Lieber Elias,
es berührt mich sehr, dass Du Dir Gedanken machst. Es tröstet mich, zu wissen, dass ich nicht allein bin mit meinen Gedanken.
Meine Probleme sind ein ganzes Paket.
Früher habe ich mir viele Gedanken über alles mögliche gemacht. Mein Selbstwertgefühl ist nicht immer stabil. In meinem Leben mußte ich zuhause einiges einstecken. Gefühle zeigen oder sagen was los ist war nicht. Unterstützung bekam ich kaum. Meine Mutter hatte sich nicht wirklich für mich interessiert. Mein Leben lang mußte ich mir zuhause anhören, dass ich nichts wert bin etc. - Unschön, ich bin dadurch nüchtern geworden und habe gelernt nicht wirklich alles an mich heranzulassen. Dabei verlernte ich Vertrauen in andere zu haben, war oft misstraurisch und rebellisch.
Diese Verhalten hatte sich in meinem Leben verfestigt, so daß ich beruflich und auch privat Probleme bekam. Ich war schrecklich 100 % - und stand mir oft selbst im Weg. Inzwischen habe ich an vielem gearbeitet. Doch zwischendurch kommen Erinnerungen hoch, denen ich manchmal ausgeliefert bin.
Als ich vor zwei Jahren zur Psychomatischen Kur war, fragte mich meine Ärztin weshalb ich meiner Mutter immer noch hinterher laufe, weil sie usw. ... Sie meine, auch eine Mutter muß sich Liebe verdienen ...
Eine gute Frage, die ich nur mit dem beantworten konnte: "sie ist meine Mutter."
Ich vermisse den guten Kontakt mit meiner Familie, alles läuft so nebenbei ... und ich frage mich, was ist wichtig in meinem Leben.
Die Antwort: Mein Leben ist leer, Probleme habe ich, weil ich keine Arbeit habe, weil ich in meinem Leben viele Enttäuschungen weggesteckt habe, mich von allem zurückgezogen habe (bloß keine Schwäche zeigen).
In den letzten Jahren habe ich es gelernt, Hilfe zu holen und auch beim Krisendienst anzurufen, wenn ich nicht mit mir klar komme. Es geht mir dann wieder gut - doch damit habe ich meine Probleme nicht gelöst.
Ich will mit meinen 54 Jahren arbeiten und Freude an dem haben, was ich tue. Ich hätte gern Unterstützung in der Form, dass es jemanden gibt, der mir Mut macht, mit dem ich mich austauschen kann. Das fehlt mir.
Ich selbst rede mir oft zu und frage mich selbst, wie ich mir helfen kann. Derzeit suche ich eine Personalvermittlung, die mich unterstützt den Job für mich zu finden.
Zu Deiner Frage, ob irgendetwas mein Leben abgelöscht hat: Ich wollte immer Mrs. Perfect sein, weil ich unbewußt nach Anerkennung und Liebe strebte. Ich konnte nicht loslassen. Durch die vielen Enttäuschungen beruflich und privat habe ich wohl irgendwann gemerkt, dass mir meine Flügel gestutzt worden sind. So fühle ich mich, wie ein Adler, der nicht fliegen kann.
Ich sage mir: es muss doch für mich eine Möglichkeit geben aus meiner Situation heraus zu kommen. Ich brauche einen Job, dann habe ich den ersten Schritt getan.
Beruflich habe ich ein Problem: ich bin qualifiziert, habe eine Ausbildung als Hotelfachfrau, bin Betriebswirtin (Hotelfach) arbeite gern als Sekretärin / Teamassistentin, habe ein vielseitige, umfangreiche Berufserfahrung, bin ledig, habe keine Kinder, keine familären Verpflichtungen, bin mobil, zeitlich flexibel, ortsungebunden - und habe immer noch nicht die passende Aufgabe für mich gefunden. Das macht mir natürlich zu schaffen.
Habe ehrenamtlich und auf 1 €-Basis gearbeitet, was dauerhaft auch keine Lösung ist.
Was kann ich für mich tun, dass ich dieses Leben nicht wegwerfe? Ich will mich nicht verlieren.