Windpferd
Liebe Shelley und Ihr alle -
bin neu in diesem erstaunlichen Forum - und zufällig (hab eigentlich etwas anderes gesucht) stolpere ich über diesen Thread "Ich möchte leben". Was ja eine phantastische Idee ist, mit 4840 Beiträgen schon. Alle möchten anscheinend leben. Aber plötzlich bin ich auf einem Schlachtfeld, so scheint's, wo Menschen einander anschreien, wo die Moderatorin (mein hoher Respekt!) schon um 4 Uhr morgens versucht, Frieden zu stiften, und wo gar nicht mehr erkennbar ist, wo das "Leben" denn nun geblieben ist. (Müßte 383 Seiten zurückblättern. Nicht zu schaffen.)
Ist das nicht ein gutes Abbild der ganz normalen irdischen Tragikomödie? Irgendwann - vor Urzeiten, so scheint es - waren wir zum Beispiel mal verliebt - aber jetzt bewerfen wir einander mit Geschirr, wünschen einander zum Teufel - aber allein wollen wir auch nicht sein, mindestens müssen wir vorher noch Recht kriegen ...
Es gibt einen einfachen, uralten Trick: einfach aufhören. Das nächste superwichtige Mail ungeschrieben lassen. Mich selber bestreiken. Gar nichts tun. Mich aufrecht hinsetzen, mit offenen Augen, ausatmen, ausatmen ... Hier ist es, zum Beispiel, zwar lausekalt und naß, aber es scheint erstaunlicherweise die Sonne; ein paar Spatzen gucken auf meinem Balkon nach den Rechten, eine Elster hat eben mal vorbeigeschaut und - ich brauch gar nicht leben zu wollen, nicht ums Überleben zu kämpfen; ich leb ja schon, die ganze kostbare Zeit, auch wenn ich sie totschlage, auch wenn es weh tut. So viele Jahre hab ich schon überlebt! Und wenn ich nicht Recht krieg - na dann krieg ich vielleicht Unrecht. Vielleicht, revolutionäre Idee, hab ich ja Unrecht? Merkwürdigerweise werden die Gedanken langsamer, die Emotionen ruhiger. Irgendwie schleicht sich dann vielleicht ein völlig grundloses Lächeln ein - es liegt an mir, ob ich zulasse, das sich das ausbreitet. Und dazu ein paar Tränen, das wär ein Glücksfall, was will ich denn eigentlich mehr ...
Und wenn Du oder sonstwer jetzt, richtig live, da wärst oder wäre (ach die Grammatik), dann würde ich uns einen starken Espresso kochen, allen gesundheitlichen Bedenken zum Trotz. Kann man das vielleicht in irgendeiner geheimen Ecke dieses Forums? Ich werde es mal mit der Suchfunktion probieren. Für fortgeschrittene Benutzer? Na, einmal werde ich ja mal zu denen gehören, wenn alles gut geht. Oder schief ...
"Nichts Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein",
heißt es in einem Gedicht von Ingeborg Bachmann.
"Unser Leben, es fähret schnell dahin als flögen wir davon,
und in den Abgründen wohnt verborgen das Glück."
(Günter Eich)
Dir, Euch: Einen glücklichen Tag!
Windpferd
bin neu in diesem erstaunlichen Forum - und zufällig (hab eigentlich etwas anderes gesucht) stolpere ich über diesen Thread "Ich möchte leben". Was ja eine phantastische Idee ist, mit 4840 Beiträgen schon. Alle möchten anscheinend leben. Aber plötzlich bin ich auf einem Schlachtfeld, so scheint's, wo Menschen einander anschreien, wo die Moderatorin (mein hoher Respekt!) schon um 4 Uhr morgens versucht, Frieden zu stiften, und wo gar nicht mehr erkennbar ist, wo das "Leben" denn nun geblieben ist. (Müßte 383 Seiten zurückblättern. Nicht zu schaffen.)
Ist das nicht ein gutes Abbild der ganz normalen irdischen Tragikomödie? Irgendwann - vor Urzeiten, so scheint es - waren wir zum Beispiel mal verliebt - aber jetzt bewerfen wir einander mit Geschirr, wünschen einander zum Teufel - aber allein wollen wir auch nicht sein, mindestens müssen wir vorher noch Recht kriegen ...
Es gibt einen einfachen, uralten Trick: einfach aufhören. Das nächste superwichtige Mail ungeschrieben lassen. Mich selber bestreiken. Gar nichts tun. Mich aufrecht hinsetzen, mit offenen Augen, ausatmen, ausatmen ... Hier ist es, zum Beispiel, zwar lausekalt und naß, aber es scheint erstaunlicherweise die Sonne; ein paar Spatzen gucken auf meinem Balkon nach den Rechten, eine Elster hat eben mal vorbeigeschaut und - ich brauch gar nicht leben zu wollen, nicht ums Überleben zu kämpfen; ich leb ja schon, die ganze kostbare Zeit, auch wenn ich sie totschlage, auch wenn es weh tut. So viele Jahre hab ich schon überlebt! Und wenn ich nicht Recht krieg - na dann krieg ich vielleicht Unrecht. Vielleicht, revolutionäre Idee, hab ich ja Unrecht? Merkwürdigerweise werden die Gedanken langsamer, die Emotionen ruhiger. Irgendwie schleicht sich dann vielleicht ein völlig grundloses Lächeln ein - es liegt an mir, ob ich zulasse, das sich das ausbreitet. Und dazu ein paar Tränen, das wär ein Glücksfall, was will ich denn eigentlich mehr ...
Und wenn Du oder sonstwer jetzt, richtig live, da wärst oder wäre (ach die Grammatik), dann würde ich uns einen starken Espresso kochen, allen gesundheitlichen Bedenken zum Trotz. Kann man das vielleicht in irgendeiner geheimen Ecke dieses Forums? Ich werde es mal mit der Suchfunktion probieren. Für fortgeschrittene Benutzer? Na, einmal werde ich ja mal zu denen gehören, wenn alles gut geht. Oder schief ...
"Nichts Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein",
heißt es in einem Gedicht von Ingeborg Bachmann.
"Unser Leben, es fähret schnell dahin als flögen wir davon,
und in den Abgründen wohnt verborgen das Glück."
(Günter Eich)
Dir, Euch: Einen glücklichen Tag!
Windpferd
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: