategorien wie Effizienz, Zeit- und Energieersparnis etc. Ich fand's damals cool, mein ganzes Leben auf die Arbeit zu konzentrieren und jede überflüssige Bewegung sozusagen wegzukürzen.

Zwei von meinen Chefs, die ähnlich drauf waren, sind mit Mitte 40 plötzlich gestorben, der eine an Krebs und der andere am Herzkasper. So ungewöhnlich war ich also gar nicht ...

Aber ich wollte dir bestimmt nicht unterstellen, dass du ähnlich blöd bist wie ich damals war. :D
 
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Hallo Bumblebee!

Hier ein Zitat aus dem Artikel, den castor genannt hat - fand ich sehr interessant.
https://m.aerzteblatt.de/print/32976.htm
Zu dem hier:
Inzwischen hat die Psychotrauma-Therapie den...Anspruch, möglichst alle Krisen durch Traumatisierung (früheres Gewalterlebnis, Missbrauch, Misshandlung) zu erklären und zu therapieren....Nach dem Erfurter Amoklauf blieb einer Schülerin die Äußerung vorbehalten, das Schrecklichste seien eigentlich die Psychologen gewesen, die das Alleinsein ... zu verhindern versucht hätten.

Das war eine Zeit lang so. Das ist wieder rückläufig, soweit ich weiss. Inzwischen weiß man, dass es sinnvoller sein kann, wenn betroffene Menschen erst einmal den Rückzug und das Schweigen wählen.
Sprich: man sie in gesicherter Umgebung (Freunde, Familie oder falls gewünscht auch ganz alleine) in Ruhe lässt.
Über belastende Erlebnisse reden sollen, in "Gemeinschaft" sein sollen fräst das traumatische Erleben u.U. sehr viel tiefer ein.
Schweigen und Rückzug kann Sinn machen.
(Bumblebee hast du denn die ganzen Zitate aus dem Text abgeschrieben oder konntest du sie kopieren? Bei mir geht das nicht :confused:)

Hallo Felis,

hab in den Thread hier geschaut:

Tiga spricht von einer "Utopie" im nachfolgenden Post, der Utopie "für alle eine anständige, adäquate Behandlung".

Und wieder grrr... :mad:

Tiga sagte aber noch etwas anderes, das auch wichtig ist, nämlich das da:
https://www.symptome.ch/threads/psychotherapie-nicht-besser-als-die-pharmabranche.97478/#post-744493

Dennoch ist es mir ein Anliegen, dass diejenigen, die aus eigenem Antrieb heraus psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, oder nehmen wollen dazu stehen können, ohne sich dafür schämen zu müssen.
So wie ich zum Beispiel .

Denn, durch diese diversen erbärmlichen Diskussionen, wie z.B. die Veröffentlichungen von Simon Wessely (..CFSler sind schlimmer als die Taliban..CFSler sind einfach nur faul...) entsteht die Gefahr, dass diejeneigen, die möglicherweise mit Hilfe einer psychotherapeutischen Behandlung einen besseren Weg finden können, mit all den Folgen der Erkrankung umzugehen, sich nicht trauen, diese Möglichkeit zu nutzen, aus lauter Angst, dadurch eine psychogene Beteiligung in der Krankheitsentstehung von CFIDS/ME einzuräumen.
Wobei dies 2 völlig unterschiedliche paar Schuhe sind.
Das erscheint mir auch wichtig. Dass betroffene Menschen deswegen nicht noch mehr unter Druck geraten, manchmal sogar aus den "eigenen Reihen", wenn sie erwähnen, dass sie psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.
Allerdings weiß ich nicht, was tiga dazu heute sagen würde.
Das Gehirn ist bei ME betroffen.

Ich erhalte seit einem halben Jahr Immunglobuline. Letztes Jahr war mein Zustand sehr schlecht; besonders auch das Gehirn. (Maßgeblich schlechter nach psychiatrischer Herangehensweise.)
Darf ich fragen, wie diese Herangehensweise ausgeschaut hat?
Medikamente?

Liebe Grüße von Felis
 
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Das darfst du auch. Ich sehe es anders: Ein Trauma wird durch eine direkte Erfahrung ausgelöst, nicht über Vererbung. Wenn der Vater aus dem Krieg zurückkehrt, Alkoholiker wird und den Sohn regelmäßig schlägt, hat der sein Trauma wegen der schlechten Behandlung weg. Fällt der Vater dagegen im Krieg, löst das vom Hörensagen kein Trauma aus. Sieht der Sohn den Vater aber sterben, dann schon.

Guten Morgen!

Warum kann man denn nicht beide/mehrere Möglichkeiten einfach mal in Betracht ziehen und mit offenem Geist einfach erst mal sehen, was sich noch ergibt.
Ich frage mich das mehr und mehr in allen Bereichen.
Warum immer das entweder/oder.
Warum muss man immer schnell fest gelegt sein und das andere gleich ausschließen. Was nimmt man sich denn weg :D
Hier der Link zu einer Studie, die Nachfahren von Holocaust-Überlebenden betrifft.
Holocaust-Überlebende vererben Trauma | Newsletter Epigenetik

Dass traumatische Erlebnisse der Mutter während der Schwangerschaft nicht nur die eigene Stressregulation sondern auch die der Föten zeitlebens verändern können, ist schon länger bekannt. Zudem wurde mehrfach gezeigt, dass dafür epigenetische Veränderungen verantwortlich sind, die die Aktivierbarkeit solcher Gene steuern, die eine wichtige Aufgabe in der so genannten Stress-Achse übernehmen (siehe z. B. Newsletter Epigenetik 4/2011: Stress und seine epigenetischen Folgen). Eine vergleichbare Wirkung haben Traumatisierungen in der Zeit nach der Geburt. Was nun aber Rachel Yehuda vom Mount Sinai Hospital in New York und Elisabeth Binder, Direktorin am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München mit ihren Teams entdeckten, ist neu: Offenbar verändern auch Traumatisierungen aus der Zeit vor der Schwangerschaft die Epigenome später gezeugter Kinder. Die nächste Generation erbt eine veränderte Stressregulation. Dieser Befund könnte erklären, warum Kinder von Holocaust-Überlebenden häufiger an Stresskrankheiten leiden als andere Menschen.

Direktlink -> https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26410355

Hier ein Verriss, bzw die Kritik an der Studie (wobei ich sagen muss, dass diese zynischen Bemerkungen am Schluss vollkommen überflüssig sind, meiner Meinung nach, was soll das? Hat "man" das nötig? Ich kann diese (arrogante) Art sich zu hacken nicht ausstehen. :-(
Aber ich glaube, das ist eine eigenständige Krankheit aller Akademikerbereiche......



Laborjournal online: Vererben Holocaust-Überlebende ihr Trauma?

Die traumatischen Erfahrungen von Holocaust-Überlebenden hätten sich auf deren Nachkommen vererbt, in Form bestimmter Muster der DNA-Methylierung. Das berichteten neulich verschiedene Medien, allen voran der britische Guardian. Gezeigt worden sei die angebliche Vererbung epigenetischer Markierungen in einer Studie, die kürzlich im Journal Biological Psychiatry erschienen ist (doi: 10.1016/j.biopsych.2015.08.005). Auch das Max-Planck-Institut (MPI) für Psychiatrie in München war an der Studie beteiligt, neben Forschern um Rachel Yehuda von der Icahn School of Medicine in Mount Sinai, New York. Letztautorin des Papers ist Elisabeth Binder, MPI-Direktorin in München und Professorin an der US-amerikanischen Emory University School of Medicine in Atlanta.

Hätten diese wacklige Publikation und ihre Leitautorin Yehuda so viel Aufmerksamkeit bekommen, wenn es nicht um den Holocaust gehen würde? Kann es sein, dass der Wunsch der Autoren nach öffentlicher Wahrnehmung ihrer Arbeit nach hinten losgegangen ist, da wir nun alle die Kollegen-Kritik lesen können?

Und hier ein etwas ausgewogenere Betrachtung zum Thema:
https://www.berliner-zeitung.de/wis...n-psychisches-trauma-vererbt-werden--26229832

Bislang sind sich Forscher scheinbar nur einig, dass es da etwa gibt – und nichts spurlos an Menschen und ihren Familien vorbeigeht. „Jede Hungersnot, jeder Krieg, jede Verfolgung oder Massenmord“, sagt der israelische Psychologe Kellermann, „kann Narben hinterlassen, auch bei den nachfolgenden Generationen.“ – Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/26229832 ©2017

Wenn das alles hier nun in Bumblebees Thread stört, kann man die Traumadiskussionen von mir aus gerne verschieben. Weiß nicht, wie Bumblebee das empfindet? Weiß auch nicht, welche posts genau dann.

Mir fällt allerdings im Moment kein Titel für einen Thread ein.

Liebe Grüße von Felis
 
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Das kann durchaus sein, nur wird kein Trauma vererbt, sondern ein Gen-Schalter umgelegt, der ein bestimmtes Verhaltensprogramm einschaltet. Dieses Programm war schon immer im Genom vorhanden, z. B. ängstlich-vermeidendes Verhalten, das dann den Grundcharakter prägt. Von dicken Eltern ist auch bekannt, dass sie dicke Kinder produzieren, da wird dann ein bestimmtes Stoffwechselprogramm eingeschaltet. Ich bin auch überzeugt, dass man solche Programme wieder austauschen kann, nur eher nicht durch Traumatherapiesitzungen.
 
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Hallo MaxJoy,

nur wird kein Trauma vererbt, sondern ein Gen-Schalter umgelegt, der ein bestimmtes Verhaltensprogramm einschaltet.
Ich dachte, die Vererbung läuft über die Gene, die eingeschaltet bzw. ausgeschaltet werden können, wenn das gelingt?

Grüsse,
Oregano
 
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Warum muss man immer schnell fest gelegt sein und das andere gleich ausschließen. Was nimmt man sich denn weg ...

Ich sehe das auch so, es kann viele Gründe für psychische Krankheiten geben, schließt man vieles vor vornherein aus, verhindert man oft Heilung, was natürlich von der Psyche theoretisch auch so gewollt sein kann... Teil des Karmas sozusagen.
Was ich noch vergessen habe: Was ist mit Fluorid? Soll ja auch auf die Psyche des Menschen wirken und eventuell krank machen:

https://www.zentrum-der-gesundheit.de/fluoridierung-ia.html
 
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Ich dachte, die Vererbung läuft über die Gene, die eingeschaltet bzw. ausgeschaltet werden können, wenn das gelingt?

So meine ich das auch. Man bekommt immer alle Programme vererbt, z. B. von überängstlich bis größenwahnsinnig. Ich vermute aber, dass zusätzlich auch der aktuelle "Schaltzustand" der Eltern mitgegeben wird.

Das Selbstbewustsein eines ängstlichen Menschen könnte man z. B. mit Krafttraining wieder aufbauen. Der stetige Fortschritt mit seinen Erfolgserlebnissen führt auch zu psychischen Verbesserungen. Wenn ich ihm dagegen ein geerbtes Trauma einrede, zementiere ich nur den Status Quo.
 
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Hallo MaxJoy,

Wenn ich ihm dagegen ein geerbtes Trauma einrede, zementiere ich nur den Status Quo.
In diesem Satz stehen einige Aussagen nebeneinander, die nicht unbedingt zusammen gehören - finde ich:

- ein geerbtes Trauma: wenn Traumata auch genetische Informationen prägen können, dann sind das "vererbte" Traumata. Das sind dann erst einmal verankerte und weiter gegebene genetische Informationen.

- ein geerbtes Trauma einreden: das ist dann ein menschlicher Fehler durch einen inkompetenten Therapeuten, der nicht lösungsorientiert arbeitet sondern vergangenheitsfixiert, wobei diese Vergangenheit ja sowieso fraglich ist. Solche Therapeuten sollte es eigentlich gar nicht geben, gibt es aber leider doch. Wenn man merkt, wohin da der Hase bzw. die Therapie läuft, sollte man schnell Leine ziehen.

- "zementiere ich den Status quo": Welchen Status quo meinst Du hier?
Wenn ein Patient glaubt, daß bestimmte Ereignisse in der Vergangenheit passiert sein können, ist das kein Status quo sondern ein Glauben.
... Der Ausdruck Status quo (der) meint heute den „gegenwärtigen Zustand“.

Vom Status quo spricht man also im Allgemeinen dann, wenn man den aktuellen Stand der Dinge meint. Insbesondere sind damit auch die aktuellen rechtlichen oder wirtschaftlichen Gegebenheiten gemeint.

Oft impliziert der Begriff, dass der aktuelle Zustand problembehaftet ist, es aber auch keine einfache Lösung gibt....
https://neueswort.de/status-quo/

Hat es in der Vergangenheit aber traumatische Erlebnisse gegeben, sind die in der Vergangenheit passiert und sind dort Tatsache. Dann geht es darum, diese Traumata aufzulösen und sich von ihnen zu befreien, soweit das möglich ist.

Das ist zwar auch eine Annahme, aber ich bin davon überzeugt, daß es so ist:
Wenn dann so ein Trauma (nehmen wir den letzten Weltkrieg und die da direkt Beteiligten) bearbeitet ist und nicht mehr unterschwellig wirkt, kann es seine Wirkung auch nicht mehr auf die nachfolgenden Generationen haben sondern ist - hoffentlich - verschwunden.

Grüsse,
Oregano
 
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Hallo Felis!

Das war eine Zeit lang so. Das ist wieder rückläufig, soweit ich weiss. Inzwischen weiß man, dass es sinnvoller sein kann, wenn betroffene Menschen erst einmal den Rückzug und das Schweigen wählen.

Was mich traurig macht: Irgendwer meint, irgendwas sei gut, meistens hat's bei ihm selber geholfen oder es ist nur eine Idee - per se für alle. Statt also den Verstand und das Herz einzuschalten und darauf zu hören, was jemand braucht, und zu sehen, wird unterstellt, ein anderer (irgendein "Experte") wisse es besser. Letzten Endes werden so Kranke produziert; hat der Autor, meine ich, auch thematisiert.

Arroganz und fehlender Respekt spielen hier meiner Meinung nach eine ganz große Rolle.

(Ich konnte kopieren - abschreiben wäre zu anstrengend - aber das Teil ist immer von selbst auf ne andere Seite gehüpft. Nerv. :) )



Hatte ich nicht überlesen :)
Darum ging's mir auch nicht. Mir ging es um die (fehlende) Objektivierbarkeit von "psych. Erkrankungen" und dem Machtkomplex "Psychiatrie", der willkürlich handelt.

Psychotherapie haftet doch nur deshalb ein Beigeschmack an, weil "psychische Krankheiten" geheilt werden sollen. Es sind die "psychischen Krankheiten", die abstoßen.

In den USA gehört's zum "guten Ton", eine Therapie zu machen, das kennzeichnet einen als privilegiert. Muss man also nur mit einer anderen Bedeutung behaften...

Felis schrieb:
Darf ich fragen, wie diese Herangehensweise ausgeschaut hat? Medikamente?

Über Medikamente war ich glücklicherweise recht früh informiert. Die Ablehnung kam gar nicht gut an. Klinik hatte ich abglehnt, weil es für mich unvorstellbar war, einen 8h-Tag zu schaffen. Die Kliniken waren da nicht sehr kooperativ. Außerdem kann ich auch gleich arbeiten, wenn ich 8h in einer Klinik "abhängen" kann.

Da der Psychiater zumindest auf Psychotherapie bestand (und mir im Hintergrund eine "falsche Krankheitsüberzeugung" bescheinigte, was schließlich den MdK erreichte mit bekannten Folgen), versuchte ich wirklich alles, was mir möglich war. Ich habe da das ollste erlebt. Nachdem ich Spinner kenngelernt hatte und mir gesagt wurde, ich bräuchte keine Therapie, hörte ich auf, nach Psychotherapie zu suchen. Der Psychiater fand es wenig erfreulich, dass ich wegen "Unlust" aufgab.

Hinzu kam, dass jede Ruhe, die ich mir gönnen wollte, weil der Körper immer weiter schlechter wurde, als "krankheitsverstärkendes Verhalten" ausgelegt wurde. Es war vollkommen egal, dass es mir immer schlechter ging. Ich machte also meinen Leistungssport so gut wie möglich weiter und hielt mein Aktivitätsniveau. Mir ging es immer schlechter. Besonders auch die kognitiven Probleme wurden heftig.

Ich machte damals eine Patientenverfügung, weil ich eine Zwangseinweisung befürchtete.

Irgendwann klopfte dann die KK an der Tür...
 
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Nicht das Trauma wird vererbt, sondern das aktuelle Verhaltensprogramm wahrscheinlich der Mutter. Da müssen irgendwelche Botenstoffe (Hormone?) im Spiel sein, die dann auch der Fötus abbekommt.

Mit Zementierung des Status Quo meine ich, dass sich nichts ändert am Zustand des Patienten.
 
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Nicht das Trauma wird vererbt, sondern das aktuelle Verhaltensprogramm wahrscheinlich der Mutter.
Das bleibt für mich eine offene Frage. Und letztlich ist es auch egal, solange überhaupt traumatische Erfahrungen eines Verwandten überhaupt genetisch weiter gegeben werden.

Hier denke ich an neuere Formen der systemischen Aufstellung oder auch einer Aufstellung auf dem Papier, bei dem danach gefragt wird, was den aufgestellten Personen Gutes getan werden kann (mental), damit sie ihren Stress aufgeben können.
Aber das führt hier endgültig ins Off-topic...

Grüsse,
Oregano
 
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