"Die Blutwertlüge" von Myriam Muhm

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ISBN: 3958900542


Zu diesem Buch - zum Thema Eisenwerte:

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Dieses Buch beschäftigt sich mit der Sinnhaftigkeit verschiedener Laborwerte bzw. von Referenzbereichen. In einem umfangreichen Kapitel widmet sich die Autorin auch dem Thema Eisen. Bekanntlich ist Eisen ein sehr wichtiges Spurenelement, das an ca. 180 Körperfunktionen beteiligt ist. Allzu oft wird Eisen zur Beurteilung der Eisenversorgung immer noch im Serum bestimmt. Diese Bestimmung ist aber denkbar ungeeignet zur Beurteilung des Eisenstatus, da die Eisenkonzentrationen auch erheblichen tageszeitlichen Schwankungen unterliegen.

Die Bestimmung von Ferritin eignet sich sehr viel besser zur Beurteilung des Eisenstatus, allerdings sind hier die üblichen Normbereiche das größte Problem. Für Frauen wird häufig ein Ferritinwert von 15 bis 150 µg/l und bei Männern von 30 bis 400 µg/l als normal erachtet. Der untere Grenzwert dürfte deutlich zu niedrig angesetzt sein. Es ist z.B. bekannt, dass psychische Symptome wie Abgeschlagenheit, Lethargie, Burn-out oder Konzentrationsstörungen durchaus schon bei einem Ferritinwert von 50 µg/l oder sogar schon bei 75 µg/l auftreten können.

Der Hämoglobinwert ist kein Maßstab für einen Eisenmangel. Selbst bei einem Ferritinwert von 25 µg/l liegt noch bei 86 Prozent der Patienten das Hämoglobin im normalen Bereich, obwohl viele Patienten auch ohne Anämie unter Beschwerden leiden.

In manchen Leitlinien, wie z.B. der European Crohn´s and Colitis Organisation, wird inzwischen eine Ferritinkonzentration von 100 µg/l als Eisenmangel definiert.

Beim Restless-Legs-Syndrom sollte unbedingt ein Ferritinwert von über 50 µg/l angepeilt werden. Es gibt zahlreiche Erfahrungsberichte, dass z.B. Eiseninfusionen bei Ferrtinwerten zwischen 25 und 50 µg/l zu einer deutlichen Besserung des Allgemeinbefindens führen.

Die Autorin des Buches weist insbesondere auch darauf hin, dass Eisen eine wichtige Aufbauquelle für das Gehirn darstellt. Ein Eisenmangel in der frühen Kindheit ist häufig eine Ursache für eine gestörte Entwicklung kognitiver Fähigkeiten. Wenn dieser Eisenmangel übersehen wird, kann dies auch zu bleibenden Hirnleistungsstörungen führen.

Interessant sind auch die Bemerkungen über Eisenverwertungshelfer. Am meisten bekannt ist sicherlich, dass Vitamin C die Eisenaufnahme verbessert. Aber auch Vitamin A ist wichtig, es erleichtert die Mobilisierung von Eisen aus den Speicherorganen. Neueste Studien haben auch gezeigt, dass Vitamin D für den Eisenstoffwechsel wichtig ist. Vitamin D vermag die Ausschüttung von Hepcidin zu vermindern. Hepcidin ist ein Regulatormolekül für den Eisenstoffwechsel. Hohe Hepcidinkonzentrationen vermindern die Eisenaufnahme über den Darm. Bereits eine zu geringe Vitamin-B2-Zufuhr kann den Eisenstoffwechsel negativ beeinflussen.

Insgesamt ist ein Eisenmangel auch in Europa sehr viel häufiger als man denkt. Es sei nochmals betont, dass der Ausschluss einer Eisenmangelanämie nicht bedeutet, dass der Patient ausreichend mit Eisen versorgt wäre.
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Quelle: Newsletter von Diagnostisches Centrum für Mineralanalytik und Spektoskopie DCMS

Grüsse,
Oregano
 
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