Rund um die Anthroposophie

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Hört man heute den Begriff der Anthroposophie, denkt man automatisch an Rudolf Steiner, ihren Begründer.

Rudolf Steiner kam aber aus einem zeitgeschichtlichen bzw zeitphilosophischen Umfeld der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, in der sich auch andere Leute mit ähnlichen Gedanken befassten.
Wer war diese erstaunliche Frau? H. P. Blavatsky wurde am 12. August 1831 in Jekaterinoslaw (heute Dnjepropetrowsk) in Südrußland geboren. Väterlicherseits stammte sie von der deutschen Adelsfamilie von Hahn ab, mütterlicherseits war sie die Enkelin der russischen Prinzessin Helena Dolgoruki. Bereits in der Kindheit zeigte sie einen ausgeprägten, willensstarken Charakter, der sich vielfach nicht in die begrenzende Etikette der russischen Hocharistokratie zwängen ließ. Im Alter von siebzehn Jahren verließ sie Rußland und begab sich auf abenteuerliche und strapaziöse Reisen, die ihr Leben jahrzehntelang bestimmen sollten und sie in fast alle Teile der Welt führten. Sie bereiste wiederholt Afrika, Europa, Amerika und Asien, und sie brachte sogar das Kunststück fertig, über Indien nach Tibet zu gelangen, das zu der damaligen Zeit für Ausländer verschlossen war.
1873 erwarb H. P. Blavatsky die amerikanische Staatsbürgerschaft und ließ sich in New York nieder. Hier lernte sie ihren wichtigsten Mitarbeiter kennen, den irischen Rechtsanwalt William Quan Judge, mit dem sie eine tiefe Seelenverwandtschaft verband. Gemeinsam mit Judge (1851–1896) und Colonel Henry Steel Olcott (1832–1907) gründete sie am 17. November 1875 in New York die Theosophische Gesellschaft.
.........
1879 übergab H. P. Blavatsky die Geschäftsführung sowie die Leitung der inneren Abteilung (ES) der Theosophischen Gesellschaft an Judge und reiste mit Olcott nach Indien. Hier gründete sie 1881 in Bombay den indischen Zweig der Theosophischen Gesellschaft. Sie bereiste ganz Indien und hielt Vorträge, die überall auf begeisterte Zustimmung trafen.
1884 und endgültig 1885 kehrte H. P. Blavatsky nach Europa zurück, um sich in Würzburg, Ostende und schließlich in London mit voller Kraft ihrem zweiten Hauptwerk zu widmen. 1888 veröffentlichte sie Die Geheimlehre, in der sie anhand einer schlicht unübersehbaren Fülle fundamentalen Wissens aus nahezu allen Kulturkreisen ein Licht auf die tieferen Lebenszusammenhänge wirft, um sie in ihrer Kausalität zu veranschaulichen. Bis heute bietet Die Geheimlehre mit ihren vielen Hinweisen und Anregungen ein noch wenig erforschtes Feld, das auch in der modernen Wissenschaft zunehmend Berücksichtigung findet.
Helena Petrowna Blavatsky - Die Autorin
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[FONT=MS Sans Serif,Arial]Neben verschiedenen Okkultzeitschriften hat vor allem die Deutschrussin Helena P. Blavatzky mit ihrer Theosophie die moderne Esoterik geprägt. In ihrem Buch 'Die Geheimlehre' beschreibt sie die wichtigsten Elemente der modernen Esoterik. Bei aller internen Zerstrittenheit der verschiedenen Strömungen beziehen sich jedoch alle EsoterikerInnen auf diese Glaubenssätze. Es sind dies: Die Idee von Karma und Wiedergeburt, die so genannte 'Wurzelrassenlehre' und die Vorstellung eines herannahenden 'Neuen Zeitalters'. [/FONT]
[FONT=MS Sans Serif,Arial]In der Esoterik vermengt sich hinduistische Kastenordnung mit sozialdarwinistischen Evolutionismus. Jede Handlung wirkt in die Zukunft. Leid im Leben ist Ausdruck eines schlechten Karmas und Konsequenz von Schuld in einem früheren Leben. Diese Auffassung führt zur politischen Apathie, die sich bis zum blanken Zynismus steigern kann. "Man darf sich nicht engagieren, um das Karma nicht zu stören." Auf die Spitze treibt es die Anthroposophin Alice Ann Bailey, die 1949 die Ermordung von sechs Millionen Juden im Nationalsozialismus als 'Feuer der Reinigung' rechtfertigte. Sie hätten da ihr schlechtes Karma, den Gottesmord, 'aufgearbeitet'. ([/FONT]
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[FONT=MS Sans Serif,Arial] Quellennachweis: Tageszeitung 'Berner Tagwacht' und Wochenzeitung 'Zürcher Studentin', jeweils ungeprüft, Auszüge stellenweise sinngemäß wiedergegeben).[/FONT]
Die Lehre der Esoterik
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Blavatsky/ Steiner-Dokumente (Abschriften)
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Alles begann damit, dass sich Henri Oedenkoven, der Sohn eines wohlhabenden Antwerpener Großindustriellen , und Ida Hofmann, eine Pianistin und Musiklehrerin, in einer österreichischen Naturheilanstalt kennen und lieben lernten. Beide waren nicht nur gleichzeitig angewidert von der Verlogenheit in ihren Gesellschaftskreisen, beide verstanden sich auch sonst sehr gut. So beschlossen sie, eine Kolonie Gleichgesinnter zu gründen, in der neue Formen des Zusammenlebens, als Grundstein einer neuen Gesellschaft gelebt werden sollten. Ihre Wahl fiel auf den Monte Monescia, den sie in Monte Verita umbenannten. (Ein Jahr zuvor bereits hatte es an gleicher Stelle Pläne zur Errichtung eines theosophischen Klosters gegeben.)

Der Name übrigens führt ein wenig in die Irre, sie wollten nicht die "Wahrheit" finden, ihr Anspruch war bescheidener, sie wollten "wahrhaftig" leben. "... dass wir keines wegs behaupten die 'wahrheit' gefunden zu haben, monopolisiren zu wolen, sondern dass wir entgegen dem oft lügnerischen gebaren der geschäftswelt, u. dem her konvenzioneler forurteile der geselschaft, danach streben, in wort u. tat 'war' zu sein, der lüge zur fernichtung, der warheit zum sige zu ferhelfen", so Ida Hofmann in ihrer eigenen reformierten Orthographie....

Idee einer Naturheilanstalt (Sanatorium) mit vegetarischem Essen, mit Rohkost und Reformkocher, durchsetzen. "Henris vorläufiges Unternehmen", so Ida Hoffmann in ihren Memoiren, "gipfelt in der Gründung einer Naturheilanstalt für solche Menschen, die in Befolgung einfacher und natürlicher Lebensweise entweder vorübergehend Erholung oder durch dauernden Aufenthalt Genesung finden und sich in Wort und Tat seinen Ideen, seinem Wirken anschließen wollen." Die anderen hatten sich die Gründung einer selbstversorgenden Siedlung zum Ziel gemacht und zogen nach dem Hinauswurf die Konsequenzen.
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Das was zwischen 1900 und 1920 hier passierte, ist durchaus vergleichbar mit der Hippie-Bewegung. Als Stichworte seien hier Abkehr von der materialistischen Welt, die Suche nach Liebe, einem anderen Gemeinschaftserlebnis und der Wahrheit/Spiritualiät genannt. Ähnlich der Monte Verita: auch hier eine Abkehr von etablierten Werten und Suche nach einem neuen Sinn. Das Ganze allerdings ohne Drogen sondern mit Vegetarismus, Lichtbad, Theosophie und Freikörperkultur. Zentrale Begriffe waren Licht und Leben, frei vom Staat und Kirche, selbstbestimmt - der "neue" Mensch war ein sich selbst entfaltender Mensch.
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Hierher kam Hermann Hesse 1907, um sich einer längeren Alkoholentziehungskur auszusetzen. Er lebte in einer kleinen Bretterbude, verbrachte sieben Tage ohne feste Nahrung und vergrub sich bis unter die Achseln in den Boden, um die Heilkraft der Erde zu erproben. Viele seiner Erzählungen handeln auf dem magischen Berg. Da war auch der Dichter und Revolutionär Erich Mühsam, der später in einem Konzentrationslager ermordet werden sollte....

1914 brauten sich über Europa die dunklen Wolken des Ersten Weltkrieges zusammen, die ihre Schatten auch auf den sonnigen Monte Verita warfen, das Interesse am Berg und am Vegitarismus erlahmte. 1917 begrub Oedenkoven die letzten Illusionen und erlaubte, dass im Sanatorium Fleisch gegessen werden durfte und die Reformkleidung nicht mehr obligatorisch war. Im Januar 1920 gab Oedenkoven auf, verließ zusammen mit seiner Frau Isabella den Monte Verita und ging nach Brasilien.

Im Laufe der Jahre wechselten die erfolglosen Besitzer, bis im Februar 1926 ein gewisser Baron von der Heydt das Schicksal des Berges in die Hand nahm. Die alten Dogmen fielen und der Berg erwachte zu einem neuen Leben, in dessen Rahmen der Monte Verita langsam zu einem geistigen Zentrum wurde, in dem sich die Vertreter des progressiven europäischen Geistesleben trafen.

Der Monte Verita fiel nach dem Tod von der Heydts 1964, testamentarisch an den Kanton Zürich....
Monte Verita - Heilige Berge
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www.yabyum.ch/archiv/yy000408.htm
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Uta
 
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Das Berggespräch (Gusto Gräser)

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Als ich vom grauen Dorf dort unten schied,
da fühlt ich gleich: Hali, heut gibt's ein Lied!
Und sieh, mein Fühlen, wie es sich erfüllt:
"Ein Sang voll Sonne liegt's vor mir enthüllt,
Du ruhereiches, wildes Tal im milden Morgensonnenstrahl!"
Und meine Lippen bleiben nimmer zu, das halleschallt, o Wonne, Du - Du - Du!

Von Fels zu Felsen zieht's mich, schaun und schaun,
wie magst Du doch, Natur, so Hehres baun!
Bin ich nicht Du? - Bist Du nicht ich? - Du rauhes Land, wie lieb ich Dich!
Berg:
Ja, zieh nicht weiter, bist ja mehr kein Knab,
und leg zur Ruhe Deinen Wanderstab.
In meinem duftgen, urgeweihten Schoß,
da weile lange, weilend wirst Du groß.
Komm, lass die Flachheit, weit und breit,
sei mit mir Berg voll Heiterkeit! -

So'n Berg, mein Bester, hat es gut, hör zu,
wie das da herzescherzt in meiner Ruh -
spott's Thorheit Du, spott's grüne Jugendlust:
Blühende Weisheit springt aus Unbewusst!
Das hat so rein, so gar nichts vor, komm,
sei kein Narr, sei mit mir Tor!

Komm, gleich dem Baume, der ins Blaue wallt - -
sein Trieb urjung, sein Stamm urahnenalt - - -
ein stiller Held - so ragt er in das Licht -
ein sturmgeboren, erdenfroh Gedicht.
Entsprossen uraltewgem Grund tut er des Lebens Tiefen kund.
Schau hin und her, die Brüder, voll belaubt -
wie würdig tragen sie ihr grünes Haupt;
der rauhen Äste trautes Blätterdach,
das spendet Kühle Dir, brennt heiß der Tag.
Komm her ins Freihe, grün auch Du -
komm in der rauhen Recken Ruh!

Ich:
Ha, könnt ich nur - - -
lock mich nit gar zu sehr,
sonst wird verderblich mein zu heiß Begehr! -
Glimmt dort im Dorfe noch die heilge Glut,
dann schür ich sie, dann Berg, mein Berg, ist's gut:
Dann werd ich Walter Deinem Tal, in ihn zög nimmer ein die Qual!
Die "Glut" im Dorfe hab ich wohl entbrannt -
drei Monde schaff ich wacker in dem Land -
was säumt nun müde meine Schafferhand?
- - - - - - -

Berg:
Bist Du's, Gesell? -
Du bist es, ja, fürwahr,
und dennoch bist Du's nicht, o sonderbar!
Bald sah ich Dich beherzt voll Jubelmut,
dann wieder schleichst Du wie ein Tunichtgut.
Bedauren? - Nein, das mag ein Kummerwicht,
betrübt's doch mehr uns nur das Innenlicht.
Doch hör mein Wort, ich sag's Dir aus dem Grund,
so glaub's, Gesell, verfrüht ist unser Bund - wie:
war umsonst? - O Du, umsonst ist bloß,
was nicht um Sonst geschieht, liebfreudelos!
Hast Du Dich nicht in meinen Grund versenkt?
Hab ich Dir nicht manch Schöpferglück geschenkt? -
Geh, manche Wonne, still und unbewusst,
trägst Du, ein Keim von mir, in Deiner Brust.
War nicht umsonst, wuchs doch manch trutzger Trieb -
doch jetzt genug, geh, such Dir bessre Lieb!
Du brauchst denn doch was andres für Dein Mühn als einen Berg,
und mag er noch so blühn!
Brauchst Menschliches zu heimlichem Gebleib -
ja, Mann, zum Wurzeln brauchst ein Webeweib!
Ich hört Dich rufen jüngst: Für wen? Für wen?!
Ja, Freundchen, geh, geh miteinandergehn!
Jawohl, nur Tausch, nur innigliches Teil, nur mitzuleben ist des Menschen Heil!

Fahr wohl, Gesell, und schaffst aus Zwei Du Drei,
heidie, komm wieder, bin da mit dabei!

Gusto Gräser - Berg-Lyrik - Prosa

Malve


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Else Lasker-Schüler (1869-1945)

NERVUS EROTIS

Dass uns nach all' der heissen Tagesglut
Nicht eine Nacht gehört...
Die Tuberosen färben sich mit meinem Blut,
Aus ihren Kelchen lodert's brandrot!

Sag' mir, ob auch in Nächten Deine Seele schreit,
Wenn sie aus bangem Schlummer auffährt,
Wie wilde Vögel schreien durch die Nachtzeit.

Die ganze Welt scheint rot,
Als ob des Lebens weite Seele blutet.
Mein Herz stöhnt wie das Leid der Hungersnot,
Aus roten Geisteraugen stiert der Tod!

Sag' mir, ob auch in Nächten Deine Seele klagt,
Vom starken Tuberosenduft umflutet,
Und an dem Nerv des bunten Traumes nagt.

www.deutsche-liebeslyrik.de/lasker28.htm
 
Das war - wenigstens von heute aus gesehen - eine unglaublich spannende Zeit, in der auch ein Monte Verita möglich wurde.

Als Gegenbewegung zu Modernisierung und Rationalisierung entwickelten sich die lebensreformerischen Ideen. Gegen universalistische Ansätze zur Lösung der sozialen Frage, die der Kapitalismus und der Kommunismus anbieten,stellten die Lebensreformer die persönliche Reform des Lebens als Ausweg aus der Krise vor. Die individuelle Umstellung des Lebensstils sollte die Probleme der neuen Gesellschaft lösen. Entsprechend der persönlichen, oderindividualistischen Reformperspektive ist die Lebensreform auch keine von Anfang an einheitliche Strömung. Unter Lebensreform lassen sich eine Reihe von durchaus voneinander unabhängigen Reformbewegungen des 19ten Jahrhunderts zusammenfassen. Einem allgemeinen Primat über die heilsame Rückkehr zur Natur entsprechen Reformbewegungen mit verschiedenen Schwerpunkten: Landerziehungs-, Boden-, Lebensphilosophie-Freikörperkultur, Siedlungs-, Hygiene-, Kunst und Kultur-, Reformpädagogikbewegung, mystische Glaubensgemeinschaften und die Vegetarier. Die Lebensreform kreiert mit dem Ideal und der Methode von der individuellen Selbstreform die Zielvorstellung eines „neuen Menschen“. Der Wandervogel operiert ebenfalls mit diesem neuen Menschenbild, wenn auch nicht so ideologisch ausgefeilt wie die Lebensreformer. Gegenbild für die Jugendbewegung ist die als unpersönlich und kalt wahrgenommene Gesellschaft des wilhelminischen Deutschlands. Die Beziehungen zwischen Jugendbewegung und Lebensreform waren osmotischer Natur. Der Wandervogel wirkte in vielen Sektoren lediglich als Verstärker, indem er bisher nur in ausgewählten, gebildeten Kreisen bekanntes, bürgerlich-subkulturelles Gedankengut und Verhalten in eine breitere Öffentlichkeit zog und praktizierte. Die Ideen der Lebensreform wurden von der Jugendbewegung aufgenommen, gerade Vorstellungen zu Bekleidung und ästhetische Vorlieben der Lebensreformer fanden Niederschlag bei den Wandervögeln. Eine weitgehende Vereinnahmung durch die Reformbewegungen fand aber nicht statt. Vegetarismus und die Bodenreform fanden zum Beispiel weniger Anklang bei den Wandervögeln, während Formen der Nackt- und Körperkultur, der Hygiene- und Gesundheitsreform und der Anspruch der Abstinenzler aufgenommen wurden und in unterschiedlich starker Ausprägung den Weg indie Satzungen, vor allem aber in die Lebensführung der einzelnen Wandervögel, fanden.(Detlef Schulz)38Schröder, Peter: Die Leitbegriffe der deutschen Jugendbewegung in der Weimarer Republik: Eine ideengeschichtliche Studie, Münster 1996, S. 43.39Mogge: Jugendbewegung, 1998, S 183.40Den Weg in die Satzungen fanden vor allem Forderungen nach Abstinenz von Alkohol und Tabak und die Einführung des Mädchenwanderns, entweder in der Zulassung gemischter Gruppen oder in der Begründung reiner Mädchengruppen.)

152.4. Frühe Geschichte und Organisation des Wandervogels.
1901 ist das Jahr, in dem der offizielle Gründungsakt des Vereins „Ausschuss für Schülerfahrten, „Der Wandervogel“ im Rathauskeller in Steglitz vollzogenwurde. Die ersten Schülerfahrten, bzw. -ausflüge sind allerdings schon auf das Jahr 1896 zurück zu verfolgen.

Zweitens kann die bürgerliche Jugendbewegung mit gutem Recht als ein „Mikrokosmos des Deutschland des zwanzigsten Jahrhunderts“ bezeichnet werden, weil sich in ihrer „Geschichte […] all die großen Probleme der Zeitwiderspiegeln“. der Wandervogel zunächst einmal ein unpolitischer Verein zur gemeinsamen Freizeitgestaltung war, fasste er seine aus den unterschiedlichsten politischen Richtungen kommenden Mitglieder nicht unter dem Dach eines expliziten politisches Programms, sondern eher unter dem Dach eines, naturgemäß ungleich diffuseren, Lebensgefühls zusammen. Das machteihn in seiner politischen Zusammensetzung enorm vielgestaltig, da diesesLebensgefühl völlig unterschiedlich definiert werden konnte. . Ohne Frage empfanden sie eine tiefe innere Unruhe über dieGesellschaft in der sie lebten. Die Gesellschaft des wilhelminischenDeutschlands, ihre Konventionen, ihre Künstlichkeit und ihr Materialismusbedrückte sie. Diese jungen Menschen empfanden einen Mangel an menschlicher Wärme und Ehrlichkeit. .....
Der Wandervogel war für seine Mitglieder mit Sicherheit auch ein Versuch den Zustand der Menschheit zu ändern, „in einer Zeit, als Philosophen und Soziologen von der >>Entfremdung des Menschen<<, der>>Atomisierung der Gesellschaft<<, der Lockerung der menschlichen Bindungenschrieben, in einer Zeit, da die Anonymität und Unpersönlichkeit des Lebens in der modernen Gesellschaft, die schwindende Vitalität des Einzelnen und eine wachsende soziale Gleichgültigkeit bereits Gegenstand zeitgenössischer Sozialkritik waren“. Das konkrete Sozialmodell, das den Wandervögeln vorschwebte, findet sicheher implizit in ihrer Zivilisationskritik und in ihren Abgrenzungen von den kritisierten kulturellen Ausprägungen. Im Wandervogel drückte sich zum einen sehr stark eine Ablehnung der individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen der Industrialisierung, wie der Verstädterung, der zunehmenden Anonymisierung und Vermassung aus. Zum anderen nahmen die Wandervögelein Abhandenkommen von Natürlichkeit zugunsten von „kalter“ Rationalität,eine Entfremdung von natürlichen Zusammenhängen scharf wahr. Mit ihrer zivilisationsfernen Einfachheit und romantischen Gefühligkeit, ihrer Ritteridealität und ihrem pathetischen Naturverständnis traten sie dann den als negativ erkannten Entwicklungen mit voller Kraft entgegen. Sie formulierten ihren unausgesprochenen Protest, indem sie gemeinschaftsbildende Kräfte, Unmittelbarkeit, Einfachheit, Einbindung in Volkstum und Volkstümlichkeit, Rückkehr zu der als heil angesehenen ländlichen Idylle gegen den gesellschaftlichen Trend postulierten.
Die jugendbewegten Wandervögel wählten eine andere Form des Protests gegen die Gesellschaft als es die sozialen Bewegungen der Zeit taten. Historisch zurückgewandt, bezogen sie ihr Idealbild der Gesellschaft aus einer romantisch idealisierten Vergangenheit. Um diesem Ideal näher zu kommen strebten sie nach einer Rückkehr zum unverfälschten, einfachen, natürlichen Leben, zumindest was sie dafür hielten. Ihre Wiederentdeckung alter Volkslieder und Folklore, ihre Übernahme mittelalterlicher Sitten und Namen gehen in diese Richtung. Die Wandervögel propagierten also das Zurückdrehen der als schädlich erkannten Entwicklungen als den Weg zu wahrer Erneuerung. Aus diesem retrospektiven Weltbild nahmen sie ihr Programm für eine neue Zukunft, antizipierten sie neue Lebensstile und Kulturformen. In den Worten von Paul Natorp klang das dann so: „Loskommen möchte man von der Gleißnerei einer verschrobenen, tiefungeselligen Geselligkeit, von den hohl gewordenen, des Sachgrundes entbehrenden Formen und Konventionen eines verkünstelten „ Lebens“, indem alles echte Leben zu ersticken droht; abwerfen die aufgelegte Schminke, den verstellenden Schein alles unechten Sichgehabens und Verkehrens; wiederzurechtbiegen all die Verkrümmungen, an denen das heutige Leben des Einzelnen wie der Gesamtheit offenbar leidet.“Der Wandervogel trat also vorherrschendem Zeitgeist durchaus entgegen, ohne sich allerdings völlig gegenläufig zum bürgerlich-wilhelminischen Zeitgeschmack zu stellen. Die Wandervögel hatten also durchaus eingesellschaftliches Bewusstsein für problematische soziale Entwicklungen und wollten die deutsche Gesellschaft, zumindest aber das Jugendleben verändern, aber eine radikale Kritik wie es das sozialistische Denkmodell anbot, war für die Bürgersöhne völlig indiskutabel. Ihre Diagnose war unbestimmt und noch weniger klar waren ihre Vorschläge zur Besserung der Situation. Sie wollten eine Änderung der menschlichen Beziehungen und es erschien ihnen gar nicht sicher, dass das durch ein neues politisches und gesellschaftliches System zuerreichen war.Es ging ihnen um Reform und Verjüngung nicht nur auf einem bestimmten Lebensgebiet, sondern des ganzen Menschen.Gesellschaftskritik wurde im Wandervogel so zu Zivilisationskritik. Damit hoben sie ihre Vision einer besseren Gesellschaft weg von einer Verbesserung der konkreten Gesellschaft; hin zu einer Verbesserung des Menschen allgemein. Ihre unformulierten Vorstellungen einer ganzheitlichen Reform -Gesellschaft, reduzierten sich so ganz auf die Reform des Individuums. DieMeißner-Formel, in ihrer naiven Unbestimmtheit, offenbart ihre Utopie von einer besseren Menschheit durch individuelle Erneuerung. Nimmt man die Meißner-Formel beim Wort und denkt sie weiter, zielt sie auf die Herausbildung einer neuen Elite aus den Reihen der neuen Generation, ohne allerdings nach unmittelbarer politischer Macht zu streben. Die Meißner-Formel stellt allerdings eher eine allgemeine moralische Maxime, als einen Aufruf zum konkretenHandeln dar. Insgesamt wird deutlich, dass die von den Wandervögeln oft gebrauchten Schlagwörter „Zeitenwende“, „Erneuerung“, und ihr avantgardistischer Gestus eines Aufbruchs zu neuen Ufern nicht für ernstgemeinte soziale Emanzipationsbestrebung standen. Für die Jugendbewegten stellte das Erlebnisund das Bekenntnis zu ihrer eigenen Jugendlichkeit schon die eigentliche Revolution dar, nämlich den Befreiungsakt von gesellschaftlichen Zugriffen.Der Wandervogel brach zu keinem Zeitpunkt über Gebühr aus den durch die Wilhelminische Ära vorgezeichneten Bahnen aus und bewegte sich vorwiegend im Rahmen einer liebeswürdigen Bürgerlichkeit und mit wohlwollenderBilligung von, freilich eher liberal gesinnten, Eltern und Erziehern. Die meisten Jugendlichen waren damit zufrieden, dass der neue Freiheitsspielraum sich auf die Freizeit begrenzte, der Umgang mit den gesellschaftlichen Institutionen, dasLeben in der bürgerlichen Welt sich jedoch nicht änderte. Dafür, dass die Wandervögel allenfalls verbalradikal den Sturz des Altenforderten und gesellschaftliche Forderungen nach Befreiungsakten und Reformbezweckte, spricht auch, dass er immer eine durch und durch bürgerlicheEinrichtung blieb und nie Ambitionen zeigte andere soziale Kreise als das Bürgertum anzusprechen. Auch die Aufnahme jüdischer Jugendlicher blieb fürdie zu großen Teilen latent antisemitischen Wandervögel ein ständiger Stein des Anstoßes zwischen den verschiedenen Gruppierungen. Die Meißnerformel hatten folgenden Wortlaut: „Die Freideutsche Jugend will aus eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung, mit innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten. Für diese innere Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein. Zur gegenseitigen Verständigung werden Freideutsche Jugendtage abgehalten. Alle gemeinsamen Veranstaltungen der Freideutschen Jugend sind alkohol und nikotinfrei“, zitiert nach: Peukert: Neue Zeit, S. 180.67Giesecke: Vom Wandervogel, 1981, S. 27:
Die klassische Deutsche Jugendbewegung vor dem Ersten Weltkrieg: Wandervogel
(homepage.ruhr-uni-bochum.de/Detlef.Schulz/sites/pdf/Wandervogel.PDF)

Die Ansätze vom Monte Verità und auch den Wandervögeln waren aus der Zeit heraus sehr verständlich. Doch wahrscheinlich blieben sie ohne greifbare Folgen, weil diese Bewegungen sich alle als unpolitische formierten, die noch nicht wirklich aus ihren gesellschaftlichen Zusammenhängenheraustreten konnten.
Vielleicht war das der Grund, warum die Nationalsozialisten später mit ihrem totalen politischen Programm so schnell Fuss fassen konnten?

Uta
 
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Steiner hat sich viel mit Goethe beschäftigt, allerdings nicht mit allen Aspekten seiner Schriften.

Aber sicher heißt der Sitz der Anthroposophen in Dornach nicht ohne Grund "Goetheanum" .
Goetheanum_alt.JPG

1 Goetheanum, brannte 1922 durch Brandstiftung ab

Goetheanum2.jpg

2 Goetheanum, Entwurf von Rudolf Steiner



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Auch in München hielt sich Steiner immer wieder auf in den Jahren 1904 - 1922
Rudolf Steiner: Goethes Weltanschauung (GA 6)
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Uta
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Uta,

ja - wie viele seines Kalibers hat auch der Steiner versucht, sich Goethe und sogar Schiller zueigen zu machen. Das macht sich gut in Deutschland. Außerdem hat Steiner vor fast nichts halt gemacht und in seiner eklektizistischen Sammelwut an Weltanschauungen zusammen gemixt, was ihm passend erschien oder passend gemacht werden konnte.

Hermann Hesse hat Steiner mit Hitler verglichen, Tucholsky, der 1924 einen Steiner - Vortrag hörte schrieb:

„Rudolf Steiner, der Jesus Christus des kleinen Mannes, ist in Paris gewesen und hat einen Vortrag gehalten. [...] Ich habe so etwas von einem unüberzeugten Menschen überhaupt noch nicht gesehen. Die ganze Dauer des Vortrages hindurch ging mir das nicht aus dem Kopf: Aber der glaubt sich ja kein Wort von dem, was er da spricht! (Und da tut er auch recht daran.) [...] Wenns mulmig wurde, rettete sich Steiner in diese unendlichen Kopula, über die schon Schopenhauer so wettern konnte: das Fühlen, das Denken, das Wollen – das 'Seelisch-Geistige', das Sein. Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen. Man sagt, Herr Steiner sei Autodidakt. Als man dem sehr witzigen Professor Bonhoeffer in Berlin das einmal von einem Kollegen berichtete, sagte er: 'Dann hat er einen sehr schlechten Lehrer gehabt -!' Und der Dreigegliederte redete und redete. Und [der bekannte Journalist Jules] Sauerwein übersetzte und übersetzte. Aber es half ihnen nichts. Dieses wolkige Zeug ist nun gar nichts für die raisonablen Franzosen. [...] Die Zuhörer schliefen reihenweise ein; dass sie nicht an Langeweile zugrunde gingen, lag wohl an den wohltätigen Folgen weißer Magie. Immer wenn übersetzt wurde, dachte ich über diesen Menschen nach. Was für eine Zeit -! Ein Kerl etwa wie ein armer Schauspieler [...], Alles aus zweiter Hand, ärmlich, schlecht stilisiert ... Und das hat Anhänger -! [...] Der Redner eilte zum Schluss und schwoll mächtig an. Wenns auf der Operettenbühne laut wird, weiß man: Das Finale naht. Auch hier nahte es mit gar mächtigem Getön und einer falsch psalmodierenden Predigerstimme, die keinen Komödianten lehren konnte. Man war versucht zu rufen: Danke – ich kaufe nichts.“,

Albert Einstein machte sich über ihn lustig:

„Der Mann [=Steiner] hat offenbar keine Ahnung von der Existenz einer nichteuklidischen Geometrie“ soll Einstein gesagt haben sowie: „Bedenken Sie doch diesen Unsinn: Übersinnliche Erfahrung. Wenn schon nicht Augen und Ohren, aber irgendeinen Sinn muss ich doch gebrauchen, um irgend etwas zu erfahren“

Hugo Ball Projekt Gutenberg-DE - Kultur - SPIEGEL ONLINE , bibliotheca Augustana meinte:

„Vorgestern sprach Rudolf Steiner in den 'Vier Jahreszeiten' über das Wesen der Anthroposophie, unter unglaublichem Andrang. Aber es war eine Enttäuschung. Ich glaubte an eine gewisse persönliche Magie und horchte sehr angestrengt seiner Seele nach. Seine sprachliche Energie ist aber gar nicht 'leibfrei' (um seinen eigenen Terminus zu gebrauchen). Es blieb mir rätselhaft, worin seine Erfolge bestehen mögen.“


Rudolf Steiner - Wikipedia

Alles in allem gab es wenig Zeitgenossen, die Steiner indifferent gegenüberstanden. Er hatte eine starke und ungemein polarisierende Wirkung. Seine Zuhörerschaft teilte sich zumeist in Anhänger und Gegner. Die vielfältigen Impulse für verschiedenste Lebensbereiche, die Steiner ausübte, wurden daher in der Regel außerhalb des anthroposophischen Kontextes wenig rezipiert.
Kritik

Das Werk Rudolf Steiners wurde schon zu seinen Lebzeiten sehr kontrovers diskutiert. Streitfragen dabei sind vor allem die proklamierte Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie, die von Vertretern des universitären Wissenschaftsbetriebes nicht akzeptiert wird, die gnostischen Ansätze seiner Christologie, die von den Amtskirchen scharf verurteilt werden, sowie die vor allem am Ende des 20. Jahrhunderts diskutierte Rassismusfrage, bei der die Übernahme problematischer theosophischer Konzepte in Steiners Werk, insbesondere die Aussagen Steiners über Wurzelrassen, thematisiert wird.
Die okkulten Wurzeln der Anthroposophie - Gegenstand von Kritik an Steiners Werk
Die okkulten Wurzeln der Anthroposophie - Gegenstand von Kritik an Steiners Werk

Vor allem die esoterischen und okkulten Aspekte des Steinerschen Werkes sind Gegenstand von Kritik. So wird Steiner etwa als „moderner Esoteriker“ bezeichnet, der versuche, Glaubensfragen mit Wissenschaftlichkeit zu verbinden. Um dies zu erreichen, würden die Kriterien dessen, was als wissenschaftlich angesehen wird, eigenmächtig verschoben. Dies zeige sich etwa, wenn von „Geistes- oder Geheimwissenschaft“ und „hellseherischer Forschung“ die Rede sei. Alles, was mit den Erkenntnissen und Methoden der Wissenschaften nicht zu vereinbaren sei, werde deshalb als „höheres Wissen“ ausgegeben. „Damit werden die von R. Steiner angenommenen 'überweltlichen Welten' zu Glaubensaussagen, wie sie aus manchen (nicht allen) Religionen bekannt sind. Allerdings leugnet er den Glaubenscharakter dieser Aussagen und gibt sie als objektive, dem 'okkulten Sehvermögen', dem 'hellseherischen Bewußtsein', der 'Geistesschau' (Geh S. 25) in 'Meditation' und 'Kontemplation' (Geh S. 18) und durch 'Imagination, Inspiration und Intuition' (Geh S. 24) zugängliche Tatsachen aus.“ Steiner unterliege hier einem der erkenntnistheoretischen Grundfehler des modernen Okkultismus, da nicht zwischen Wahrnehmung und Deutung unterschieden werde. Zwar räume Steiner ein, dass seine Ausführungen als „Ergüsse einer wild gewordenen Phantastik oder eines träumerischen Gedankenspiels“ (Geh S. 12) oder als Resultat einer Selbstsuggestion (Geh S. 24) angesehen werden könnten, anstatt dieser Kritik jedoch mit Argumenten zu begegnen, reagiere Steiner mit einer Immunisierungsstrategie, die auf „höheres Wissen“ verweise: „Wer diese Welten (die übersinnlichen) leugnet, der sagt nichts anders, als daß er seine höheren Organe noch nicht entwickelt hat.“ (Theo S. 94) [71]

Im Zusammenhang mit Steiners „Hellsichtigkeit“ wird auch seine Christosophie kritisiert. Steiner behauptet, in der sogenannten „Akasha-Chronik“ ein „Fünftes Evangelium“ gelesen zu haben. Erst mit Hilfe dieser „Geistesforschung“ Steiners sei die Menschheit in der Lage zu begreifen, was das Kommen des Christus für sie bedeute. Erst durch diese Phase der „geistigen Erfassung des Christentums durch anthroposophische Vertiefung“ sei die Voraussetzung für eine neue Zeitepoche gegeben: „Indem wir Anthroposophie auf das Christentum anwenden, folgen wir der welthistorischen Notwendigkeit, die dritte christliche Zeitepoche vorzubereiten.“ Steiner fügt hinzu: „So nimmt sich die anthroposophische Weltanschauung aus wie eine Testamentsvollstreckung des Christentums. Um zum wahren Christentum geführt zu werden, wird der Mensch in Zukunft jene spirituellen Lehren aufnehmen müssen, welche die anthroposophische Weltanschauung zu geben vermag“ (Das Johannes-Evangelium, GA 103, S. 213). Jan Badewien, Weltanschauungsbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Baden, kommentiert diesen Anspruch Steiners mit den Worten: „Die Christosophie (...) zeigt, wie weit Spekulationen schweifen können, wenn sie sich nicht mehr auf einen verbindlichen und allgemein zugänglichen Grund stützen, sondern auf eine von aussen nicht überprüfbare behauptete 'Quelle in der geistigen Welt'. Mit seiner – aus christlicher Perspektive – zusätzlichen Offenbarung muss sich Steiner auf eine Stufe mit Mormonen, dem Universellen Leben der Gabriele Witteck [sic!] oder dem Orden „Fiat lux“ von Uriella und vielen anderen stellen lassen, die jeweils eigene Bibeln verfasst bzw. Christus-Offenbarungen niedergeschrieben haben.“ [72]

Eine andere Kritik an Steiner bezieht sich auf die Verwendung von rassen- und geschlechtsspezifischen Stereotypen, wie sie zu seiner Zeit nicht unüblich waren. So benutzt Steiner etwa eine Rassensystematik, die sich auf die Hautfarben bezieht und diesen bestimmte Eigenschaften zuschreibt. So wird etwa die „weiße Rasse“ explizit mit dem „Denkleben“, die „schwarze Rasse“ mit dem „Triebleben“ und die „gelbe Rasse“ mit dem „Gefühlsleben“ assoziiert. Weiterhin werden geschlechtsspezifische Muster bedient, etwa wenn Steiner den Außereuropäern eine „weibliche Passivität“ zuschreibt. So resümiert Jana Husmann-Kastein: „Steiner entwickelt zwar keine geschlossene Rassentheorie für die gegenwärtige Menschheit, aber mehrere rassentheoretische Modelle. Die Differenzierungssystematiken an sich beinhalten Essentialisierungen und Diskriminierungen und verbinden sich mit einem 'kosmologischen Determinismus'. Dabei schreiben sich farb- und geschlechtssymbolische Codierungen des Abendlandes deutlich ein.“

Rudolf Steiner - Wikipedia

Herzliche Grüße von

Leòn
 
hallo,

die prominenten zeitzeugen zitate sind ja klasse.
ich habe einiges von steiner gelesen und das ernüchternste war seine autobiografie.
hier ist eine unlebendigkeit die mich nachhaltig nicht beeindruckt, aber fast geschockt hat. unglaublich blass, wie nur vom hörensagen aus 3. hand.
ich glaube auch das es bei ihm um eine in teilen gestörte persöhnlichkeit geht.
das gleiche könnte man allerdings auch über einstein oder hesse sagen, denen man wohl berechigt beziehungsgestörtheit nachsagen darf.
was ich aber auch gut finde sind teile seiner pädagogischen ideen. die betonung des musischen, das naturnahe und auch sein streben das wesen der dinge hinter der form zu erfassen.
auch gehen meine beide "frauen" zu einem anthro-arzt mit sehr guten erfolgen.

unsere tocher war in einem anthroposophischem kindergarten.
die entscheidung fiel nachdem wir vom antiautoritärem bis zu streng christlichen konzepten uns alles angesehen hatten was in reichweite lag.
und die entscheidung hat sich auch als sehr gut erwiesen.
für unsere tochter war es eine sehr schöne zeit.
was wir aber an intriegen und mobbing hinter den kulissen mitbekommen haben ist eine ganz andere sache.
wie ich zufällig aus steiner schulen weiß ist das thema mobbing, ein klassiker.
es geht vordergründig immer um die "reine lehre" aber letztlich doch um machtspiele. für lehrer die glaubten bei den wirklichen "gut menschen" gelandet zu sein ein sehr bitteres erwachen.

lieber gruß
andreas
 
Hallo Holon,

ich würde auch niemals sagen, dass alles schlecht ist, was es in der Anthroposophie gibt. Ebensowenig, wie ich sagen würde, dass alles gut sei. Es hängt eben auch hier - wie überall - von den Menschen ab.
Und jene Anthros (ein Bekannter von mir, damals selbst Erzieher in einem anthroposophischen Kindergarten, nannte sie "Hühneranthroposophen"), die alles genau das nachkauen, was Herr Steiner vorverdaut hat, werden sich starr und unlewendig, in einer Geisteswelt des vorigen Jahrhunderts verhaftet zeigen. Jene, die etwas aus der Lehre entnehmen und dann lebendig und undogmatisch einsetzen, werden viel Gutes bewirken können.
Das sehe ich vor allem in der Medizin so. Was die Pädagogik betrifft bin ich, wegen eigener Erfahrungen, sehr skeptisch, sehe es aber auch gerne als personenabhängig an!

Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach ja, ich kann nicht anders, als den Rassismus, der Steiner bzw. seiner Lehre vorgeworfen wird, wenigstens anzusprechen.

www.internationalesozialisten.de/kk28/antrophosophie.html

Und hier Wikipedia dazu:

Rassismusvorwürfe

In Steiners weitausgreifendem Werk (das allerdings vielfach auf ungeprüften Mitschriften seiner Vorträge beruht) finden sich wiederholt Aussagen über menschliche Rassen, also völkische Ideen, wie sie auch bei Arthur Moeller van den Bruck vorkommen, den Steiner persönlich kannte, oder bei Oswald Spengler, dessen Buch „Der Untergang des Abendlandes“ er mehrfach rezensierte. Das Vorhandensein menschlicher Rassen in unterschiedlichen Entwicklungsstufen sei eine Tatsache, die sich aus seinen Forschungen ergeben habe. Er betonte aber ab dem Jahre 1907, dass überall, wo von Rassen die Rede sei, nichts Gedeihliches mehr entstehen könne.

Aus Kreisen der politischen Linken kam daher schon früh der Vorwurf auf, Steiners Lehre sei faschistoid (Ernst Bloch: Erbschaft dieser Zeit. Frankfurt 1956). Später wurde ein expliziter Rassismusvorwurf erhoben, wieder vor allem aus dem Umfeld linker Kritik. In Steiners Werk finden sich tatsächlich vereinzelt Passagen, die besonders vor dem Hintergrund der späteren NS-Rassenpolitik den Vorwurf des Rassismus stützen. So griff Steiner etwa zeitweise die Wurzelrassenhypothese der Theosophie auf und beschäftigte sich, wenn auch überwiegend distanziert kritisch, mit „Rassenmystikern“ wie Guido von List[32] und Lanz von Liebenfels, die er persönlich kannte. Eine zentrale Annahme in der Theosophie ist, die menschlichen Rassen seien Stufen einer Entwicklung von niederen zu immer höheren Stadien. Dieses Ideengebäude wurde später von der Ariosophie aufgegriffen, einer Denkrichtung, die mit spekulativen Herleitungen eine Überlegenheit von Rassen germanischer Abstammung gegenüber allen anderen Völkern zu beweisen suchte und laut der die „arische Heldenrasse“ die höchste Stufe zur Vollkommenheit darstelle.[33] Der Begriff „arische Wurzelrasse“ kommt in den 300 Bänden der Gesamtausgabe mit 89.000 Seiten an gerade 10 Stellen vor. Auch hatte sich Steiner bereits 1909 wieder von dem Rassenbegriff der Theosophie distanziert: „Es ist ja durchaus begreiflich, dass eine jede Bewegung sozusagen ihre Kinderkrankheiten hat und dass man im Anfang der theosophischen Bewegung die Sache so dargestellt hat, als wenn sozusagen die Erde in sieben Zeiträume zerfiele - man nannte das Hauptrassen - und jede der Hauptrassen in sieben Unterrassen; und dass das alles sich so stetig wiederholen würde, so dass man immer von sieben Rassen sprechen könnte und sieben Unterrassen. Aber man muß über die Kinderkrankheiten hinauskommen und sich klar sein darüber, daß der Rassenbegriff aufhört eine jegliche Bedeutung zu haben gerade in unserer Zeit.”[34]

1997 – im Europaratsjahr gegen den Rassismus – wurde die Verwendung dieser und ähnlicher Vorstellungen der Theosophie seitens der Anthroposophie Rudolf Steiners in den Blick genommen. In den Niederlanden wurde eine Kommission von Wissenschaftlern, die der Anthroposophie nahestehen, unter Leitung eines international tätigen Menschenrechtsanwaltes gebildet, die das gesamte 300 Bände umfassende Oeuvre mit 89 000 Textseiten systematisch auf entsprechende Aussagen hin überpüfte. Die Kommission kam zu dem Ergebnis, dass davon 67 Textstellen diskriminierenden Inhalt haben, 16 enthielten Aussagen, die in den Niederlanden heute strafbar seien. Die Kommission urteilt jedoch insgesamt: „Das anthroposophische Menschenbild Rudolf Steiners steht auf der Grundlage der Gleichwertigkeit aller menschlichen Individualitäten und nicht auf einer vermeintlichen Überlegenheit der einen Rasse gegenüber einer anderen.“ Es befänden sich zwar eine Reihe sehr problematischer Äußerungen in Steiners Werk, die allerdings für die Anthroposophie nicht konstitutiv seien. Den Vorwurf des Antisemitismus wies die Kommission zurück. Sie erklärte, dass sich Steiner stets gegen Antisemitismus eingesetzt, wenngleich er dessen Verbreitung anfangs schwer unterschätzt und erst um 1900 sein Urteil revidiert habe. Anfang des Jahrhunderts war Steiner Mitglied im "Verein zur Bekämpfung des Antisemitismus". Insgesamt herrschen über die Tragweite der entsprechenden Textstellen geteilte Ansichten: Während Einige darin dennoch den Beweis einer antisemitischen Gesinnung Steiners sehen, argumentieren Andere, dass allein die quantitative Auflistung (< 1 Promille) zeige, dass die Äußerungen nicht zentral für Steiners Werk gewesen sein könnten, zudem habe er sich in seinem Werk deutlich gegen antisemitische Gesinnungen ausgesprochen, wie an anderen Textstellen deutlich werde.
Anthroposophie - Wikipedia

Und:

Van der Let vs. Lindenberg: Zur Anthroposophie

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Von diesen Machtkriegen an anthrop. Schulen habe ich auch schon gehört. Das spricht nicht unbedingt für die Organisation der Anthroposophen.

Hier die Biographie von Rudolf Steiner (1861-1925)
Wenn ich mir vorgestellt habe, wie er spricht, dachte ich immer an ein leichtes Schweizer Deutsch. Völlig daneben ! Er sprach die Sprache von Österreich-Ungarn...
Anthroposophie
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Anthroposophie Forum - Bibliothek: Rudolf Steiner - Zeittafel zu Leben und Werk
steiner_orlik_1916_SW.gif

Zeichnung von Emil Orlik 1916
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Anscheinend war Steiner selbst hin- und hergerissen zwischen seinem Stand als Führer der Anthroposophischen Gesellschaft (vorher auch als "arrivierter" Theosoph) und dem, was er selbst formuliert hatte
Steiner als "Gesellschaftsmensch"
In der Theosophischen Gesellschaft findet er ein Wirkungsfeld, das ihm zunächst Übungsgelände wird und ein Publikum, das nach Geistigem geradezu lechzt - und dies oft sehr unkritisch. Er paßt sich im Duktus den theosophischen Bräuchen an und ebnet auf diese Weise langsam, aber sicher den Weg zur Gestaltung seines ureigenen Lebenswerkes: der Anthroposophie. Am 4. Dezember 1906 schreibt er an Marie von Sivers: "Wenn wir die Logentreiberei als etwas anderes betrachten, denn ein notwendiges Übel, so treiben wir in einen philiströsen Sumpf hinein. Das einzige, auf das es ankommt, ist, daß den Leuten geistiges Leben zugeführt wird. Was sie gegenseitig in den Logen schwatzen, ist nicht zu vermeiden, aber zu gar nichts nütze."19

Viel später - zu spät eigentlich - wird Rudolf Steiner erkennen, daß er nun über vier Jahrsiebte lang etwas lebt, das nicht seiner ursprünglichen Intention entspricht : Die Menschen, denen er geistiges Leben zuführen will, die er befreien will vom Gängelband einer selbstevozierten Schöpfergestalt, werden zu seinen Anhängern; er selbst entfernt sich zunehmend von sich und lebt ausschließlich für die persönlichen Belange der anderen.20
Ende 1922 zieht er die Notbremse. Am 31.Dezember - wenige Stunden vor dem Brand des Goetheanums - sagt er im Sylverstervortrag in lange nicht mehr gewohnter Deutlichkeit: "(...) indem der Mensch sich überläßt seinen Spiegelgedanken über die äußere Natur, wiederholt er nur die Vergangenheit, lebt in Leichnamen des Göttlichen. Indem er seine Gedanken selbst belebt, verbindet er sich durch seine eigene Wesenheit, kommunizierend, die Kommunion empfangend, mit dem die Welt durchdringenden, ihre Zukunft sichernden Göttlich-Geistigen. (...) Insofern die Sternenwelt ruhendes Wesen ist, zum Beispiel sich in den Bildern des Tierkreises ruhig im Weltraum zur Erde verhält, insofern ist der Mensch zusammenhängend mit diesen Formgebilden des Weltenraumes. Aber indem er in sie, in diese Formgebilde einströmen läßt sein Geistig- Seelisches, wandelt er selber die Welt. (...) Jedes Jahr trifft neue Gräber - tief wahr ist es! Aber ebenso wahr ist es: Jedes Jahr trifft neue Wiegen."21

Das Jahr 1923 ist geprägt von Steiners Hin- und Hergerissensein. Am 6. Februar spricht er in Stuttgart über das richtige Lesen der Philosophie der Freiheit: "Immer kommt es darauf an, daß eine gewisse Seelenhaltung eintritt, nicht bloß das Behaupten eines anderen Weltbildes als man es im gewöhnlichen Bewußtsein hat. Das hat man eben nicht mitgemacht: die Philosophie der Freiheit anders zu lesen, als andere Bücher gelesen werden. Und das ist es, worauf es ankommt. Und das ist es, worauf jetzt mit aller Schärfe hingewiesen werden muß, weil sonst eben einfach die Entwicklung der Anthroposophischen Gesellschaft ganz und gar zurückbleibt hinter der Entwicklung der Anthroposophie. Dann muß die Anthroposophie auf dem Umwege durch die Anthroposophische Gesellschaft von der Welt ja gänzlich mißverstanden werden! Und dann kann nichts anderes herauskommen als Konflikt über Konflikt."22
Ende März gibt er in einem Brief an Edith Marion seiner Überlegung Ausdruck, sich gar endgültig von der Anthroposophischen Gesellschaft zu trennen. "Für die Gesellschaft habe ich eigentlich nur zu sagen, daß ich am liebsten mit ihr nichts mehr zu tun haben möchte. Alles, was deren Vorstände tun, widert mich an."23 Schließlich entscheidet er sich für eine Neubegründung der desolaten Gesellschaft, in der Hoffnung, man werde dann ein besseres Fundament haben können. "Und doch hängt jetzt alles davon ab, daß die Weihnachtsveranstaltung am Jahrtage des Brandes eine würdige werde, auch durch die Zahl der Teilnehmer. Wenn das nicht der Fall sein würde, so hielte ich es für das beste, überhaupt nicht mehr zu bauen."24
Er beginnt seine Autobiograpie Mein Lebensgang. Doch ganz hat er sich noch nicht wieder gefunden. So schreibt er auf der ersten Seite: "(...) Denn es war stets mein Bestreben, das, was ich zu sagen hatte, und was ich tun zu sollen glaubte, so zu gestalten, wie es die Dinge, nicht das Persönliche forderten. Es war zwar immer meine Meinung, daß das Persönliche auf vielen Gebieten den menschlichen Betätigungen die wertvollste Färbung gibt. Allein mir scheint, daß dies Persönliche durch die Art, wie man spricht und handelt, zur Offenbarung kommen muß, nicht durch das Hinblicken auf die eigene Persönlichkeit. Was aus diesem Hinblicken sich ergeben kann, ist eine Sache, die der Mensch mit sich selbst abzumachen hat. Und so kann ich mich zu der folgenden Darstellung nur entschließen, weil ich verpflichtet bin, manches schiefe Urteil über den Zusammenhang meines Lebens mit der von mir gepflegten Sache durch eine objektive Beschreibung in das rechte Licht zu rücken."25
In Friedrich Nietzsche - Ein Kämpfer gegen seine Zeit konnte er hingegen noch begeistert schreiben: "(...) Das ist vornehme Bescheidenheit. Sie geht freilich denjenigen wider den Geschmack, deren verlogene Demut sagt: ich bin nichts, mein Werk ist alles; ich bringe nichts von persönlichem Empfinden in meine Bücher, sondern ich spreche bloß aus, was die reine Vernunft mich aussprechen heißt. Solche Menschen wollen ihre Person verleugnen, um behaupten zu können, daß ihre Aussprüche die eines höheren Geistes sind. Nietzsche hält seine Gedanken für Erzeugnisse seiner Person und für nicht mehr."26

Die Weihnachtstagung von 1923 stellt einen letzten Versuch Steiners dar, seinem "Kind" - der Anthroposophischen Gesellschaft - den rechten Weg zu weisen. Doch er bleibt in der Zwickmühle gefangen: Einerseits will er eine allgemein menschliche, eine Welt-Gesellschaft, die ohne Hierarchien und ohne Geheimbündelei die für jedes Individuum offene Trägerin der Wahrheit sein soll, andererseits kann er sein Geschöpf nicht gänzlich von der Leine lassen, sieht er doch weit und breit keinen Menschen, der schon frei wäre und alleine laufen gelernt hätte. Diese seine Zerrissenheit führt ihn einerseits schließlich selbst in die Krankheit und überträgt sich andererseits auf die Verfassung der Gesellschaft, die - spätestens mit dem Tod Rudolf Steiners am 30. März 1925 - in ein heilloses Durcheinander gerät und in diesem bis zum heutigen Tage gefangen bleibt.
www.rudolf-steiner.de/thema/anthroposophie/index.htm
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Wenn ich jetzt hier Textausschnitte von Steiner lese, wird mir klar, warum ich es nie geschafft habe, die Bücher fertig zu lesen: sie sind in einem sehr schwierigen Deutsch geschrieben....

Uta
 
hallo,

der rassismusvorwurf ist ganz sicher nicht von der hand zu weisen, auch wenn er stehts wortreich bestritten wird.

es gibt u.a. auch aussagen von steiner das europäische frauen die "negerliteratur" läsen schwarze kinder bekommen würden . unglaublich blöde. aber ist wohl belegt.

das ganze steinersche welt und menschenbild ist ja streng hierarchisch.
und ich bringe dies auch immer mit der ungewöhnlich starken tendenz zum mobbing in verbindung.
die frage ist ja immer : wer ist geistiger, höher weiter besser.
und wer hat steiner am besten verstanden. eine ansammlung von besserwissern könnte man auch sagen.
anthros erinnern mich bisweilen an die sandalen-szene aus dem film "das leben des brain".
(ist schwer zu beschreiben sollte man gesehen haben)

ich habe keine neigung die anthros zu verteidigen oder herabzusetzen. es ist einfach eine sehr gemischte veranstaltung.

lieber gruß
andreas

ps: danke für den biografischen ausschnitt.
 
Rudolf Steiner (1861-1925) - Gebet für kleine Kinder, die schon selbst beten*

Vom Kopf bis zum Fuss
Bin ich Gottes Bild,
Vom Herzen bis in die Hände
Fühl ich Gottes Hauch.
Sprech ich mit dem Mund,
Folg ich Gottes Willen.
Wenn ich Gott erblick'
Überall, in Mutter, Vater,
In allen lieben Menschen,
In Tier und Blume,
In Baum und Stein,
Gibt Furcht mir nichts,
Nur Liebe zu allem,
Was um mich ist.

* Nicht extra lehren! Ein Erwachsener spricht es jeden Abend; nach und nach sagt das Kind einzelne Worte, dann Zeilen nach und lernt so das ganze Gebet.

Aus: Rudolf Steiner - Gebete für Mütter und Kinder
 
Anthroposophische Menschenkunde als Grundlage der Medizin
Aufgabe der Anthroposophischen Medizin ist es nicht nur zu einer Diagnose im klassischen Sinne zu kommen, sondern darüber hinaus zu einer "Wesensgliederdiagnose". Es geht nicht nur darum, festzustellen, dass die Wesensglieder durcheinander sind, sondern zu beschreiben, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. Dies kann erlernt werden, ohne hellsichtig zu sein. Werkzeuge dazu sind die Anamnese (Krankengeschichte), Untersuchung und Kenntnis der Pathophysiologie, für deren Interpretation die Anthroposophische Menschenkunde zur Verfügung steht. Rudolf Steiner gibt selber einige „Anamnesefragen" an, die man stellen kann um aus Alter, dem Schlaf- und Traumverhalten, der Geschicklichkeit, der Neigung zu Kurz- und Weitsichtigkeit, dem Zustand der Zähne, seiner Appetite, den Ausscheidungen, der Neigung zum Schwindel u.a. eine Übersicht der Wesensglieder zueinander zu bekommen. Weiter kann wichtig sein zu erfahren, welches Verhältnis der Betreffende zur Wärme, zur Luft und zur Flüssigkeit hat, welches Temperament beim Betreffende dominiert usw. Bei der Untersuchung spielt mehr noch als sonst der Gesamthabitus, der Konstitutionstyp, eventuell die Haltung und der Gang, die Beschaffenheit und Farbe der Haut, der Glanz der Augen, der Tonus des Gewebes, die Bewegungen, die Verteilung der Wärme auf der Leiboberfläche, die Haare, die Fingernägel u.v.a.m. eine Rolle. Daraus entsteht ein Eindruck vom Verhalten der Wesensglieder. Es sind insgesamt keine anderen Wahrnehmungen vom Patienten als jeder Andere sie auch haben kann und keine anderen als sonst in der Medizin zur Verfügung stehen, denn die Wesensglieder schaffen sich nicht neben den sonst wahrnehmbaren Tatsachen ihre Abdrücke in der menschlichen Organisation, sondern alles was am Menschen wahrnehmbar und erfahrbar ist, ist durch das Zusammenwirken dieser Wesensglieder entstanden. Darum ist die Anthroposophische Medizin nicht ein Gegensatz zu der „Schulmedizin" oder eine Alternative, sondern eine Erweiterung um Gesichtspunkte, das selbe Phänomen, nämlich den Menschen in seiner Gesundheit und Krankheit, noch tiefer zu verstehen. Auch das Labor ist ein Hilfsmittel die Wesensgliederdiagnose zu komplettieren. Alles, was so erfahrbar ist, sind wie Farben eines Bildes. Ob ich nun bei der Betrachtung der Farben stehen bleibe, oder in den Farben ein gemaltes Bild sehe, oder gar den typischen Stil von diesem oder jenen Meister darin entdecke, sind keine Widersprüche, wohl aber Erweiterungen des Blickwinkels.
Anthroposophische Menschenkunde
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Und hierzu gehört auch die anthroposophische Kunsttherapie www.colorsystem.com/projekte/dt/
Nachtkirche_550.jpg

Maroll

und

die Eurythmie www.eurythmie-info.de/eurythmie.htm
www.eurythmie-info.de/grafik/Betth%20Titel3.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Anthroposophie - eine Sekte?

WAS IST UND WILL
ANTHROPOSOPHIE ?

Zuallererst: keine Sekte - kein Dogma !
Anthroposophie ist ein interreligiöser, überkonfessioneller, geisteswissenschaftlicher Schulungs- und Erkenntnisweg, der individuell in Freiheit gestaltet werden muss. Allerdings wird durch sie die zentrale Aufgabe des Christus in der Weltentwicklung ersichtlich.
Rudolf Steiner - als Autor der «Philosophie der Freiheit» - lehnt jegliches Guru- und Sektierertum ab! Sein eigener Leitsatz war:
«Richte jede deiner Taten, jedes deiner Worte so ein, dass durch dich
in keines Menschen freien Willensentschluss eingegriffen wird.» !
( in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?»)
www.forumkultus.de/0193de92df135ec04/0193de93040abf815/index.html
(... schreibt eine der Anthroposophie nahestehende Seite)
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Die Anthroposophie ist eine Sekte wie Scientology: Straff organisiert, mit menschenfeindlichem Weltbild ausgestattet (Behinderte sind zurecht behindert, der Holocaust hat die Juden von ihrem bösen Karma erlöst) und einem aggressiven Elite-Bewußtsein. Nur die Weltherrschaft wird nicht angestrebt. Weil der wahre Wille und die wahre Macht sich eh' nur spirituell ausdrücken, und viel wichtiger ist, wer später mal an Gottes Fußbänkchen sitzen darf. Als Sekte sind die Steiner-Fans erstaunlich unaggressiv und von enervierender Güte; das ändert nichts daran, daß sie einem Lehrer folgen, dessen Geisteszustand ziemlich durchgehend gaga gewesen sein muß.
ULTIMO auf draht - die Buch-Kritiken: Peter Bierl
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Auch wenn in der Anthroposophie, im Gegensatz zu den meisten heutigen esoterischen Ansätzen, eine sehr ernst zu nehmende geistige Bemühung und Durchdringung auch christlicher Inhalte vorliegt, ist der Grundansatz dieses esoterischen Systems völlig verschieden von den Grundüberzeugungen des christlichen Glaubens. Der Christ ist entlastet davon, die letzten Geheimnisse ergründen zu müssen und er weiß, dass alles Entscheidende für sein Heil schon geschehen ist ohne sein Zutun. So entlastet kann er sein eines, ihm geschenktes Erdenleben im Vertrauen auf Gott ohne Zwang zur Vervollkommnung zu bestehen. Der Anthroposoph ist dagegen ständig bemüht, von Erdenleben zu Erdenleben, zu immer höherer Erkenntnis und Vergeistigung zu gelangen. Die Besonderheit der Anthroposophie gegenüber anderen esoterischen Systemen ist, dass sie sich sehr stark engagiert in kulturellen, gesellschaftlichen Bereichen. Es gibt kaum einen Bereich menschlichen und gesellschaftlichen Lebens, zu dem Steiner sich nicht geäußert hat. Für viele Bereiche hat er Initiativen gegründet, die in unserer Gesellschaft sehr präsent sind: Medizin, Pharmakologie, Landwirtschaft, Theater, bildende Kunst, Behindertenarbeit , Pädagogik u.v.m.

Waldorf-Pädagogik
In der Praxis spielt die Begegnung mit der anthroposophischen Pädagogik für die Gemeindearbeit eine besondere Rolle. Viele Eltern - auch bewusst evangelische Gemeindeglieder - schicken ihre Kinder auf eine Waldorfschule oder in einen Waldorf-Kindergarten, weil sie deren ästhetisch reichhaltige, entwicklungsorientierte Pädagogik schätzen. Eine Zustimmung zum esoterischen System Steiners ist damit häufig nicht verbunden. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass die Entwicklungslehre Steiners, auch wenn sie nicht ausdrücklich gelehrt wird, hinter der Pädagogik steht, und dass sie weder mit dem christlichen Menschenbild noch mit einer wissenschaftlichen Entwicklungspsychologie ohne weiteres vereinbar ist. Inwieweit solche theoretischen Spannungen in der Praxis Gewicht erlangen, hängt allerdings von den beteiligten Personen ab. Häufig ist eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Schule und Kirchengemeinde möglich. Der Religionsunterricht soll nach Steiner in konfessioneller Vielfalt angeboten werden. Neben evangelischem und katholischem gibt es meist einen Unterricht der Christengemeinschaft. Für Schüler, die keiner Konfession angehören, hat Steiner einen freien Unterricht etabliert, der von der anthroposophischen Gesellschaft verantwortet wird. Der Religionsunterricht hat oft zu einem guten Gespräch zwischen Schule und Kirche vor Ort beigetragen. Umso bedauerlicher ist es, dass das Angebot von konfessionellem Unterricht aus finanziellen Gründen (der Staat refinanziert den in Walddorf Schulen gegebenen kirchlichen Unterricht nicht entsprechend zu dem an öffentlichen Schulen gegebenen). rückläufig ist und an manchen Walddorf Schulen nicht mehr stattfindet. Der Evangelische Oberkirchenrat, der Bund freier Walddorfschulen und die einzelnen Walddorfschulen suchen hier derzeit nach Lösungen. ....
Anthroposophie
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Waldorf-Diskurs : KRITISCHES FORUM ZUR WALDORFPÄDAGOGIK
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Grüss euch,

ausser von Holon finde ich kaum eigene Meinung, dafür viel Zitiertes und Überliefertes zum Thema Anthroposophie. Was mich im Rahmen dieses Forums interessiert sind aber die eigenen Ansichten der Schreibenden, ihren Bezug dazu, was sie daraus für sich entnehmen können, und von Uta ganz speziell, was Deine Beweggründe sind dieses Thema aufs Tapet zu bringen.

Angesichts dessen, was es auf Grund unausgereifter wissenschaftlicher Leistung derzeit auf diesem Planeten im Übermass an zerstörerischen Tendenzen zu beobachten gibt, wäre eine etwas differenziertere Vorgehensweise gegenüber dieser Bewegung durchaus angebracht. Gerade im Bereich Schule, Gesundheit und Landwirtschaft kommen gescheite Sachen aus diesem Gedankengut.

Mir sind einige anthroposophische Lebensläufe und Schicksale aus eigenen Begegnungen bekannt. Und einmal hatte ich Gelegenheit, an einem anthroposophischen Salon über die Erkenntnisse des Viktor Schaubergers zu reden. Sie waren einigermassen verblüfft, dass man auch ohne Rudolf Steiner gelesen zu haben und Anthroposoph zu sein auf diese Erkenntnisse kommt. :) Es menschelt in diesen Kreisen ebenso, wie überall anderswo auch. Darin findet sich die ganze Palette menschlicher Charaktäre - vom Pragmatiker bis zum Fanatiker, vom Frömmelnden bis zum Wissenden - ebenso.

Wo immer das EGO im Vordergrund steht und nicht die Sache, da sind schnell Intolleranz und Arroganz zu gegen, was natürlich den Anschein des Sektiererischen erwecken kann. (Was im übrigen gewissermassen auch auf dieses Forum zutrifft ;) )
Eine zentrale Frage ist daher, wie weit eine Gemeinschaft offen ist, Neues aufzunehmen und sich weiter zu entwickeln.

Gerade in Bezug auf die Wirkungsweise der Natur ist die Anthroposophie durch ihre spezifische Betrachtungsweise (wo eben auch andere "Ebenen" mit einbezogen werden) durchaus weiter als so manch eine auf Empirismus bauende naturwissenschaftliche Fakultät. Seien wir froh, gibt es einiges - wenn auch nicht perfektes - alternatives Gedankengut.

herzlichst - Phil :)
 
hallo,

wenn r. steiner sagt, dass leute die seine erkenntnisse anzweifeln ja nur offenbaren das sie keine höheren einsichten besäßen, dann offenbart er natürlich einen absolutheitsanspruch.
dieser anspruch quillt aber den meisten anthros schon auch aus allen poren.

dies hat ganz sicher "sekten"carakter.

dennoch bleibt vieles gut und sinnvoll.
gutes beispiel :

um kindern buchstaben nahe zu bringen, die ja eine abstraktion von inhalten darstellen, wird empfolen die kleinen die buchstabenform ersteinmal auf dem fußboden ablaufen zulassen.
so wird das abstrakte zur körperlichen erfahrung und besser verinnerlicht.
und in der tat, macht es das schreibenlernen viel einfacher!
(wir haben unsere tochter dennoch nicht auf eine waldorfschule gegeben)
aber solche ansätze die das denken mit dem fühlen verbinden sind aus meiner sicht sehr wertvoll.
mit undokmatischen anthros kann ich mich auch sehr gut und anregend über körper/energiearbeit unterhalten.
andere würden mich aber evtl. als wahlweise "luziferisch/arimanisch"* brandmarken.

*luzifer ist einer der beiden formen des teuflischen. der andere wird ariman genannt und will nach steinersicht die menschen ins materielle ziehen.

ich finde es lohnend sich bestimmte dinge gut anzusehen und bei bedarf davon zu lernen, nur würde ich abraten das "gesamtpaket" zu schlucken.

lieber gruß
andreas
 
Hallo Phil,
es ist richtig: ich habe viele Texte über die Anthroposophie zusammengetragen, weil ich der Meinung bin, daß man nicht über etwas diskutieren kann, von dem man nichts weiß.
Jetzt gibt es schon viel Text über die Anthroposophen und entsprechend können sich viele Fragen und Antworten ergeben.

Was hältst Du denn von der Anthroposophie?
Gruss,
Uta
 
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