Glück, was ist das überhaupt?

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Ein Dialysepatient hat mir mal gesagt, Glück ist für ihn pipi machen zu können.


Hesses Gedanken dazu:

"Ich neige manchmal dazu, glückliche Menschen für heimliche Weise zu halten, auch wenn sie dumm scheinen. Was ist dümmer und macht unglücklicher als Gescheitheit?"
"Glück kann man nur besitzen, solange man es nicht sieht."
"Zum Erleben des Glückes bedarf es vor allem der Unabhängigkeit von der Zeit und damit von der Furcht sowohl wie von der Hoffnung, und diese Fähigkeit kommt den meisten Menschen mit den Jahren abhanden."



Mein persönliches Glück wäre eine Nacht tiefer Schlaf :)

Herzlichst
Kayen
 
Hallo Kayen,

Schlafenkönnen und Glück - auch dieses Problem ist lösbar. Gegen alles ist ein Kraut gewachsen, für alles ist eine Musik gefunden.


"Schuhuhu-schuhu, schuhuhu-schuhu, . . .
es fallen dem König die Augen zu . . .

Der Kaiser, der König, der Bauer, das Kind,
im Schlafland, im Traumland einfältig sie sind -
schuhuhu- . . ." (ab 6:00)

Also, die kluge Bauerntochter hat alle drei Rätsel des Königs auf der Stelle gelöst und er heiratet sie sofort. Nicht übermäßig zärtlich. Der Känig ist jähzornig, allerlei Unrecht geschieht. Schließlich hilft die Kluge einem zu Unrecht verurteilten Eselstreiber. Der König, rasend vor Wut, wirft sie aus dem Schloß. Jedoch gesteht er ihr zu, sie dürfe in einer Truhe mitnehmen, woran ihr Herz am meisten hänge.

Sie besteht darauf, ein Abschiedsessen zuzubereiten. "Laß mich das Essen dir bereiten . . ." - magisches blaues Licht über der Szene. Es gibt Fisch; die Kluge mischt Schlafmohn in den Wein - von dem er sehr viel und sie sehr wenig trinkt. Dann singt sie das Schlaflied für ihn, siehe oben. (Es ist viel länger, aber weder finde ich die Lyrics im Internet, noch mein Textbuch, noch meine CD. Grrrrrrrr.......) Der Text übrigens vom Komponisten.

Szenenwechsel. Morgensonne. Ein in allen Farben leuchtender Baum erfllt den ganzen Bühnenhintergrund. (War eine fantastische Inszenierung im alten Münchener Prinzregententheater, von August Everding, Dirigent Wolfgang Sawallisch, vor Urzeiten. Carl Orff sprach gelegentlich den Prolog und den Epilog.) Der König liegt in der geöffneten Truhe, friedlich schlafend, dann erwacht er desorientiert. Seine Frau erinnert ihm an sein Versprechen. Als er langsam begreift, preist er ihre Klugheit. Sie antwortet einfach und heiter:

"Verstellung war's. Ich hab mich nur verstellt.
Klug sein und lieben -
kann kein Mensch
auf dieser Welt."​
Nach dem Märchen "Die kluge Bauerntochter" der Gebrüder Grimm. (Es existiert in verschiedenen Varianten in mehreren Kulturkreisen.) Dort lässt das Paar sich am Ende noch einmal trauen; bei Orff ist das nicht mehr notwendig. Komponiert 1941/42: "Die Kluge. Die Geschichte von dem König und seiner Frau." Dauer knapp 1 1/2 Stunden; wohl immer zusammen mit der Märchenoper "Der Mond" aufgeführt. Bei Youtube auf 9 Videos verteilt; dieses hier ist das 8.

Möge es Dir gut gehen, "im Schlafland, im Traumland".
Windpferd


 
Windpferd:

Zitat
Der König liegt in der geöffneten Truhe, friedlich schlafend, dann erwacht er desorientiert. Seine Frau erinnert ihm an sein Versprechen. Als er langsam begreift, preist er ihre Klugheit. Sie antwortet einfach und heiter:

"Verstellung war's. Ich hab mich nur verstellt.
Klug sein und lieben -
kann kein Mensch
auf dieser Welt."


Hallo,

ich denke, es ist ein Irrtum, zu glauben, dass "klug sein und lieben -
kann kein Mensch...". Im Gegenteil, gerade wenn man klug ist, begreift man die anderen und kann sie deshalb lieben, dauerhaft lieben. Liebe ohne Verstand ist nur die geschlechtliche Liebe, die vom Fortpflanzungstrieb beherrscht wird, wo Verstand von der Natur eher unerwünscht ist, diese Art von Liebe ist kurzlebig.


"Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann."
(Mahatma Gandhi)

"Der Freund ist einer, der alles von dir weiß, und der dich trotzdem liebt."
(Elbert Hubbard)

"Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer."
(Konfuzius)

"Liebe: die Kraft, nicht nur die eigene, sondern auch die Unvollkommenheit eines anderen lebenslang zu ertragen."
(Ron Kritzfeld)

(Anmerkung: die "Kraft" im obigen Zitat verstehe ich als den Verstand, der begreift, warum man jemanden trotz seiner Unvollkommenheit liebt.)

"Liebe auf den ersten Blick ist ungefähr so zuverlässig wie Diagnose auf den ersten Händedruck."
(George Bernard Shaw)

"Die Freundschaft ist eine Kunst der Distanz, so wie die Liebe eine Kunst der Nähe ist."
(Sigmund Graff)


Grüße, Miglena
 
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Hallo Kayen,

Du schreibst: "Ein Dialysepatient hat mir mal gesagt, Glück ist für ihn pipi machen zu können."
Volle Zustimmung. Ich war zwar nie Dialysepatient. Das Glück war vor ein paar Jahren, daß ich - des Nachts und fern von jedem Arzt - mir selber (unter maximaler Asepsis) einen Blasenkatheter legen konnte (beim ersten Mal gar nicht so einfach, später dann schon). Mit Erfolg - der Ballon öffnete sich, ich konnte pipi machen, und Infektion gab's auch keine. (Schließlich verkleinerte sich die Prostata wieder, unter dem Einfluß von vielerlei sekundären Pflanzenstoffen usw.)

Hesses Gedanken dazu:

"Ich neige manchmal dazu, glückliche Menschen für heimliche Weise zu halten, auch wenn sie dumm scheinen. Was ist dümmer und macht unglücklicher als Gescheitheit?"

Bei allem Respekt vor dem Nobelpreisträger: Er "neigt manchmal dazu . . ." statt zu sagen, was Sache ist. Und dieses Jonglieren mit den Begriffen (Weisheit gegen Gescheitheit). Was sollen wir denn daraus lernen?
Übrigens: über das Verhältnis von Glück, Weisheit und Liebe kann man nicht viel Besseres sagen, als in Carl Orffs Märchenoper "Die Kluge" gesagt / gesungen wird.


"Glück kann man nur besitzen, solange man es nicht sieht."
Nein! Zu allererst: Glück kann man überhaupt nicht "besitzen". Es ist - genau wie Lieben - ein Geschenk. Eine Gnade. Die kann durchaus spürbar sein. In der buddhistischen Tradition heißt Gnade adhistana (sanskrit; "Welle von Glanz"). Und Wellen sind sichtbar, können - dem Küstenbewohner bekannt - sehr lange sein, und mehrere können aufeinander folgen.

"Zum Erleben des Glückes bedarf es vor allem der Unabhängigkeit von der Zeit und damit von der Furcht sowohl wie von der Hoffnung, und diese Fähigkeit kommt den meisten Menschen mit den Jahren abhanden."

Tja, Hesse hat zwar "Siddharta" geschrieben aber m.W. niemals buddhistische Meditationspraxis geübt. So ist er wie viele der Gefahr verfallen, extrem fortgeschrittene Aussagen einfach in den Raum zu stellen, statt - demütig - als Anfänger anzufangen. (Eines der besten Bücher aus der Zen-Tradition: Shunryu Suzuki: "Zen Mind Beginners' Mind", auch deutsch erhältlich.)
Ich halte das für gefährlich, unverantwortlich und wenig mitfühlend. "Unabhängigkeit von der Zeit" - ja, wie soll denn das gehen? wie kann ich denn die erreichen? Was mach ich denn da? Ich bin von ihr abhängig! - Und die berühmte Freiheit von Hoffnung und Furcht? Diese Formulierung ist, ernst genommen, wie eine Mauer, wie Kafkas Schloß - es gibt keinen Weg hinein. (Eine Frage auf einem der Fragebögen von Max Frisch: "Waren Sie jemals auch nur einen Augenblick ohne Hoffnung? Auch ohne die Hoffnung, daß alles ein Ende nimmt, auch für Sie?" Und "Angst" ist in der Existenzphilosohie ein "Existential", nicht trennbar, nicht wegzudenken von unserem Leben.)
Mit solchen "Lehren" kann man sich selber und andere in Verzweiflung oder Depression treiben. Ungefähr als würde man einem Anfänger, der lernen möchte, zu beten, stattdessen aus den Predigten von Meister Eckart vorlesen. Schrecklich.

Auch schon im ganz einfachen Leben kann Glück dauern. Länger als Millisekunden. Wir können verweilen. Wir können eine ganze Weile verweilen in einer Umarmung (wenn's der Richtige ist). Wenn wir jemandem rückhaltlos die Wahrheit gesagt haben, kann Friede eintreten - und andauern. Und es gibt den tiefen Frieden nach einer Entbindung Freilich können wir nichts festhalten - das wäre glücksfeindlich. Auch die erlebte Zeit, die Vergänglichkeit gehören zum Leben. Und die Wiederkehr. Religiös gesprochen: Auch die Zeit ist von Gott geschaffen.

Schließlich: wenn man mit Hingabe und mit der Anleitung eines autorisierten Lehrers meditiert, gibt es tatsächlich so etwas wie Lücken, Lücken in der Zeit, winzig aber immer wieder. Eigentlich entdeckt man sie nicht selber; man muß darauf hingewiesen werden. Aber damit kann man unmöglich anfangen. Es ist ein langer Weg. Und, wie das halt bei Wegen so ist: Sie fangen nicht auf den Gipfeln an, sondern ganz unten, wo man eben gerade ist, vielleicht ziemlich im Dunklen.

Ich finde: "ganz unten" ist der beste Ort, einander zu helfen, zu ermutigen. Unerreichbare (vermeintliche) Erfordernisse aufzubauen, ist m.E. nicht unbedingt hilfreich und ermutigend. Je weiter Menschen sind, desto weniger elitär, desto alltäglicher werden sie. Das wünsch ich uns allen.

Mein persönliches Glück wäre eine Nacht tiefer Schlaf :)
Um den hat man sich bereits bemüht :):):) .

Herzlichst
Kayen


Extra herzlich
Windpferd
 
Dieses Zitat drückt meines Erachtens am besten aus, was ich oben ausdrücken wollte:

"Liebe ist stets der Anfang des Wissens, so wie Feuer der Anfang des Lichtes ist."
(Thomas Carlyle)


Zum Thema Glück habe ich erkannt, dass es keinen Sinn macht, das Glück definieren zu wollen und nach ihm zu suchen. Ich habe einfach angefangen, glücklich zu sein. Das ist leichter als man denkt.

Wieder ein paar Zitate, wie bekannte Persönlichkeiten das Glück definieren, weil daraus gewisse Parallelen, Verallgemeinerungen und Anregungen zur/zum persönlichen Glücksfindung bzw. Glücksbewusstsein oder gar Glücksbewusstheit abgeleitet werden können:

"Glücklich ist nicht, wer anderen so vorkommt, sondern wer sich selbst dafür hält."
(Lucius Annaeus Seneca)

"Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große vergebens warten."
(Pearl S. Buck)

"Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge."
(Wilhelm Busch)

"Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens was Glück war."
(Françoise Sagan)

"Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind."
(Francis Bacon)

"Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern."
(Konfuzius)


Glückwünschende Grüße,
Miglena
 
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Nochmal: für beruhigte Nächte. Immerhin mit vierzehn Engeln besetzt. Bei mir hat es unfehlbar genützt. Meine Mutter hat es für uns Kinder gesungen.

Abendsegen

Abends will ich schlafen gehn,
vierzehn Engel um mich stehn:
zwei zu meinen Häupten,
zwei zu meinen Füßen,
zwei zu meiner Rechten,
zwei zu meiner Linken,
zweie die mich decken,
zweie die mich wecken,
zweie die mich weisen
zu Himmels Paradeisen.​



Engelbert Humperdinck (1854 - 1921) "Hänsel und Gretel" (1893).

Humperdinck, lange Assistent Richard Wagners löste sich - vor allem mit seinen Märchenopern - langsam aus dem Bann von Wagners Musik. Die Uraufführung dirigierte Richard Strauss, diese Aufführung (in der Frauenkirche Dresden) Christoph Thielemann (extrem langsam - aber dann hat man eben mehr Zeit zum Einschlafen), der ja auch ein Wagner-Spezielist ist. Gegen Ende seines Lebens arbeitete Humperdinck mit Isadora Duncan, der Begründerin der modernen Tanzimprovisation, zusammen. In Berlin-Grunewald gibt es eine eindrucksvolle Gedenktafel für die Beiden.

Liebe Grüße
Windpferd
 
Vielleicht können auch folgende Gedanken, die von Charlie Chaplin stammen sollen, zur Beantwortung der Frage nach dem Glück beitragen:
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist -
von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: das nennt man "Vertrauen".

Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen,
dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnung für mich sind,
gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich, das nennt man "Authentisch-sein".

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich nach einem anderen Leben zu sehnen
und konnte sehen, dass alles um mich herum
eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man "Reife".

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich meiner freien Zeit zu berauben,
und ich habe aufgehört,
weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude bereitet,
was ich liebe und mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man "Ehrlichkeit".

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit,
was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von allem, das mich immer wieder hinunterzog,
weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das "gesunden Egoismus",
aber heute weiß ich, das ist "Selbstliebe".

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
heute habe ich erkannt,
das nennt man "Demut".

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert,
weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur mehr in diesem Augenblick,
wo alles stattfindet.
So lebe ich heute jeden Tag und nenne es Bewusstheit".

Als ich mich selbst zu lieben begann,
da erkannte ich,
dass mich mein Denken armselig und krank machen kann,
als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner.
Diese Verbindung nenne ich heute "Herzensweisheit".

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen zu fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich, das ist das Leben!

Grüße, Miglena
 
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Hallo Ihr Lieben,

ich habe mir gestern auch Gedanken gemacht, was Hesse wohl mit "dumm" meint. Dazu müsste man Hesse befragen, geht nu leider nicht mehr.

Hier noch einmal das Zitat:

"Ich neige manchmal dazu, glückliche Menschen für heimliche Weise zu halten, auch wenn sie dumm scheinen. Was ist dümmer und macht unglücklicher als Gescheitheit?"
"Glück kann man nur besitzen, solange man es nicht sieht."
"Zum Erleben des Glückes bedarf es vor allem der Unabhängigkeit von der Zeit und damit von der Furcht sowohl wie von der Hoffnung, und diese Fähigkeit kommt den meisten Menschen mit den Jahren abhanden."




Ich habe mir überlegt, vielleicht ist dumm auch "Einfachheit" bei ihm.

Ich erinnere: In jungen Jahren absolvierte ich ein Praktikum in einer Firma, in der nur Mitarbeiter beschäftigt waren, die ihr Wissen in so einer Art Elite-Schule erfahren haben, besonders klug waren mit langjähriger Berufserfahrung. Allesamt waren sie teuer gekleidet, fuhren Autos von dem jeder Normalbürger träumt u.s.w.

Ich fuhr, als Einzige, mit dem Fahrrad ins Büro, aß täglich meine Brotstullen zum Mittag, während die anderen Mittagessen fuhren oder sich aus leckeren Restaurants Essen anliefern ließen und ich mochte auch keinen Schmuck damals tragen.

Also ich war relativ einfach und hatte noch lange nicht das Wissen, welches die Anderen hatten, erreicht.

Ich denke jedoch, dass ich als relativ "Unwissende" glücklicher war, da ich damals mehr Zeit hatte, da noch nicht in große Projekte eingebunden, glücklich war einfach nur dasein zu dürfen und zu lernen, und ein besonderes Glück war es dann, wenn ich Mittags mal am Geburtstagsessen teilhaben durfte, anstatt meine Brot-Stulle zu essen.

Während ich ziemlich sorgenfrei und glücklich in der Runde saß, sahen die anderen "Wissenden", die verantwortungsvoll in große Projekte eingebunden waren, dadurch wenig Zeit hatten durch viele Überstunden, Furcht vor Entlassung, weil sie vielleicht nicht gut genug sind, Essensunverträglichkeiten und viele Sorgen hatten, nie wirklich glücklich aus.

Ich denke so ähnlich könnte Hesse es gemeint haben; obwohl ich sicher nicht dumm war, sonst hätte ich das Praktikum dort nicht bekommen, aber relativ einfach, unabhängig und sah voller Hoffnung in die Zukunft.


Danke auch für die schönen Hinweise "Die Kluge", ja herrlich ausgesucht, und den Abendsegen (welchen ich mir heute Abend anhöre).

Gestern bin ich mit meiner uralten Spieluhr, Wiegenlied von Brahms, ganz einfach, eingeschlafen.

Vielen Dank.

Lieben Gruß von Kayen
 
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Hallo,in diesem Thread darf ich ja nicht fehlen,denn wer von uns ist nicht dem Glück auf der Spur.
Ich komme auch wieder praktisch daher,denn mit den wortreichen theoretischen Beiträgen kann ich nicht mithalten.
Trotzdem meine Wohnung voller Bücher steht,die ich auch gelesen habe,fallen mir nun nicht die passenden Zitate ein,um das Glück zu beschreiben.Viele wunderschöne Beiträge wurden schon geschrieben ,die den Thread so wertvoll machen.
Wir Alle haben schon festgestellt,dass man nicht immer glücklich ist.Es sind oft Augenblicke,Minuten,Stunden,Tage oder auch Jahre,wo man das Glück verspürt.
Vielleicht sollte man fragen,wann warst oder bist du glücklich und wie fühlt es sich an?
Wenn ich glücklich bin,fühle ich eine Leichtigkeit,eine Freude und möchte die Welt umarmen.
Man wird öfters von Glücksgefühlen durchströmt und nimmt es nicht immer bewusst war z.B.wenn man die eigenen Kinder lachen hört und es ihnen mit ihren Familien gut geht,wenn nichts weh tut und man gesund ist,auf Arbeit alles läuft,Freunde keine Sorgen haben usw.
Auch ich suchte am Wochenende das Glück und fand es nicht.
Bewaffnet mit guten Büchern,guter Laune ,das beste Wetter fuhr ich ganz früh in meinen Garten und genoss die Stille dort,lauschte den Vögeln,arbeitete an den Beeten,sonnte mich,blieb bis abends und trotzdem war ich nicht glücklich.
Ich fühlte mich egoistisch weil ich an diesen beiden Tagen nur an mich dachte und für nichts die Verantwortung übernahm.

Leider gibt es bei uns kein Shambhala- Zentrum mit den vielen normalen verwirrten Menschen - und ein paar ,die etwas Durchblick haben.( Zitat von Windpferd )um mit Anleitung zu meditieren und so gilt für mich der Spruch.
,,Jeder ist seines Glückes Schmied."

Hoffentlich schläft dieser Thread nicht wieder ein und wir finden den Glückspilz.

Liebe Grüße von Wildaster
 
Wildaster:

Zitat
Ich fühlte mich egoistisch weil ich an diesen beiden Tagen nur an mich dachte und für nichts die Verantwortung übernahm.

Hallo Wildaster,
es ist bestimmt kein Egoismus, wenn man ab und zu an sich denkt, denn nur so kann man immer wieder neue Kraft sammeln, um für die anderen da zu sein.

Liebe Grüße,
Miglena
 
Also ein Glückspilz forever wird wohl auch keiner sein wollen, wenn diese Aufzeichnung von Dostojewski stimmt:?

"Was kann man nun von einem Menschen erwarten?
Überschütten Sie ihn mit allen Erdengütern, versenken Sie ihn in Glück bis über die Ohren,
bis über den Kopf, so daß an die Oberfläche des Glücks wie zum Wasserspiegel nur noch Bläschen aufsteigen, geben Sie ihm ein pekuniäres Auskommen, dass ihm nichts anderes zu tun übrigbleibt, als zu schlafen, Lebkuchen zu vertilgen und für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen — so wird er doch, dieser selbe Mensch, Ihnen auf der Stelle aus purer Undankbarkeit, einzig aus Schmähsucht einen Streich spielen.
Er wird sogar die Lebkuchen aufs Spiel setzen und sich vielleicht den verderblichsten Unsinn wünschen, den allerunökonomischsten Blödsinn, einzig um in diese ganze positive Vernünftigkeit sein eigenes unheilbringendes phantastisches Element beizumischen. Gerade seine phantastischen Einfälle, seine banale Dummheit wird er behalten wollen …“

Fjodor Michailowitsch Dostojewski, Aufzeichnungen aus dem Kellerloch

Hi Hi:))) ich glaube, da ist etwas wahres dran. Postive und negative Gefühle müssen zueinander im Wechsel stehen?.

Mir persönlich reicht schon das Gefühl der Zufriedenheit oder auch Seelenfrieden, ohne grossartige Hochs (macht mich dann meist schlaflos)

Herzlichst
Kayen
 
Ein Stück zum Einschlafen:
Bach und die schlaflosen Nächte des Grafen Keyserlingk

Endlich schlafen! Danach sehnt sich Herrmann Reichsgraf von Keyserlingk, denn er tut nachts kein Auge mehr zu. Nichts hilft gegen seine Schlaflosigkeit: weder heiße Fußbäder noch warmer Kakao!

Da kommt ihm die rettende Idee: Musik lautet die Lösung. Die Musik soll ihm beim Einschlafen helfen und ihn von seinen Qualen befreien. So beauftragt der musikbegeisterte Graf Keyserlingk den berühmten Komponisten Johann Sebastian Bach, für ihn "ein Stück zum Einschlafen" zu schreiben. Zu dieser Zeit ist Johann Sebastian Bach bereits ein alter Meister. Er lebt mit seiner Großfamilie in Leipzig und leitet dort den Thomas-Chor.

Bach und die schlaflosen Nchte des Grafen Keyserlingk | Musik und Geschichten | BR-Kinderinsel
 
Windpferd:

Zitat
Freilich fehlt noch ein sehr bedeutendes Werk von einem der größten Komponisten, das gezielt gegen Schlaflosigkeit komponiert wurde. Dreimal dürft Ihr raten. Ich stell's einfach demnächst mal in Eueren Lärm rein, sobald ich Zeit hab.


Hallo Windpferd,

habe ich richtig geraten?




Müde Grüße, Miglena
 
Glück ist zuhause anzukommen.:)

Hier zwar keine heavy metall, sondern die Gruppe Haudegen:) von denen man so ein leises Lied garnicht vermutet. Schön ist es die Worte zu hören.



Liebe Grüssis von Kayen
 
Liebe Kayen:kiss:

ich hatte nun beim Hören Gänsehaut und wurde zurückversetzt in meine bisher glücklichste Zeit.

Ähnliche Worte fand mein Mann als wir uns wiederfanden und wir endlich angekommen waren.

Ich weiß, wie sich Glück anfühlt.

Liebe Grüße von Wildaster
 


Robert Schumann (1810 - 1856)
Kinderszenen op. 15 (1835)
Wladimir Horowitz (1903 - 1989)

1. Von fremden Ländern und Menschen
2. Kuriose Geschichte
3. Hasche-Mann
4. Bittendes Kind
5. Glückes genug
6. Wichtige Begebenheit
7. Träumerei
8. Am Kamin
9. Ritter vom Steckenpferd
10. Fast zu ernst
11. Fürchtenmachen
12. Kind im Einschlummern
13. Der Dichter spricht​
 
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KRISTALL​

Nicht an deinen Lippen suche meinen Mund,
nicht vorm Tor den Fremdling,
nicht im Aug die Träne.

Sieben Nächte höher wandern Rot zu Rot,
sieben Herzen tiefer pocht die Hand ans Tor,
sieben Rosen später rauscht der Brunnen.
(Paul Celan)​
 
Es gibt dich

Dein Ort ist
wo Augen dich ansehn.
Wo sich die Augen treffen
entstehst du.

Von einem Ruf gehalten,
immer die gleiche Stimme.
Es scheint nur eine zu geben,
mit der alle rufen.

Du fielest,
aber du fällst nicht.
Augen fangen dich auf.

Es gibt dich
weil Augen dich wollen,
dich ansehn und sagen,
dass es dich gibt.

* * *

Wer es könnte

Wer es könnte
die Welt
hochwerfen
dass der Wind
hindurchfährt.

* * *

Nicht müde werden

Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.
(Hilde Domin, 1909 - 2006)​
 


Die letzte Komposition von Richard Strauss (1864 - 1949), ein Jahr vor seinem Tod. Das dritte der "Vier letzten Lieder". (Das vierte - "Im Abendrot" nach Eichendorff - ist etwas früher entstanden.)


Beim Schlafengehen

Nun der Tag mich müd gemacht,
soll mein sehnliches Verlangen
freundlich die gestirnte Nacht
wie ein müdes Kind empfangen.

Hände, laßt von allem Tun,
Stirn, vergiß du alles Denken,
alle meine Sinne nun
wollen sich in Schlummer senken.

Und die Seele unbewacht
will in freien Flügen schweben,
um im Zauberkreis der Nacht
tief und tausendfach zu leben.
(Hermann Hesse)​
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
"Daß das weiche Wasser in Bewegung
mit der Zeit den harten Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt."

(Bert Brecht: Legende von der Entstehung
des Buches Taoteking auf dem Weg
des Laotse in die Emigration)



Aber es geht nicht um Siegen
sondern darum
dass Wasser überhaupt ist,

daß es Wasser bleibt,
in Bewegung und weich -

Das wäre ein Sieg.​
WP
 
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