Musik für die Seele

  • Themenstarter Kassandra
  • Erstellt am
Hier kann man Carlos Kleiber auch ziemlich gut bei seiner einzigartigen Weise zu dirigieren ("Musik zu verkörpern", wie Windpferd es ausdrückt) beobachten. Mir gefällt es hier besonders gut:



Liebe Grüße,
Miglena (die hier das Glück hatte, von Carlos Kleiber zu erfahren)
 
Nu habe ich fest damit gerechnet, dass dieses wunderschöne Gedicht, in tausend Formen, von Goethe in der Musik auftaucht, finde aber nichts:idee:


In tausend Formen magst du dich verstecken,

Doch, Allerliebste, gleich erkenn' ich dich;

Du magst mit Zauberschleiern dich bedecken,

Allgegenwärt'ge, gleich erkenn' ich dich.



An der Zypresse reinstem, jungem Streben,

Allschöngewachsne, gleich erkenn' ich dich;

In des Kanales reinem Wellenleben,

Allschmeichelhafte, wohl erkenn' ich dich.



Wenn steigend sich der Wasserstrahl entfaltet,

Allspielende, wie froh erkenn' ich dich;

Wenn Wolke sich gestaltend umgestaltet,

Allmannigfalt'ge, dort erkenn' ich dich.



An des geblümten Schleiers Wiesenteppich,

Allbuntbesternte, schön erkenn' ich dich;

Und greift umher ein tausendarm'ger Eppich,

Allumklammernde, da kenn' ich dich.



Wenn am Gebirg der Morgen sich entzündet,

Gleich, Allerheiternde, begrüß' ich dich;

Dann über mir der Himmel rein sich ründet,

Allherzerweiternde, dann atm' ich dich.



Was ich mit äußerm Sinn, mit innerm kenne,

Du Allbelehrende, kenn' ich durch dich;

Und wenn ich Allahs Namenhundert nenne,

Mit jedem klingt ein Name nach für dich.


So kann es jeder für sich singen;)


Gute Nacht! Kayen
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Morgen, Allherzerweiternde,

Du irrst Dich. Oder resignierst zu schnell.

Es ist doch ganz offenkundig, daß dieser Text längst komponiert vorliegt. Und zwar in Dir. Wer auch immer ihn geschrieben haben mag. Du hast die Musik wenigstens gehört. Beim Abschreiben, Du erinnerst Dich.

Du brauchst Dir nun nur noch die (allerdings große) Mühe zu machen, die Musik auf schönes, frisches Notenpapier zu schreiben und an Deine Lieben zu verteilen. Dann kannst Du die Blätter noch fotografieren mit Deiner raffinierten Digitalkamera und sie dann hier einstellen.

Dies wird den Tonfall im ganzen Forum erwärmen, erhellen, bunter machen.

Freu mich drauf.

Liebe Grüße
Windpferd


PS:


NACHTS

Nachts hören, was nie gehört wurde:
den hundersten Namen Allahs,
den nicht mehr aufgeschriebenen Paukenton,
als Mozart starb,
im Mutterleib vernommene Gespräche.

(Günter Eich)​
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo,

Helene Grimaud habe ich jahrelang immer mit einer gewissen Bangigkeit gehört. Mit der Frage: "Schafft sie's wohl?", obwohl sie schon früh makellos und souverän spielte. Erst später beschäftigte ich mich mit ihrem Leben: Als Kind ADHS (geheilt, sobald sie Klavier spielte!), Gründung einer Einrichtung zum Schutz, zur Zucht und Reintegration von Wölfen upstate N.Y. (sie pflegte in ihrem Wolfsgehege ihre Partituren zu studieren, während die Wölfe mit ihr kuschelten - ihr Partner ertrug das nicht lange), einjähriger Burnout nach Lungenentzündung, nebenbei noch ein Magen-Ca operiert, ihr Buch "Wolfssonate" - also durchaus Grund zur Sorge.

Als ich diese Einspielung - vor ca. 7 Jahren - hörte, fühlte ich Befreiung: jetzt hat sie ultimative Meisterschaft erreicht. Kann diese Empfindung nicht begründen.

Das a-moll-Konzert - eigentlich eher eine Fantasie, keine klassische Form - ist natürlich selber ein Wunderwerk. Von Liebe getragen: das erste Themenfragment, absteigend C H A A steht für CHiArA (italienisch) = Clara Wieck, seine spätere Frau, um die er mit ihrem Vater lange kämpfen musste. Am Ende des zweiten Satzes, der etwas ratlos verklingt, plötzlich in den Blechbläsern wieder dieses Motiv, in Dur, mf (4:57), dann in Moll, pp, dann nochmal, Dur, ff, jetzt aber auch mit der Strahlkraft und Wärme der Holzbläser (wie ein Sonnenaufgang) - und das Klavier umspielt die Akkorde mit unfassbarer Zärtlichkeit - dann, entfesselt, der dritte Satz; Leidenschaft und Glück.





Noch aus einem anderen Grund ist dieses Konzert für mich mit der Frage "Schafft sie's wohl?" verknüpft: meine Mutter lebte heimlich in einer Liebesbeziehung mit meinem Musiklehrer (der oft dirigierte); die beiden planten, das Stück miteinander aufzuführen, Sie übte stundenlang und täglich - von damals kenn ich noch jeden Takt. Es wäre - empfand ich später - die Krönung ihrer Verbindung gewesen. (Ich bin dankbar: einmal für wenige Jahre wenigstens einen Elternteil, der tatsächlich liebt - was für eine Mitfreude und Ermutigung!

Es war - eigentlich vorhersehbar - aussichtslos: sie hatte nicht die Kraft und ihre Hände waren zu schmal. (Schon Oktav-Läufe waren mühsam für sie.) Und aussichtslos, weil weil der Familiendespot dahinterkam und, narzisstisch gekränkt, eine Katastrophe inszenierte. Am Ende nicht mehr Schubert sondern später Tschaikowski.

Später hat der Musiklehrer (tollkhn in der Provinz) "für sie" die 9. von Beethoven aufgeführt (Mama "durfte" die wunderschöne Sopranpartie natürlich nicht singen). Verblüffend gut; das Tonband hab ich noch immer.

IN MEMORIAM.

Alles Liebe,
Windpferd
 
Für N.N.​

Hallo,

„Wir wissen nicht mehr, als dass Schubert, im einzigartigen Produktionsrausch seiner letzten Monate, dieses Quintett 1828 komponiert hat, es in einem Brief erwähnt, aber nie selbst gehört hat. Kein Wort des Dankes wurde Schubert für eine Komposition zuteil, die uns armen Erdenbürgern soviel Trost vermittelt wie kaum ein anderes Kunstwerk.“ (Joachim Kaiser)

Das Quintett (mit zwei Celli), C-Dur, D. 956, op. 163, mit 4 Sätzen. Zwei Monate vor Schuberts Tod.

Prades 1952. Pablo Casals (76) hatte gelobt, nicht mehr nach Spanien zurückzukehren, solange Franco herrschte. Er kam nie zurück. Die alte Aufnahme technisch nicht perfekt, auch im Zusammenspiel nicht; Casals singt manchmal hörbar mit. Aber sein jugendlicher Elan, seine Entschlossenheit oder was auch immer tragen das Spiel. (Auf dem Plattencover in der Mitte.)

Alle Sätze sehr kontrastreich, vor allem der 2. und 3. Eingebettet in den 3. Satz (Scherzo, Presto) das Trio (Andante sonstenuto, im entlegenen Des-Dur). Die Melodie sinkt immer weiter nach unten, nach innen, immer leiser. Eines der – wieder mal – schönsten Musikstücke von Welt (30:10 – 34:40 – wenn jemand gerade schonungsbedürftig sein sollte). Der 4. Satz ein leidenschaftlicher Tanz – eine Rückkehr zum Leben?

„Vor Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur verneigen sich alle Menschen, denen Musik, Kammermusik gar, etwas bedeutet, glücklich bewundernd – oder sie schwärmen. Das Werk nimmt einen singulären Platz in Schuberts Schaffen, ja gar in der Musikliteratur ein. Es ist rätselhaft, und es ist vollendet … Mit Worten kann kein Mensch das tönende Mysterium dieses Werkes völlig enträtseln oder auf Begriffe bringen.“ (Joachim Kaiser.)



Liebe Grüße
Windpferd
 


Elektra
(aufschreiend) Orest!
(Ganz leise, bebend) Orest! Orest! Orest!
Es rührt sich niemand! O laß deine Augen
mich sehn, Traumbild, mir geschenktes
Traumbild, schöner als alle Träume!
Hehres, unbegreifliches, erhabenes Gesicht,
o bleib' bei mir! Lös' nicht
in Luft dich auf, vergeh mir nicht,
es sei denn, dass ich jetzt gleich
sterben muß und du dich anzeigst
und mich holen kommst: dann sterbe ich
seliger als ich gelebt! Orest! Orest!

Orest
(neigt sich zu ihr, um sie zu umarmen)

Elektra
(heftig)
Nein, du sollst mich nicht umarmen!
Tritt weg, ich schäme mich vor dir, ich weiß nicht,
wie du mich ansiehst.
Ich bin nur mehr der Leichnam deiner Schwester,
mein armes Kind! Ich weiß
es schaudert dich
vor mir und war dich eines Königs Tochter . . .
(Hugo von Hofmannsthal)​
 
Für N.N.
In memoriam​



Die „Metamorphosen“ sind 1944 konzipiert und in den letzten Monaten des Krieges vollendet. Untertitel „Studien für 23 Solostreicher“. Es handelt sich um 10 Violinen, je 5 Violen und Celli, 3 Kontrabässe – also ungewöhnlich dunkle Färbung. Sie sind sehr solistisch geführt, vielfach alle Stimmen verschieden voneinander.

Die ersten Skizzen tragen den Titel „Trauer um München“. In den letzten Takten zitieren die Kontrabässe das Thema des Trauermarschs aus Beethovens 3. Symphonie (Eroica); schon in einem späten Einakter („Friedenstag“, 1936, in dem der Westfälische Friede gefeiert wird) sind besonders die aufeinander getürmten Chorsätze Beethoven-verwandt. Darunter steht in der Partitur „IN MEMORIAM“.

Man muß sehr entspannt und gesammelt hören – das Motivgeflecht ist unglaublich dicht verwoben. Beständig wandeln sich die Motive. (Man weiß nicht, worauf der Titel anspielt.) Im Mittelteil noch einmal eine Steigerung, ein Aufblühen, Aufleuchten von Leidenschaft – auf dem Höhepunkt der plötzliche Abbruch, Generalpause und Abgesang. Auch die Trauer ist gefasst; die Formstrenge wird nicht durchbrochen. Vielleicht verwandt der d-moll-Chaconne, der Missa Solemnis

Alles Liebe,
Windpferd
 
Lieber Mimer:wave:

solltest du noch ab und zu im Forum reinlesen,ich vermisse dich gerade hier im Thread sehr.:kiss:
Deine Lieder haben immer meine Seele erreicht und mich berührt.

Habe mir viel überspielt und wenn ich die Lieder höre weiß ich immer,dass du sie reingestellt hast.

Lieber Mimer,ich hoffe es geht dir gut und schicke dir, egal wo du bist,liebe Grüße.

Die Wildaster:wave::wave:

Damit möchte ich auf keinen Fall andere hier enttäuschen,bin nun langsam auch ein Fan für klassische Musik geworden,aber mein Musikstil ist ein anderer und ich hoffe,dass ihr für mich als treue Hörerin ab und zu eine Abwechslung in das Programm bringen könnt.

Liebe Grüße:wave:
 
:):)

Danke und liebe Grüße von Wildaster:klatschen:klatschen

Ich hörte es von Esther u.Abi Ofarim
 
Zuletzt bearbeitet:
Wildaster, Sally Oldfield hörte ich damals bei meinem Bruder,
und rannte mit ungefähr 13 barfuß über Felder in den ersten schönsten
Sommer in meinem Leben.
Die geht ganz tief in meine Seele.
:wave:
 
Oben