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Was ist ein Darm*ver*schluss?
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Beim Darmverschluss ist die Durchgängigkeit des Darms gestört. Der Stuhl wird nicht mehr weiter transportiert und staut sich auf.
Der Darmverschluss gehört als akuter Notfall zu den gefährlichsten und lebensbedrohlichsten Krankheitsbildern des Magen-Darm-Trakts und erfordert eine schnelle Behandlung. Häufig ist eine sofortige Operation notwendig.
Welche Beschwerden macht ein Darmverschluss?
Ein Darmverschluss kann mit uncharakteristischen Beschwerden wie Übelkeit, Aufstoßen, Blähungen, Erbrechen, und Bauchschmerzen beginnen. Begleitend können Fieber und ein schneller Puls auftreten. Es ist aber auch ein plötzlicher Beginn möglich. Zudem können anfangs Durchfälle oder blutiger Stuhlgang auftreten.
Ist der Darmverschluss voll ausgeprägt, gehen weder Winde noch Stuhlgang ab. Die Betroffenen leiden meistens unter heftigen kolikartigen Bauchschmerzen und können sogar Kot erbrechen.
Welche Ursachen gibt es für einen Darmverschluss?
Die Ursachen für einen Darmverschluss sind vielfältig.
Man unterscheidet einen Darmverschluss, der durch eine Darmlähmung verschiedenster Ursache entstanden ist, von einem Darmverschluss, der durch ein Passagehindernis im Darmlumen, wie zum Beispiel einen Tumor oder eine narbige Einziehung der Darmschlinge, bedingt ist.
Bei Neugeborenen handelt es sich in der Regel um angeborene Darmfehlbildungen, die operiert werden müssen. Es kann auch sein, dass der erste kindliche Stuhlgang den Darm verstopft und zum Darmverschluss führt. Kann diese Verstopfung nicht durch Anspülen des Darms gelöst werden, muss auch in diesem Fall eine Operation erfolgen.
Bei Kleinkindern ist eine häufige Ursache für einen Darmverschluss eine Darmeinstülpung, das heißt, ein Darmabschnitt schiebt sich teleskopartig in den angrenzenden Abschnitt. Gelingt es durch Einläufe nicht, diese Einstülpung zu lösen, muss operiert werden.
Bei Erwachsenen gibt es die unterschiedlichsten Ursachen für einen Darmverschluss. So kann es zu einer Darmeinengung aufgrund von Verwachsungen (vorangegangene Bauchoperation), eingeklemmten Bauchwandbrüchen (Hernien), eingeklemmten Kotballen oder Fremdkörpern sowie aufgrund von gutartigen oder bösartigen Neubildungen (Tumoren) kommen.
Darmverschlüsse in Höhe des Dünndarms sind in der Hälfte der Fälle durch Verwachsungen bedingt. Und Darmverschlüsse in Höhe des Dickdarms sind zu 60 Prozent durch bösartige Neubildungen verursacht.
Eine Darmlähmung kann im Rahmen einer Vergiftung - durch Medikamente, verdorbene Speisen oder Alkohol - oder einer Bauchfellentzündung auftreten.
Weitere Ursachen für einen paralytischen - also durch eine Darmlähmung bedingten - Ileus können Durchblutungsstörungen bis hin zum Verschluss der versorgenden Blutgefäße des Darms sein. Hormonelle Störungen während einer Schwangerschaft können zum Darmverschluss führen, ebenso neurologische oder internistische Grunderkrankungen (zum Beispiel Diabetes mellitus).
Nach einem Wirbelbruch tritt häufig reflektorisch ein vorübergehender Darmverschluss auf.
Auch nach Operationen kann ein Darmverschluss auftreten.
Wie wird ein Darmverschluss festgestellt?
Beim Darmverschluss handelt es sich um ein potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild. Daher ist eine sofortige stationäre Aufnahme zur Abklärung der Ursache und zur entsprechenden Behandlung erforderlich.
Wichtige Hinweise auf einen Darmverschluss geben die geschilderten Symptome und Beschwerden. Wesentliche Informationen erhält der Arzt bei der Erhebung der Patientengeschichte (Anamnese), zum Beispiel über vorausgegangene Bauchoperationen, Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Durchblutungsstörungen, Medikamenteneinnahme, Lebensgewohnheiten und vieles mehr.
Anschließend nimmt der Arzt eine gründliche körperliche Untersuchung vor. Er tastet den Bauch vorsichtig ab und prüft, ob der Bauch hart, schmerzhaft und abwehrgespannt ist und ob er Knoten oder prallgefüllte Darmschlingen fühlen kann. Mit dem Stethoskop überprüft er dann die Darmgeräusche. Bei einem mechanischen Darmverschluss können zu Beginn sehr rege Darmgeräusche im Abschnitt vor dem Verschluss vorkommen, wohingegen bei einem durch eine Darmlähmung verursachten Darmverschluss (paralytischen Ileus) gar keine Darmgeräusche zu hören sind. Diese Totenstille im Bauch ist ein Zeichen dafür, dass der Darm sich nicht mehr bewegt - in der Fachsprache: keine Peristaltik hat - und den Speisebrei demnach auch nicht weitertransportiert.
Bei Verdacht auf einen Darmverschluss ist es wichtig, dass der Patient nichts mehr isst oder trinkt.
Weitere wichtige Untersuchungen sind die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) und eine Röntgenaufnahme des Bauches. Blut wird abgenommen, um bestimmte Parameter zu analysieren. Zum Teil dienen diese Untersuchungen auch schon der Operationsvorbereitung.
Die Ursache des Darmverschlusses ist oft schwierig festzustellen. Hierzu sind unter anderem Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmittel, Schichtaufnahmen des Bauches (Computertomografie und Kernspintomografie), Untersuchungen der Blutgefäße mit Ultraschall oder Magen- und Darmspiegelungen notwendig. Manchmal klärt sich die Ursache für den Darmverschluss auch erst während der Operation.
Wie wird ein Darmverschluss behandelt?
Die erste Maßnahme bei einem Darmverschluss ist die Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr über einen Tropf.
Gelingt es nicht, den Darmverschluss durch Gabe von Medikamenten oder durch Einläufe zu lösen, muss eine Operation erfolgen. Wie die Operation durchgeführt wird, hängt von der auslösenden Ursache ab. Bei einem Darmverschluss eröffnet man in der Regel den Bauch über einen Bauchschnitt, um einen großen Bereich einsehen zu können.
Wie bei jeder Operation, so gibt es auch bei allen Eingriffen zur Behandlung eines Darmverschlusses Risiken und Komplikationen. Als Grundsatz gilt: Je umfangreicher die Operation und je mehr Gewebe und Darmabschnitte entfernt werden müssen, desto mehr Komplikationen und Beschwerden können auftreten.
Es kann bei der Operation zu Verletzungen von anderen Organen, von Nerven und Blutgefäßen kommen, die Blutungen und Nachblutungen nach sich ziehen können. Infektionen, vor allem im Bereich der Wunde, sind möglich. Schlimmstenfalls führt dies zu einer Blutvergiftung (Sepsis). Blutgerinnsel, also Thrombosen und Embolien, kommen selten vor. Nach der Operation können Verwachsungen entstehen, die ihrerseits wieder zu Darmverschlüssen führen können. Besonders bei sehr dicken Patienten kann die Naht aufreißen. Zudem kann es zu einer Entzündung des Bauchfells kommen und Teile des Darms können absterben. Der Flüssigkeitsverlust des Körpers, zu dem es bei einem Darmverschluss kommt, kann zu einem Kreislaufschock führen.
Über die Risiken der Narkose klärt vor der Operation ein Narkosearzt, der Anästhesist, auf. Er bespricht mit dem Patienten dessen individuelles Risiko und die Narkose wird dementsprechend angepasst.
Nach der Operation wird der Patient in der Regel bis zu fünf Tage über einen Tropf ernährt. Die Nahrungszufuhr auf dem natürlichen Weg kann erst wieder beginnen, wenn der Darm sich erholt hat und die normale Darmbeweglichkeit wiederhergestellt ist, also wenn der Betroffene seinen ersten Stuhlgang hatte. Der sogenannte Kostaufbau erfolgt langsam, er beginnt mit Tee und über Tage wird der Patient an festere Nahrung herangeführt.
Wie kann man einem Darmverschluss vorbeugen?
Einem Darmverschluss lässt sich nur bedingt vorbeugen. Dazu ist es wichtig, auf einen regelmäßigen Stuhlgang zu achten und auf Speisen zu verzichten, die schwer verdaulich sind.
Besonders häufig kommt es nach Operationen im Bereich des Bauches zu Darmverschlüssen. In einem solchen Fall spricht man von einem postoperativen Ileus. Nach einer derartigen Operation sollte man besonders auf mögliche Hinweise für einen Darmverschluss achten und bei auftretenden Symptomen (zum Beispiel Bauchschmerzen, fehlender Stuhlgang oder Erbrechen) sofort einen Arzt aufsuchen.
Autor: Dr. med. Martina Modrack; Dr. med. Dirk Nonhoff
Datum der Veröffentlichung: 22.03.2019