Wie äußern sich diese Tumoren?
Die meisten Hypophysentumoren wachsen langsam verdrängend in das umliegende Hirngewebe. Jede Tumorart verursacht unterschiedliche Beschwerden. Die Symptome der nicht Hormon bildenden Hypophysentumoren äußern sich in einer kompressionsbedingten Minderfunktion der Hirnanhangsdrüse (Hypophyseninsuffizienz). Typisch sind Abgeschlagenheit, Blässe, Haarausfall (v. a. an Achseln und Augenbrauen), Fett- und Zuckerstoffwechselstörungen, Gewichtsabnahme, Blutdruckabfall, Störungen der Regelblutung und der Potenz und häufiges Wasserlassen durch Mangel an Anti-Diuretischem Hormon im Hinterlappen der Hypophyse.
Des Weiteren können sich alle Tumoren der Hirnanhangsdrüse mit Kopfschmerzen und Sehstörungen von Gesichtsfeldausfällen bis zur Blindheit äußern, je nach Ausdehnung des Tumors und Druck auf die Sehbahn, die durch ihre anatomische Lage in Mitleidenschaft gezogen werden kann.
Das Gesichtsfeld ist der gesamte Bereich, der beim Fixieren eines Punktes einsehbar ist. Bei Hypophysentumoren verschwinden die seitlichen Bereiche des Gesichtsfeldes häufig.
Die Hormon produzierenden Tumoren zeichnen sich durch Symptome aus, die durch den jeweiligen Hormonüberschuss verursacht wird. Während Prolaktinome bei Frauen zum Ausbleiben der Regelblutung, zur Milchproduktion und Milchabsonderung in der Brust und eventuell sogar zur Sterilität führen, äußern sie sich bei Männern mit einem Verlust der sexuellen Lustempfindung und der Potenz und ggf. mit einer Vergrößerung der Brustdrüsen.
Kinder, die an Wachstumshormon (STH) bildenden Hypophysentumoren erkranken, werden sehr großwüchsig, da die Wachstumsfugen noch nicht geschlossen sind. Bei Erwachsenen mit diesem Tumor hingegen vergrößern sich nur die Akren, d. h. alle körperfernen Teile wie Finger, Zehen, Hände, Füße, Nase, Ohren und Kinn. Dies bezeichnet man als Akromegalie.
Die Überproduktion von ACTH regt die Nebennieren an, Kortisol zu bilden und auszuschütten. Dies führt zum so genannten Cushing-Syndrom, das sich mit einer Fettumverteilung (Stammfettsucht), Muskelschwäche, Bluthochdruck, erhöhten Blutzuckerwerten, Knochenschwund (Osteoporose) und Depressionen äußert.
Unter Hirsutismus versteht man die verstärkte, dem männlichen Typ entsprechende Körperbehaarung bei Frauen, die ebenfalls typischerweise bei den ACTH-bildenden Hirnanhangsdrüsentumoren vorkommt.
Die seltenen Tumoren der Hirnanhangsdrüse, die einen Überschuss an TSH oder Gonadotropinen verursachen, äußern sich mit den Symptomen einer Überfunktion der Schilddrüse (z. B. übermäßiges Schwitzen, Unruhe und Gewichtsabnahme) bzw. der Geschlechtsdrüsen (z. B. vorzeitige Pubertät bei Kindern).
Bei rund zehn Prozent aller Hypophysentumoren kommt es zu einem Infarkt mit Blutung. Diese so genannte Hypophysenapoplexie kann durch einen Unfall oder eine Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten ausgelöst werden. Er äußert sich mit heftigsten Kopfschmerzen, Übelkeit, Nackensteife und Bewusstseinsstörungen und ist lebensbedrohlich und muss sofort behandelt werden.