Huhu,
Könnt ihr mir bitte erklären, wie die Vitamin-C-Hochdosistherapie im Grammbereich funktioniert, wenn alles über 500 mg vom Körper ausgeschieden wird?
ich hab mich das vor rd. 10 Jahren auch gefragt. Nachfolgend ein paar Ideen, eventuell findest Du mit den Hinweisen auch brauchbare/aktuelle Quellen.
Mal ein paar Basics:
die meisten Säugetiere können ihren C Bedarf über ihre Nieren synthetisieren. Im Bedarfsfall „schießt“ die Produktion auf ein Vielfaches vom „Normal-/Ruhebedarf“ rauf. Die Nieren erzeugen das C und sind es gewohnt damit umzugehen – es wird auch laufend viel C ausgeschieden und natürlich auch auf dem Weg ein möglichst hoher C Spiegel aufrecht erhalten. Phagozyten (wichtig für die Immunabwehr) geben Vollgas, wenn der C Level passt.
(Ich vermute, das ist das was man beim Erreichen der „Darmtoleranz“ spürt – der Körper räumt im Turbotempo auf.)
Den „Turbo-Effekt“ versucht man beim Menschen (der ja die Fähigkeit sein C selbst zu produzieren verloren hat) mit Hilfe diverser Hochdosistherapien zu erreichen.
Wollte man das Maximum rausholen und „so nah es geht“ am Vorbild Säugetier seinen C Bedarf decken, müsste man 24/7 C zu sich nehmen. Geht natürlich nicht. Daher versucht man zumindest die Einnahmeintervalle möglichst kurz zu halten. Je kürzer, desto besser (alle 10 Min, alle 15 Min, alle 30 Minuten...). C hat sehr kurze Halbwertszeiten und eine sehr schnelle Ausscheidungsraten. Daher machen Messungen innerhalb von (glaub ich) 15-30 Min nach der Aufnahme Sinn um den maximalen Spiegel zu ermitteln (kann auch 1 Stunde sein. Auf alle Fälle relativ kurz, wenn wirklich was brodelt im Körper. Nach ca. 4 Stunden ohne weitere Einnahme ist „nichts“ mehr da – Symptome kommen zurück). Zu „nichts mehr da“ - ein „Anti-Skorbut-Level“ wird vom Körper so lang wie möglich aufrecht erhalten. Aber da ist der Körper im massiven C-Sparmodus. Also nur Erhaltung, nicht Reparatur.
Orale Aufnahme von Ascorbinsäure hat ihre Grenzen, dürfte aber der Versorgung von Säugetieren recht nah kommen. Höhere Spiegel (die wiederum ganz eigene Effekte haben) können iV bzw. oral auch mittlerweile mit liposomalem C erreicht werden. (je nach Quelle wird mal iV mal liposomal als potenter genannt, bzw. beide als gleichwertig gesehen. Mir fehlt der neueste Stand).
Sehr gute Erfahrungen habe ich aktuell mit timereleased Presslingen. Vom Gefühl her liegen die von der Wirkung her einiges über „normaler“ Ascorbinsäure. Ascorbinsäure wird sehr schnell verstoffwechselt – Mundhöhle, Speiseröhre, Magen – und schon im Kreislauf.
Presslinge geben bis zum Darm ihr C ab und man hat den 24/7 Effekt ohne ständig für Nachschub sorgen zu müssen (es reicht also wenn man z.B. 1x/Stunde eine „Ladung“ einnimmt). Ich vermute dadurch gibt es eine bessere/stärkere Wirkung.
Individuell kann man nur schauen, ob die orale Einnahme von Ascorbinsäure oder Presslingen ausreicht. Wenn nicht, dann ist es mM nach auf alle Fälle auch ein Versuch mit liposomalem oder iV wert.
Beim liposomalen seh ich als Nadelöhr, dass (zumindest mir) übel wird vom Fett, wenn ich mal wirklich krank bin. Äh klar, Körper versucht zu fasten um heilen zu können und dann kommt eine Fettbombe...
Soweit mal die „Theorie“ und ein paar Erfahrungen im Hintergrund.
***
Mal zu Deinen Links:
es ist 3x die selbe Studie auf die sie sich Deine Links berufen – einfach nur unterschiedliche Passagen. Somit - „Überraschung“
- immer die gleichen Ergebnisse.
Kurze Zusammenfassung der EINEN Studie, damit wir die gleiche Basis haben:
1ne Studie, unterschiedliche Stellen,
1996 erstmals publiziert,
7 junge GESUNDE Männer; 19-29J,
die im Spital über 4-6 Monate isoliert waren.
Dort hat man C (über Nahrung) gegen 0 runtergefahren und dann jeweils in 30mg Schritten rauf dosiert.
C Einnahme erfolgte 2x/Tag, also alle 12 Stunden (bzw. scheint es auch da Variationen gegeben zu haben? Im 3 Link sind pdf Seiten, da stehen ev. Weitere Details die mir entgangen sind).
Messungen:
Sobald bei den Messungen keine Änderungen mehr waren, ist man mit der Tagesdosis um jeweils 30mg rauf gefahren.
Je höher die Einzeldosis, desto mehr wurde %uell ausgeschieden.
Mein Konklusio aus dem Gelesenen: je höher die Einzeldosis, desto geringer die (prozentuelle) Resorption. Dazu haben wir im anderen C Thread („C für und wider“) eine hübsche Tabelle die zeigt wie viel bei z.B. 100mg vs. 10 Gramm aufgenommen wird (inkl. einiger Zwischenschritte).
Und ja, Aufnahme ist nicht linear. Das ist „allgemein“ bekannt bei der C Hochdosis. Aber ein "Grenznutzen" ist meines Wissens immer gegeben.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals von „alles über 500mg“ wird ausgeschieden gelesen zu haben. Das lese ich aus der verlinkten Studie auch nicht raus. Sie sagen nur „declined“.
Generell hat die Studie aus meiner Sicht folg. methodischen Schwachstellen: zu große Einnahmeintervalle (12 Stunden) und es ist nicht ersichtlich wann gemessen wurde. (nach Minuten? Nach Stunden?). Vom Ergebnis her vermute ich, dass einige Stunden zwischen Einnahme und Messung lagen (nach ca. 4 Stunden ist der Körper wieder im „C-Notprogramm“ und hortet das C auf einem Basislevel. Das könnte die „uniformen“ C-Spiegel erklären).
Der maximal gemessene Plasmaspiegel kommt mir sehr niedrig vor (Erklärung siehe vorigen Absatz). Ich hab ihn (oral) um einiges höher in Erinnerung. Bin da aber nicht mehr auf dem aktuellen Stand. (aber 1996 ist ja auch schon recht alt..)
Mein Fazit: eine andere Fragestellung bei der Recherche müsste helfen.
z.B. Welchen Plasmaspiegel kann man oral maximal erreichen (und wie geht das).
Also ist die Frage: was willst du erreichen? Genügt da der maximale, orale Spiegel oder braucht es mehr?
Recherchestartpunkte:
Du findest unter
Vitamin C Foundation die Vitamin C Hochdosis-Ärzte. Sie haben (zumindest meines Wissens) keine „richtigen Hochdosis“ (große Gruppen, placebokontolliert) „hinter“ sich. Aber einen reichen Schatz an 70J+ Case studies (Fallstudien. Also gut dokumentiertet Einzelfälle). Manches findet man auf der Webseite, manches in ihren Büchern (z.B. Levy, Klenner).
Alles Gute!
togi