Aufgeben = Suizid ist ziemlich unhaltbar. Jeder Mensch hat einen biologischen starken Überlebenstrieb, den kann man nicht einfach aufgeben. Entweder man kann einen Suizid = Freitod kultivieren, dazu muss man aber innere Stärke zückten, oder das Leid überwindet den Selbsterhaltungstrieb. Ist das irreversibel, gibt man das Leid auf, die wenigsten schaffen es, einen Freitod ohne massiven Leidensdruck zu kultivieren, da mag das aufgeben ggf zutreffen, aber es pauschal auf alle zu werfen ist frei von jeder Logik.
Es gibt ein schönes Zitat zum Thema, darin heißt es, der Suizid oder Freitod, ist das töten des Selbst in einer Welt in der es nicht mehr existieren kann, wer also ist der Selbstmörder. Oder so ähnlich. Wenn jemand mit Alzheimer Diagnose sich gegen das Leben entscheidet, dann weil sein Selbst in der Krankheit nicht mehr leben kann. Insofern hat das weiterleben aus Angst vor dem Tod nichts mit mutig kämpfen wie bei manchen schweren Krankheiten zu tun, sondern mit Willensschwäche. Ich kenne viele Kranke die sterben wollen, aber behaupten ihnen fehlt der Mut. Einige sind schon gestorben. Geholfen hat man aber keinen von denen, obwohl sie es überall versuchten. Mal sind es psychische Umstände, mal körperliche Schmerzen.
Eine Mutter hat kein ethisches Anrecht darauf, dass sich Kinder nicht selbst töten. Wenn man Kinder in die Welt setzt, muss man damit rechnen, dass diese den Lebenswillen verneinen können. Wenn man das mental nicht ertragen kann, dann darf man keine Mutter/ kein Vater werden. Da habe ich sicher kein schlechtes Gewissen oä. Insb dann, wenn einem nicht geholfen wird, das Leid zu mindern. Kinder sind nicht Eigentum von Eltern. Einen Menschen von einem Effekt Suizid abzuhalten ist ok, aber nicht von einen Bilanzsuizid.
Ich kenne Eltern die die Patientenverfügung der Kinder aufgehoben haben, um sie mit allen Mitteln, bei massiven Schmerzen, am Leben zu halten. Das finde ich schon krank, aber nicht von den Kindern, sondern den Eltern und ist im Prinzip eine sadistische Handlung. Es ist nichtmal schwer, eine Patientenverfügung aufzuhaben, wenn man weiß wie.
Zum Thema habe ich ein Interview gesehen mit einer Frau mit 2 Kinder, diese hatte dem Kind vorgeworfen aufzugeben und es wäre schwach sich zu töten, als das Kind dann den Suizid durchzogen, hielt es die Mutter auch nicht mehr aus. Und ... das wäre auch ok, nur hatte die Mutter noch ein Kind, was sich dann auch umbrachte. In dem Fall hat nicht das Kind die Schuld, die die Kaskade ausgelöst hat, sondern die Mutter, da die Mutter, im Vergleich zu dem Kind, gegenüber dem noch lebenden Kind eine Verpflichtung gehabt hätte, zumindest bis es selbst erwachsen ist. Aber dass die Mutter dem Kind gegenüber was einfordert, was diese dann selber nicht halten kann, zeigt sehr gut, leider, wie das mit dem urteilen über andere ist, wenn man die Situation selbst nicht kennt.
PS: Zum Thema aufgeben. Das wird ja gerne mit Willensschwäche gleichgesetzt, was aber völlig falsch ist. Habe ich ne Kugel im Krieg abbekommen, dann gebe ich die Schmerzen durch diese gerne auf, indem ich mir die Kugel notfalls selber mit einem Messer rausschneide. Das tut sau weh, aber lieber einmal durch höheren Schmerz, dafür dauerhaft schmerzfrei. Hier gibt man auch was auf, aber das aufgeben erfordert Willenskraft. Es ist also immer die Frage, was gebe ich auf, Schmerz, oder Lebensfreude. Schmerz aufzugeben ist ganz natürlich, jeder mit Zahnschmerzen gibt diese gerne auf, warum dann nicht anderen Schmerz aufgeben?