Prof. Spitz's Kongress zur Behandlung/Prävention neuroinflammatorischer Erkrankungen: Yoga und Atmung

Kate

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Der wie ich finde sehr interessante und gut geschriebene Artikel zu Yoga stammt von Dr. Maria Wolke, Sportwissenschaftlerin und promovierte Psychologin. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dessen Heilkraft, insbesondere in Bezug auf Depressionen. Dabei werden
... äußerst spannende Zusammenhänge zwischen physischen Interventionen und psychischer Gesundheit sichtbar, ....

Zur schlechten Erfolgs- und hohen Rückfallquote der üblichen Behandlung äußert sich die Autorin wie folgt (Hervorhebungen von mir):
Eine mögliche Ursache ist das nicht ausreichende Miteinbeziehen des Körpers in den Psychotherapieprozess. Dabei verändern Depressionen erwiesenermaßen physiologische Regelkreise zwischen Körper und Gehirn und beeinflussen so den Verlauf und die Ausprägung der Erkrankung. (...) Eine vollständige Erholung setzt demnach eine therapeutische Intervention voraus, die durch interozeptive Einbeziehung des Körpers (Wahrnehmung des eigenen Körpers) die Neurozeption fördert und hilft, den körperlichen Ausdruck der Depressionen zu lindern (9). Neurozeption beschreibt die Wahrnehmung unbewusster Signale und Informationen aus dem Körper, die Bottom-up (aus dem Körper nach oben) aufsteigen und im optimalen Fall „Top-down“ (durch das Bewusstsein) runterreguliert werden (9, 34).
Diese Zusammenhänge werden nach meinem Eindruck inzwischen häufiger diskutiert, sind aber offenbar noch kein geistiges Allgemeingut, geschweige denn, dass sie praktisch umgesetzt werden, jedenfalls im ambulanten Bereich (stationär, z.B. in Reha-Kliniken schon eher).

Das Wort "Neurozeption" höre ich zum ersten Mal, halte es nach der Definition aber für ein wichtiges "Ding" und denke, dass "es" bzw. eine Sensibilisierung an dieser Stelle sogar ganz allgemein helfen kann, mit Missstimmungen umzugehen und eine "Depression" erst garnicht entstehen zu lassen.

Weitere ausgewählte Zitate aus dem insgesamt m.E. lesenswerten Artikel, zu dem es noch einen Volltext per pdf zum Download gibt:

Beschreibung des Yoga und seiner Entwicklung bis heute:
Als holistisches System bestehend aus Meditation (achtsame Fokussierung), Pranayama (Atemsteuerung) und Asana (körperliche Ausrichtung) kann Yoga bei Depressionen durch die Einbeziehung des Körpers genau die Unterstützung leisten, die ein depressiver Organismus benötigt (2, 10).

(...) Als Wissenschaft des Geistes und ein Instrument zur Geistesschulung gilt es in seinem Ursprungsland Indien jeher als Medizin. Innerhalb der vergangenen Jahrzehnte rückten auch in der westlichen Welt die gesundheitsfördernden Aspekte hinter der Praxis immer mehr in den Fokus der Forschung.
Zum Wirkmechanismus:
Unterschiedliche Studien konnten nachweisen: Yoga reguliert die Funktionen des autonomen Nervensystems (ANS). Eine Funktionsstörung des ANS ist für Entstehung und Fortbestehen von Depression mitverantwortlich (2, 12). Die Yogapraxis hat ferner weitreichende endokrine Effekte und modifiziert die Ausschüttung und die Konzentration diverser Neurotransmitter und Hormone, die bei Depressionen nicht genügend, oder im Überschuss vorhanden sind. Das Zusammenbringen von Körper, Bewusstsein und Verhalten im Yoga scheint die Ausprägung der Depression positiv zu beeinflussen und die allgemeine Anpassungsfähigkeit des Organismus an die Anforderungen aus der Umwelt (Resilienz) zu verbessern (13, 10). Der Effekt ist dabei umso größer je mehr nach innen gewandt (interozeptiver) die Praxis stattfindet (5). Die Wirkung ist unmittelbar nach der Praxis (14, 15) als auch langfristig nachweisbar (12).

(...)Yoga greift nicht nur aktiv in das Nervensystem (NS) ein, sondern aktiviert unterschiedliche neuronale Netzwerke und verbessert so die Kommunikation zwischen Körper und Gehirn (2, 10, 16). Eine umfassende Besserung psychischer, physischer und behavioraler Symptome wird möglich.
Es folgt eine detaillierte Beschreibung der verschiedenen Teile des Nervensystems mit ihren Funktionen, die ich hier überspringe. Das Gleichgewicht scheint hier wesentlich:
Gerät die Homöostase dieses sensiblen Milieus durcheinander, entstehen psychische Erkrankungen wie z.B. Depressionen (18, 10, 19). Psychische und körperliche Gesundheit ist folglich eng an die Funktionen des Nervensystems gekoppelt.
... und Yoga bei dessen Erhaltung oder Wiederherstellung förderlich:
In diesem Zusammenhang bekommt Yoga eine besondere Bedeutung. Es greift aktiv über den Körper in die Funktion und Interaktion von Sympathikus, VVK und DVK ein. Es sorgt dafür, dass der Ventrale Vagus die Oberhand behält und der Organismus anpassungsfähig bleibt.
Stress als Ursache für den Verlust des Gleichgewichtes und die Rolle des Sympathikus (SN):
Stress ist die Ursache Nr. 1, wenn das Körpersystem aus der Homöostase gerät. Stresshormone wie Kortisol werden vermehrt ausgeschüttet und das Zusammenspiel zwischen VVK, SN und DVK gerät durcheinander. Der SN gewinnt die Oberhand und beeinflusst negativ die physiologische, psychologische und behaviorale Antwort auf Reize. Das gilt sowohl für lang andauernden Stress als auch für kurze aber außerordentlich intensive Stressmomente.
Yoga als Stressregulator:
Zahlreiche wissenschaftliche Studien beweisen: Yoga beeinflusst die körperliche Reaktion auf Stress und somit auch seine Folgen auf die körperliche und psychische Gesundheit (10, 21, 22). Das geschieht ... vor allem durch die Entscheidung bzw. die Intention zur Übung, die Ausrichtung der Aufmerksamkeit – den Fokus auf die Übungsausführung und die Interozeption, sprich das bewusste Wahrnehmen aller körperlichen Regungen während der Praxis (10, 24).
(...) Das Gefühl der Überforderung kann einem inneren Empfinden von Sicherheit weichen (10, 17).
Der physiologische Mechanismus laufe über den Präfrontalen Kortex (PFK), der in der Lage sei, niedere Hirnbereiche zu beruhigen.


Link zur vollständigen Abhandlung inklusive aller Quellenangaben (pdf, 216 KB): https://spitzen-praevention.com/wp-content/uploads/2021/05/Yoga-und-Atmung-–-Hilfe-zur-Selbsthilfe-bei-Depressionen-Dr-Maria-Wolke.pdf

Gruß
Kate
... die schon lange Yogi ist, es aber oft noch am "Fokus auf die Übungsausführung und die Interozeption" fehlen lässt und insofern u.a. mitnimmt dass "Der Effekt [...] dabei umso größer" sei "je mehr nach innen gewandt (interozeptiver) die Praxis stattfindet".
 
Hallo Kate, ich nehme an dein Prof. Spitz ist mein Prof. Spitz. https://www.symptome.ch/threads/cov...ur-vorbeugung-tun.143456/page-12#post-1289753
Der Vitamin D Vortrag ist schon das Beste und Umfänglichste, was ich bisher dazu gehört habe.
Wer ist er:

Bei der Gelegenheit habe ich gerade festgestellt, dass sich bei YT zahlreiche Vorlesungen des hochinfektiösen Gesundheitserregers, wie er sich selbst zu bezeichnen pflegt, finden lassen. Das mit Yoga zwar leider nicht.
Aber eine andere Vorlesung und ein kurzes Video in Bezug auf Depressionen. Ich mag den Mann. :)





Von Dr. Maria Wolke gibt es nur ein Video. Das ist allerdings definitiv für fortgeschrittene Yoga-Akrobaten. :unsure:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo @nicht der papa
... sich bei YT zahlreiche Vorlesungen des hochinfektiösen Gesundheitserregers, wie er sich selbst zu bezeichnen pflegt, finden lassen. Das mit Yoga zwar leider nicht.
Das ist ja auch keine "Vorlesung" von Dr. Spitz, sondern eine schriftliche Abhandlung einer Gast-Autorin, mit Zusammenfassung auf der Website (Teile daraus von mir zitiert) und Volltext zum Download.

Dr. Spitz - ja, "der" - ist hier schon lange kein Unbekannter mehr, nicht nur wegen Vitamin D, sondern auch wegen der Online-Kongresse, die ja manchmal auch kostenlos sind; wobei man dabei allerdings etwas in Stress gerät, weil die Vorträge jeweils nur in bestimmten Zeitfenstern zur Verfügung stehen. Umso besser, wenn es schriftliche Infos gibt, noch dazu zum Download und damit dauerhafter Offline-Nutzungsmöglichkeit (y)

Gruß
Kate
 
Von Dr. Maria Wolke gibt es nur ein Video. Das ist allerdings definitiv für fortgeschrittene Yoga-Akrobaten.
Ja, seltsam, dieses Video ist m.E. noch nicht einmal für Yoga Fortgeschrittene geeignet, sondern diese Frau hat eine gewisse "Überbeweglichkeit" an sich ; für einen normal Praktizierenden ist dies gewiss keine gesunde Praxis wie sie dort vorgeführt wird.

Liebe Grüße
Kayen
 
Auf jeden Fall hat Frau Dr. Maria Wolke eine überaus umfassende Homepage, was ich gestern komplett übersehen hatte. Auch wenn ich mich noch nicht so richtig zurechtfinde, also wo die Verzeichnisse sind.

Einmal findet man im nachfolgenden Link Berge an verschiedenen Übungen, die man über den Seitenwechsel ganz unten auf der Seiten findet.

Alle sehr schön dokumentiert. Teils für welches Problem die Übung gut geeignet ist, Beschreibung der Wirkung auf Körper und Geist und Beschreibung der richtigen Atmung. Gefällt mir.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@Kate Habe bisher immer mal wieder die 5 Tibeter gemacht, die mir sehr geholfen haben, als es mir besonders schlecht ging. Hatte mir damals das Buch geholt. Aber keine Ahnung wo das gerade ist.
Ich bevorzuge Videos und jedesmal, wenn ich nach einiger Zeit wieder mit den 5 Tibetern anfange, suche ich mir ein Video dazu, dass ich erst einmal anschaue.
Ich würde mir wohl von Dr. Maria Wolke Übungen raussuchen, und mir die nochmal bei YT zeigen lassen müssen.

Habe ein Video gefunden, das ich ganz wunderbar finde. Man braucht leider englisch.
Asana Yoga hat 84 Übungen. Aber es genügt, wenn man eine einzige Übung perfekt beherrscht.
Yoga heißt eine Balance zwischen sich und der äußeren Welt zu erreichen. Und dazu genügt die Beherrschung einer Übung.


Das zeigt, man muss nicht 20 verschiedene Übungen lernen und diese ganzen Yogaübungen wie ein Hochleistungsakrobat absolvieren können muss. Auch wenn es sehr beeindruckend aussieht.
Es genügt, wenn man sich einige wenige Übungen heraussucht, die gut zu den eigenen Problemen passen.
Und wenn es nicht perfekt ist, ist es nicht schlimm. Das steht so in meinem 5 Tibeter Buch und das stimmt auch. Denn ich kann bezeugen, dass es trotzdem wunderbar hilft.
 
Aber es genügt, wenn man eine einzige Übung perfekt beherrscht.
Yoga heißt eine Balance zwischen sich und der äußeren Welt zu erreichen. Und dazu genügt die Beherrschung einer Übung
Ich habe (von 2 Yogalehrern, teils im Einzelunterricht) gelernt, dass es nicht auf perfekte "Beherrschung" ankomme - wie Du weiter unten selbst schreibst:
Das zeigt, man muss nicht [...] diese ganzen Yogaübungen wie ein Hochleistungsakrobat absolvieren können [...].
Gelernt habe ich insbesondere beim letzten Yogalehrer auch, dass Yoga gewaltfrei ist und nicht ich mich der Übung anpassen, sondern die Übung sich mir anpassen "muss" (vom Yogalehrer angepasst wird). Es ist ein geistiger Schulungsweg, wie Frau Wolke m.E. richtig schreibt und es kommt darauf an, innerlich "dabei" zu sein ("Neurozeption", siehe oben). In der westlichen Praxis wird das wohl oft vergessen und es eher mechanisch wie Gymnastik betrieben.

Mir wurde vor vielen Jahren von Lehrer Nr. 2 mal ein Übungsprogramm angepasst, das ich immer noch praktiziere - etwas erweitert durch Übungen zur "Rückenpflege" (wegen meiner als Verletzungsfolge verschlimmerten Spondylarthrose, dazu gibt es einen separaten Thread, weil's nicht hierher gehört). Man "soll" Yoga eigentlich nicht verzwecken - so hat es sinngemäß mal Lehrer 2 formuliert -, d.h. bestimmte Übungen gezielt für bestimmte Zwecke nutzen. So versuche ich also, dies(e Rückenproblematik) im Kopf auszublenden und mich einfach in die Übungen zu vertiefen, die sich für mich auch einfach gut anfühlen. Und genau das habe ich vor, auch wieder mehr zu versuchen, s.o.... danke, Frau Dr. Wolke (der Name klingt auch irgendwie gut ☁️ *)) und Gesundheitserreger Dr. Spitz.

Gruß
Kate

*) Leicht OT, aber doch zur Neurostress-Rubrik passend:
Ich habe einen Spruch aus dem Zen an der Pinwand hängen: "Unrat vorbeiziehen lassen". Der wurde mir in einer Lebensphase mündlich von jemandem nahegelegt, in der mich üble Auseinandersetzungen im Umfeld an den Rand meiner Kraft brachten. Ich habe ihn auf ein Kärtchen im Scheckkartenformat gedruckt, mit davon ziehenden Wolken (aus einem eigenen Foto) im Hintergrund
☁️☁️ ☁️
 
es eher mechanisch wie Gymnastik betrieben.

genau. und das hat absolut nichts mit yoga zu tun.

an der Pinwand hängen: "Unrat vorbeiziehen lassen"

der wär mir zu negativ formuliert. wenn man sich einfach auf das positive konzentriert, zieht das negative meist von selbst vorbei .
vor allem negative gedanken und gefühle.
bei negativen ereignissen (plötzliche krankheit usw.) muß man sich etwas mehr einfallen lassen, weil ignorieren da manchmal negative folgen hat.

ich hab hier einige karten mit positiven sprüchen (die meisten auch mit schönen landschaften usw.) an der wand hängen. u.a.
" da es förderlicher für die gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein" (voltaire)


lg
sunny
 
der wär mir zu negativ formuliert. wenn man sich einfach auf das positive konzentriert, zieht das negative meist von selbst vorbei .
Ja, so hat jeder seine (situationsbezogenen) Erfahrungen und Vorlieben (hier ging es um eine Auseinandersetzung, der ich mich stellen musste, anderenfalls hätte das sehr weitreichende Folgen für mich gehabt; und die davonfliegenden - den ganz offensichtlich vor mir ausgekippten, also kaum einfach übersehbaren - Unrat mit sich nehmenden Wölkchen gefielen mir sehr gut als Bild...; ich habe aber auch ein Faible für Zen, weil's oft so herrlich un-logisch ist oder wie dieser Spruch trocken-schnörkellos-lakonisch und trotzdem irgendwie poetisch und bei mir ein leises Grinsen auslösend i.S.v. "wenn mein Gegenüber wüsste, was da grad in meinem Kopf vorgeht" 🙃).

Gruß
Kate
 
Ich habe (von 2 Yogalehrern, teils im Einzelunterricht) gelernt, dass es nicht auf perfekte "Beherrschung" ankomme.
Es ist ein geistiger Schulungsweg, wie Frau Wolke m.E. richtig schreibt und es kommt darauf an, innerlich "dabei" zu sein ("Neurozeption", siehe oben). In der westlichen Praxis wird das wohl oft vergessen und es eher mechanisch wie Gymnastik betrieben.

Dazu ein langes und vielschichtiges (Geschichte des Yoga, eigener Zugang dazu) Interview vom 17. September 2023 auf DLF von Maja Ellmenreich mit meiner Lieblings-Online-Yogalehrerin Anna Trökes:

„Performance ist nicht das Ziel von Yoga“

Das moderne Yoga mit den vielen Körperübungen passe in unsere Leistungsgesellschaft, sagt Anna Trökes. Das Anliegen der uralten Lebenskunst sei aber, Selbstoptimierung und Perfektionismus zu durchschauen, so die erfahrene Yogalehrerin. (...)
Yoga sei ursprünglich eine Geistesschulung, der Fitness-Aspekt sei erst in den letzten Jahrzehnten hinzugekommen, so Yogalehrerin Anna Trökes.
https://web.archive.org/web/2023101...nicht-das-ziel-von-yoga-dlf-0aeeb528-100.html (Archiv-Link vom 10. Oktober 2023)

Der Begriff "Neurozeption" fällt zwar nicht, aber die verwandten Begriffe Propriozeption und Interozeption (siehe oben). Wobei das DocCheck-Lexikon die Interozeption als Oberbegriff sieht:
Die Interozeption lässt sich in zwei verschiedene Wahrnehmungsformen unterteilen:
Die Interozeption als bewusste Wahrnehmung umfasst nur einen kleinen Teil der Informationen, die aus dem Körperinneren geliefert werden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass auch die unbewusst registrierten Reize mittelbar das allgemeine Befinden und die Stimmung beeinflussen.
Interozeption - DocCheck

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