Hallo,
scheinbar gibt es jetzt Unterstützung aus der Wissenschaft, auffällig häufig ist bei Reizdarmpatienten dieser Biofilm gesichtet worden, bei Gesunden jedoch nur in wenige Fällen.
Die Entfernung des Biofilms soll derzeit mit einer "Spritzpistole" erfolgen und nach weiteren Möglichkeiten wird gesucht:
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Ein Reizdarm kann bisher mit den vorhandenen Methoden nur im Ausschlussverfahren diagnostiziert werden. Meistens suchen Betroffene erst dann ärztliche Hilfe, wenn sie starke Beschwerden haben, wie Durchfall oder Verstopfung sowie Bauchschmerzen und veränderten Stuhl.
ForscherInnen der Universitätsklinik für Innere Medizin III und der Universität Wien konnten nun nachweisen, dass ein Reizdarmsyndrom zumeist dann vorliegt, wenn im Darm endoskopisch sichtbare bakterielle Biofilme vorhanden sind.
„Damit ist es uns erstmals gelungen, eine Ursache des Reizdarmsyndroms aufzuzeigen und gleichzeitig auch zu zeigen, wie man diese Erkrankung besser beurteilen, klassifizieren und einschätzen kann“, sagt Christoph Gasche, Leiter des Labors für Molekulare Gastroenterologie sowie Leiter der vom Wissenschaftsfonds FWF und WWTF geförderten Studie, die in Kooperation mit dem MedUni Wien-Mikrobiologen Athanasios Makristathis, David Berry und Markus Muttenthaler (Universität Wien) sowie Timo Rath (Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen) entstanden ist.
Betroffen von den bakteriellen Biofilmen sind demnach vor allem Menschen, die ein Ungleichgewicht der Bakterienflora im Darm aufweisen und im Verlauf ihres bisherigen Lebens viele Medikamente eingenommen hatten. Eine interessante Untergruppe betrifft auch PatientInnen, die bereits Organtransplantationen hinter sich haben. Gasche erklärt: „Bestimmte Medikamente, wie Protonenpumpeninhibitoren, können die Balance des bakteriellen Ökosystems stören. Die Bakterien geraten in einen Überlebenskampf. Um diesen Stress besser auszuhalten, schließen sie sich sicherheitshalber zusammen und bilden Biofilme, eine Art Schutzraum, der sie gegenüber Antibiotika und anderen Umweltgiften resistent macht.“
Insgesamt wurden in einer multizentrischen Studie mehr als 1000 Darmspiegelungen durchgeführt, zwei Drittel jener Personen, die Symptome eines Reizdarms zeigten, hatten Biofilme im Dünn- und oder Dickdarm. Aber auch bei einem Drittel der PatientInnen mit Colitis ulcerosa finden sich diese mukosalen Biofilme.
Diese bakterielle Matrix, die netzförmig oder auch flächig auftreten kann, klebt wie eine dünne Schicht auf der Darmschleimhaut und beeinträchtigt deren Funktionen und damit auch jene des Darms stark. „Bisher hatte man bei den Untersuchungen immer angenommen, dass es sich bei diesem klebrigen Film um Rückstände von Verunreinigungen des Darms handelt, die schwer zu beseitigen waren“, sagt Gasche. „Jetzt konnten wir aber nachweisen, dass hier die Matrix von Bakterien klebt.“ Für die Hauptautoren der Studie Maximilian Baumgartner und Michaela Lang eine revolutionäre Entdeckung, gleichzusetzen „mit der Entdeckung des Stäbchenbakteriums Helicobacter pylori, die das Magenmilieu nachhaltig verändern“.
Biofilme als neues Charakteristikum von Reizdarmsyndrom
In vielen Fällen können diese Biofilme im Dickdarm mit einer endoskopischen „Spritzpistole“ weggespült werden. Zukünftige Studien werden zeigen ob die Betroffenen dadurch beschwerdefrei werden. Biofilme im Dünndarm, die auch häufig vorkommen, können damit allerdings (noch) nicht beseitigt werden. Daher forschen die MedUni Wien-ExpertInnen bereits in einem neuen, vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds WWTF geförderten Projekt daran, wie man auf Basis der nun gewonnenen Erkenntnisse über die Biofilme diese künftig vielleicht generell entfernen oder sogar vermeiden kann. Eine Folgerung lassen die jetzt gewonnenen Studienergebnisse aber bereits zu: „Biofilme spiegeln ein Ungleichgewicht der Darmflora wider, könnten die Symptome von Reizdarmpatienten erklären und somit neue Therapieansätze ermöglichen“, so die ForscherInnen.
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Quelle: biermann-medizin.de/reizdarmsyndrom-auf-basis-von-mukosalen-biofilmen-erstmals-endoskopisch-identifizierbar/
und
https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/im-falschen-biofilm/
und hier die wissenschaftliche Arbeit
https://www.gastrojournal.org/article/S0016-5085(21)03138-3/fulltext