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Hallo zusammen,
kürzlich "begegnete" mir irgendwo das wohl neue Probiotikum Innovall RDS mit dem Stamm Lactobacillus plantarum 299v, speziell für "Reizdarm". Eine Probier-Packung für eine Woche ließ sich gut an (Reduktion von DF, Stuhlfrequenz, Krämpfen, Blähungen, mehr Lebensmittel tolerierbar), so dass ich eine 4-Wochen-Packung besorgt habe, die ich als Kur einnehmen möchte (länger würde ich einen einzelnen Stamm nicht unbedingt im Stück nehmen wollen).
Bei einer Kurzrechcherche zu diesem Stamm gelangte ich zu folgendem Dokument:
www.cme-kurs.de
... das gute Informationen lieferte und das ich noch in anderer Hinsicht bemerkenswert finde. Offenbar hat sich einiges geändert gegenüber der letzten Leitlinie. Als Pathophysiologie wird eine Störung der Darm-Hirn-Interaktion angenommen, in der das intestinale Mikrobiom eine zentrale Rolle spielt, dem erstmals ein eigenes Kapitel gewidmet wird.
In der neuen Leitlinie tauchen neben der Darm-Hirn-Achse offenbar Begriffe wie Glutensensitivität, Histaminintoleranz, Bristol-Skala, Barrierefunktionsstörung (auch bekannt als Leaky Gut), Mikrobiom, kurzkettige Fettsäuren (hier sind wohl Veränderungen v.a. beim Durchfall-Typ beobachtet worden, ebenso wie Veränderungen bei den Gallensäuren), Veränderungen von Neurotransmitterspiegeln auf.
Auch scheint berücksichtigt zu werden, dass die Richtung der Kausalität auch somatopsychisch (vom Körper zur "Psyche") und nicht nur psychosomatisch sein kann.
Einige Textstellen aus dem o.g. Dokument:
Zur Ernährung: Eine allgemeine Empfehlung zur Prävention wie auch zur Behandlung könnten nicht gegeben werden, allerdings individuelle an den jeweiligen Symptomen orientierte Empfehlungen; dabei sollten Nahrungsmittelunverträglichkeiten immer abgeklärt werden.
Für spezifische Präbiotika wird mangels hinreichender Studienlage (ist das so?) keine Empfehlung gegeben, aber für Probiotika, von denen einige nun den Empfehlungsgrad B („Sollte“-Empfehlung) erreichen.
Hier kommt der Stamm ins Spiel, um den es mir in meiner Recherche ging:
Hier finde ich noch interessant, dass im Vergleich zu Placebo "die gastrointestinale Gesamtfunktion auch zwölf Monate nach Behandlungsende noch besser" war (das bestätigt mich auch darin, dass ich es erstmal kurweise mache). Zudem, dass sich nach einem Lactulose-Provokationstest (ist das nicht der SIBO-Test?) der H2-Gehalt in der Atemluft in der LP299V-Gruppe signifikant reduzierte.
Es gab auch eine multizentrische, nicht interventionelle Studie unter Alltagsbedingungen zur Verträglichkeit und Wirksamkeit unter deutschen Praxisbedingungen durch niedergelassene Gastroenterologen und Allgemeinmediziner. Dauer 4-12 Wochen, Teilnehmer 143 Reizdarm-Patient/inn/en, Tagesdosis 1 x 1010 KbE LP299V.
An Literatur werden 43 Quellen genannt.
Gruß
Kate
kürzlich "begegnete" mir irgendwo das wohl neue Probiotikum Innovall RDS mit dem Stamm Lactobacillus plantarum 299v, speziell für "Reizdarm". Eine Probier-Packung für eine Woche ließ sich gut an (Reduktion von DF, Stuhlfrequenz, Krämpfen, Blähungen, mehr Lebensmittel tolerierbar), so dass ich eine 4-Wochen-Packung besorgt habe, die ich als Kur einnehmen möchte (länger würde ich einen einzelnen Stamm nicht unbedingt im Stück nehmen wollen).
Bei einer Kurzrechcherche zu diesem Stamm gelangte ich zu folgendem Dokument:

Praxisorientiertes Update zur Reizdarm-Leitlinie
Das Reizdarmsyndrom gehört zu den häufigsten gastrointestinalen Fällen in der ambulanten Versorgung. Im Jahr 2021 erschien nun nach 10 Jahren eine aktualisierte S3-Leitlinie, die bestehende und neue Diagnosekriterien, -verfahren und therapeutische Optionen evaluiert, um praxisrelevante...

... das gute Informationen lieferte und das ich noch in anderer Hinsicht bemerkenswert finde. Offenbar hat sich einiges geändert gegenüber der letzten Leitlinie. Als Pathophysiologie wird eine Störung der Darm-Hirn-Interaktion angenommen, in der das intestinale Mikrobiom eine zentrale Rolle spielt, dem erstmals ein eigenes Kapitel gewidmet wird.
In der neuen Leitlinie tauchen neben der Darm-Hirn-Achse offenbar Begriffe wie Glutensensitivität, Histaminintoleranz, Bristol-Skala, Barrierefunktionsstörung (auch bekannt als Leaky Gut), Mikrobiom, kurzkettige Fettsäuren (hier sind wohl Veränderungen v.a. beim Durchfall-Typ beobachtet worden, ebenso wie Veränderungen bei den Gallensäuren), Veränderungen von Neurotransmitterspiegeln auf.
Auch scheint berücksichtigt zu werden, dass die Richtung der Kausalität auch somatopsychisch (vom Körper zur "Psyche") und nicht nur psychosomatisch sein kann.
Einige Textstellen aus dem o.g. Dokument:
Bei Verdacht empfiehlt die Leitlinien nun u. a. den Nachweis von Glutensensitivität und Histaminintoleranz, v. a. mittels ernährungsmedizinischer Betreuung (LS 3–15B, 3–16).
Schon bei der Diagnose ist es hilfreich, unter Nutzung der Bristol-Stuhlformen-Skala den Reizdarmtyp zu beurteilen. Dies erleichtert es, hinsichtlich der heterogenen Symptomatik, Ausprägung und Beeinträchtigungen im Alltag ein zielführendes therapeutisches Konzept zu erstellen (LS 4–10):...
Die Genese und Aufrechterhaltung des Beschwerdebildes wird multifaktoriell begünstigt und ist oft komplex. Dennoch sind einige Risikofaktoren als initiale Auslöser bekannt, die auch den Verlauf eines Reizdarmsyndroms ungünstig beeinflussen können. Dazu gehören u. a.:
- Enterale Infekte
- Antibiotikatherapien
- Psychische Faktoren (akut sowie chronisch) - Zu beachten ist, dass psychische Belastungen auch sekundär als Folge der chronischen gastrointestinalen Beschwerden auftreten können (LS 2–9).
Die neue Definition des Reizdarmsyndroms als „Störung der Darm-Hirn-Interaktion“ basiert auf einer Vielzahl neuer Erkenntnisse zur Pathophysiologie. Dabei spielt das intestinale Mikrobiom eine zentrale Rolle, da es verschiedene Bereiche der humanen Physiologie stark beeinflusst. Zu den diversen molekulare und zellulären Pathomechanismen beim Reizdarmsyndrom gehören:
- Motilitätsstörungen und veränderter intestinaler Reflex
- Verändertes Darmmikrobiom
- Gestörter Gallensäuremetabolismus
- Veränderte Schleimhautfunktionen mit gestörter intestinaler Barriere und Sekretion
- Viszerale Hypersensitivität
- Veränderte enterale Immunantworten
- Veränderte Signalverarbeitung in verschiedenen Hirnarealen
- Veränderte Dichte und Funktion enteroendokriner Zellen
- Änderungen der Protease-vermittelten Funktionen
- Verändertes Fettsäuremuster im Stuhl
- Veränderungen der extrinsischen Innervation und im enterischen Nervensystem
- Veränderter hormoneller Status
- Mögliche genetische Prädisposition
- Veränderte epigenetische Faktoren
Diese erhöhte intestinale Permeabilität ist nachweislich mit einer unterschwelligen Immunaktivierung, einer viszeralen Hypersensitivität, Veränderungen der Darmfunktion sowie Abdominalschmerzen assoziiert.
(Hier im Forum wurde vor einigen Jahren intensiver über Forschungsbestrebungen diskutiert, die Patienten mit und ohne solche histopathologischen Entzündungen auf verschiedene Diagnosen aufzuteilen, da die mit Entzündung eigentlich keine "Reizdarm"-Patienten seien - offenbar geht man da jetzt doch andere Wege.)Bei ReizdarmpatientInnen wird eine erhöhte Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine nachgewiesen, die sich in einer unterschwelligen, also nur histopathologisch nachweisbaren Entzündung äußert.
Die wissenschaftliche und klinische Forschung konzentrierte sich in den letzten Jahren auf die Mikrobiommodulation als therapeutischen Ansatz, um so Einfluss auf Stoffwechselvorgänge, Immunreaktionen und neuromuskuläre Funktionen des Darms zu nehmen.
Zur Ernährung: Eine allgemeine Empfehlung zur Prävention wie auch zur Behandlung könnten nicht gegeben werden, allerdings individuelle an den jeweiligen Symptomen orientierte Empfehlungen; dabei sollten Nahrungsmittelunverträglichkeiten immer abgeklärt werden.
Für spezifische Präbiotika wird mangels hinreichender Studienlage (ist das so?) keine Empfehlung gegeben, aber für Probiotika, von denen einige nun den Empfehlungsgrad B („Sollte“-Empfehlung) erreichen.
Hier kommt der Stamm ins Spiel, um den es mir in meiner Recherche ging:
Es wird die Studienlage verschiedener Stämme zusammengefasst: Bifidobacterium bifidum MIMBb75, HI-MIMBb75, Bifidobacterium infantis 35624, Escherichia coli DSM 17252, Lactobacillus casei Shirota, der o.g. Lactobacillus plantarum 299v (DSM 9843, LP299V).... Lactobacillus plantarum 299v, ein Stamm der beim Reizdarmsyndrom sowohl klinisch als auch präklinisch sehr gut untersucht ist. Er bringt u. a. folgende für das Reizdarmsyndrom relevante Wirkmechanismen mit:
- Spezifische Modulation des dysbiotischen Mikrobioms
- Inhibierung der Anheftung von Krankheitserregern an Wirtszellen
- Antimikrobielle Metabolite, die spezifische Krankheitserreger direkt hemmen
- Stärkung der intestinalen Barrierefunktion und Mukusbildung
- Regulation der viszeralen Sensitivität und gastrointestinalen Motilität
- Regulation der unterschwelligen mukosalen Immunaktivierung
Hier finde ich noch interessant, dass im Vergleich zu Placebo "die gastrointestinale Gesamtfunktion auch zwölf Monate nach Behandlungsende noch besser" war (das bestätigt mich auch darin, dass ich es erstmal kurweise mache). Zudem, dass sich nach einem Lactulose-Provokationstest (ist das nicht der SIBO-Test?) der H2-Gehalt in der Atemluft in der LP299V-Gruppe signifikant reduzierte.
Es gab auch eine multizentrische, nicht interventionelle Studie unter Alltagsbedingungen zur Verträglichkeit und Wirksamkeit unter deutschen Praxisbedingungen durch niedergelassene Gastroenterologen und Allgemeinmediziner. Dauer 4-12 Wochen, Teilnehmer 143 Reizdarm-Patient/inn/en, Tagesdosis 1 x 1010 KbE LP299V.
Die Daten zeigten eine kontinuierliche und signifikante Reduktion des Schweregrades und der Häufigkeit von typischen Beschwerden (Abdominalschmerzen, Flatulenz/Meteorismus, Diarrhö) über den zeitlichen Verlauf der Studie in der Gesamtkohorte und eine signifikante Reduktion des Obstipationsschweregrades in der RDS-O-Subgruppe. Diese Ergebnisse spiegeln sich auch im psychischen Wohlbefinden der PatientInnen wider. Nach zwölf Wochen hatte sich dieses im Durchschnitt um 110 % verbessert. (...)
Die subjektive Sichtweise der PatientInnen wurde durch die medizinische Einschätzung der Ärztinnen und Ärzte bestätigt, (...). Alle Reizarmtypen (RDS-D, RDS-O, RDS-M) profitierten dabei in gleichem Maße. LP299V war demnach auch abseits von RCT-Studien wirksam, wobei eine längerfristige Einnahme die Effektivität steigert.
An Literatur werden 43 Quellen genannt.
Gruß
Kate