Die Vertreibung aus dem Paradies der Glückseligkeit?
Es macht mir Spaß in meinem Zauberbuch die Türen weiter zu öffnen und neue Zusammenhänge zu entdecken.
Auf der Suche nach Veröffentlichung von Joachim Bauer, dem Autor des Buches “"Prinzip Menschlichkeit - Warum wir von Natur aus kooperieren”, aus dem Kirsten Loesch in “Das Lächeln des Universums” wichtige Schlüsse zieht, habe ich ein anderes Buch von ihm entdeckt und gleich eine Buchbesprechung dazu. Dieser
Artikel von Stefan Schlögl macht mir auch gleich sehr viel Freude.
Joachim Bauer zieht in seinem Buch “Schmerzgrenze - Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt” gegen den Mythos des Aggressiontriebes (Freud) zu Felde. Dieser soll als im Menschen innewohnender “Todestrieb” Ursache von Aggression, Krieg, Menschenverachtung sein.
Der Autor erklärt Aggression als “ein diffizil arbeitendes Reaktionsprogramm auf Bedrohungen durch die Außenwelt”, wobei der körperliche Schmerz und die Ausgrenzung aus der Gemeinschaft gleichermaßen Reaktionen im Schmerzzentrum des Gehirn auslöst.
Nicht der Tötungstrieb sei der Erfolgsgarant der Evolution gewesen, sondern vielmehr das Prinzip der Kooperation.
Das ursprüngliche Paradies stellte sich offenbar so dar, dass kleine friedliche Gemeinschaften, die auf Gleichberechtigung (auch der Geschlechter) und führerlosesm Zusammenwirken basierten, eine bessere Überlebensmöglichkeit boten.
Im Zuge der Entstehung großer hierarchischer Gemeinschaften, der Entstehung von Eigentum, welches Neid, Eifersucht und Krieg nach sich zog, endete diese Kultur. Die Vertreibung aus dem Paradies vollzog sich also mit dem Beginn der Ungerechtigkeit.
Mit der zunehmenden Entfremdung war nun - quasi systembedingt - "das Böse" in der Welt. Eine fatale Entwicklung, der die Menschheit mit der Institutionalisierung von Gemeinschaftserlebnissen begegnete, besser bekannt als Religion und Moral. Doch beide sind bloß Solidaritäts-Generika mit schweren Nebenwirkungen: Die Geschichte ist voller Beispiele dafür, dass Religionen per se nicht dazu geeignet ist, dem "Guten" zum Sieg zu verhelfen. Moralsysteme hingegen, so Bauer, dienen zwar der Ausbildung einer Wertegemeinschaft, markieren aber meist eine scharfe Grenze zwischen dem eigenen und einem fremden Kulturkreis.
Als den gefährlichsten Spaltpilz der Menschheit des 21. Jahrhunderts identifiziert der Autor nicht zuletzt den "Raubtierkapitalismus". Das Streben nach Gewinn führt zu einer sozialen Segementierung und einer als schmerzhaft erlebten Ausgrenzung aus der Gesellschaft. "Wir spüren die gefährlichen Folgen des als "Ökonomismus" bezeichneten Versuchs, die Herrschaft des ökonomischen Prinzips über das "Prinzip Menschlichkeit" zu stellen", lautet ein Fazit von Joachim Bauer im letzten Kapitel.
“Die Chancen für die Selbstzerstörung des Menschen stehen nicht schlecht", so lautet wohl der erste Satz des Buches. Haben wir mit der Entfremdung auch unser intuitives Herzdenken verloren, frage ich mich.
Wenn aber erkannt wird, dass nicht das "Das egoistische Gen" (eines Richard Dawkins), oder das Darwinsche Recht des Stärkeren das “evolutionäre Erfolgsmodell der Spezies Mensch” darstellte, “sondern Intelligenz, weitgehender Egalitarismus, Geschlechterparität und vor allem Kooperation, also die Bildung von Gemeinschaften”, dann könnte dieses kooperative (Liebes-) Gen ja vielleicht doch noch Erfolg haben.
Ich bin halt unverbesserlich zuversichtlich was die menschliche Erkenntnisfähigkeit angeht.
Lieber Gruß

LieberTee